Tourwoche

Tag 52 (01.08.2022)

  29 °C

In Bratislava hat uns ein dicker Sturzregen kalt erwischt und mit pitschnassen Hosen wollten wir dann doch nicht noch durch die halbe Stadt und sind stattdessen zum eigentlich für den nächsten Tag geplanten Campingplatz gefahren.

Das bisschen von der Altstadt von Bratislava, das Nik gesehen hat, war sehr schön herausgeputzt.

DIe Raftinganlage neben dem Campingplatz war beeindruckend und wurde bis spät abends rege zum Training genutzt.

© OpenStreetMap

Von Petronell-Carnuntum nach Cunovo

47,6 Kilometer
176 Minuten
120 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es gab an diesem Tag ein letztes Mal Leberkäs, lecker! Dann fuhren wir in Bratislava ein. Wir machten direkt eine Pause und genossen etwas Eis. Dann zogen allerdings Regenwolken auf und wir wurden sowas von nass und waren voll Dreck, da hatten wir keine Lust mehr noch 10 km durch die Stadt zu fahren. Es sollte stattdessen zu dem Campingplatz gehen, den wir erst am nächsten Tag auf dem Plan hatten. Das waren zwar noch einmal 20 km, dafür aber gut ausgebauter Donauradweg. Nik holte noch schnell Postkarten, bestaunte dabei einen Teil der Altstadt und wir schwangen uns wieder auf unsere Räder.
Somit waren wir wieder in der Slowakei und zelteten auf einem Gelände, das umgeben war von Sportanlagen. Es gab u. a. einen Fussballplatz, mehrere Beachvolleyball-Felder, einen Swimmingpool, ein Areal für Paintball und eine Wildwasser-Raftinganlage. In der Raftinganlage wurde auch fleißig trainiert. Das war sehr beeindruckend. Die Anlage wurde in die Donau integriert. Das Gelände liegt auf einer von zwei nebeneinander liegenden Inseln in der Donau, die durch eine Brücke mit dem südwestlichen Festland verbunden sind. Alternativ kann man mit einer kleinen Fähre zum östlichen Festland übersetzen. Das hatten wir uns für den nächsten Tag vorgenommen.

Tag 53 (02.08.2022)

  29 °C

Die kleine Fähre mit der zu engen Einstiegsluke. Als wir erstmal drauf waren, war die Überfahrt dafür umso schöner.

Unser erstes Drohnenfoto in der Pause neben der Donau. Das war ganz schön aufregend.

Hallo Ungarn! Einfach so, ohne viel Brimborium. Toll!

© OpenStreetMap

Von Cunovo nach Györ

63,2 Kilometer
216 Minuten
90 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Sich zum Aufwachen mit Müsliriegeln zum Frühstück an den Rand der Raftinganlage zu setzen und Jungendlichen beim Training zuzuschauen ist mal was anderes. Nach dem Packen fuhren wir eine Minute bis zur Fähre. Leider waren unsere Räder etwas zu breit bepackt für den Ein- und Ausgang des kleinen Bootes. Am hinteren Gepäckträger musste die große schwarze Tasche und eine Seitentasche abgenommen werden. Das hatte Nik mit wenigen routinierten Handgriffen schnell erledigt. Wir konnten also mitfahren.
Der Radweg war krass, aber wir haben es gut geschafft. Ein Abschnitt war 20 km perfekt asphalitiert ohne jegliche Unterbrechungen oder Steigungen die ganze Zeit direkt an der Donau entlang. Ein paar schattenspendende Wolken oder überdachte Rastplätze hätten jedoch nicht geschadet. Es gab eine einzige Wolke. Als sie uns Schatten gewährte wurde Nik direkt schneller. Er versuchte dem Schatten der Wolke zu folgen. Und es gelang ihm. Verena fuhr wesentlich früher wieder in der prallen Sonne. Nik hielt sich lange am Anfang des Schattens, nur leider wurde der immer kürzer und irgendwann löste sich auch um ihn der Schatten auf.
Später auf einem anderen Abschnitt der Route (der jetzt leider nicht mehr so gut ausgebaut war, sondern nur noch ein zweispuriger Schotterweg) fuhr plötzlich ein junger Mann neben Verena her und sprach sie an. Ben war noch keine 30 Jahre alt und hatte sich vorgenommen, innerhalb von einem Monat den Eurovelo 6 von Wien nach Istanbul zu fahren und dann dort noch ein paar Tage zu verbringen. Seine Ausstattung war wirklich sehr spärlich (z. B. hatte er kein Zelt, nur einen Biwaksack) und das Rad war auch sehr einfach. Die Motivation strahlte in seinen Augen. Die braucht man aber auch bei einem so ambitionierten Projekt. Er erzählte noch, dass es in der Art seine dritte Tour war.
In unserer Pause drehten wir einige Runden mit der Drohne. Es gab ein paar Schrecksekunden, weil sie auf dem Parkplatz fast von einem Auto überfahren worden wäre. 😨 Dafür haben wir schöne Bilder von der Donau aufnehmen können.
Wir hatten es nach Ungarn geschafft. Beim Einkauf vor dem Check-In hatte Verena leider etwas Probleme mit der Kreditkarte und Bargeld hatten wir noch nicht. Niemand in dem Lebensmittelgeschäft sprach Englisch oder Deutsch. Ihr wurde ständig etwas erklärt, nur leider auf ungarisch. Dann kam eine zweite Person dazu. Allerdings nicht um zu helfen, sondern um sie samt Einkaufswagen zurück hinter die Kasse zu SCHIEBEN und dort einfach stehen zu lassen. Nicht hilfreich! Am Ende und nach viel Hin und Her konnten wir unseren Einkauf doch noch bezahlen.
In Györ hatten wir uns ein Zimmer gebucht. Unser Gepäck mussten wir über eine enge Treppe in den dritten Stock tragen - der Fahrstuhl war leider defekt. Das Zimmer war klein aber wir haben alle unsere Sachen unterbekommen. Was unsere Stimmung weiter verhagelte war, dass aus unserem Bad ein unangenehm schwerer Geruch kroch, der schon auf dem Flur wahrnehmbar war. Jetzt war daran aber erst einmal nichts mehr zu ändern.
Wir schlossen den anstrengenden und nervenaufreibenden Tag mit einem Film ab. Unser erster Film seit wir losgefahren waren. Dazu gab es Sandwiches, Cider und Zimtschnecken.

Tag 54 (03.08.2022)

  31 °C

Die St. Ignatius-Kirche von Györ und irgendwas war an dem Tag da los, denn es standen sehr viele ordentlich gekleidetet junge Menschen davor und warteten auf etwas.

Auf einem Platz in Györ neben dem Fluss schien ein UFO gelandet zu sein.

Mal wieder ein leckeres und voll großes gegrilltes Sandwich (in Polen hieß das noch Zapiekanka).

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nachdem wir erholsam ausgeschlafen haben, arrangierte Nik den Umzug in ein neues Zimmer. Das war zwar kleiner aber frei von unangenehmen Gerüchen. Wir bekamen unsere Taschen gerade so abgestellt, dass wir noch treten konnten. Die Tür zum Bad ging von Hause aus nicht mal 90° auf, weil sie vorher vom Bettende gestoppt wurde. Das machte jedoch nichts, denn Platz ist in der kleinsten Hütte und wir waren froh ein ordentliches Zimmer mit Klimaanlage zum Erholen zu haben, denn für die nächsten paar Tage waren jeweils weit über 30 Grad vorhergesagt.

Tag 55 (04.08.2022)

  34 °C

Die Bubbles Wäscherei in Györ

Unser kleiner, privater Hindernisparcours.

Selbst Niks Kissen wurde gewaschen und getrocknet und war danach wieder wunderbar flauschig.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

In dem alten Zimmer hatten wir uns bereits überlegt, wie wir unser Seil zum Trocknen der Wäsche einmal quer durch das Zimmer anbringen könnten. Das war im neuen Zimmer etwas komplizierter. Alles was ging wurde mit Wäsche behangen: Der Spiegel, Lampen, Türen, eine Kleiderstange, Heizkörper, das Fenster und die Fernseherhalterung. Ein Stück Seil haben wir auch geschafft zu spannen. Sehr abenteuerlich. Wenn man nun durch das Zimmer musste, dann war ein Hindernisparcours zu durchschreiten.
Zum Mittag gab es wieder Sandwiches und ein Film, von dem wir uns abends sogar noch den zweiten Teil anschauten. War also ein eher entspannter Tag. Ist ja auch mal schön!

Tag 56 (05.08.2022)

  36 °C

Eine schöne kleine Gasse mit alten Nasenschildern, vielleicht sogar offizielle Zunftschilder.

Györ hat einige schöne Parks und sogar einen botanischen Garten.

Abends, als es nicht mehr so super heiß war, gab es lecker Hähnchen.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Heute war nicht viel passiert, deshalb beschreiben wir ein paar andere Dinge, sie so sonst keine Plattform haben und hoffentlich trotzdem interessant für euch sind.
Wie läuft ein normaler, also unser "normaler" Radeltag ab? Der Wecker klingelt in aller Regel zu früh, wenn uns nicht schon vorher die Hitze der Sonne geweckt hat. Dann brauchen wir viel zu lange um unsere Sachen zu packen und irgendwie wird das auch nicht besser... Nach Möglichkeit versuchen wir mehr als die Hälfte der geplanten Strecke zu radeln, bevor wir unsere große Essenspause machen, damit nach der Pause nicht mehr so viel vor uns liegt. Nach dem Essen dehnt sich Verena (aber nicht immer) ein bisschen. Vor dem Erreichen des Tagesziels wird meist eingekauft, damit wir nicht nochmal los müssen. Am Campingplatz wird das Zelt aufgebaut, innen vorbereitet und das Gepäck verstaut. Verena geht duschen. Danach wird gekocht und nach dem Abendessen wird Verena von den Mücken angezapft, woraufhin sie sich ins Zelt verabschiedet. Wenn Nik nach dem Duschen ins Zelt kommt, dann schläft Verena immer öfter bereits.

Tag 57 (06.08.2022)

  28 °C

Wir haben immer mal wieder alte Loks gesehen, die wiederhergerichtet und ausgestellt waren.

Teils ist der Radweg super und auch toll ausgeschildert. Leider nur teils.

Ein bisschen kiffen?

© OpenStreetMap

Von Györ nach Komaron

45,0 Kilometer
165 Minuten
110 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Wir beluden unsere Räder im Schatten des Hostels. Den Tag zuvor waren vier weitere Radreisende eingetroffen. Nun erfuhren wir, dass eine von ihnen gestern unglücklich gestürzt und jetzt mit einer schmerzenden Hand in Begleitung auf dem Weg ins Krankenhaus war. Die anderen beiden vertrieben sich die Zeit mit einem Spaziergang durch die Stadt.
Wir fuhren ein Stück und stoppten dann, um einzukaufen. Als Nik aus dem Laden zurückkehrte trafen zwei andere Radreisende ein. Es waren Jacqueline und Dominik, die ihre Reise unter anderem auf Instagram als die @Vollzeitnomaden teilen. Schaut Mal vorbei! Wir verstanden uns gut, mussten aber leider weiter. Vielleicht sehen wir uns ja auf einem der nächsten Campingplätze wieder!
Der Eurovelo in Ungarn besteht zum Teil nur aus hartem Waldweg. Sonst war die Strecke aber gut zu fahren. Der Wind forderte allerdings an einigen Abschnitten unsere Kondition heraus. An den Strassenrändern und teilweise in den Feldern fielen uns immer mal wieder Hanfpflanzen auf.
Wir machten unsere große Essenspause neben einer alten ausgestellten Lok unter einem riesigen Baum auf einer Bank. Nachdem wir fertig waren fiel Nik auf, dass der Baum nicht mehr besonders fit war und schon einen riesigen Ast verloren hatte. Zum Glück kam nichts runter, als wir drunter saßen...

Tag 58 (07.08.2022)

  29 °C

Ein Graben unterbrach den Radweg, also hieß es links dran vorbei schieben. Das war gar nicht so einfach.

Die Kuppel strahlte uns schon aus weiter Entfernung an. Ein Teil ist kupferrot, ein Teil fehlt und ein Teil ist grün angelaufen. Wir schätzten, dass die Kuppel stückweise demontiert und vom Kupferspan befreit wurde.

Verena hat eine neue, wildlebende Art entdeckt: den kochenden Glühwurm. Wie findet ihr den Namen fervidus niklasius (Latein für kochender/glühender Niklas)?

© OpenStreetMap

Von Komaron nach Gran

60,0 Kilometer
239 Minuten
120 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es war warm, aber ok. Vor uns lag eine Strecke von etwa 60 km. Um gut voran zu kommen, sind wir wieder in die Slowakei gefahren. Bei dem tollen Eurovelo sollte die Strecke kein Problem sein. Leider waren die Wege, auf denen wir fuhren, größtenteils doch nicht mehr so gut wie die Tage davor. Einmal endete unser Weg vor einem Graben. Rechts von uns floss die Donau, links stand eine technische Anlage. Aus Richtung der Anlage gab es einen Graben in die Donau, der leider vor dem Radweg begann. Wir mussten etwa 10 m zurück, dann auf eine Wiese abbiegen und 20 m neben dem eigentlichen Weg über eine mit Betonplatten ausgelegte Überbrückung die Räder schieben, da die Seiten zu steil zum Fahren waren. Einige Kilometer später endete der Weg wieder, diesmal führte er einfach in eine Böschung. Einige Meter davor stand ein Paar Kinderschuhe mitten auf dem Weg. Sie zeigten nach links auf den Damm. Bevor wir die Räder mühselig den Damm hochschieben wollten, ging Nik hoch, um zu schauen, ob da oben fahrbarer Untergrund ist oder wir zurückfahren müssen. Da war eine Schotterstraße und wir haben keine Ahnung, wann sie wo begann. Aber gut, es war eine fahrbare Strecke und wir schoben die Räder nacheinander und abgesichert hoch.
An der ersten Brücke in Komaron kreuzte eine sechsköpfige Familie unseren Weg. Im Laufe des Tages überholten wir uns mehrfach gegenseitig. Auf dem nächsten Campingplatz trafen wir uns dann wieder. Sie waren unterwegs getrennt worden und haben die Kinderschuhe vor der Böschung ausgerichtet, um den anderen zu zeigen, dass sie den Damm hoch sind. Ihre Radreise führte die Dresdner von Wien nach Budapest. Leider haben sie die ersten Tage mit Magen-Darm-Problemen auf ihrem Campingplatz verbringen müssen. Als sie alle wieder fit genug waren, haben sie versucht, die verlorene Zeit durch das Fahren von vielen Kilometern am Tag wieder reinzuholen. Und das schien auch gelungen zu sein. Sie erzählten uns, dass ab Mittwoch in Budapest ein Musikfestival starten soll. Das wird sicher eng auf den Campingplätzen...
Im Zielort Gran mussten wir über eine Brücke die Donau zurück nach Ungarn überqueren. Am Ende der Brücke stoppten wir kurz, um die Route zu kontrollieren. Auf der anderen Seite winkten plötzlich zwei Personen und riefen "Hallo!". Es waren die beiden aus Györ, die uns Vorgestern bei unserer Abreise von ihrer verunfallten Kollegin erzählten. So sieht man sich wieder!

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