Tourwoche
Tag 87 (05.09.2022)
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27 °C

Ein kurzer Abstecher nach Bosnien und Herzegowina - Nicht-EU-Luft schnuppern. Wir haben unseren ersten Stempel in den Reisepässen. YEAH!

Wir sahen bisher immer wieder bunte und teilweise sehr lustige Wegweiser und wundern uns immer wieder, warum da so wenige Kilometer bis Berlin drauf stehen. Wir haben viel mehr "gebraucht"...

Von Dakovo nach Samac
52,5 Kilometer | |
181 Minuten |
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90 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Morgens lagen Feigen vor unserer Tür auf dem Tisch. Drei Stück hatte Verena zum Frühstück gegessen, den Rest konnten wir leider nicht mitnehmen.
Wir machten unsere Pause auf einer Wiese mit Parkbänken. Ein paar Meter weiter pausierten 4 Personen, die anscheinend gerade die Grünfläche pflegten und eine kleine Bühne strichen. Von einem wurden wir angesprochen. Er hatte mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet. Und so konnten wir entspannt ein wenig auf Deutsch plaudern.
Es kam mehrfach auf der Strecke vor, dass eine Schar Schwalben tief über die Straße flogen. Das sah aus! Kurz vor der Grenze nach Bosnien und Herzegowina deaktivierten wir das Roaming. Jetzt war der Luxus mit den mobilen Daten für ein paar Stunden vorbei. Und Nik war schon aufgeregt. Wir sollten unseren ersten Stempel in die noch leeren Reisepässe bekommen.
Bei dem Campingplatz waren wir uns wieder über seine Existenz unsicher. Wer errät es? Wir haben eine Unterkunft gebucht. Wir sind aber trotzdem einen kleinen Umweg gefahren und siehe da: der Campingplatz existiert und liegt direkt am Fluss Sava. Der Betreiber der Unterkunft konnte uns viel erzählen. Unter anderem ist der Campingplatz komplett kostenlos inkl. Duschen, Wasser, Strom und Internet. Eine Bar wird in der Hauptsaison ganztags betrieben, in der Nebensaison erst abends. Die Ortschaft erhofft sich damit für Touristen interessant zu werden.
Wir bekamen vom Betreiber eine Empfehlung für ein Restaurant in der Nähe. Da wir beide keine Lust hatten zu kochen, gingen wir zu seinem Lieblingsrestaurant. Es war leider keine Kartenzahlung möglich. Wir klapperten vier Geldautomaten ab, alle gaben nur gebührenpflichtig BAM aus. Damit war das Essen doch etwas teurer als geplant. Die Vorspeise bestand aus vier frittierten Teigbällen an einem gewürzten Käse, wie sie vermutlich auf türkischen Märkten in Deutschland überall zu kaufen sind. Als Hauptgericht gab es gegrillte Hühnerbrust mit Käse eingerollt, dazu Pilzsauce und Pommes.
Tag 88 (06.09.2022)
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28 °C

Wir waren keine 24 Stunden in Bosnien und Herzegowina. Es war eine flüchtige aber schöne Bekanntschaft.

Das Verwaltungsgebäude des großen landwirtschaftlich-industriellen Kombinats Vinkovci erinnert irgendwie an den Palast der Republik in Berlin, wurde allerdings erst nach 2011 so gestaltet.

Von Samac nach Vinkovci
44,6 Kilometer | |
146 Minuten |
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60 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Wir erreichten Vinkovaca (Vinkovci). Auf einer Sitzbank stand #theoldesttownineurope. Wir haben recherchiert - neeeeeeee. An einem Brunnen machten wir Rast. Die Straße zum Platz war einige Meter vorher gesperrt. Es wurden kleine Buden nebeneinander aufgebaut und frisch angestrichen. Es waren nur junge Menschen zu sehen. Was war hier los? Nach einiger Zeit standen immer mehr auf und strömten in ein Gebäude in der Seitenstraße. Des Rätsels Lösung: es war Pause für die Gymnasiasten. Als wir uns wieder aufmachten und an dem Gebäude vorbeigingen, da saßen sie alle ganz brav an den Tischen und starrten nach vorne. Ein junges Mädchen schaute immer mal wieder kurz zu uns rüber. Und die Buden waren wohl Vorbereitungen für ein Straßenfest am kommenden Wochenende. Solange blieben wir aber nicht.
Tag 89 (07.09.2022)
31 °C

Nik hat in einem total unverfänglichen Moment eine wirklich gut getarnte Raupe entdeckt. Er hat wohl ein Auge dafür entwickelt.

Die Steigungen waren anstrengend. Aber für tolle Locations machen wir auch Mal kleine Umwege mit weiteren Höhenmetern.

Von Vinkovci nach Ilok
59,0 Kilometer | |
217 Minuten |
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330 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Die Strecke war an sich ohne Hügel mit einer durchgehend leichten Steigung. Nach 40 km kamen allerdings Senken. In diesen Senken sind die Dörfer bzw. Städte gebaut. Wenn man sich zum Beispiel bei einem Erdoberflächen-Kartendienst seines Vertrauens das Gelände anzeigen lässt, dann kann man sehr gut sehen, dass die Senken wie Flußarme der Donau aussehen - nur eben kein Wasser führen.
Verena ging in einem dieser Orte für die Essenspause einkaufen. Es war ein winziger Laden, der bis oben hin vollgestopft war. Ein Kühlschrank stand sogar draußen an der Treppe. Als wir gerade wieder los wollten, um ein passendes Pausenplätzchen zu suchen, da kam ein einzelner Radreisender auf uns zu. Er war aus Colorado und startete seine Tour in der Schweiz. Er hat noch sechs Wochen Zeit und seine Route ist offen. Kurz nach der Ortschaft haben wir ein schattiges Plätzchen gefunden. Wir dachten, er gesellt sich zu uns, hatten das vorher aber nicht angesprochen. Und so fuhr er leider einfach weiter. Vielleicht hatte er aber auch keine Zeit und musste weiter. Es wird insgesamt immer seltener andere Radreisende zu sehen. Campingplätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit, aber ihre Verfügbarkeit wird auch immer schlechter.
Bis zum Tagesziel waren also einige Höhenmeter zu überwinden und das auch noch durchgehend auf einer Bundesstraße. Es gibt tollere Erlebnisse. Besonders, weil die Anstiege, dadurch dass das ehemalige Flusstäler waren, besonders knackig steil waren.
Tag 90 (08.09.2022)
32 °C
Heute ist nicht viel passiert. Wir haben uns ausgeruht, nen bisschen gearbeitet und Dinge erledigt. Muss alles auch mal sein. Und spannenderweise waren wir am Abend trotzdem erschöpft.
Tag 91 (09.09.2022)
26 °C
An diesem Tag waren wir aus gutem Grund an das Haus gebunden. Dort gab es gutes WLAN und das brauchten wir, denn in Berlin hat Niks Bruder Tobias die Hanna geheiratet. Und da wir nicht vor Ort sein konnten, wurden wir zumindest immer mal wieder per Videoanruf dazugeschaltet. Das war sehr schön, auch wenn es ein wenig schade war, nicht live dabei zu sein. Herzlichen Glückwunsch an das Brautpaar, alles Liebe und, Hanna, herzlich Willkommen bei den Kirschnicks. Du wusstest worauf du dich einlässt... ;-)
Tag 92 (10.09.2022)
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26 °C

"Verena, geh in die stille Ecke!" Nein, Verena musste sich nicht schämend in die Ecke stellen. Sie versuchte einen guten Blick auf einen sehr alt aussehenden Schlitzbagger zu bekommen.

Nächtlicher Blick auf die schöne Kirche "Maria Namen" (nein, das ist kein Fehler, die heißt halt so!) in Novi Sad.

Von Ilok nach Novi Sad
48,3 Kilometer | |
157 Minuten |
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80 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Morgens sind wir schnell in Serbien, und damit dem zehnten Land auf unserer Tour, angekommen. Die Strecke fuhr sich weg wie geschnitten Brot. In einer Ortschaft vor unserem Ziel Novi Sad machten wir eine Pause auf einem Spielplatz. Der Gouda war zu jung und für uns nicht essbar, total sauer.
In Novi Sad angekommen
fand Nik den Zugang zum Apartment nach ein bisschen Suchen in einer kleinen Gasse. Es war klein, sauber und ordentlich. Nach drei Nächten in getrennten Betten verbrachten wir die erste Nacht auf einer 140 cm breiten Schlafcouch. Ganz schön eng.
Unsere Unterkunft war mitten in der Stadt. Wir brachten unsere Sachen unter und schauten uns das Zentrum an. Am Ende aßen wir zur Feier des dreimonatigen Jubiläums unseres Projekts leckere Burger in einem Restaurant. Es war ein Restaurant neben dem anderen. Als Nik nachts noch einmal spazieren ging waren die Tische und Stühle der Restaurants und Bars vom Tage zusammengeschoben um gut genutzte Tanzflächen zu schaffen. Und da Wochenende war, ging richtig die Post ab. Das war toll anzuschauen.
Tag 93 (11.09.2022)
24 °C

Das Grün des Kirchendaches zog uns magisch an. Und beruhigte Nik auch schnell, denn als wir gerade auf den Parkplatz der Kirche wollten, "blinkte" er links, wollte abbiegen und wurden dann aber doch noch schnell von einem Auto überholt. Man war er sauer. Wenn er nicht gut aufgepasst hätte, wäre das aber auch böse geendet.

Zelten zwischen Weinreben in malerischer Umgebung. Wir haben in einem fest aufgebauten Zelt geschlafen und mussten feststellen, dass unser Zweiwandiges deutlich besser isoliert. Es war nachts gaaaanz schön kalt. Brrrrr!

Von Novi Sad nach Slankamenacki Vinograd
39,6 Kilometer | |
150 Minuten |
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370 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Die Stadt Sremski Karlovci lag auf unserer Route und sah so einladend aus, dass wir dort eine Pause einlegten. Eine Parkbank stand im Schatten zwischen einem Denkmal, einem kleinen Marktplatz und einer Kirche. Ein paar Meter entfernt fiel durch die rotgelbe Bemalung der Hausfassade und der Mauer der Umzäunung das Karlovci Gymnasium auf. Es besteht inzwischen seit über 300 Jahren. Nach 100 Jahren wurde auf dem Fundament des alten Gebäudes dann das jetzige, farblich auffällige Gymnasium gebaut. Es hat vom Staat den Status einer "Schule von besonderer Bedeutung" verliehen bekommen. Mehr Infos findet dazu ihr hier.
Danach ging es daran einen 4 km langen Anstieg mit 200 Höhenmeter auf einer Landstraße zu überwinden. Je höher wir kamen um so schöner war die Aussicht. Anhalten und Fotografieren war aber aufgrund fehlender Parkbuchten nicht möglich. Außerdem kann uns jede kleine Unterbrechung aus dem Takt bringen, was die folgenden Kilometer zur Qual werden lassen können.
Und wirklich genießen ging auch nicht, denn die Blicke in den Rückspiegel, das Scannen der Straße auf Schlaglöcher oder andere hinderliche Beschädigungen, das Achten auf den Gegenverkehr und dann immer schön in der Spur bleiben (nicht zu sehr ausscheren), das ist auf einer gut befahrenen Landstraße schon aufmerksamkeitsbindend genug.
Am Gipfel des kleinen Berges schimmerte das grünlich eingedeckte Dach einer russisch-orthodoxen Kirche. So eine Farbe für ein Dach hatten wir noch nie gesehen und es hat uns förmlich angezogen. Nachdem alle Kirchenbesucher raus waren, gingen Verena und Nik getrennt rein. Die meiste Fläche war (noch) weiß, aber wenn was gemalt war oder als Bild stand bzw. lag, dann war viel Gold dabei.
Der nächste Campingplatz war an einem Berghang. Ohne Internet standen wir an der Straße und wussten nicht, wo wir nun genau hin mussten. Verena verschwand auf einem Grundstück, auf der Suche nach etwas Bekanntem aus den vorherigen Internetrecherchen zum Camp. In der Zeit wurde Nik aber gestikuliert, dass wir nur ein paar Meter zurück mussten.
Am Tor empfing uns dann direkt Aleksandra, unsere Gastgeberin. Wir schoben die breiten Räder vorbei an einem kleinen Haus durch Weinstöcke. Dahinter war ihr Garten mit Tischen, Bänken, Feuerstelle, einer überdachten Terrasse mit einer Spülecke, einem fest installierten Zelt und am aller wichtigsten: zwei kleine Katzen. Weiter ging es wieder einige Meter durch Weinstöcke zu einer Wiese mit Obst- und Nussbäumen und zwei weiteren festen Zelten. Dort wollten wir uns ein Plätzchen für unser Zelt suchen. Aber irgendwie sahen die festen Zelte auch sehr attraktiv aus. Immerhin war der Boden leicht matschig und abschüssig, ein Weinberg halt. Wir durften dann das obere feste Zelt nahe beim Haus beziehen. Dabei wurde uns bewusst, wie groß unser Zelt eigentlich ist. Wir haben zum ersten Mal alle großen, wasserfesten Taschen an den Rädern gelassen. Der Rest musste irgendwie mit ins Zelt passen.
Nach dem Abendbrot gab es noch genug Zeit für ein Schwätzchen mit Aleksandra und um mit den Kätzchen zu spielen. Julio ist Argentinier und fliegt bald nach Guatemala. Aleksandra folgt ihm etwas später und sie überwintern dort. Ihre Wohnung in Belgrad wollen sie demnächst aufgeben und dann in den Sommermonaten nur noch in dem Haus mit Weingarten leben. Was für eine schöne Idee! Sie haben noch so viele Ideen und gehen sie Stück für Stück an. Wenn wir in Guatemala sind, dann sollen wir uns auf jeden Fall melden. Das machen wir bestimmt, auch wenn es noch eine Weile dauert.