Tourwoche
Tag 66 (15.08.2022)
31 °C

Unsere Route bis hier her: 66 Tage auf Tour, 49 Tage davon Radeltage mit 137:23 h auf dem Radel, 1943 km und 8750 Höhenmeter.
Wenn wir nicht radeln, dann heißt es meist Erledigungen tätigen oder ausruhen. Heute waren Erledigungen dran und das hieß einkaufen, eine gerissene Innentasche neu vernähen und, während die Wäsche im Waschsalon wieder sauber wurde, in der Pizzeria nebenan Pizza bestellen. Dann alles irgendwie auf dem Rad flink zur Unterkunft bringen. Nik musste seine Arbeit unterbrechen und öffnete der kalten Pizza und der warmen Wäsche das Tor.
Tag 67 (16.08.2022)
32 °C
Es gibt immer was zu tun: es wurde weiter an der Homepage programmiert, die Räder bekamen eine Dusche, die Taschen wurden gereinigt und auf Beschädigungen kontrolliert, beim Zelt mussten dringend einige Nähte versiegelt werden. Mit Erlaubnis des Betreibers durften wir das Zelt auf der Terrasse aufbauen. Dort konnten wir die Versiegelung so staubfrei wie möglich auftragen und antrocknen lassen. Beim Innenzelt wollten wir Flecken entfernen, die uns schon Tage zuvor aufgefallen waren. Das waren nur leider keine Flecken sondern erste Schäden an der wasserdichten Beschichtung. Abends gönnten wir uns Burger. Und die waren echt lecker!
Tag 68 (17.08.2022)
35 °C
Nach knapp 2000 km wurden die Räder mal wieder durchgecheckt. Bis auf eine lockere Schraube und zwei zu ersetzende Klebestreifen beim Strandfloh war alles in Ordnung. Eine Lenkerbox musste leider geklebt werden. Wir waren uns doch etwas unsicher, ob der Kleber auf dem Material hält oder alles schlimmer machen würde. Internetrecherchen und Nachfragen beim Hersteller waren leider nicht zu 100% hilfreich. Trotzdem gelang unser Versuch. Gleichzeitig hatten die Finger einiges an Sekundenkleber abbekommen, der in den folgenden Tagen „rauswachsen“ musste. Die Lenkerbox war dann aber auch wieder besser gegen Nässe gerüstet.
Nach einigen Arbeiten am Tagebuch ging es dann zum Abend wieder raus. Wir spazierten die Promenade lang, aßen eine Pizza und waren dann noch auf der Suche nach einem riesigen mysteriösen Licht, das uns Tage zuvor von der anderen Seite des Balaton anstrahlte. Wir konnten aber nichts vergleichbares finden und kehrten irgendwann enttäuscht wieder um.
Es stand noch die Überlegung im Raum, einen weiteren Tag in der Unterkunft zu bleiben. Da aber das Zimmer schon wieder gebucht war, hieß es alles wieder zusammenpacken und früher aufstehen. Auch ganz gut, schließlich wollten wir auch weiter vorankommen.
Tag 69 (18.08.2022)
37 °C

Nik war früher schon einmal in Siofok. Das einzige, an das er sich noch erinnern konnte, war dieser Wasserturm.

Von Balatonfüred nach Szantod
46,0 Kilometer | |
187 Minuten |
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70 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Bei 37 °C Rad zu fahren war nur möglich, weil unsere Körper bereits etwas trainiert waren. Es war trotzdem alles andere als schön. Auf dem Weg zur Autofähre ging es entlang am Balaton vorbei an angelnden, sonnenanbetenden und badenden Menschenmassen. Auf der anderen Seite vom Plattensee (Balaton) gab es direkt den ersten Campingplatz. Wir schauten uns das Areal an. Als wir erklärt bekamen, auf welchem kleinen Platz wir uns hätten eine Fläche suchen können und wussten, dass uns das zu eng wird, entschlossen wir weiterzufahren. Beim zweiten Campingplatz gab es für uns keinen Zutritt. Er war voll. Ohne Reservierung wurde niemand raufgelassen. Nik hatte noch zwei weitere Campingplätze ausgemacht. Einer in unmittelbarer Umgebung, der aber evtl. als FKK ausgewiesen war. Der andere war etwas weiter weg. Wir schauten uns also den vermeintlichen FKK-Campingplatz an. Er lag etwas versteckt von den Massen, aber im Wohngebiet und fußläufig zum Balaton. Wir bogen von der Hauptstrasse ab und es war schlagartig sehr viel leiser und ruhiger.
Auf dem Campingplatz lief niemand freizügig herum, also nichts mit FKK. Die Betreiber Rolf und Hilde aus Deutschland hatten ein schattiges Plätzchen für uns. Er harkte sogar noch schnell den Platz und bog zwei Heringe von uns wieder gerade. Um sie von den anderen unterscheiden zu können, markierten wir sie direkt. Der Campingplatz wurde mit viel Liebe und Leidenschaft betrieben. Es gibt auf einem Campingplatz immer was zu tun und Rolf nimmt sich dem gerne an. Er bleibt dadurch körperlich und geistig fit.
Nachdem das Zelt aufgestellt und die Sachen verstaut waren, fuhren wir nach Siofok. Nik war vor vielen Jahren mit Freunden für mehrere Tage dort. Erinnerungen hat er aber nur noch an den Wasserturm von Siofok. Dort wollten wir hin.
Der Weg führte an einem Festivalgelände vorbei. Es war riesig und überall liefen, standen und saßen Menschen. An den Stränden waren viele Menschen im Wasser. Da der Balaton inzwischen noch flacher ist als er eh schon war, konnte man die Menschen noch sehr weit vom Ufer entfernt stehen sehen, ohne dass sie auch nur mit der Hüfte das Wasser berührten.
Wir erreichten den Wasserturm. In der Nähe suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und pausierten. Im Anschluss ging es über die Partymeile, die tagsüber aber noch nicht voll und auch nicht partymeilig war. Unseren Hunger stillten wir zwischendurch mit Palatschinken mit verschiedenen Füllungen.
Der Rückweg fuhr sich so weg. Der Palatschinken lag uns dabei aber leider etwas schwer im Magen. Zurück im Camp ging es kurz unter die Dusche, um den größten Siff inkl. Sonnencreme vom Körper zu spülen und dann ab in die Badesachen. Wir waren jetzt schon so viele Tage am Balaton und noch nicht einmal drin. Nach drei Minuten zu Fuß kamen wir auf einer kleinen Seitenstrasse zwischen lauter Wohnhäusern bis an das Ufer heran. Dort stand ein Tisch mit zwei Bänken und es ragte eine Treppe ins Wasser. Das Wasser war echt warm, aber trotzdem noch erfrischend. Wir gingen einige Meter vom Ufer weg. Doch es wurde nicht wirklich tiefer, geschweige denn kälter. Wir hockten und legten uns dann ins Wasser. Zwischendurch kam es zu einer kleinen Schlammschlacht.
Wieder auf der Bank am Wasser ging die Sonne langsam unter. Wir blieben sitzen und warteten auf das große mysteriöse Licht auf der anderen Seite. Doch nichts war zu sehen. Nach einer richtigen Dusche und dem Abendessen haben wir versucht nicht wieder zu schwitzen, denn die Nacht blieb ziemlich warm.
Tag 70 (19.08.2022)
32 °C

In Sichtweite der Räder setzten wir uns auf den halb trockenen Teil der Bänke und aßen Langos mit Käse bis der Regen eine Pause machte.

Von Szantod nach Fonyod
37,3 Kilometer | |
135 Minuten |
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40 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Die Tour startete bei Sonnenschein. Nach 20 km begann es zu regnen und wir stellten uns bei einem Bahnhof unter. Die Zwangspause wurde direkt zum Snacken genutzt. Als der zweite Regenschauer plötzlich über uns hereinbrach befanden wir uns gerade neben einem gut besuchtem Restaurant. Wir gesellten unsere Räder zu zwei anderen bereits untergestellten Rädern und nach einigen Minuten der Überlegung bestellten wir einen Langos mit Käse, erfrischende Getränke und setzen uns. In der Regenpause rasten wir zum nächsten Bahnhof, um wieder eine Unterstellmöglichkeit zu haben. So ging es den ganzen Tag. Jeder Abschnitt der Route wurde an dem Regenradar ausgerichtet.
Der nächste Tag war ein Samstag und ein Feiertag in Ungarn. Da wären alle Geschäfte geschlossen, einschließlich des Folgetags. Also mussten wir dieses Mal mehr einkaufen. Zu allem Überfluss war es so unerträglich drückend.
Wir fuhren an mehreren Campingplätzen vorbei. Unserer war riesig und noch sehr viel frei. Wir mussten uns aber beeilen mit dem Duschen und Essen, weil es wieder regnen sollte. Also wurde schnell das Zelt aufgebaut und wir begannen die Räder abzuladen. Plötzliche hörte Verena, wie etwas durch das Gras auf sie zugerannt kam. Das Geräusch kam ihr bekannt vor, aber es war schneller da, als sie reagieren konnte. Der Hund der Nachbarn kam, aus welchem Grund auch immer, direkt auf ihr Rad zugeschoßen und war gleichzeitig vom Rad und dem noch hängenden Gepäck so verdeckt, dass Verena ihn nicht sehen konnte. Leider rannte er voll gegen das Rad und der Strandfloh fiel um. Verena kreischte vor Schreck kurz aber laut auf. Jeder Sturz unserer Räder könnte wieder Reparaturen bedeuten. Und Ersatzteile werden immer schwerer zu bekommen. Als das Rad lag, war der Hund für sie sichtbar. Er sah Verena ziemlich verschreckt an, wahrscheinlich wegen des Schreis. Nik und Verena hoben den Strandfloh auf. Auf Anhieb waren keine Schäden erkennbar. Beim Abnehmen der Hinterradtaschen fiel dann ein Haken ins Gras. Die Unterlegscheibe ist aus der Führung der Hardbackplatte gerissen worden bzw. rausgesprungen und war noch fest am Haken verschraubt. Das war zum Glück binnen einer Minute ohne Werkzeug wieder gerichtet.
Der Regen war dann irgendwie auch kein richtiger Regen. Es war zu viel, um draußen zu bleiben und nass zu werden, aber es war auch zu wenig um es als richtigen Regen zu bezeichnen.
Tag 71 (20.08.2022)
25 °C

Es gab wieder wunderbare Abschnitte auf der Route, zum Beispiel eine tolle Straße durch einen Wald, unterbrochen von einer kleinen, bewachsenen Brücke mit etwas Aussicht.

Gestellte Fotos sind für andere ganz toll, aber ein Schnappschuß mit diesem Gesichtsausdruck hat auch was.

Wir verabschiedeten uns vom Balaton und genossen noch einmal den Ausblick. Der Wind wehte uns kräftig durch die Haare, aber dafür war es mal nicht so heiß.

Von Fonyod nach Heviz
37,3 Kilometer | |
137 Minuten |
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80 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Noch vor dem Aufstehen hatte es ordentlich geschüttet. Niks Sachen in der Apside waren nass. Die versiegelten Nähte hielten aber ganz gut, nur an einer müssen wir etwas nachbessern. In der Reihe der „Ersten Male“ durften wir also das erste Mal unser Zelt feucht einpacken.
Uns überholten wieder so einige Radfahrende bzw. kamen uns entgegen. Auf einem schmalen Radweg kamen uns dann zwei entgegen, die extra anhielten und dann auch noch auf den abschüssigen Rasen auswichen. Beim Vorbeifahren bedankten wir uns. Die Dame rief hinterher: „Gerne! Schöne Pakete!“ Da war wohl wieder jemand von unserem Gepäck beeindruckt.
Die meiste Zeit waren die Radwege wieder sehr gut. Und ja, das erwähnen wir immer wieder, denn schon bald wird das sicher vorbei sein. Und dessen sind wir uns sehr wohl bewusst. Solange genießen wir das noch und heben es bei jeder Gelegenheit hervor. Uns fällt aber auch auf, dass Fußgänger nur selten Platz haben. Entweder sind keine Wege für sie vorhanden bzw. ausgewiesen oder sie müssen sie mit uns Radfahrenden teilen. Auch nicht so schön. Und an den Straßenübergängen bekommen Radfahrende so gut wie immer die Vorfahrt geschenkt. Das irritiert uns noch immer.
In einer unserer kleineren Pausen saßen wir dann zum letzten Mal am Balaton. Es war ein wunderbarer Ausblick und wird uns bei den vielen Eindrücken sicher im Gedächtnis bleiben. Na gut, Verena hat eines der obigen Fotos gemacht, damit sie sich besser daran erinnern kann. Ihr Gedächtnis lässt ja öfters zu Wünschen übrig.
In unserem Zielort Heviz existiert ein Thermalsee, der der größte, natürliche, biologisch aktive Warmwassersee der Welt ist. Er ist von einem Thermalbad eingefasst und kostet selbstverständlich Eintritt. Durch unseren Campingplatz lief allerdings ein Kanal, in dem das Thermalwasser von der Quelle abfloss. An einer Seite vom Kanal war eine Treppe montiert. Wir konnten ohne Aufpreis (der Campingplatz war schon teuer genug) im Kanal schwimmen gehen. Die Badestelle war durch violette Seerosen zu beiden Seiten begrenzt. Die Badestelle war zwar klein, aber vollkommen ausreichend. Ältere Herrschaften hatten alle ihre ringförmigen Schwimmnudeln bei und hingen entspannt ab. Zu uns gesellten sich zwischendurch ein sehr kleiner Rallenvogel (Wasservogel) und eine Seeschlange. Das war anfangs ein ziemliches Hallo!
Vor dem Baden wurde das feuchte Zelt aufgebaut. Das Abspannen gestaltete sich etwas schwierig, denn der Boden war zwar grün bewachsen, aber er war komplett steinig. Und es sollte noch etwas winden. Mit unseren Universalheringen kamen wir nicht in den „Boden“. Nik schaffte es aber die Heringe so zu positionieren, dass sie doch genug Halt für die Nacht hatten. Und das Zelt war bei dem leichten Wind auch schnell trocken.
Tag 72 (21.08.2022)
23 °C

Von Heviz nach Galambok
34,9 Kilometer | |
120 Minuten |
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140 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Nik hatte nicht gut geschlafen und war deshalb nicht ganz so flink unterwegs wie sonst. Verena klebte ihm förmlich am Hacken. Zum Glück war es heute nur eine kurze Tour. Irgendwas hustendes war nachts an unserem Zelt vorbeigelaufen, wovon wir beide kurz aufwachten. Und die Wettervorhersage war komplett hinfällig. Eigentlich sollte es lange regnen, dann änderte sich die Vorhersage auf immer mal wieder Regen und inzwischen wurde kein Regen mehr vorhergesagt. Stattdessen war es nur windig und komplett bewölkt. Wir sahen viele Silberreiher und Bienenfresser, seit langem auch mal wieder eine Bachstelze. Die Bachstelze hatte uns seit unserem ersten Tag täglich begleitet. Inzwischen gibt es doch immer wieder Tage, an denen wir keine zu Gesicht bekommen. Und Nik kannte diesen Vogel vorher nicht einmal. Inzwischen haben wir immer nach ihnen Ausschau gehalten, ihnen im täglichen Rumgeblödel Spionage unterstellt und sie lieb gewonnen.
Nach einer anstrengenden Schotterpiste machten wir auf einer überdachten Bank am Fluss Zala eine Pause. Eine kleine Raupe wurde zum ungefragten Shootingstar von Verena. Mit der Zeit tauchten immer mehr dieser Raupen auf, eine fiel Nik sogar von der Innenseite der Überdachung auf die Hose. Aber nicht nur die Raupen flogen auf Nik. Verena MUSSTE ihm eine klatschen, weil sie die bereits blutsaugende Mücke an seinem Kinn ermorden wollte.
In Zalakaros waren auf einem öffentlichen Platz eine Bühne und mehrere Buden aufgebaut. Wir hatten vor einigen Tagen unterwegs Mini Donuts an einem Stand gekauft und wollten sie einige Minuten später bei einer Pause verdrücken. Am Ende gab es sie nachts als Nachtisch. Sie waren kalt und matschig. Nik wollte gerne noch einmal Frische gegessen haben. An einem Brunnen neben dem Platz stellten wir die Räder ab und Nik begab sich auf die Suche. Zurück kam er mit zwei Schalen Mini Donuts, übergossen mit Vanille- und Karamellsoße. Sie wurden an Ort und Stelle vertilgt.
Auf dem Campingplatz in Galambok nahmen wir eine etwas größere Parzelle. Der Rasen sah dort am besten aus. Der Campingplatz war ziemlich groß, mit vielen Bäumen für Schatten an den heißen Tagen. Er war im Vergleich zu den bisherigen jedoch weniger gut besucht. Es waren drei Wohnwagen und ein Zelt auf dem Gelände. Bei dem Zelt wissen wir nicht, ob es überhaupt bewohnt war. Das sah sehr traurig aus. Jetzt wussten wir aber auch, warum die Anlage zum Verkauf stand. Ein entsprechendes Schild hatten wir bei der Anfahrt entdeckt und schon Angst bekommen, ob der Platz überhaupt offen ist.
Direkt am Eingang zum Gelände befand sich das Thermalhallenbad. Es war menschenleer. Wir hatten es für uns ganz allein. Es gab ein kleines Becken mit trübem, warmem Thermalwasser und ein etwas größeres Becken mit klarem, kühlerem Wasser. Kurz vor der Schließung an diesem Abend wurden nur für uns noch die Sprudler im Thermalwasser angeschalten.
Nach dem Baden und Duschen setzen wir uns an unseren Campingkocher. Es gab Pilzsuppe mit Backerbsen und den Rest vom alten Baguette. Kaum waren die Teller leer, begann es zu regnen. Und damit verschwanden wir im Zelt.