Tourwoche
Tag 469 (11.12.2023)
24 °C
Wir hatten zwei Tage zuvor von Nik eine der zwei Hosen, seine Schlafhose und eine von zwei Fleecejacken für die Wäsche abgegeben. Am nächsten Abend wusste niemand was von der Wäscheabgabe. Sie lag noch immer in der Plastiktüte hinter der Rezeption. Dann war allerdings die Waschmaschine kaputt. Sie brauchten mehr Zeit. Nun wollten wir unsere Sachen abholen, ob gewaschen oder nicht. Niemand wusste, wo unsere Sachen waren. Sie mussten nachfragen. Der Manager kam später zu uns ans Zimmer. Morgens war eine Reisegruppe überstürzt abgereist, um den Zug noch zu erreichen. Dabei nahmen sie versehentlich auch unsere Kleidung mit. Sie würden sie ins Hostel senden, sobald sie angekommen waren. Und der Manager würde sie uns dann gewaschen hinterherschicken, sobald wir eine Adresse für einen längeren Aufenthalt hätten. Schauen wir mal, wie gut das klappt.
Tag 470 (12.12.2023)
23 °C

Neben einer Polizeistation fuhren wir an diesem seltsamen Durchgang vorbei. Das Tor im Maul war leider verschlossen.

Wir genossen erst etwas die Ruhe, bevor uns das schwindende Sonnenlicht zum Aufbau des Zeltes zwang.

Von Delhi nach Mangar
34,3 Kilometer | |
157 Minuten |
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170 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Nik hatte eine Unterkunft in South Delhi gewählt, weil es da ein bisschen entspannter, als mittendrin sein sollte. Da wir Delhi Richtung Süden verlassen wollten, hatten wir es dadurch etwas einfacher. Es brauchte viel Mut, um über die Kreuzungen zu kommen. Und es brauchte einige Zeit, die richtigen Straßen und Kehren zu finden. Und es brauchte einige Sackgassen, bis wir es auf eine Straße geschafft hatten, die wenigstens so ähnlich verlief, wie auf unseren Karten. Auf einem Abschnitt wurde es immer enger und die Gebäude immer höher und die Blicke immer fragwürdiger. Und wie aus dem Nichts waren wir plötzlich im Freien. Es war eine Art Freifläche, auf der keine Gebäude standen. Als wir uns umdrehten, war dort diese riesig hohe und zur Seite unendlich wirkende Häuserwand. Neben der Straße verlief eine Mauer und weit dahinter waren wieder Wohnhäuser. Auf der anderen Seite wuchsen Bäume. Wo kein Müll lag, war etwas Gras zu sehen. Dazwischen fraßen und gingen Kühe gemächlich umher. Nach einer Kurve gab es wieder geschäftigen Trubel.
Nik überraschte Verena mit einem möglichen Umweg über ein Vogelschutzgebiet. Wir hatten noch genug Zeit und wollten es uns ansehen. Auf dem Weg kamen wir an einer Mauer mit einem Durchgang vorbei, die sehr kreativ gestaltet waren. Ein blauer Kopf, mit affenähnlichem Gesicht, aufgerissenem Mund und spitzen Eckzähnen bildeten den Torbogen eines Durchganges. Darüber vier Pferde, von denen eines bereits zerbrochen war. Kopf und Hals hingen herab. An der Mauer entlang gab es bunte Abbildungen zu entdecken. Es war spannend anzusehen. Weiter auf der Straße kamen wir an eine Baustelle. Hier wurde sie neu gepflastert. Kein Weiterkommen? Wir sahen, wie ein Motorradfahrer einfach durchfuhr. Als uns die fleißigen Leute stehen sahen, winkten sie uns zu, dass wir einfach durchfahren sollten. Alles klar! Am Vogelschutzgebiet stellten wir die Räder ab. Leider konnten wir dort weder durchlaufen noch mit unseren Rädern durchfahren. Das war nur mit geschlossenen Fahrzeugen möglich. Denn nur sie stellten einen ausreichenden Schutz vor den dort lebenden Leoparden dar. Ups! 😳 Sie erlaubten uns im Schatten der Bäume eine Pause zu machen, bevor es für uns zurückging. In der Hoffnung, etwas abkürzen zu können, endeten wir erneut in zwei Sackgassen. Pech gehabt! Bei der ansässigen Polizei, neben dem großen verkopften Tor, durften wir die Toilette nutzen.
Eine steile Serpentine führte in ein Dorf hinab. An dessen Ende wies ein Schild auf das Klettercamp "The Crash Pad" hin. Das war so genial. Es war abgelegen und ruhig. Herrlich! Nach unserem ersten Radtag auf Indiens Straßen war das perfekt, um uns von dem herausfordernden Trubel zu regenerieren. Juhu! Wir setzten beziehungsweise legten uns einige Minuten hin, bevor wir im Sonnenuntergang das Zelt aufbauten und einrichteten. Beim Warten aufs Abendessen wärmten sich alle an einem kleinen Feuer. Ohne Sonne wurde es schnell unangenehm feucht. Es war nicht wirklich kalt. Nur die Feuchtigkeit auf der Haut entzog soviel Wärme, dass es kälter wirkte. Am Feuer ergaben sich natürlich nette Gespräche, mit den Betreibern der Anlage und den anderen Gästen, einem Pärchen aus Deutschland und Georgien. Ihm gehörte der quietschgelbe VW-Bus, auch als Bulli bekannt, auf der Wiese. Sie hatten sich auf seiner Soloreise kennengelernt und waren nun ein Stück zusammen unterwegs. Mal schauen, wie lange. 🥰
Tag 471 (13.12.2023)
23 °C
Während Nik noch schlief, trieb sich Verena auf dem Campingplatz herum. Mit einer App konnte sie ein paar Vögel bestimmen. Auf einer Aussichtsplattform genoss sie die Ruhe der Gegend. Eine der drei Hündinnen vom Gelände lag bereits oben und sonnte sich. Zu ihr gehörte ein Wurf Welpen in einem der Zelte. Die zweite schien bereits den nächsten Wurf auszutragen. Und der dritten wich der Hausrüde seit unserer Ankunft nicht von der Seite. Sie war wohl kurz davor, läufig zu werden. An diesem Tag sah man sie schließlich ab und zu beim Versuch, sich zu paaren. Lange hielt der Spaß nicht an. Nach einigen Versuchen hingen sie schließlich aneinander fest. Das wird als Knotenbildung oder einfach nur Knoten bezeichnet, kann bis zu 30 Minuten andauern und ermöglicht eine bessere Befruchtung. Gewusst?
Das Außenzelt war auf der Außen- und der Innenseite total nass. Es dauerte, bis wir die Tropfen vorsichtig abgewischt und die Sonne schließlich alles getrocknet hatte. Als unser Nachbar Simon erzählte, dass er noch klettern geht, hatte Nik eine schwierige Entscheidung zu treffen. So schnell würde er demnächst wahrscheinlich keine so einfache Gelegenheit mehr bekommen, um Klettern zu gehen. Dafür müssten wir allerdings eine weitere Nacht bleiben. Für Verena wäre es kein Problem. Am Zelt gab es genug Dinge zu tun, mit denen sie den Tag auf dem gut ausgestatteten und angenehmen Campingplatz ebenso sinnvoll rumbekommen würde. Also war es abgemacht und nach einem späten Frühstück ging die Truppe los zum Klettern.
Ungefähr zwanzig Minuten mussten Nik und die anderen zur Kletterstelle laufen. Dort haben die Betreiber des Crashpads Haken in einem circa zehn Meter hohen Felsen angebracht. Insgesamt hatten sie an dieser Stelle fünf Routen in unterschiedlicher Schwierigkeit gebaut. Voll cool! Ein bisschen Bammel hatte Nik vorm Klettern. In Berlin war er regelmäßig in der Halle, aber das war durch die Tour und Corona inzwischen leider verdammt lange her. Und so war es dann auch: Es hat zwar super viel Spaß gemacht, aber war auch ein bisschen deprimierend. Denn die Routen, die sie geklettert sind, hätten vor einiger Zeit noch kein Problem für ihn dargestellt. Macht aber nichts, denn es war trotzdem toll endlich mal wieder zu klettern!
Zurück vom Klettern entschieden Simon und seine Freundin, dass es zu spät war, um jetzt noch loszufahren. Also blieben sie wie wir eine Nacht länger. Verena lud ihr Rad ab und fuhr mit einer leeren Tasche zurück ins Dorf. Wir brauchten Getränke und Snacks. Für die Bananen musste sie sich bis in eine kleine Gasse durchfragen. Neben dem Obst- und Gemüsehändler lag ein Man vor einem Wohnhaus auf einem Charpai. Das ist ein traditionelles Bettgestell. Die Liegefläche ist aus Seilen oder Stoffgurten ganz oder mit Ausnahme des Fußbereiches dicht geflochten. Er lag dort und sah grummelig herüber. Zwischendurch schrie er unfreundlich ins Haus hinein. Als Verena schließlich dran kam und um Bananen bat, musste sie gleichzeitig ein Auge auf die Kühe haben. Eine schien etwas interessierter am Floh zu sein. Nicht, dass sie das Rad noch umschubste.
Zum Sonnenuntergang wurde alles, was nicht feucht beziehungsweise nass werden durfte, in Sicherheit gebracht. Am Feuer sitzend hielten wir uns warm und konnten noch ein wenig mit den anderen beiden quatschen, bis das Abendessen fertig war. Es gab Reis, Dal und irgendwas Scharfes mit Kartoffeln.
Tag 472 (14.12.2023)
23 °C

Das gehört leider mit zum Landschaftsbild. Immer wieder Müllfelder, die von Tieren nach Fressbarem durchpflügt und an anderen Stellen abgebrannt werden, um wieder Platz für neuen Müll zu schaffen.

Egal, ob wir standen oder fuhren, wir wurden immer wieder angesprochen, um Selfies gebeten und gefilmt.

Von Mangar nach Bhiwadi
52,5 Kilometer | |
193 Minuten |
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200 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Es wurde später und später, bis endlich alles trocken genug war, um es einpacken zu können. Die Landstraße war abschnittsweise in einem schlechteren Zustand. Wir entschieden, auf einem Highway oder einer Nationalstraße weiterzufahren. Dafür verlaufen die wieder nicht so schön geschlängelt durch das Hinterland.
Wir hatten ein Zimmer bei einer Hotelkette gebucht. Über unsere App bekamen wir einen kräftigen Rabatt. Beim Hotel sprach niemand Englisch. Stattdessen wurde jemand vom Callcenter angerufen, der mit Verena alles durchging und Fragen beantwortete. Mit dem Papierkram ging alles zügig. Beim Preis musste dann wieder einige Male telefoniert werden, bis jemand den Rabatt im System fand. Für Verena als Hotelbeauftragte war das ein kleines Erfolgserlebnis. Sie ließ sich nicht irritieren und bekam es alleine geregelt. Das war nicht selbstverständlich.
Das Essen an den Ständen sah immer so interessant aus und roch lecker. An einem Stand gingen wir das Risiko ein und ließen uns Samosas einpacken. Zurück auf unserem Zimmer nahm jeder einen Bissen. Dann ließen wir ein paar Minuten verstreichen. Nichts passierte, niemand fühlte ein Grummeln oder Zwicken oder irgendein Unwohlsein. Also aßen wir die Samosas. Ob das eine gute Idee war?
Tag 473 (15.12.2023)
24 °C

Wir hatten keine Ahnung, wie man Pani Puri isst. Es war lecker, leicht und mit den kleinen, knusprigen Bällen eine interessante Form etwas zu essen.

Von Bhiwadi nach Tijara
35,0 Kilometer | |
127 Minuten |
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80 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Der Floh verlor die Schraube vorne am Gepäckträger, wo das Gewinde seit dem Wiederaufbau in Delhi hinüber war. Verena fixierte den Gepäckträger, die Parkstütze und das Schutzblech an der Gabel. Die Parkstütze hing jetzt auf halb acht. So eine Scheiße! Am Hotel hatten wir keine Möglichkeit, uns darum zu kümmern. Also fuhren wir ein Stück. Bei einem größeren Backwarengeschäft (Harish) wollte Nik nur etwas Brot kaufen. Er kam mit sehr viel mehr Leckereien und großen, freudigen Augen wieder heraus. An der Mauer einer bewachten Wohnsiedlung gab es ein Stück Rasen mit einer überdachten Parkbank. Es sah aus wie eine schlecht platzierte Bushaltestelle. Nik hatte neben Brot noch Pani Puri und unterschiedlich gefüllten Blätterteig mitgebracht. Das ließen wir uns schmecken.
Dann machten wir uns an einige aufgeschobene Reparaturen. Für die fehlende Schraube beim Floh hatten wir noch eine bei, die lang genug, aber etwas zu schmal war. Sie sollte immerhin alles auf Position halten. Drei unterschiedlich gelegte Kabelbinder zurrten alles fest, damit sich beim Radfahren möglichst wenig Erschütterungen auf die zu kleine Schraube und damit auf die Bohrung in der Gabel übertrugen. Ein Stück Klebeband über der Schraube sollte ihrem Verlust vorbeugen. Die Abdeckung einer Achsensicherung fehlte und musste ersetzt werden. Verena bekam die Schrauben ihrer Lenkerbox nicht festgezogen. Nik schaffte es mühelos. Bei ihm war das Schutzblech voll Modder. Der Abstand zum Reifen musste einen Hauch vergrößert werden. Und sein Gürtel benötigte einen Klecks Kleber, damit das Leder und die Schnalle in alter Manier wieder unverrückbar zusammenhalten konnten. Richtig was geschafft in dieser Pause. Ungewöhlich! 😄
Bei den Pausen und beim Radfahren wurden wir angesprochen. Einige baten um Selfies, andere wollten nur wissen, aus welchem Land wir stammten. Außerdem sei Rauchen nicht gut. Beim gebuchten Hotel schienen sie sich über Gäste zu freuen und waren alle nett. Das Zimmer war allerdings zu muffig und das Bad zu nass. Es gab kein Gitter zum Schutz vor den Mücken. Selbst das Betreten des Hotels war nicht risikofrei. Die Eingangstür lag mindestens einen halben Meter über dem Weg, der daran vorbeiführte. Man musste in den winzigen Garten des Hotels, in dem Stühle und Motorräder standen. Dann musste man von dort aus an die Hausecke gehen und über einen schmalen Steg an der Hauswand entlang, um in den Eingangsbereich zu kommen. Hui! Das erklärt aber auch, warum ein Mann, der neben dem Hotel stand, zu seinem Freund "Online booking!" sagte, als wir in den Garten schoben. Wenn wir vorher gesehen hätten, wie alleine schon der Eingang des Hotels aussah, dann hätten wir wohl gleich darauf verzichtet! 😄 Als wir entschieden, dass wir weiterfahren und uns woanders nach einem Zimmer umschauen würden, gab es direkt unverständliche Gesichter. So schnell war ihre Freude dahin. Der Besitzer kannte oder hatte ein weiteres Hotel in 600 m Entfernung. Wir fuhren ihm hinterher. Im zweiten Hotel wurden Verena mehrere Zimmer gezeigt. Sie waren größer, rochen mehr oder weniger stark nach Reiniger, die Bäder waren ok und wir konnten den Preis von 1000 INR (Indische Rupien) auf 800 INR (rund 8,80 €) herunterhandeln. Allerdings schlug der Hotelier so schnell ein, da hätte wohl noch ein besserer Preis für uns drin gewesen sein können.
Beim Abendessen hatten wir erst den Tag zuvor gezockt. Kochen wollte niemand. Also gab es Tortillas mit Erdnussbutter und die letzte Blätterteigtasche mit ordentlich scharfer Linsen-Erbsen--Paneer-Füllung und (Paneer: indischer Weichkäse). Dazu braunes Toastbrot und Chips.
Tag 474 (16.12.2023)
25 °C
Über den Leitplanken wurden lange, bunte Steppdecken getrocknet. Die gelbgrünen Felder links und rechts waren ein Meer aus Rapspflanzen. Wir überholten einen vollbeladenen Kamelkarren, mit zwei älteren Herren oben auf den Säcken sitzend. In einer bewohnten Gegend fanden wir hinter einem parkenden LKW Schatten und etwas Sichtschutz zur Straße, neben einigen Gartenpflegern, die auch gerade eine Pause machten. Dann sahen uns ein paar Straßenarbeiter. Sie fragten nach Selfies und verschwanden wieder auf die Straße. Dort brachten sie neue Fahrbahnmarkierungen auf. Drei Männer mit Besen und Drahtbürsten gingen voraus, um Sand und andere Dinge an den Stellen vom Asphalt zu kratzen, wo die Farbe rauf musste. Ein Seil lag zur Orientierung straff gespannt daneben. Ein vierter Mann, mit einem unbekannten Handgerät, lief herum und behielt alles im Blick. Dahinter folgen zwei weitere Männer mit einem halbhohen Farbtank. Einer schob den Tank, der zweite war für die manuellen Farbaufbringung verantwortlich. Und auf unserer Höhe mussten sie sich gerade auf das Setzen einer gestrichelten Linie konzentrieren. Unsere Befürchtung war, dass wir die frische Farbe direkt auf unsere Reifen übertragen und ihre Arbeit damit beschädigen würden. Aber es brauchte nur Sekunden, damit die Farbe trocken und fest genug war, um sogar von einem darüberfahrenden Motorrad unbeeindruckt zu bleiben.
Direkt an der Straße gab es immer wieder Stände mit Obst und Gemüse, abgepackten Lebensmitteln und Decken. An einem hielt Verena, um Bananen zu kaufen. Die Leute fuhren mit ihren Motorrädern so dicht es ging heran, sagten, was sie brauchen und bekamen die Tüten direkt auf das Motorrad gereicht. Alles ohne Absteigen zu müssen. Auf den Feldern gab es immer wieder pinke Bereiche zu sehen. Es waren rotschalige Zwiebeln, die anscheinend zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet wurden. Manchmal saßen Leute daneben, sortierten die Zwiebeln und verpackten sie in riesige, grobmaschige Säcke. Was noch auffiel, waren Zelte und Wäscheplätze unweit der Straße. Manchmal lagen sie etwas versteckter. Es gab leider Menschen, die anscheinend unter Planen hausten.
Verena konnte es nicht ab, wenn sie angestarrt wurde. In den Stan-Ländern galt bei ihr der Spruch "Wer starren kann, der kann auch winken". Also winkte sie, in der Hoffnung, ein Lächeln oder ein Winken zum Starren dazuzubekommen. Bei einer Pause fuhren zwei Männer auf einem Motorrad vorbei. Verena wurde angestarrt und winkte. Die Männer drehten um. Sie waren freundlich und stellten interessiert Fragen. Dabei wurden, wie gewohnt, immer mehr auf uns aufmerksam und wollten ebenfalls Selfies. Unser Problem dabei ist, dass manche Leute in allen möglichen Kombinationen und Posen mit uns fotografiert werden wollen. Sie finden von alleine kein Ende. Und wenn jemand eine neue Pose macht, wollen die anderen auch noch einmal. Einer hatte sogar so einen krassen Filter aktiviert, dass Verena plötzlich Wimperntusche und Rouge im Gesicht hatte. Hilfe! 🙄 Kommen wir auf die zwei Männer zurück. Als sich der Trubel etwas gelegt hatte, ließ einer der beiden noch immer nicht von uns ab. Er schien regelrecht von uns wie hypnotisiert angezogen zu sein. Unsere Verabschiedung gestaltete sich dementsprechend zäh. Nik stand mit seinem Rad zum Weiterfahren vor Verena. Was er dadurch leider nicht mitbekam war, dass der hypnotisiert wirkende ihr ohne Vorwarnung ins Gesicht fasste. Geht's noch? Sie drückte seine Hand weg, die direkt wieder ins Gesicht ging, um in die Wange zu kneifen. Das ging zu weit! Sie erhob die Stimme, schlug seine Hände weg und bei jedem Zentimeter, die er sie wieder auf sie zubewegte, wurden die Hände erneut abgewehrt. Dummerweise stand das Rad nicht sicher und machte die ganze Angelegenheit etwas wackelig. Seine Entschuldigung wirkte oberflächlich und taktisch, als wenn er nur die Situation besänftigen wollte. Mehr nicht. Das war herablassend! Aber um ohne weitere Verzögerungen endlich weiterzukommen, nahm Verena sie widerwillig an. Er konnte kein Englisch. Eine Diskussion hätte keinen Mehrwert gehabt. Ab jetzt wurde auch nicht mehr bei Männern gewunken, sorry!
In Alwar staute es sich an den Kreisverkehren. Durch den Linksverkehr reihten sich die Fahrzeuge der Größe nach ein. Ganz links war Fahrrädern und Motorrädern vorbehalten. Die düsten immer als Erstes los. Daneben kamen Rikschas, dann Autos und zu guter Letzt die großen und langsam anfahrenden Lastfahrzeuge.
Wir bogen in eine Gasse ein und waren von Hotels umzingelt. Verena ließ sich in mehreren Hotels Zimmer zeigen. Die Wahl fiel nicht schwer. Das günstigste Zimmer war zudem auch das angenehmste. Genug Platz, Fenster, kaum Muff, ordentliches Bad. Der Hunger trieb uns direkt wieder auf die Straße. Von einer Autorikscha ließen wir uns in die Nähe von Dominos Pizza fahren. Es ist einfach so entspannt, in Indien vegetarische Gerichte zu bekommen.
Tag 475 (17.12.2023)
24 °C
Weil das Zimmer und die Gegend ganz angenehm waren, und es dazu sicher billiger war, als in der nächsten großen Stadt Jaipur, verlängerten wir unseren Aufenthalt um zwei Tage. Wir machten einen Spaziergang zu einer Mall. Doch die hatte, wie so vieles, ihre besten Tage hinter sich. Daneben gab es einen tibetanischen Flüchtlingsmarkt. Es war ein riesiges Zelt, geschmückt mit den bunten tibetanischen Gebetsfahnen. Halt, Moment, das war gar kein Zelt, denn es gab kein Dach, aber durch die Zeltplane rundherum, den dunklen Himmel und die zeltartig gespannten Gebetsfahnen, hatten wir anfangs den Eindruck, dass es ein Zelt sei ... 😄 Dort wurde ausschließlich Kleidung verkauft. Ein Schild wies darauf hin, dass man dort nicht um den Preis verhandelt. Alles hätte Festpreise.
Außen an der Mall entlang gab es eine Vielzahl an Imbissen. Eines davon war WOW Tandoori Momos. Momos sind gedämpfte oder gebratene Teigtaschen mit einer würzigen Füllung. Der Imbiss hatte sehr viel Kundschaft. Das war ein gutes Zeichen für uns. Also wollten wir zum ersten Mal Momos probieren. Während wir die Auswahl studierten, wurde uns direkt erklärt, was davon vegetarisch und vor allem nicht scharf war. Wir entschieden uns für Pizza Momos und Afghani Momos, jeweils eine halbe Portion. Also von jeder Sorte vier statt acht Teigtaschen. Die waren richtig lecker. Wir ließen uns von beidem noch je eine ganze Portion und eine halbe Portion Tandoori Momos zum Mitnehmen einpacken. Yami Yami!