Tourwoche

Tag 539 (19.02.2024)

  27 °C

Zwischen Lautsprechern, Schirmen und Bräutigam tanzte ein Teil der Hochzeitsgesellschaft.

Alles war verziert und ausgeleuchtet - bis auf den Fahrer.

Wir sahen diese Umzüge immer nur nach Sonnenuntergang.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Niks bewährte Zahnpasta war seit geraumer Zeit aufgebraucht. Sie war nicht erhältlich und die, die er bis dahin ausprobiert hatte, ließen zu wünschen übrig. Er hatte immer wieder und inzwischen länger Zahnhals- und Zahnfleischprobleme. Deshalb überlegte er, sich welche aus Deutschland schicken zu lassen. Und dazu gleich noch eine zweite Ersatzachse fürs Vorderrad. Unsere verbauten Achsen, mit Hexlox Sicherung, konnte man auf die entsprechende Achsenbreite einstellen. Beim Ausbau der Vorderräder verkürzten sich inzwischen ungewollt beide Achsen. Sie wieder auf die richtige Länge zu bekommen war nervig und konnte bei falscher Handhabung, wie in Delhi bei Verena geschehen, Beschädigungen verursachen. Wir sprachen darüber und ob es weitere, wichtige Dinge gab, die mit ins Paket könnten. Dann schliefen wir eine Nacht drüber.
Da noch etwas Platz ist, wollen wir unsere Erlebnisse und Gedanken zu den Hochzeitsumzügen festhalten. Denn am Abend zuvor nahmen wir uns die Zeit, am Straßenrand einen dieser Umzüge länger zu beobachten. Auf dem Heimweg vom Restaurant überholten wir eine Hochzeitsgesellschaft. Wir hatten fast täglich abends einen solchen Umzug erst hören und dann vom Fenster aus sehen dürfen. Vorne weg fuhr immer erst ein Kleintransporter mit vielen und großen Lautsprechern, die nach hinten ausgerichtet waren. Dahinter liefen und tanzten einige der Hochzeitsgäste, wie es schien. Links und rechts waren sie eingefasst von Männern, die bestickte und mit langen, silbrigen Ketten behangene, goldfarbene, doppelstöckige Schirme hielten. Lichterketten verbanden die Schirme untereinander. Es waren meist fünf oder sechs Schirme auf jeder Seite. Die letzten Schirme waren mit einem abschließenden Wagen verbunden. In Deutschland würden wir das einen Karnevalswagen oder Faschingswagen nennen. Ein motorisiertes Fahrgestell mit vier Rädern. Vorne ragten fünf weiße, identische Pferdeskulpturen heraus, die wir sonst nur von Pferdekarussellen kannten. An den Seiten waren langhalsige, weiße Vögel mit Puscheln auf dem Kopf stilisiert. Vielleicht stellten sie den weißen Pfau dar. Pferde und Vögel waren in der Grundfarbe weiß, hatten allerdings genauso viel Goldfarbe von Unmengen an Ornamenten. Dazwischen gab es kräftige Farbtupfer. Starke Lichterketten entlang der Kanten brachten das Gold zum Glänzen. Der Fahrer saß, leicht versteckt in einer Vertiefung, etwa in der Mitte des Fahrgestelles. Hinter ihm stand erhöht eine Sitzbank, die genauso prächtig aussah, wie der Wagen selbst. Darauf saß eindeutig der Bräutigam. Er trug einen weißen Anzug, darüber hing ein dunkelroter Schal mit goldener Borte und Aufdrucken, mit passendem Turban. Neben ihm saß ein Junge, steif, mit ernster Miene und eisernem Blick nach vorne. Ihr Hintergrund war einfach nur kräftig bunt und golden. Die Leute tanzten ausgelassen vor ihnen auf der Straße. Nur ab und zu sprach den Bräutigam jemand an. Was wir diesmal nicht sahen, war eine Gruppe Trommler. Das waren natürlich nur Momentaufnahmen von uns, die hier zusammengetragen sind.
Früher kam der Bräutigam auf einem Elefanten angeritten. Mit der Zeit ging man zu weißen Pferden über. Wer nicht auf einem Pferd reiten wollte, ließ sich in einer Pferdekutsche oder eben so, mit Karussellpferden vorfahren. 😄 Da diese Umzüge immer wieder minutenlang stoppten und der Umzug anscheinend sehr lange dauern konnte, war das Sitzen auf einer Bank bestimmt bequemer als auf einem Pferderücken. Zudem kann ein Pferd scheuen, ausschlagen und die gute Kleidung riecht auch dementsprechend. Mal abgesehen davon, wie viel Tierleid erspart bleibt, wenn es nicht mehr von der breiten Masse praktiziert wird.
Vorbei an der Hochzeitsgesellschaft stellten wir uns gegenüber eines geschmückten Eingangs, der so aussah, als wenn dort die Feierlichkeiten abgehalten werden würden. Und tatsächlich stoppte der Umzug dort. Die Leute luden uns zum Tanzen und sogar zur Feier ein. Der Bräutigam wurde extra vorher gefragt. Wir bedankten uns für das Angebot, gratulierten dem Bräutigam und gingen weiter. An sich waren wir neugierig, aber wir wussten auch, dass wir uns nicht besonders wohlfühlen würden, in der Menschenmenge beobachtet zu werden und viele wären uns sicher immer wieder sehr nahe gekommen.

Tag 540 (20.02.2024)

  30 °C

Wir kamen zuerst am kleineren Verbrennungsplatz vorbei. Ein Ghat wie alle anderen, nur mit Holz und teils brennenden Scheiterhaufen.

Rechts das Krematorium mit dem großen Verbrennungsplatz, mittig das Gebäude mit dem angeblich ewigen Feuer und links ein angebliches Hospiz, das aber inzwischen nur noch in der Erzählung der Betrüger ein Hospiz ist.

Blick vom Obergeschoss des Krematoriums mit Blick auf den großen Verbrennungsplatz und den Ganges. Es schien alles so unwirklich und selbst das Foto wirkt, als wenn es aus einem Apokalypse-Film entstammt.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Direkt nach dem Aufstehen einigten wir uns darauf, dass wir uns tatsächlich ein Paket zuschicken lassen wollten. Verena bestellte ein Display für ihr Fairphone. Da löste sich so langsam aber sicher das Glas ab. Nik schaute sich nach Merinowäsche um. Unterwäsche ohne Nähte klang doch perfekt. Und ein Shirt war auch zügig gefunden.
Es war an der Zeit einen längeren Spaziergang zu machen. Vom Assi Ghat aus gingen wir Richtung Norden, immer am Ganges entlang. Die kilometerlange Uferpromenade war ein Mosaik aus Treppen, die als Zugangspunkte zum Wasser dienten, genannt Ghats. Dort wurde rituell gebadet, Kleidung gewaschen, auf Kundschaft für eine Bootsfahrt gewartet. Eine Menge Boote lagen auf dem Trockenen. An einigen, teils riesigen Booten wurde gehämmert und geschliffen. Auf den Stufen und in den Ecken auf den dazwischenliegenden Plätzen wurden an kleinsten Ständen Snacks und Erfrischungen angeboten, aber auch Schmuck und Krimskrams. Auf einem größeren Platz spielten Männer Cricket, natürlich mit Sandalen. Wenn sie wegen des Balls rennen mussten, mussten sie dabei auch immer die Stufen im Auge behalten. Respekt! Niemand war hektisch unterwegs. Ziegen trugen Jacken und Pullover und schnupperten herum, ab und zu sahen wir einen der orange gekleideten Sadhus (heilige Bettelmönche).
An den Ghats erhoben sich links die alten Paläste der Maharajas (Könige) und reichen Kaufleute aus dem 17. Jahrhundert. In ihren Rissen wuchs zartes Grün. Viele Stellen waren verwittert, bröckelten und wurden als Nistplätze genutzt. Jedes Gebäude sah bewohnt aus. Rechts floss der trübe Ganges, Sichttiefe zwei Zentimeter. Auf der anderen Seite vom Fluss war ein breiter Sandstrand zu sehen, mit sehr vielen Zelten, Kamelen und auch Pferden.

Triggerwarnung! Ab hier geht es detailliert um den Umgang mit Toten!

Wir erreichten die kleinere der zwei offenen Krematoriumsstellen direkt am Ganges. Am Ende einer kurzen Plattform wurden wir trotzdem von einem Scheiterhaufen, der direkt hinter der Ecke eines Gebäudes brannte, überrascht. Wir wussten, wo wir hingegangen waren. Es dann mit eigenen Augen zu sehen, war schwierig einzuorden. Es war so nah, nur wenige Meter entfernt. Kleine Füße waren zu sehen. Den Rest verbargen die lodernden Flammen und das Holz. Wir nahmen uns ein paar Minuten Zeit. Hinter uns saßen zwei Hähne auf Metallstangen. Es war so unwirklich, seltsam, verwirrend. Wir gingen auf die andere Seite des Gebäudes. An sich war es dort genauso, wie die bisherige Strecke vom Assi Ghat her. Nur dass man auf dem kleinen Platz jetzt nicht an einem Getränkestand vorbei ging, sondern an einem brennenden Scheiterhaufen. Die Menschen, Ziegen und Hühner liefen herum oder saßen auf den Stufen. Sowohl Menschen als auch Tiere schauten gedankenverloren in die Feuer, wie bei einem Lagerfeuer beim Campen. Vorbei an den links Sitzenden und rechts Brennenden gingen wir weiter. Die Hitze war spürbar.
Es war ein erster Eindruck einer kleinen Verbrennungsstelle. Wir steuerten auf den größten und berühmtesten Krematoriumsplatz am Manikarnika Ghat zu. Aber keine Eile! Während wir die ersten Eindrücke noch verdauten und versuchten unsere Gedanken und Gefühle zu sortieren, kamen wir am großen Dashashwamedh Ghat vorbei, an dem ein Aarti vorbereitet wurde. Er war bereits gut gefüllt. Wir drängelten uns durch die Menschenmenge auf die andere Seite hindurch. Es war noch ein Stück zu laufen. Links weckte ein neuer, riesiger, nepalesischer Tempel unsere Aufmerksamkeit. Am Ende seines Ghats sahen wir dann die Rauchschwaden über eine Blechwand ziehen. Je näher wir kamen, um so mehr Feuer entdeckten wir. Am Manikarnika Ghat gibt es verteilt eine Vielzahl an Verbrennungsstellen. In dem Moment unseres Eintreffens brannten mehrere Scheiterhaufen auf einem abgestuften Bereich vor einer Häuserwand. Ein Weg führte direkt daran vorbei. Wir gingen hin und blieben wie so viele andere auch stehen. Keine Ahnung, wie weit unsere Augen aufgerissen sein mussten. Wieder die Füße.
Ein jüngerer Mann kam auf uns zu. Er sei ehrenamtlicher Helfer, kein Guide, wolle kein Geld und ihnen ist daran gelegen, den Leuten diesen heiligen Ort näher zu bringen. Wer möchte, der könne am Ende gerne etwas spenden. Wir freuten uns, dass uns jemand aus dieser übermannenden Umgebung an die Hand nahm: Die Menschen kommen aus ganz Indien zum Sterben. Nebenan gibt es ein Hospiz. Verbrannt wird täglich rund um die Uhr. Denn es wird immer gestorben. Wer am Ganges stirbt und anschließend in ihm bestattet wird, durchbricht den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt (Moksha) mit all seinem weltlichen Leiden. Seine Seele erfährt ewige Glückseligkeit. Wenn jemand stirbt, muss der Leichnam traditionell innerhalb eines Tages verbrannt werden. Er wird gebadet, neu eingekleidet und in ein weißes Tuch gewickelt. Der älteste Sohn nimmt dabei meist die wichtigste Rolle ein. Er wäscht sich, rasiert den Bart ab, rasiert die Kopfhaare ab, eventuell bleibt eine kleine Strähne am Hinterkopf stehen. Nach einem rituellen Bad im Ganges muss er ein weißes Gewand anziehen. Das darf er die nächsten 12 oder 13 Tage nicht mehr ausziehen und auch nicht arbeiten gehen. Der Leichnam kommt auf eine Bahre aus Bambus oder Schilfrohr. Es kommen weitere, schmuckvolle Tücher oben drüber. Männer tragen die Bahre auf ihren Schultern. Sowohl die Prozession als auch die Verbrennungszeremonie sind öffentlich. Die Bahre wird in den Ganges getragen und vollständig untergetaucht. Zum Trocknen bleibt sie für eine halbe bis ganze Stunde am Ufer liegen.
Das Holz wird mit Schiffen gebracht und überall am Ghat ordentlich gelagert. Die Stämme sind alle etwa gleichlang und entastet. Dazwischen stehen schwere, große Waagen. Das Holz wird Kiloweise verkauft. Für eine Person braucht es um die 200 kg. Man darf nicht einfach irgendein Holz verwenden. Das dort verkaufte Holz besitzt die Eigenschaft, dass man die verbrennenden Körper nicht riecht. Ein Kilogramm kostet 900 INR. (An dieser Stelle wurden wir dann stutzig. Das sind über zehn Euro das Kilogramm. Das kann sich doch niemand in Indien leisten.) Wer genug Geld hat, nimmt süßlich riechendes Sandelholz und einen Verbrennungsplatz auf dem Dachgeschoss des Hauses. Sobald ein Platz frei ist, wird der Scheiterhaufen vom gekauften Holz errichtet. Der Leichnam wird darauf umgebettet. Er wird mit weiteren Holzscheiten bedeckt. Der älteste Sohn umrundet ihn mehrmals, bevor er mit einem großen Bündel aus langen, getrockneten Gräsern eine Flamme vom ewigen Feuer zum Scheiterhaufen trägt und ihn anzündet. Die Füße zeigen zum Fluss und sind gut zu sehen. Nach drei bis sechs Stunden wird mit einer Zange, geformt aus zwei Bambushälften, ein Knochen aus der Asche beziehungsweise Glut genommen. Bei einer Frau ist es ein Teil des Hüftknochens, bei einem Mann ein Teil des Brustbeines. Sie sind zu hart, um vollständig zu verbrennen und werden dem Ganges übergeben. Die Asche wird irgendwann zusammengekehrt und ebenfalls im Ganges verstreut. Aufnahmen sind bei der Zeremonie verboten. Das unterbricht den Übergang der Seele. Nicht verbrannt werden Schwangere, Kinder, Priester, Menschen mit Schlangenbiss, Leprakranke und Tiere. Sie werden beschwert und direkt im Ganges versenkt. Manchmal reißen die Seile. Dann treibt die Leiche den Fluss hinab.
Puh! Während er uns das alles erklärte, gingen wir von dem unteren Weg am Ufer rechts, an den Feuern vorbei, einige Stufen hinauf und die Sonne unter. Wir standen neben den Scheiterhaufen. Hin und wieder bekamen wir eine der Rauchwolken ab. Zwischen den verbrannten, noch brennenden und neuen Scheiterhaufen lagen überall verstreut Überreste von Opfergaben wie versengte Stoffe und Blumen gemischt mit frischen Kuhfladen herum. Es ging an den Holzlagern und Waagen vorbei, auf die Rückseite des Gebäudes vom Krematoriumsplatz. Nach den hellen Feuern wirkte die Straße etwas düster. In den vielen dunklen Ecken saßen Männer. Einige wartete mit ihren Rasierern auf Kundschaft. Es ging eine Treppe hinauf. An einer Stelle hatten es sich Ziegen, Schafe und Hühner für die Nacht bequem gemacht. An Ihnen vorbei kamen wir ins Dachgeschoss. Es besaß ein Metalldach mit mehreren Schornsteinen. Auch dort brannten einige Feuer. Wir gingen zwischen ihnen hindurch, einfach so, bis zur Balustrade. Teils mitten im Rauch stehend, sahen wir auf die unten liegenden Feuer hinab. Eigentlich waren Aufnahmen verboten, aber hier oben durften wir dann doch unauffällig einige Fotos machen. Zurück an der Gasse ging es zu einem Stand mit kleinen Holzstückchen und feiner Holzspäne für die Scheiterhaufen - man könnte sagen, zum individuellen Aromatisieren des Feuers. Dann wurden wir in einen Gang gebeten. Dort war sonst niemand außer einem alten Mann, auf dem Boden sitzend, vor sich ein Buch und ein Gefäß mit Asche. Die wurde uns auf die Stirn aufgetragen. Daneben brannte das ewige Feuer.
„Wie viel Kilo Holz wollen sie spenden? 10 kg? 20 kg? 30 kg?“ Bitte was? Nik gab dem alten Mann 1.000 INR. An unserer Spende wurde länger rumdiskutiert. Er fragte uns allen Ernstes, ob wir ihnen umgerechnet über 300 EUR geben. Dafür, dass es vorher hieß, eine Spende wäre optional, fanden wir uns nun in einer Betrugsmasche wieder, in der psychologisch Druck aufgebaut wurde. Nik wendete sich irgendwann von ihm ab und war am Gehen. Verena musste dafür aber erst noch an dem Mann vorbei und wurde direkt angesprochen. „Und wie viel Holz wollen sie spenden?“ Ähm, die Spende war eigentlich von uns beiden, denn wir haben ein gemeinsames Portemonnaie. Verena müsse für ein gutes Karma die zu spendenden Scheine mit der eigenen Hand überreichen, wiederholte er mehrfach. So ein Schlawiner! Wie viele Leute er mit der Masche wohl schon rumbekommen hatte noch mehr zu zahlen. Und wer von uns beiden hatte hier wohl das schlechtere Karma? Diese ganze Aktion ist übrigens bekannt als Wood-Scamming, also Holzbetrug. Dabei hatten sie verschiedene Taktiken auf Lager. Unser nicht-Guide erhielt eine Spende, die etwa ein Guide für diese Zeit erhalten hätte. Dafür wissen wir leider nicht, was alles von dem, was er uns erzählt hatte, stimmen könnte oder nur zur Masche gehörte. Bei den Kosten für ein Kilo Holz sind wir am skeptischsten.
Unterhalb des vermeintlich ewigen Feuers ruhten Kühe. Tagsüber laufen sie und die anderen vom Stockwerk drüber überall herum. Da auch frische Kuhfladen zwischen den Scheiterhaufen zu sehen waren, laufen sie also auch dort herum. Diese Vorstellung hilft nur schwerlich beim Verarbeiten der ganzen Eindrücke. Und dazu brauchten wir eine kleine Pause. Wenig entfernt stand ein schiefer Tempel. Er wurde zu dicht am Fluss gebaut und sank an einer Ecke ein. Nun ist er schiefer als der schiefe Turm von Pisa, wenn auch nicht so hoch.
Zurück gingen wir durch die Stadt, parallel zum Ganges. Die Gassen waren super eng und in schummriges Licht getaucht. Platz für eine Person. Mit der Zeit wurden sie langsam aber sicher breiter. Ab einem Punkt waren sie gerade wieder breit genug für Motorräder. Aber auch gerade so. Ein ausgewachsenes Rind quer über die Straße war da schon eine kleine Herausforderung. Das wurde an vielen Stellen eng und die Fußgänger mussten ständig ausweichen. Hier und da waren Grafitis, Malereien, einzelne Fliesen mit diversen Bildnissen, Poster und Verzierungen an den Toren zu entdecken. Es roch nach Räucherstäbchen, Essen, Urin und der Müll an einigen Stellen gab noch seine eigene feine Prise dazu. Wir folgten der nächstgrößten Straße. Keine Autos, dafür wieder Fahrrad- und Autorikschas. Bei einer staunte Nik nicht schlecht. Denn auf ihr lag eine Bambusbahre mit einem Leichnam drauf. Von einer Fahrradrikscha ließen wir uns gemächlich durch die Menschenmassen fahren. Die Strecke kannten wir noch von unserer Ankunft.
Zum Abendessen ging es, nach einer gründlichen Dusche und neuer Kleidung, in das benachbarte Thali-Restaurant. Serviert wurde in bronzernen Gefäßen. Die spezielle Legierung nennt sich Kansa. Je nach Wochentag gab es geringfügige Änderungen bei den Speisen. Von den 24 gereichten Speisen waren die meisten richtig lecker. Immer wieder kam jemand vorbei und füllte aus etwas größeren Schalen, die in einem Träger hingen, nach. Alles zum Festpreis von 396 INR. Andere Gerichte gab es nicht.

Tag 541 (21.02.2024)

  28 °C

Der große Verbrennungsplatz vom Ganges aus.

Die Leute sammelten sich am Dashashwamedh Ghat zum abendlichen Ganga Aarti überall auf dem Ghat und mit den Schiffen und Booten auf dem Fluss. Zur Zeremonie war es rammelvoll.

Die bekannten Ghats nun mal vom Wasser aus zu sehen war ein schöner, festigender Eindruck zum Abschied.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

An unserer alten Kleidung haftete noch die Asche der Verbrannten. Während das für die Einheimischen normal schien, löste es bei uns weiterhin ein Gefühl des Unwohlseins aus. Wir hatten die Kleidung vorsichtig ausgezogen, um die Asche nicht im Apartment zu verteilen. Dabei waren wir nicht staubig oder so. Es war einfach diese Vorstellung der Asche, die schon dieses Gefühl auslöste. Der Kontrast beim gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod könnte nicht größer sein. Wobei, es gibt wohl auch eine Kultur, in der statt Feuer wildlebende Geier zur Bestattung angelockt werden.
Wir erkundeten weiter die Stadt. In den kleinen Tempel Dogar ging nur Verena hinein. Nik passte auf die Sachen auf und versuchte in der schwülen Hitze nicht einzugehen. Am Ganges ließen wir uns mit einem Ruderboot zu den beiden Verbrennungsstellen fahren. Es war eine andere Perspektive. Wir konnten das bekannte Treiben noch einmal aus der Ferne und in Ruhe betrachten, die alten Paläste besser überblicken. Das war sehr angenehm. Was uns irritierte, war der Rechtsverkehr auf dem Wasser. Chaotisch war es aber genauso, wie auf den Straßen.
Vor dem Manikarnika Ghat verharrten wir einige Minuten. Mit dem Wissen vom Vortag konnten wir das Gewusel etwas durchblicken. Die Sonne ging unter, während die Paddel wieder ins Wasser stachen. Die Boote strahlten und blinkten bunt. Unzählige von ihnen, in den verschiedensten Ausführungen und Größen, versammelten und verkeilten sich am großen Dashashwamedh Ghat für das abendliche Aarti. Wir fuhren langsam dran vorbei.
In Indien gibt es drei Jahreszeiten: von März bis Mai ist Sommer, von Juni bis September ist Monsun, also Regenzeit, von Oktober bis März ist Winter. Wir waren also im Winter dort und der Ganges stand so niedrig, dass die Ghats bis zu ihren letzten Stufen und darüber hinaus trocken lagen. Alle Ghats sind am unteren Ende miteinander verbunden. In der Regenzeit steht das Wasser so hoch, dass jedes Ghat eine Sackgasse bildet.
Als wir das Ruderboot verließen, wurde uns erzählt, es wäre eine größere Runde als abgemacht gewesen. Statt der 60 Minuten wären wir 90 Minuten unterwegs gewesen und so forderten sie freundlich entsprechend mehr Geld. Na ja, sie hatten die Rechnung nicht mit Nik gemacht. Die 90 Minuten stimmten nicht so ganz. Es waren zehn Minuten mehr und sie bekamen auch mehr als ausgemacht, schon alleine durch das Trinkgeld, aber nicht so viel wie erhofft. Doch sie gaben sich damit zufrieden. Wir ärgerten uns nur, dass wir dem Ruderer selbst kein eigenes Trinkgeld heimlich auf dem Wasser zugesteckt hatten. Er hatte schließlich die ganze harte Arbeit. Der andere, kassierende Mann war vielleicht der Besitzer der Boote. Er konnte Englisch und sprach die potenzielle Kundschaft auf den Ghats an.
Beim Rückweg durch die Stadt hätten wir wahrscheinlich richtig lange gebraucht, egal ob zu Fuß oder in einer Fahrradrikscha. Also spazierten wir am Ganges zurück. Das war angenehmer, als über die vollen Straßen zu laufen. Nach einer kurzen Erholung schafften wir es auf dem Weg zu unserem Lieblingsbäckereirestaurant noch Passfotos machen zu lassen. Unsere waren inzwischen zu alt und Nik hatte nicht genug bei. Geschlemmt wurde an diesem Abend natürlich Pani Puri, Verena probierte Idli Sambar und Vada Sambar. Idli waren weiße, gedämpfte, flach-runde Küchlein aus einem fermentierten Teig auf Basis von Urdbohnen und Reis. Sie hatten eine weiche, schwammartige Konsistenz und einen säuerlichen Geschmack. Die Vada bestanden aus einem Teig aus Urdbohnen und wurden ringförmig in heißem Fett ausgebacken. Zum Dippen wurden sie mit einer kleinen Suppe, einer scharfen orangen und einer joghurtähnlichen Sauce serviert. War beides leider nicht so lecker. Nik bestellte das bewährte Masala Dosa. Meine Fresse, war das lecker. Aber immerhin wieder was Neues ausprobiert.

Tag 542 (22.02.2024)

  27 °C

Auch hinter dem Krematorium lag überall Holz aus. Hier sieht man eine der Holzwaagen. Im Hintergrund steht der schiefe Tempel.

Das ewige Feuer mit Blick auf den Ganges.

Ein Laden für Zusätze für das Feuer.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Der Tag ist schnell erzählt. Denn am nächsten Tag sollte es weitergehen, Richtung Norden, Richtung Nepal. Also wurden die Räder gereinigt und gecheckt, ein paar Tage hier im Tagebuch freigegeben und soweit es ging, die Sachen gepackt. Das Abendessen machten wir uns dann um so einfacher. Ab zum benachbarten Thali-Restaurant. Entscheidungen auf einer Menükarte entfielen damit. Denn nur was leer war, wurde nachgefüllt. Wobei wir es schafften, die Angestellten zu verwirren. Sie hatten gut zu tun mit einem Familienessen. Es liefen so viele Angestellte herum und wirklich jeder wollte uns die Buttermilch eingießen. Es hatte sich einfach nicht herumgesprochen, dass wir keine wollten. Nein, wir mussten es jedem einzeln sagen, während er schon nach unseren Bechern griff. Wir waren anscheinend schwierige Gäste. 😆

Tag 543 (23.02.2024)

  27 °C

Die riesigen Teddybären tauchten öfter am Straßenrand auf. Hier wurden sie sorgfältig nebeneinander gesetzt. Das wirkte etwas schräg. 😅

Blick durch das Eingangstor in den Schulhof.

Hinter dem Schreibtisch wurden uns später noch zwei Betten hingestellt.

© OpenStreetMap

Von Varanasi nach Devgaon

55,6 Kilometer
200 Minuten
200 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Die ersten zwölf Kilometer ging es ausschließlich durch die Stadt. Als es wieder ländlicher wurde, entdeckten wir einen schönen, gut versteckten Platz. Wir hatten einen weiten Blick über ein paar Ackerflächen. In einem gelb blühenden Feld tauchten immer mal wieder die Köpfe und Schultern von zwei fleißigen Frauen in ihren farbigen Saris auf. Eine dritte trug bereits ein großes Bündel grüner Gräser Richtung Straße. Grasend lief ein Rind in wenigen Metern Entfernung herum und wurde von einem der kleinen weißen Reiher abgepickt. Das sah lustig aus und war alles zusammen ein sehr schöner Moment.
Irgendwann war es an der Zeit, nach einem möglichen Schlafplatz Ausschau zu halten. Ein Hotel war online nirgends markiert. Da wir nicht wussten, wo wir an dem Abend enden würden, mussten wir noch unseren Wasservorrat auffüllen, bevor wir die letzten Kilometer in Angriff nahmen. Als wir die Flaschen an den Rädern anbrachten, unterhielten wir uns über die Ortschaft. Uns waren keine Gebäude oder Schilder aufgefallen, die auf ein Hotel hinwiesen. Was Verena allerdings im Hintergrund gesehen hatte, war eine Englischschule mit einer hohen Mauer. Der Weg dorthin ging zufällig neben dem Stand hinein.
Am Zaun stand ein Mann, der uns wortlos hineinbat. Der Manager hieß uns willkommen. Wir durften dort nächtigen, allerdings nicht auf dem Hof zeltend, sondern bekamen Betten in sein Büro gestellt. Ein junger Mann kam dazu. Sein Englisch war wesentlich besser, jedoch sprach er so schnell und mit Dialekt, dass wir Schwierigkeiten hatten, ihn zu verstehen und ihm zu folgen. Hihi! 😅 Auf dem Gelände waren einige Jugendliche und ein Mann zu sehen, der wie ein Angestellter aussah. Nicht unbedingt ein Lehrer. Die Jugendlichen begrüßten den Manager mit der Kusshand, die auf seinen Fuß getippt wurde. Und er zeigte uns sichtbar stolz sein Büro, das er 2020 bezog. An dieser Schule wurden die Klassen acht bis zwölf unterrichtet, täglich ab neun Uhr, außer sonntags.
Bis halb neun am nächsten Morgen durften wir bleiben. Wir richteten uns, zusammen mit unseren Rädern, im Büro ein. Drinnen und draußen waren richtig viele und große Mücken unterwegs. Zur Sicherheit ließen wir gleich zwei Mückenstecker auf höchster Stufe in dem Raum laufen. Wir wollten wie immer weder genervt werden noch eine Erkrankung durch Stiche riskieren. Als es dunkel war, saßen draußen ein paar der Jugendlichen auf Stühlen im Kreis zusammen. Zwischendurch schallte richtig Partymusik über den Hof. Was uns wohl am nächsten Morgen mit den ganzen Studenten erwarten würde?
Wir setzten uns auf eine der Betonbänke, die wir bisher echt überall gesehen hatten. Abhi war ein ehemaliger Student und kam mit Nik ins Gespräch. Er war so erfreut uns kennenzulernen und hatte so unfassbar viele interessante Fragen, dass er uns nie richtig aussprechen ließ. Da fiel ihm schon die nächste Frage ein und direkt aus seinem Mund.
Nebenbei begannen wir unser Abendessen zuzubereiten. Da die Sitzbank aus Beton war, konnten wir unseren Kocher zu unseren Füßen betreiben. Es gab schnell und einfach die bewährten Instantnudeln. Für das Geschirr und unsere Körper gab es einen Waschplatz, draußen auf dem Hof, mit Toilettenhäuschen. Richtiger Luxus!

Tag 544 (24.02.2024)

  27 °C

Nicht nur die normalen Bürger mochten Selfies mit Touristen. Die Polizei bat ebenfalls um ein paar Fotos.

Nice! ☺️

Mit Licht und Warnweste ging es die letzten Kilometer im dichten Verkehr in die Stadt hinein.

© OpenStreetMap

Von Devgaon nach Barhalganj

93,8 Kilometer
325 Minuten
220 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Schulbeginn war neun Uhr. Schon ab acht Uhr trudelten die ersten Kinder ein. Einige wurden mit kleinen gelben Bussen gebracht, andere kamen zu Fuß oder wurden auf Motorrädern gebracht. Mit großen Augen gingen manche von ihnen an uns vorüber. Wir standen aber auch genau am Hofeingang mit unserem ganzen Zeug. Da es eine Englischschule war, begrüßten wir sie immer mal wieder lächelnd mit einem „Good morning!“. Ein paar von ihnen antworteten, wenn auch leise und verhalten. Sie waren irritiert und interessiert. Vor allem die Jungs bildeten irgendwann eine Traube um uns. Mehrere versuchten es gemeinsam, sich mit uns zu unterhalten. Sie diskutierten in der Gruppe, wie die Fragen oder einzelne Wörter auf Englisch hießen. Unsere Fragen an sie verstanden sie eher nicht oder wussten dann nicht, wie sie eine Antwort formulieren konnten. Das Gefühl kannte Verena nur zu gut. Also kein Problem. Aber die Neugierde der jungen Menschen war immerhin groß genug, um mit ihren Englischkenntnissen einfache Fragen zu formulieren. Das half vielleicht, um dem Lernen einer Fremdsprache durch Anwendung mehr Sinn zu vermitteln.
Da wir so früh loskamen, bestes Wetter und unterwegs kein Hotel zu finden war, in dem wir einfach für uns sein konnten, fuhren wir über 95 km bis nach Barhalganj. In einem Ort sah Verena durch die Sonnenbrille die Bremsschwellen nicht und bretterte voll rüber. Der arme Strandfloh! 😩 Die letzten zehn Kilometer zogen sich. Es war inzwischen dunkel und die Straße staubig, in schlechtem Zustand, eng und überfüllt. Den wahrscheinlich besseren Nationalhighway konnten wir nicht fahren, weil dort anscheinend einige Meter der Brücke fehlten. Ups! 😐 Von der anderen Brücke aus sahen wir einen rot angestrahlten Tempel mit einem Meer an Kerzen daneben. Dazu gab es Musik und Gesang. Wir konnten nur leider nicht anhalten und es in Ruhe betrachten. Der Bordstein war zu hoch, um die Räder zügig von der Fahrbahn zu bekommen. Überholt werden konnten wir nicht, dafür war es zu eng. Wir waren schon froh, dass vor uns ein langsamer Traktor fuhr und wir einfach hinterherfahren konnten, ohne selbst den Verkehr aufzuhalten. Es gibt so viele Dinge, an denen wir auch mit den Fahrrädern einfach vorbeifahren, weil wir sie nicht mitbekommen oder nicht anhalten können, um nachzusehen. „Einfach“ umdrehen muss auch gut bedacht sein. Das war ein solcher Moment, der uns entging. Wird wieder passieren! 😉
Am ersten Hotel bekamen wir direkt schlechte Laune. Hochzeitsgesellschaften erkennen wir inzwischen ganz gut. Dort wurde an diesem Tag geheiratet und dementsprechend war das Hotel ausgebucht. Schade! Einer der Gäste versuchte noch einmal auf den Rezeptionisten einzureden, aber es half nichts. Zurück bei Nik trat ein Mann, ebenfalls von der Hochzeitgesellschaft, an uns heran. Wir sollten beim Hotel daneben fragen. Das wurde uns weder online angezeigt, noch konnten wir es auf seinen Schildern lesen. Aber tatsächlich gab es dort Zimmer. Sie waren allerdings zu teuer, also wollten wir weiter und uns ein anderes Hotel anschauen. Da wurde uns ein billigeres Zimmer angeboten. Das war muffig und feucht, hatte kein Fenster und keine Klimaanlage zum Entfeuchten. Weil wir etwas Rabatt auf die teuren Zimmer bekamen (2000 statt 2400 INR) und wir gut durch waren, zogen wir in ein indisch luxoriöses Zimmer. 🤪
Tagsüber hatten wir zu wenig gegessen und inzwischen riesigen Hunger. Verena konnte nicht aufhören ihre Pizza zu essen, was sich mit Magenschmerzen rächte. Immerhin hatte Nik noch rechtzeitig aufgehört. Auf dem Rückweg beobachteten wir noch das Spektakel eines anreisenden Bräutigams zu seiner Hochzeitsfeier im Hotel neben unserem. Eine Gruppe Männer trug militärische Uniformen und einer von ihnen war als Gorilla verkleidet. Als wir zuvor unsere Räder abluden, hielten sie sich auf dem Nachbargrundstück auf, rangelten miteinander und zogen sich schließlich um. Nun böllerten sie wie die Wilden mit Feuerwerk umher. Sie tanzten und verharrten in unterschiedlichsten Haltungen, mit dem Feuerwerk in der Hand, damit es so spektakulär abgeschossen werden konnte wie nur möglich.

Tag 545 (25.02.2024)

  27 °C

Jede Ortschaft hatte mindestens eine größere Tempelanlage.

Der Verkehr steckte voller interessanter Überraschungen.

Wir hatten zwar schon Bushaltestellen gesehen, die Leute standen aber auch egal wo am Straßenrand. Jeder kleine Weg, der zwischen den Feldern verlief und die Häuser im Hintergrund mit der Straße verbanden, war eine weitere Haltestelle für Busse und kleinere Transportunternehmen.

© OpenStreetMap

Von Barhalganj nach Gorakhpur

62,7 Kilometer
220 Minuten
150 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Noch total fertig von der Strecke am Vortag, hatte Nik dementsprechend schlechte Laune. Verena hielt auf einer der vielen Überführungen, weil sie in einem Acker daneben ein großes Tier ausgemacht hatte. Nilgauantilopen hatte sie bisher nur auf Aufnahmen im Internet gesehen. Das war ein ganz schön großes Tier. Dabei bekam Nik Gesellschaft. Ein Motorradfahrer wollte ein Selfie mit ihm. Das war an sich ok, allerdings kam der mit seinem Smartphone nicht klar, suchte was Bestimmtes, wollte vielleicht mit irgendeiner App „schnell“ live gehen. ‍😤 Das war mit Niks schlechter Laune nicht vereinbar, dass wir schließlich weiterfuhren und ihn stehen ließen.
Später sah Nik zum ersten Mal die Silhouette eines indischen Hornvogels. Sah aus wie ein fliegender Dinosaurier. Wir hatten in Indien auch schon zweimal indische graue Mungos gesehen, wie sie sichtgeschützt im Gestrüpp einen Tierpfad entlangliefen. Sie sind nicht besonders klein, sie sind vor allem lang. Ihr Fell war üppig und ebenfalls lang.
Auf einer Kreuzung in Gorakhpur fuhr bei Nik ein von der Seite kommendes Motorrad in die hintere Fahrradtasche. Bis auf einen Schreck blieb der Zusammenstoß ohne sichtbare Folgen. Aber das war ein deutliches Zeichen, dass wir aus Indien raussollten: Nik wurde zu selbstbewusst im Straßenverkehr, denn in der Art ist uns Kontakt mit einem anderen Verkehrsteilnehmer bisher noch nicht vorgekommen. Am Hotel ließ sich Verena, wie fast immer, erst das Zimmer zeigen. Normalerweise bespricht sie es anschließend mit Nik. Unbewusst vergaß sie es diesmal. Denn es war super und durch den Rabatt bei der Onlinebuchung nicht zu teuer. Er war nur verwundert und schüttelte schließlich lächelnd seinen Kopf. Willkommen im Pink Paradise Guest House!

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