Tourwoche

Tag 73 (22.08.2022)

  23 °C

Vorher

Nachher

Langer Lulatsch

© OpenStreetMap

Von Galambok nach Kiskanisza

19,6 Kilometer
75 Minuten
180 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Bei strömendem Regen mussten wir alles zusammenpacken. Unsere Wäsche vom Vortag hing noch über den Rädern – pitschnass. Sie kam in einen Baumwollbeutel und ab, hinten über die große schwarze Tasche. Wir konnten sie am Vorabend beim Einsetzen des Regens nicht in die Apside legen, weil es zu viel Feuchtigkeit im Zelt bedeutet hätte. Soviel dazu!
Nach 18 km Regentour kamen wir an einem privaten Campingplatz an. Wenn ein Zimmer frei gewesen wäre, dann hätten wir uns da einquartiert. Die Betreiberin hat uns ungefragt vorgeschlagen, dass wir unser Zelt in dem kleinen offenen Häuschen aufstellen können. Wir sollten einfach alles Mobiliar beiseite schieben. Das fanden wir etwas merkwürdig. In dem Häuschen waren die Spüle und Sitzgelegenheiten für alle Gäste. Wir legten die Plane vom Zelt neben der Sitzbank aus und stellten mit Bedauern fest, dass unser Zelt so groß ist, dass dann immer irgendwo jemand behindert werden würde. Das Angebot konnten wir damit leider nicht annehmen.
Wenigstens regnete es kurz nicht mehr und wir konnten das nasse Zelt aufstellen. Wobei nass noch untertrieben war. Sogar im Innenzelt waren Pfützen... Wir lernen halt noch. Nächstes Mal wird das trockene bzw. nicht nasse Innenzelt ausgehangen und separat transportiert. Wir versuchten die Plane und das Zelt irgendwie trocken zu bekommen, immer mit grauen Wolken über unseren Köpfen. Mit der Zeit schien uns das auch zu gelingen und unsere Stimmung wurde besser. Währenddessen sahen wir niemanden sonst von den Gästen auf dem Gelände. Wir fragten zur Sicherheit die Betreiberin, ob sie das Angebot ernst gemeint hatte. Sie verstand nicht, was wir wollten und wiederholte ihre Worte vorher. Da entschieden wir uns um und stellten die gesamte Sitzecke so weit in die Ecke wie es ging und hoben das Zelt in das Häuschen. Das fühlte sich sehr merkwürdig an. Die Spüle war weiterhin für alle frei zugänglich, den Rest hatten wir voll eingenommen.
Wie sollte es auch anders sein, kamen dann die ersten Gäste, die anscheinend gerne das Häuschen genutzt hätten. Eine Familie grillte mit einem Einweggrill auf einem durchnässten Holztisch. Inzwischen hatte es wieder angefangen zu nieseln. Sie nahmen ihr Grillgut und verschwanden. Sorry!!!
Wir spannten auch noch unsere Wäscheleine in dem Häuschen und hingen die nassen Sachen auf. Hauptsache alles hat irgendwie eine Chance trocken zu werden oder zumindest trockener als es jetzt war und fängt nicht an zu müffeln.
Es dauerte nicht lange, da kam ein Mann auf das Häuschen zu. Er hatte scheinbar Essen in der Hand. Er sah uns und drehte um. Als ihn eine Frau ansprach, da fuchtelte er mit den Armen und zeigte dabei aufs Häuschen. Die Dame lief dann einmal um das Häuschen, schaute dabei immer wieder rüber und war wieder weg. Wie bereits beschrieben, wir fanden es anfangs nicht sozial den anderen Gästen gegenüber. Die Vorstellung trocken zu Zelten und das wiederholte Angebot der Betreiberin hatten uns trotzdem umgestimmt. Die Reaktionen der Gäste waren damit erträglich. Auch wenn wir ihren Unmut sehr wohl verstanden.
Und wir hatten so einen Hunger. Nik hatte den zweiten Tag in Folge das Gefühl, sich Mal wieder richtig Sattessen zu müssen. Bekommen wir hin: 500 g gekochte Spirelli, 3 frische Tomaten, 1 Dose gehackte Tomaten, 1 Dose Thunfisch, 200 g Frischkäse, etwas Salz, alles vermengen. Guten Appetit!
Die Apsiden konnten wir nicht spannen, sie hingen einfach am Zelt runter. Hinter dem Zelt standen unsere Taschen vor einem Steinbackofen. Überall hing nasse Wäsche oder Regenkleidung. Was für ein Anblick. Die Räder mussten heute im Regen nächtigen. Die passten dann doch nicht mehr ins Häuschen. Es war so verrückt, dass es schon wieder wunderbar abenteuerlich war.

Tag 74 (23.08.2022)

  20 °C

Hier lernten wir, dass wir gerade im Amazonasgebiet Europas unterwegs waren. Ein fünf Länder und drei Flüsse umspannendes UNESCO Biospärenreservat.

Ein riesiger, gepflegter und zumindest auf den ersten Blick gut ausgestatteter, freier Campingplatz.

Nik ist ein Katzenmagnet. Die Schwarze war die kleinste, hat aber alle anderen in Schach gehalten und sich von uns ordentlich auspowern lassen. Mit Stöckchen spielen eben nicht nur Hunde.

© OpenStreetMap

Von Kiskanisza nach Bazakerettye

43,1 Kilometer
148 Minuten
180 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es war eine regenreiche Tour. Verenas Magen grummelte den ganzen Tag. Unterwegs stellte Nik fest, dass unser angesteuerter Campingplatz aus technischen Gründen 2022 geschlossen ist. Mist! Bis zum nächsten Campingplatz war es zu weit. Nik fand eine Unterkunft in erreichbarer Entfernung. Da die geänderte Route trotzdem direkt an dem eigentlichen Campingplatz vorbeiführte, hielten wir dort an. Wenige Meter vor dem Tor befand sich eine überdachte Sitzgelegenheit mit Tisch, daneben eine Infotafel und eine Fahrrad-Reparaturstation. Wir waren auf dem "Amazon of Europe Bike Trail".
Auf dem Weg zur Unterkunft kamen wir an einem tollen Rastplatz vorbei. Eine grosse, gemähte Fläche, Sitzgelegenheiten, ein Toilettenhaus und Infotafeln. Es war ein freier Campingplatz an einem Badesee. Hätten wir die Unterkunft nicht schon gebucht, dann wäre das ein toller Ort zum Zelten gewesen.
Wir hatten ein Bungalowzimmer mit zwei Doppelstockbetten und einem einfachen Bett. Ein Tisch, ein Stuhl und ein Regal fanden auch Platz. Wir belegten den Tisch, das einfache Bett und den Großteil des Bodens mit unserem Zeug. Die Wäsche war letzte Nacht leider nicht trocken geworden, war aber auch nicht mehr tropfend nass. Sie wurde also wieder im Baumwollbeutel transportiert und hing nun draußen über einer Wäscheleine.
Auf dem Gelände waren dicht an dicht Bungalows, in denen je zwei Zimmer eingerichtet waren. In einem waren die Sanitäranlagen. Zwischen einem Bungalow und dem Zaun war eine überdachte Fläche von etwa 1x2 m. Darin stand die Spüle und dahinter, relativ schlecht zu erreichen, ein Herd mit Backofen. Er erinnerte mich an meinen elektrischen Kinderofen. Dieser hier war nur größer und mit Gas betrieben. Und wie wir gelernt hatten, kontrollierten wir direkt ob aus der angeschlossenen Gasflasche auch noch Gas ausströmte. Ja, wir brauchten nichts von unserem Gas für das Pilz-Risotto verbrauchen. Yeah!
Um die Ecke gingen wir noch einkaufen. Während Nik einkaufen war, wurde Verena draußen von zwei Männern an ihrem Auto fragwürdig auf ungarisch zugetextet. Der Fahrer schien zudem alkoholisiert und fixierte sie mit seinen Blicken. Es war eine unangenehme aber harmlose Situation. Als eine Frau mit Kind aus dem Laden kam und bei den Herren in den Wagen stieg, dauerte es nicht lange und sie fuhren von dannen.
Zurück bei der Unterkunft war Nik mit seinem Katzenmagnetismus aktiv. Insgesamt vier Katzen leisteten uns abwechselnd Gesellschaft. Am liebsten hatten wir die Kleinste von allen. Sie war schwarz, tobte mutig bis zur Erschöpfung mit dem Stock, den wir bewegten, und wies alle anderen Katzen in ihre Schranken. Das Mädel hatte es faustdick hinter den schönen Ohren. Sie erinnerte Nik an die alten Familienkater Paul und Frida. Verena erinnerte sie an die aktuelle Katze bei ihren Eltern, genannt Mohrchen. Wenn wir uns über die kleine Katze unterhielten, dann sagten wir Mini Paul zu ihr. Nach Sonnenuntergang sah Nik einen grossen Fuchs, der sich kurz aber entspannt zwischen den Bungalows in einem Lichtspalt zeigte.
Als wir uns nach 22 Uhr bettfertig machten, hörten wir ein Auto auf den Hof fahren. Jemand stieg aus, die Schritte kamen auf uns zu, es klopfte. Der Mann fragte etwas. Nik gab ihm zu verstehen, dass wir nur Gäste sind und ihm nicht weiterhelfen können. Es hörte sich an, als wenn er über das gesamte Gelände lief. Er unterhielt sich lautstark mit seinen Mitreisenden. Dann ging er zurück zum Auto und hupte. Er hupte wieder und wieder, bis er schließlich mehrere Sekunden lang durchhupte. Irgendwann kam der Betreiber. Sie bezogen mit ihren Hunden das benachbarte Zimmer. Ab dann war alles wieder ruhig und wir schliefen ein.

Tag 75 (24.08.2022)

  26 °C

Die Strapazen eines Anstieges wurden bisher fast immer mit tollen Aussichten belohnt.

Hallo Slowenien!

Die kleinen, unterschiedlich bewirtschafteten Hänge gaben immer was zu sehen.

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Von Bazakerettye nach Lendava

34,1 Kilometer
136 Minuten
120 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Der Weg nach Slowenien war ok, auch wenn es hauptsächlich auf der Straße lang ging. In Slowenien waren überall Insektenschwärme. Durch den Wind bekam man auch neben den Insektenwolken einige von ihnen ab. Es hieß also Nase runter und Mund zu. Diese Insektenwolken schienen sogar noch weit entfernt durch ihre schiere Masse sichtbar zu sein, zum Beispiel auf kleinen Bergen über einer Kirche und meist an den Kronen von Bäumen. Inzwischen denken wir, dass es optische Täuschungen waren: Die Schwärme waren nur einige Meter von uns entfernt, wirkten aber, als wenn sie genau über den Gebäuden und Bäumen weit entfernt wie kleine Tornados aufstiegen. Da wir ihnen schlecht ausweichen konnten und damit teilweise durch die Schwärme fuhren, blieben einige Tiere an uns hängen und wurden so zu blinden Passagieren. Sobald wir irgendwo standen versuchten wir die sichtbaren Tierchen loszuwerden. Leider wurden einige auch unter unsere Shirts geweht.
Unser Campingplatz für die nächste Nacht war auf einer Hotelanlage mit Thermalbad. Beim Campingplatz standen wir nur leider vor einem verschlossenen Tor. Auf einem Schild war dann zu lesen, dass die Anmeldung im Hotel erfolgt. Da waren wir gerade erst vorbeigefahren. Also hieß es zurückfahren. Dort erklärte man uns dann auch, dass das eigentliche Tor defekt ist und wir ein paar Meter daneben durch ein provisorisches Tor, das permanent offen stand fahren mussten. Wir bekamen eine Zeltplatznummer, die nach ihren Angaben sehr gut beschattet und beliebt war. Ja, der Rasen und der Boden waren gut, aber direkt daneben war die versiffte Reinigungsstation für die chemischen Toiletten, die Fläche zum Ablassen des Abwassers der Wohnwagen und das im Bau befindliche Toilettenhaus. Letzteres war damit nicht mal nutzbar. Nik fand eine andere schöne Stelle, musste dann aber erst einmal die alte Stellplatznummer gegen die neue tauschen gehen. In der Zeit des Wartens gesellte sich ein Viktor zu Verena. Viktor war ein älterer Herr, der mit seiner Frau mehrmals im Jahr hier her kommt, um die Heilkraft des Thermalwassers zu genießen. Sie unterhielten sich nett. Nach dem Zeltaufbau wurden die Taschen verstaut und wir sind direkt wieder los zum Einkaufen. Auf der Parkfläche waren überall die kleinen fliegenden Insekten unterwegs. Sie waren einfach überall!
Zurück am Zelt gab es eine Kleinigkeit zu essen. Danach wurden die Badesachen angezogen und es ging ab ins Thermalwasser. Meine Güte war das warm. Neben dem Thermalbecken gab es ein grosses Schwimmbecken mit Wasserrutschen. Wir wissen weder wie oft noch wie lange wir gerutscht sind. Es hat einfach nur Spass gemacht (Kleiner Einschub von Niklas: Ich hab keine Ahnung, wann ich das letzte Mal auf einer Wasserrutsche war. Ewig her. Und das erste Mal rutschen war eine komische Mischung aus "Oh Gott, wie albern..." und "YEAHHH! WIE GEIL IST DAS DENN???". Ab da gab es kein Halten mehr und jedes Mal wurde der Weg zur Rutsche schneller zurückgelegt. Am Ende bin ich schneller als die Kinder gewesen! :-D). Zwischendurch haben wir uns im Wetttauchen gemessen. Nik konnte wesentlich weiter tauchen. Das war aber schnell wieder langweilig und wir gingen zurück auf die Rutschen. Diesmal sogar mit einem Regenbogen am Himmel. Ganz kurz war der Ansatz zu einem zweiten Regenbogen sichtbar.
Zum Abschluss ging es noch einmal in das Thermalbecken. Nik verbrühte sich ein bisschen den Fuß, weil er im Becken zu dicht am Einlass des Thermalwassers in das Becken stand. Wasser mit 37 ⁰C muss man mögen.
Viktor kam noch einmal vorbei, unterhielt sich mit Nik und machte so seine Scherze. Zum Abendbrot hatte Nik zwei Sorten frische Tortellini eingekauft. Dazu gab es Basilikum-Pesto und Thunfisch. Gerne wieder!

Tag 76 (25.08.2022)

  29 °C

Ein Spaß für jedes Alter. Wir werden bei der nächsten Gelegenheit sicher wieder die Wasserrutschen unsicher machen. Und in Nik keimt seit dem Wiener Prater die Idee weiter auf, irgendwann mal einen Tag in einem Freizeitpark zu verbringen.

Überall schwirren Wolken an Insekten. Durch die ein oder andere mussten wir auch durch. Da hieß es dann Nase runter, Mund zu und möglichst viele mit dem Körper einsammeln. ;-)

Wir haben Kroatien erreicht.

© OpenStreetMap

Von Lendava nach Prelog

38,7 Kilometer
135 Minuten
60 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Beim Packen bekamen wir noch einmal Besuch von Viktor aus Wien auf seinem motorisierten (wie er es selbst nannte) Renterrad. Er wollte noch ein Foto von uns machen, wenn wir wieder voll beladen sind. Das war kein Problem und für unsere Andenken haben wir auch gleich ein Foto von ihm vor seinem Wohnwagen machen dürfen. Von ihm haben wir mit 20€ unsere erste Spende (wenn man das so nennen kann) on tour von Unbekannten erhalten.
Vor uns lag die erste Passkontrolle an der Grenze nach Kroatien. In Kroatien wurden wir von drei Radreisenden angesprochen. Sie fuhren unter anderem den Mur-Radweg und waren nur sehr leicht bepackt ohne Zelt unterwegs. Die Route war an sich ok. Wir fuhren hauptsächlich auf der Straße, teilweise mit farblicher Abgrenzung für einen Radstreifen, teils mit eigenem Radweg oder auf dem Gehweg. Verena wurde von einem überholenden Fahrzeug ausgehupt. Der Schreck war ordentlich! Der Fahrer fuhr dann neben ihr, kurbelte das Beifahrerfenster runter, gestikulierte wild und schimpfte irgendwas. Vielleicht, dass sie doch auf den (viel zu) schmalen Schotterweg auf der anderen Seite der Straße gehöre. Dieser ein paar Zentimeter breite Schotterweg sah nicht aus wie ein Radweg, sondern wie die Fahrspur von ausweichendem Gegenverkehr. Und da sollten wir (nach seiner Meinung) ihm aus dem Weg fahren? Gelinde gesagt war der Schotterweg genauso (un)sicher wie das Fahren auf der Strasse. Wir erleben zu unserer Freude mehr freundliche und rücksichtsvolle Kraftfahrzeugfahrende als unfreundliche. Die sind dann nur lauter und aggressiver. Aber die gibt es überall und sind sicher noch harmlos gegen das, was uns in anderen Ländern erwarten wird.
Am Fluss Drava (Drau) konnten wir auf dem Gelände einer Marina zelten. An sich waren dort nur Dauercamper bzw. war das eher ausgebaut wie eine Kleingartenkolonie. Wir hätten überall unser Zelt aufschlagen können. Eine kleine Landzunge sah sehr verlockend aus, aber es waren einfach noch zu viele Leute unterwegs und das Badehaus wäre zu weit weg gewesen. Wir fanden ein Plätzchen nahe dem Badehaus auf einer schön weichen, grünen, gemähten Wiese.
Und schon war die erste Tigermücke an Verenas Kinn. Sie kann das Chikungunya-, Dengue-, Gelbfieber-, Zika- und West-Nil-Virus übertragen. Wir sind auf jeden Fall im Gebiet vom West-Nil-Fieber angekommen. Das war dann wohl unsere Begrüßung. Am gleichen Tag wurde in Sachsen-Anhalt die erste Infektion für die Saison 2022 in Deutschland nachgewiesen, wo es sich seit 3 Jahren ausbreitet.

Tag 77 (26.08.2022)

  30 °C

In der Sonne trocknet das Kondenswasser der Nacht zwar schneller, aber wir sind einfach keine Frühaufsteher und bevorzugen weiterhin den Schatten am Morgen.

Rühren! Rühren! Rühren! (Eine Anweisung aus dem Spiel "Die Quacksalber von Quedlingburg")

So einen großen Käfer hatte Nik noch nie gesehen.

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Von Prelog nach Zakany

33,8 Kilometer
113 Minuten
40 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Elf Mückenstiche konnte Verena morgens an den Beinen zählen. Da hatte der Stichheiler einiges zu tun. Um so schöner war dann der Radweg auf einem Damm direkt am Wasser. Das Problem an diesem Radweg war nur, dass wir uns nicht sicher sein konnten, am Ende wieder einfach vom Damm auf die Straße zu kommen. Zur Not hätten wir wieder ein ganzes Stück zurückfahren müssen. Immer wieder flogen kurz vor uns kleine weiße Reiher mit fast golden leuchtenden Füßen auf. Mit unserer Freundin Rita haben wir sie als Seidenreiher identifiziert. Ganz selten konnten wir auch mal etwas größere Fische direkt am Damm entlang schwimmen sehen. Da wir gut mit Sonnencreme eingeschmiert waren, nahmen wir uns sogar noch ein paar Minuten Zeit um die Drohne fliegen zu lassen.
Weiter ging es zum nächsten Campingplatz. Das Campinggelände sah ziemlich verlassen aus. Das Werbeschild an der Zufahrt sah zwar neu aus, wurde aber bereits so stark an den Stelzen beschädigt, dass es mit einer Ecke den Boden berührte. Die Häuser waren verlassen und teilweise starkt beschädigt. Eine zwei Wochen alte Bewertung im Internet hatte uns auf mehr hoffen lassen. Der Strand war wenig besucht. Wir wollten erst einmal unsere Pause mit Blick auf des Wasser machen und dann weiterschauen.
Während Nik schon ein schattiges Plätzchen für die Essenspause suchte, fuhr Verena etwas weiter auf das Gelände. Auf einer Wiese standen mehrere Wohnmobile. Waren sie verlassen? Nein! Und Wasser kam am Badehaus auch noch aus den Hähnen. Es war nur alles schon länger nicht mehr sauber gemacht worden und voller Staub, Sand und Blätter.
Nach der Stärkung fuhren wir gemeinsam auf den Campingplatz. An der Rezeption stand nur, dass sie sich für die Sauberkeit der Camper bedankten. Keine Kontaktdaten, keine Öffnungszeiten, nichts. Da kam jemand mit einem Roller angedüst. Er parkte an seinem Wohnmobil und kam auf uns zu. Wir sollen uns einfach ein Plätzchen suchen, können alles nutzen und der Betreiber kommt irgendwann zum Kassieren. Wir durften nur nicht auf der Wiese vom bereits geschlossenen Kletterwald zelten. Neben dem Badehaus war noch ein kleines Paintball-Areal eingezäunt. Auf der Strasse gingen immer mehr Herren in einfachen Trikots in Richtung Bolzplatz an uns vorbei. Wir konnten von unserem Zelt aus ein Fussballspiel etwas beobachten, aber vor allem hören. Etwas später reichte der hilfsbereite Camper Nik sein Handy. Der Betreiber war dran. Wir bekamen vom Handybesitzer die Schlüssel zur Dusche, einen Stromanschluss und konnten bei ihm bezahlen. So geht´s natürlich auch.
Nachdem das Zelt stand, ging es ab ins super klare und erfrischende Wasser. Auf der anderen Seite vom See Soderica waren überall verteilt Wohnmobile zu sehen. Im Hintergund waren Bagger und Sandberge vom Tagebau sichtbar. Aus einer Sandgrube entstand dieser See mit seinem grobkieseligem Strand.
Den abendlichen Abwasch hat Verena auf den nächsten Morgen verschoben. Bis zu 12 Hornissen kreisten direkt über ihr an der Lampe am Abwaschbecken. Später entdeckte Nik in der selben Ecke sogar noch einen imposanten Holzbock.

Tag 78 (27.08.2022)

  33 °C

Die Gebäude an der Campinganlage waren alle beschädigt und sahen nicht so aus, als wenn sie diesen Sommer betrieben wurden. Es mutete ein bisschen wie in einem Zombiefilm an.

Unsere Strecke führte am Fluss Drau entlang. Ab und zu waren die sich stark schlängelnden Nebenarme von der Straße aus sichtbar und waren mit den teilweise trockenen Flussbetten toll anzusehen.

Ein Haus zu verputzen scheint hier entweder zu teuer oder unnütz oder verpöhnt zu sein. Zumindest gab es viele Gebäude, die auf jeden Fall schon bewohnt, aber halt noch nicht verputzt, waren.

© OpenStreetMap

Von Zakany nach Podravske Sesvete

57,3 Kilometer
176 Minuten
50 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Wir sind die gesamte Strecke ohne unsere übliche längere Pause gefahren. Wir steigern uns langsam aber stetig, was die Kondition angeht. Es wurden bis zu 33 °C. Im Zielort mussten wir ein Stück durch das Dorf fahren, vorbei an einem Sportplatz, auf dem anscheinend ein Dorffest gefeiert wurde. Als wir das Haus erreichten luden wir wie immer direkt ab und Verena fuhr noch einmal los zum Einkaufen. Nik war nicht ganz fit und zur Aufmunterung machten wir uns abends Chicken Nuggets mit Pommes.
Nachts gesellte sich eine Katze zu uns bzw. Nik auf der Terrasse. Als diese irgendwann plötzlich von einer anderen Katze gejagt wurde und zwischen unseren Beinen durchrannte, konnten wir nicht anders als der fremden Katze einen ordentlichen Schreck zu verpassen, damit sie verschwindet.

Tag 79 (28.08.2022)

  29 °C

Was für eine tolle Überraschung am Morgen. Wir waren frisch und lecker versorgt.

ähm... ja. Handwäsche ist gut, aber maschinell ist es dann doch deutlich effektiver und wassersparender.

Nik hatte den Kühlschrank am Abend zuvor ein bisschen zu kalt eingestellt. Es gab Colaeis. :-D

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir hatten Pause. Die war auch nötig, so wie sich unsere Beine anfühlten. Wir wurden gestern bei der Ankunft mit selbstgebackenem Kuchen begrüßt. Als wir dann jetzt morgens vor das Haus traten, stand dort eine Schüssel mit Weintrauben, Paprika, Möhrchen und Gurke aus dem privaten Garten. Daneben standen ein Stück Speck, ein Känchen Honig und ganz viele Eier. Das war phänomenal. Es gab also lecker Rührei mit Tomaten und Paprika. Wir mussten dadurch an diesem Tag nicht extra los um einzukaufen, wir hatten ja alles.
Am Tag zuvor schrieb Verena ihrer Familie noch, dass sie hofft, dass die Waschmaschine in der Unterkunft hygienisch unbedenklich ist und auch wirklich wäscht. Ja, dem war auch so. Ihr Wunsch ging also eigentlich in Erfüllung. Nur wollte sie weder schleudern noch abpumpen. Es war Sonntag und die Betreiberin konnte nicht sagen, wann der Techniker kommt. Zur Sicherheit ging es deshalb an die Handwäsche. Als wir fast fertig waren die inzwischen sehr gut eingeweichte und durchgewalgte Kleidung zu spülen, bot man uns an, die Wäsche mitzugeben um sie in der privaten Waschmaschine zu waschen. Da wir noch eine zweite Ladung Dreckwäsche hatten, nahmen wir dafür das Angebot freudig an. Wir haben nur nicht so recht darauf geachtet, wieviel Platz wir zum Aufhängen der Wäsche hatten. Wir spannten unsere Leine zwischen zwei Bäumen und stabilisierten sie mit einer an den Stall gelehnten Wäschegabel (Astgabel in passender Länge mit geschnitzten Enden). Die Handwäsche bekamen wir gerade so darauf. Der Eimer mit der zweiten maschinell gewaschenen Ladung fand leider keinen Platz mehr und musste erst einmal stehen bleiben. Als es dann auch noch anfing zu regnen (die Wettervorhersagen entsprachen ein bisschen dem Kartenlegen) war auch die erste Wäsche wieder nass. WAAAAAHHHHHH! Der Techniker kam noch am selben Tag vorbei und brachte die Waschmaschine zum Laufen.
Wir trugen seit einigen Tagen Graupen mit uns herum. Sie waren eine Art Fehlkauf. An diesem Tag haben wir einen Teil in Tomatensuppe zubereitet. War nicht schlecht. Tagsüber mussten wir bzw. Verena auf die Tigermücken achten und sie blieb deshalb mehr im Haus. Wenn die Tigermücken dann in der Dämmerung inaktiv wurden, gaben sie den nachtaktiven Mücken die Klinke in die Hand.

Tourwoche