Tourwoche

Tag 525 (05.02.2024)

  25 °C

In Delhi hatten wir diese Linsensuppe gekauft, die nur warm gemacht werden musste.

Unsere eiserne Reserve! Die Reisnudeln waren noch aus Deutschland.

In dem Laden an der Hausecke bekamen wir zumindest immer Knabberkram.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Es hatte nachts anscheinend durchgeregnet und hörte nicht auf. Dass es nicht so staubte, war natürlich super, durch Pfützen zu fahren und uns von anderen Verkehrsteilnehmern einsauen zu lassen, fanden wir aber auch keine nette Aussicht. Wir sind eher Schönwetterfahrer. Kein Problem, das Hotel war nicht ausgebucht. Ganz im Gegenteil.
Damit war dann aber auch alles an regulärem Proviant aufgebraucht. Wir hatten immer mehrere Packungen Instant-Asianudeln als eiserne Reverse dabei. Nicht die in den Bechern, sondern in den Tüten! Nun waren sie tatsächlich fällig. Und die Mahlzeit war ein Foto für den Familienchat von Nik würdig, denn die Nudeln waren noch ein Geschenk von seinem Bruder und dessen Frau. Das heißt, dass wir sie seit dem Neustart im August des Vorjahres dabei hatten. Sie hatten die Kälte auf dem Pamir, die Erschütterungen durch die Stan-Länder und bis hierhin die Hitze in Indien mitgemacht. Dafür schmeckten sie hervorragend und wurden genossen. Für solche Reisen sind die weit verbreiteten Instantnudeln wirklich sehr praktisch und dementsprechend beliebt. Danke nochmal! Bis zur Zwangspause im ersten Jahr unseres Abenteuers hatten wir unsere damalige eiserne Reserve nicht gebraucht.

Tag 526 (06.02.2024)

  22 °C

Aus Bambusstöckern waren die Gerüste für die Außenfassaden, Leitern und, wie hier zu sehen, auch für den Innenausbau Standard.

Im Vordergrund sieht man eines der typischen, indischen Dreiräder, die wir unterwegs immer wieder sehen konnten. Die Mitmenschen mit körperlichen Beeinträchtigungen waren dadurch in ihrer Mobilität ein wenig selbstständiger.

Auch typisch indisch waren diese Kleinlaster mit ihren Lautsprechern. Wir blieben möglichst auf Abstand, wenn sie gerade in Aktion waren und die Leute hinter ihnen hertanzen. Die Lautstärke, wenn sie in Aktion waren, kann man sich kaum vorstellen!

© OpenStreetMap

Von Mauhar nach Khaga

66,3 Kilometer
202 Minuten
160 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Der Radreisetag glich den bisherigen. Wir strandeten in einer Ortschaft mit anscheinend nur einem Hotel. Das Zimmer roch fischig, das Gemeinschaftsbad war nichts für schwache Nerven und wir hatten wieder tierische Mitbewohner. Mäuse huschten unter unserem Bett und dem Türspalt hin und her. Ihr Kot lag im Staub an den Fenstern. Wir versuchten sie so gut es ging aus dem Zimmer zu vertreiben und ihre Gewohnheit, wieder hereinzulaufen, durch Erschrecken zu reduzieren. Kot, Speichel und Urin sind überall in der Umgebung verschmiert, wo die Nager herumlaufen. Der Staub vom Lebensraum der Mäuse kann Krankheitserreger enthalten. Deshalb war es auch wichtig, möglichst keinen Staub aufzuwirbeln. Wird schon gut gehen! 😬
Wildcampen war uns weiterhin nicht möglich. Es gab noch immer keine freien und unbewohnten Flecken und wir wollten nicht mit so vielen Zuschauern zelten oder ihren Unmut darüber auf uns ziehen. Also sahen wir zu, dass alle Taschen verschlossen blieben und Lebensmittel unzugänglich für die Mäuse waren. Wir hofften, dass die kleinen Nager unsere Taschen in Ruhe ließen und keine Löcher reinbeißen würden. Wir mochten unsere Taschen nämlich weiterhin so schön wasserdicht.

Tag 527 (07.02.2024)

  24 °C

Da grinst er!

Da war noch Luft nach oben!

Und hier freute sich der alte Herr so über uns als Kunden, dass wir noch ein paar Guaven geschenkt bekamen. 😊

© OpenStreetMap

Von Khaga nach Prayagraj

84,8 Kilometer
257 Minuten
370 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Was uns in Indien bereits aufgefallen war, und auch hier zur gängigen Praxis gehörte, war das ungebetene Klopfen an der Tür, um die Gäste rechtzeitig für den Check-out zu wecken. Während wir die Sachen packten, liefen echt viele Mäuse herum. Wir ließen die Tür zeitweise offen und beobachteten, wo sie so alles hinliefen.
Wieder auf der Straße mussten wir leider feststellen, dass es keine Guaven mehr zu geben schien. Bisher gehörten sie zum üblichen Straßenbild mit seinen inzwischen wiederkehrenden Ständen. Erst spät am Tag tauchten plötzlich welche auf. Hintereinander weg gab es auf beiden Straßenseiten gleich mehrere Verkäufer. Verena freute sich sichtbar und wir hielten bei einem älteren Herren. Der Kilopreis war voll in Ordnung. Als wir dabei waren, die schweren, aber dafür auch gut sättigenden Guaven zu verstauen, kam der ältere Herr hinter seinem Stand hervor und schenkte jedem von uns weitere Früchte. Dabei lächelte er so herzlich. Die Gastfreundschaft ist schon herausragend, auch wenn sie uns manchmal etwas zu viel wird.
In Prayagaj buchten wir ein Hotelzimmer. Das interessierte den Rezeptionisten nur nicht, denn sie waren ausgebucht. Wir buchten ein Zimmer in einem anderen Hotel. Dort durften sie keine Ausländer aufnehmen. Warum benutzen sie in Indien eine Buchungsplattform, wenn die Buchungen irrelevant sind und solche wichtigen Informationen fehlen? Ist denen wahrscheinlich einfach egal. 🙄 Nik war richtig geladen. Wir gingen dazu über, nichts mehr zu buchen und die umliegenden Hotels abzuklappern. Keine Ausländer im dritten und vierten Hotel. Im fünften gab es freie Zimmer, auch für Fremde wie uns. An der Rezeption standen nebeneinander fünf Männer. Vier von ihnen schauten Verena lächelnd mit großen Augen an und nickten wiederholt auf die Frage, ob sie auch wirklich Ausländer aufnehmen. Es war wie in einem Sketch. Verenas freudiger Blick ging von rechts, über die vier Männer hinweg, ganz nach links in die Ecke. Dort stand ein fünfter junger Mann mit emotionsloser Mine. Er hatte in den indisch kopfnickenden Reigen nicht eingestimmt. Er sah sie nur an und sagte „No!“. Seine Kollegen drehten ihre Köpfe zu ihm. Er wiederholte sein „No!“. Daraufhin wurde Verena wieder freundlich von dem Herren angeschaut, der sie hereingebeten hatte, weil sie ja freie Zimmer auch für Leute wie uns hatten. Jetzt sagte er ihr doch im Ernst mitten ins Gesicht, dass sie keine freien Zimmer hatten. Dabei lächelte er weiter. War sein Prozessor kaputt? Sie hatte doch alles mitgehört. 😤 Wusste er überhaupt, was er da auf Englisch sagte oder war das indische Hoteletikette? 🤨
Wir fragten in den Hotels und auch Passanten, die Nik bei den Rädern wartend ansprachen, ob sie ein Hotel für uns wüssten. Einer nannte uns Hotels und glaubte dann nicht, dass wir dort bereits abgewiesen wurden. Es gab ein potenzielles Hotel in etwa drei Kilometern Entfernung und ein anderer Passant nannte uns eines um die Ecke. Das fuhren wir als Hotel Nummer sechs an. Der Rezeptionist verhielt sich seltsam. Er fragte, was wir wollten. Auf die Frage nach einem Zimmer für Ausländer gab es weder einer Antwort noch weiteren Blickkontakt. Verena wurde aber auch nicht weggeschickt. 😒 Er bediente Gäste, telefonierte und wies das Personal weiter ein. Hallo? Nach einigen Minuten tat sich etwas. Er zeigte auf eine Tafel mit Preisen. Die waren unter den gegebenen Umständen in Ordnung. Verena wurde ein Zimmer gezeigt. Mit den Reisepässen und den eVisa sollten wir das C-Formular ausfüllen. Davon hatten wir bereits gehört, mussten aber noch nie eines selbst ausfüllen. Aber spätestens jetzt war klar, dass wir wirklich nicht weitersuchen mussten. Yeah! 🥳Selbst die Räder wurden von der anfänglich genannten Parkfläche vor dem Hotel als Abstellplatz in einer Art Garage sichtgeschützt weggeschlossen.

Tag 528 (08.02.2024)

  22 °C

Eine Wiese zum Rasten für die Unmengen an Pilgern.

Live sah es viel beeindruckender aus. Eine Zeltstadt auf der anderes Seite des Flusses.

Vorne die Badestelle, rechts ein Stück der schwimmenden Brücke und hinter dem vielen Wasser ging die Zeltstadt weiter.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Die Nacht für Nik war richtig scheiße, mit Bauchschmerzen, Übelkeit und kaum Schlaf. Verlängern ging zum Glück wieder problemlos. Nach einem verlängerten Schläfchen ging es ihm zumindest soweit gut, dass wir zu einer Stadtbesichtigung aufbrechen konnten. Prayagaj hieß bis 2018 noch Allahabad, wird von über einer Million Menschen bewohnt und ist einer der wichtigsten hinduistischen Pilgerorte, wie wir herausfinden sollten. Hier vereint sich der heilige Fluss Ganges mit seinem wichtigsten Nebenfluss Yamuna. Wir wollten uns diese Stelle anschauen. Sie sah auf Satellitenaufnahmen weitläufig und unbebaut leer aus, wie ein Strand.
Am Kreisverkehr half uns ein junger Inder mit einer dunkelbraunen Langhaar-Kunstfelljacke, eine Sammelrikscha zu bekommen. Während der Fahrt unterhielten sich die zwei anderen Kundinnen mit dem Fahrer. Sie sprachen definitiv über unseren Zielort und kicherten. Wir erreichten ein polizeilich abgesperrtes Gelände und mussten aussteigen. Ab hier hieß es einen Kilometer laufen. Da waren richtig viele Menschen auf den Beinen. Es wurde voller und voller. Hinter einer Reihe Bäume offenbarte sich ein Festivalgelände. Ein großer Parkplatz war mit Zelten, größeren Fahrzeugen und Anhängern zugestellt. Die schienen alle bewohnt zu sein. Im Hintergrund waren zwei Riesenräder und zwei Schiffschaukeln zu sehen. Entlang der Straße, vorbei an dem Parkplatz, begannen die Leute an kleinen Ständen, auf dem Boden oder aus Körben heraus Snacks, Spielzeug, gebrauchte und neue Kleidung, Decken, Schmuck, Farbpuder für die Zeichnungen auf der Stirn und diverse andere Dinge zu verkaufen. Hinter ihnen waren weitere Zelten aufgebaut. Nach dem Parkplatz erreichten wir den Rummelplatz. Es gab richtige Buden, in denen wieder alles Mögliche für den täglichen Bedarf, zur Verköstigung und Bespaßung verkauft wurde. Zur Attraktion gehörte ein Aquarium mit einem Wassertunnel. Es war mehr traurig als interessant … 😔
Wir verließen vorerst den Rummel und schlenderten Richtung Wasser. Es ging einen kleinen Hügel hinauf, immer im Strom der Menschenmasse, aber noch ohne Körperkontakt. Der Weg war breit und teilte eine Art Wald mit großen, sattgrünen Bäumen. Auf dem Hügel stehend, fielen uns die Kinnladen herunter. Der Fluss war zu sehen. Doch statt eines Strandes war dort eine Zeltstadt. Und zwar einfach ÜBERALL. Da waren nur Zeltdächer zu sehen. Ausschließlich der mächtige Fluss vermochte es, eine Schneise zwischen ihnen zu ziehen. Wir gingen hinab zum Fluss. Wenige Meter hinter einem Torbogen, mit wachsamer Security, erreichten wir ihn. Vor einer schwimmenden Brücke hielten wir inne. Luftgefüllte Fässer waren aneinander gebunden, mit Holz- und Metallplatten ausgelegt und hatten ein tiefes, einfaches Geländer. Selbst Autos wechselten auf ihr die Flussseite. Von diesen Brücken waren so einige in unterschiedlichen Abständen zueinander zu sehen. Sie waren voller Menschen, die ruhigen Schrittes vorüberzogen und immer kleiner wurden.
Links neben der Brücke gab es eine mit Stroh ausgelegte Badestelle inkl. einfacher Umkleidekabinen. Die Badestelle ging etwas steil hinab, so wie anscheinend auch die ersten Meter im Wasser. Es war ein etwa 30 Meter langer, abgesperrter Bereich, der maximal drei Meter ins Wasser reichte. Abgegrenzt wurde er durch schwimmende Kunststoffwürfel, die zusammengesteckt und anscheinend begehbar waren. Dort badeten die Gläubigen mit mehr oder weniger Kleidung, manchmal sichtbar mit Spaß, meist jedoch konzentriert. Wir setzten uns ans Ende der Badestelle und ließen alles auf uns wirken, in der Hoffnung, dass sich niemand an uns störte. Ein älteres Paar ging behutsam hinein. Das Mütterchen half liebevoll ihrem nicht mehr ganz so gelenkigem Gatten beim rituellen Untertauchen. In der hinduistischen Mythologie vereinen sich an diesem Ort nicht nur die weltlichen Flüsse Ganges und Yamuna miteinander, sondern auch der unsichtbare, mythologische Fluss Sarasvati.
Nik wäre gerne ein Stück auf die schwimmende Brücke hinaus gegangen, um Fotos aus einer anderen Perspektive machen zu können. Das Problem war nur, dass jede der Brücken eine Einbahnstraße war. Die Brücken waren sehr lang und lagen weit auseinander. Wir hätten auf die andere Flussseite gemusst, wären dort durch die Zeltstadt geirrt, auf der Suche nach dem Zugang zur nächsten Brücke, um auf ihr wieder zurückkommen zu können. Denn auf unserer Flussseite war noch ein Tempel, den wir bereits von weitem sahen und uns zusammen mit der dahinter liegenden Festung anschauen wollten. Für beides hatten wir nicht mehr genug Sonnenstunden übrig. Wir schlugen einen Weg ein, der uns zum großen Tempel führen sollte und gleich noch an einem kleineren, dafür knallbunten Tempel vorbeiging. Doch dann standen wir vor einer Sperrung. Bei den vielen Menschen waren nicht nur die mobilen Brücken Einbahnstraßen, sondern auch die kleineren Straßen. Mist! 😐Für ein paar Leute, unter anderem uns, wurden Ausnahmen gemacht und das dicke Seil hochgehalten. Juhu! 😉 Es wurde sehr eng in der kleinen Straße. Jetzt kam es auch vermehrt zu Körperkontakt. Zu beiden Seiten lagen bewohnte Überreste von Gebäuden. Links lüfteten die grünen Blätter schließlich Schritt für Schritt den Tempel mit seiner Farbpracht. Feine Verzierungen und spannende Figuren waren zu entdecken. Hinein gingen wir nicht. Doch groß weiter ging es auch nicht. Wieder eine Sperrung. Diesmal ohne Ausnahme.
Der Weg zurück zur Brücke und dann entlang des Flusses zum Tempel und zur Festung war zu weit. Also gingen wir zurück auf den Rummel. Die Buden und Stände dorthin wurden streckenweise hochwertiger in ihren Auslagen. Schließlich standen wir minutenlang vor einem der Riesenräder und Schiffschaukeln, beobachteten die Technik und die Leute, lauschten ihrem Schreien und Lachen. Wir wurden wie immer beim Beobachten selbst beobachtet. Nik konnte sich nicht entscheiden, ob er sich ein Ticket holt oder nicht. Die Riesenräder waren eine andere Nummer, als wir sie von Zuhause kannten. In Indien wurden sie so schnell gedreht, dass die Kabinen zu schwanken begannen. Wir kannten sie bisher als Aussichtskabinen, die sich ruhig auf und ab bewegten. Das war nichts für Menschen mit Höhenangst. Hier wurde eine Schippe draufgepackt. Definitiv nichts für Verena, erst recht nicht seit der Erkenntnis von der Schiffschaukel in dem Park in Osh. Alleine wollte Nik nicht rein. Mit Verena hätte er auch nicht reingewollt. Meine Güte, war das kompliziert. 😆
Das war also nichts mit offenem Strand. Und wir konnten nun auch das Kichern der Damen aus der Sammelrikscha nachvollziehen. Der Zufall brachte uns zu diesem beeindruckenden Event, das wir nie vergessen werden. Zudem haben wir nur einen Bruchteil gesehen und nichts vom tiefgründigen Ursprung der Festivität erfahren. Wie genau das religiöse Fest hieß, haben wir nicht verstanden und vergessen zu fragen, ob es uns jemand aufschreibt. Dann hätten wir ja wenigstens noch ein wenig recherchieren können. Schade! 😔
Es ging mit einer Rikscha zur All Saints Cathedral. Um sie herum war ein Kreisverkehr eingerichtet. Wir konnten nicht auf das Gelände, geschweige denn in die Kirche. Aber es gab einen Weg an der Mauer entlang. Die Durchgänge waren kaputt und der Weg selbst etwas holprig. Diese Kirche war definitiv eine willkommene Abwechslung für uns. Und das hindernisreiche Umrunden tauchte sie in eine anziehende Atmosphäre, die für sie, als Zeugnis der vergangenen britischen Kolonialzeit, passend schien. Online fanden sich Fotos von letzter Weihnacht, wie sie geschmückt mit bunten Lichtern für Besucher geöffnet war. 🤩
Im Hotel war einer der Angestellten verwirrt, warum wir noch dort waren. Der Mitarbeiter vom Vormittag sagte, wir sollten beim Check-Out zahlen. Das wusste der andere ja nun nicht. War aber auch kein Problem. Die Check-Out Zeit war auch geil. Wir bezahlten für 24 h. Also war der Checkout 19 Uhr. 😅😄
Am nächsten Tag mussten wir über die Autobrücke, die über die Zeltstadt führte. Wir hofften, dass die Mittelinsel nicht zu hoch sein würde und wir zu beiden Seiten nochmal einen Überblick über diese Gegend bekommen könnten.

Tag 529 (09.02.2024)

  23 °C

Blick von der Autobrücke hinter dem Fluss vom Vortag, wieder mit Badestelle.

Blick in die andere Richtung von der Brücke

Blick auf uns mit der riesigen Zeltstadt im Hintergrund! 😉 So weit das Auge reichte waren überall nur Zelte zu sehen.

© OpenStreetMap

Von Prayagraj nach Gopiganj

63,7 Kilometer
220 Minuten
230 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Unsere Route führte über eine Autobrücke, die über die Zeltstadt hinwegging. Wir hatten sie am Vortag bereits von der schwimmenden Brücke auf dem Festgelände gesehen und hofften, dass die Mittelinsel für uns überwindbar war, um Fotos zu allen Seiten machen und das Spektakel weiter bestaunen zu können. Im Areal rechts von der Brücke waren wir herumgelaufen. In Indien herrscht ja Linksverkehr. Also stellten wir die Räder links an der Seite ab und Nik huschte nach rechts rüber, um die Fotos machen zu können. Der Rummel war nicht zu sehen. Der Hügel verdeckte ihn. Diese Zeltstadt hatte sowohl nach links als auch nach rechts kein für uns sichtbares Ende. Immer am Wasser entlang. Faszinierend und gruselig zugleich. Zurück bei den Rädern kam eine Autokolonne von hinten angefahren. Auf dem Dach eines weißen Vans saß jemand in einem Stuhl, umgeben von dunkel gekleideten Männern. Mindestens einer von ihnen bediente eine professionelle Kamera. Der Mann im Stuhl sah ernst herüber, während einige seiner Leute durchaus interessierter schauten. Die Kamera blieb bei der Vorbeifahrt auf jeden Fall auf uns gerichtet, bevor sie wieder zurückschwenkte. Nik hatte die Aufschrift „Youtube“ auf einem Fahrzeug entdeckt. Das war dann wohl ein indischer Influencer. 😄
Ein Stück weiter blieben wir wieder einige Momente auf der Brücke stehen. Von den Personen, die uns ansprachen, erklärte uns eine zum Glück noch, dass immer im Januar und Februar dieses heilige Bad im Ganges stattfindet. Da es sich um einen sehr heiligen Ort handelt, ist anscheinend eine ganze Stadt zur Versorgung der Millionen von Pilgern entstanden. Online fanden wir noch heraus, dass alle zwölf Jahre dort das größte, religiöse Fest des Hinduismus und der WELT stattfindet. Es heißt Kumbh Mela und wurde 2013 mit unfassbaren 34 Millionen Pilgern beziffert. Das Fest selbst wird zwischendurch noch in drei weiteren indischen Städten ausgerichtet.
Die Route war furchtbar. Immer wieder gab es Bauarbeiten und Abschnitte, die eng, staubig und holprig waren. Eine Gruppe älterer, beiger Welpen versüßte uns wenigstens eine der Pausen an einer Tankstelle. Die letzte Pause war am Anfang einer wieder sehr langen Brücke, die über eine Stadt hinwegführte. Wir fuhren diesmal unten entlang. Die Straße war besser, als wir es erwartet hatten und vor allem gab es dort Schatten, unter anderem durch die Überführung selbst. Juhu! 😄 Übernachten konnten wir in einem Dhaba. Der Begriff bezieht sich auf eine Art Straßenrestaurant oder Imbiss, wie es sie dort viele gab, die traditionelle, indische Gerichte zu erschwinglichen Preisen servierten. Und oft, aber eben nicht immer, war ein Hotel mit einfachen Zimmern angeschlossen. Mit einem Angestellten konnten wir genug auf Englisch und mit Gesten kommunizieren, um alles zu klären.

Tag 530 (10.02.2024)

  25 °C

Bunte Malereien von Gottheiten, Tieren und zum Umgang miteinander gab es fast in jeder Stadt zu sehen.

In den kleineren Ortschaften, nutze jeder alles, was vorhanden war. Der Seitenstreifen war anscheinend ideal zum Trocknen von Gewürzen und vielleicht gleich noch ein Aushängeschild für den Verkauf. Kleidung machte immer alles viel bunter.

Das hier war KEIN abgeschlossener Bereich im Dhaba neben der Autobahn. Das war direkt an der Treppe in einem der Gänge. 🤨

© OpenStreetMap

Von Gopiganj nach Varanasi

66,7 Kilometer
232 Minuten
260 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

An einer der Tankstellen suchten wir vergebens nach einem ordentlichen Platz im Schatten. Nik saß auf dem gepflasterten Boden im Schatten eines Trucks. Als er sich aufraffte, um seinen Stuhl zu holen, damit er es bequemer hatte, wurde der Truck leider weggefahren. 😑 Es gab noch eine kleine schattige Stelle bei einem anderen Truck. Dort saß er nun, auf einem dünnen, sehr niedrigen Bordstein, mit einer fetten Stoßstange im Gesicht. Der Ärmste!
Vor den Großkampf beim Fahren durch die Stadt Varanasi, stellten wir die Räder bei einem Autobahnkreuz unter eine der Brücken und setzten uns auf den Betonsockel vom Zaun. Hinter dem Brückenpfeiler gab es einen Schlagbaum, dahinter ein Bürocontainer, vor dem zwei Herren in Plastikstühlen saßen. Um sie herum standen Autos. Vielleicht war das sowas wie ein Park and Ride. Wir saßen so, dass sie uns nicht sehen konnten. Ein Motorrad hielt vor unseren Füßen. Es war angenehm einfach sich mit ihm zu unterhalten. Der nette junge Mann verweilte nur kurz. Die zwei Herren kamen dazu und brachten sogar zwei Stühle für uns mit. Voll lieb! ☺️ Verweigern klappte eh nicht! Während die Herren die Räder ziemlich genau studierten, studierte Nik die Hotellandschaft in Varanasi. Nach dem Buchen wollte er sich dann Ohrfeigen. Er hatte sich beim Preis verguckt. Die 4500 INR (50 EUR) waren nicht für zwei Nächte, sondern nur für eine einzige. Das war ihm bisher noch nicht passiert. ‍😤
Auf dem Weg zum Hotel hatten wir dann beide denselben Gedanken! Vielleicht haben wir ja „Glück“ und das Hotel wäre, wie so einige bisher, auch ausgebucht oder würde keine Ausländer annehmen. Eine Stornierung hätte theoretisch Kosten mit sich gebracht, die sich nicht lohnten. Doch bis dahin war es noch eine sehr holprige Strecke. Ein langer Abschnitt der Straße befand sich wieder im Bau, die rasenden Busse drängelten uns in den Schotter ab, wir wurden komplett eingestaubt. Im Stau der Stadt wurde Verena noch nie so oft von anderen Fahrzeugen angestupst.
Zum Hotel ging es eine schmale Treppe vor einem Juweliergeschäft hinauf, um ein paar enge Kurven im Gebäude hin zur Rezeption. Dort war der Platz wieder etwas großzügiger bemessen. Keine freien Zimmer. Unsere Buchung war da egal. Alles klar! Zurück bei Nik hatte er ein anderes Hotel um die Ecke ausgemacht. Als Verena vor der Rezeption stand, war irgendwas sehr seltsam. Es war dasselbe Hotel! Nur dieses Mal kam sie durch den Vordereingang. Aber das war nicht ganz so schlimm. Denn wir mussten mit dem Rezeptionisten noch einmal klären, dass sie die noch bestehende Buchung selbst stornierten. Nicht, dass die Kosten von der Kreditkarte abgebucht werden. Verena hatte leider keine Nerven mehr, also musste Nik das übernehmen. War aber auch kein Problem! Der Rezeptionist empfahl uns sogar ein anderes Hotel und wies jemanden an, uns auf seinem Motorrad dort hin zu lotsen. Wir willigten ein. Zu Verena meinte er noch, dass es genauso viel kosten würde, wie in seinem Hotel. Na tolle Wurst! 😒
Es waren vielleicht 500 Meter, die wir ihm hinterherfuhren. Nik wurden zwei Zimmer gezeigt. Preislich waren sie zum Glück nur halb so teuer im Vergleich zum ersten Hotel. Da wir beide körperlich und mental ziemlich runter waren, bezogen wir ein fensterloses Zimmer mit einem Schreibtisch und noch in Folie verpackten Stühlen. Dafür war die Dusche im relativ großen Bad mit einem breiten Duschkopf, bei dem nur mal wieder die Silikonnippel entkalkt werden mussten, herrlich. Da kam nämlich richtig viel, richtig heißes Wasser raus. 😄 Das hatten wir länger nicht mehr.

Tag 531 (11.02.2024)

  24 °C

Pani Puri 🤤

Bathura

Vorne Thali, hinten gefülltes Dosa 🤤

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Da Nik den Tag über mit Laptop und Internet erreichbar sein musste, zog Verena alleine los, um sich mögliche Unterkünfte anzuschauen. Wir brauchten für einen längeren Aufenthalt in Varanasi etwas Komfortableres. Über Google Maps konnte man mit einigen Unterkünften chatten. Das war sehr hilfreich. Die Fahrt war interessant, die Hotels allerdings nicht lange genug frei oder zu abgelegen für Verena.
Das jetzige Hotel hatte fußläufig alles, was wir brauchten. Zum Beispiel eine Bäckerei mit Restaurant. Unser Abendessen dort war einfach nur der Hammer. 🤤 Als Vorspeise probierten wir „Gol Gappa In Bisleri Water“. Gol Gappa war die regionale Variante von Pani Puri, das wir mehr oder weniger zufällig bereits an einer Bushaltestelle gegessen hatten. Damals waren wir uns aber unsicher, ob wir das richtig machten. Hier im Restaurant wurden wir nun angeleitet. Kleine, ausgerollte Teigfladen aus Weizenmehl wurden zu goldbraunen, hohlen, knackigen Kugeln (Puri) frittiert. Mit dem Finger drückten wir ein kleines Loch hinein. Mit einem Löffel draufhauen ging auch. 😉 Sparsam gab man eine würzige Füllung auf Kartoffelbasis oder wie bei uns, mit Kichererbsen und Linsen, hinein. Dann mussten wir zwischen einer grünsalzigen und rotsüßlichen, wässrigen Sauce (Pani = Wasser) wählen. An ihrer Oberfläche schwammen weitere, knusprig frittierte Teigkügelchen. Mit dem aromatisierten Wasser wurde die Kugel aufgefüllt und diese dann so schnell es ging vollständig in den Mund geschoben. Nicht jede Kugel war perfekt wasserdicht und sie konnte vom Aufbrechen angerissen sein. Wir hatten es damals also richtig zubereitet. Und wir liebten es! Bisleri war eine weit verbreitete Mineralwassermarke in Indien. Vielleicht wurde es aus Qualitätsgründen für die Zubereitung der wässrigen Sauce verwendet und war daher ein Namensteil des Gerichtes.
Als Nächstes standen Ghana Bathura vor uns. Bathura ist ebenfalls ein Fladenbrot, dass zu einer riesigen Kugel frittiert wird. Nur bleibt der Teig weich und die Kugel fällt beim Abkühlen wieder in sich zusammen. Dazu gab es einen Eintopf aus Kichererbsen (Ghana). Nik hätte sich reinsetzen können. Da wir so verfressen waren, wurde weiter aufgetischt. Für Nik kam ein gefülltes Dosa. Es ist eine Art Pfannkuchen aus Reis- und Hülsenfruchtmehl wie Urdbohnen oder Mungbohnen. Der meist fermentierte Teig wird so dünn wie ein Crêpe, aber fast doppelt so groß, auf einer heißen Platte gebacken. Serviert bekam Nik ihn an drei Seiten zusammengeklappt. Wir haben es aber auch schon eingerollt gesehen. Gefüllt war es mit einem warmen Salat aus Kartoffeln, Linsen, Erbsen, roter Paprika, Zwiebeln, Jalapenos und weiteren Zutaten. Zum Dippen gab es eine wässrige und eine cremige Suppe. Das Dosa war etwas fester und musste gerissen werden. Verena bekam ein ebenso großes Tablett mit vielen verschiedenen Leckereien, genannt Thali. Bei der Variante Ghar Ki Thali schlemmte sie sich durch Reis, dem fermentierten Milchprodukt Curd, dem Käseeintopf Paneer Sabzi, der Linsensuppe Dal und einer cremigen Suppe, die wir nicht zuordnen konnten. Zum Dippen gab es das Fladenbrot Paratha* und Papad. Letzteres ist wieder ein Fladenbrot, diesmal aus Urdbohnenmehl und hauchdünn zu einer runden, knusprigen Scheibe frittiert.

*Paratha hatten wir in Agra bei unserer Gastgeberin probieren dürfen. Sie hatte damals geriebene Rüben untergemengt. Hier waren es einfache Brote, genannt Tawa Paratha.

Tourwoche