Tourwoche

Tag 434 (06.11.2023)

  20 °C

Mirzo Ulug Beg (1394-1449) war ein Statthalter Samarkands, Sultan, bedeutender Astronom und Mathemetiker und wurde kurz nach seiner Absetzung ermordet.

Die Rekonstruktion des Observatoriums "Gurkani Zidsch" mit dem neuen Museum.

Die Chidr-Moschee im Licht des Sonnenunterganges.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir konnten ein wenig durch Samarkand spazieren gehen und schauten uns das Museum am rekonstruierten Observatorium "Gurkani Zidsch" vom Astronomen Ulug Beg an. Ulug Beg ist eigentlich kein Name, sondern ein Titel und heißt "Großer Herrscher". Er erbaute die erste Madrasa (eine islamische Hochschule) am Registan-Platz in Samarkand. Mit dem Observatorium konnte schon damals ein Jahr auf 365 Tage, 6 Stunden, 10 Minuten und 8 Sekunden bestimmt werden. Was schon eine sehr genaue Bestimmung war, denn sie unterscheidet sich nur um 58 Sekunden zum heutigen Wert.
Verena ging es im Laufe des Tages erneut schlechter, was unter anderem zu einem Streit führte. Sie nahm ein Taxi zum Hostel, während Nik weiter auf Erkundung ging und sich die Chidr-Moschee anschaute.

Tag 435 (07.11.2023)

  19 °C

Der Registan-Platz von einer Aussichtsplattform aus.

Ein Modell vom Registan-Platz.

Im Innenhof einer der drei Madresen.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nachmittags schlenderten wir zum beliebten Registan-Platz. Dort befinden sich drei Madresen (Lehreinreichtungen). Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die erste Madrasa auf der Westseite des Platzes vom Statthalter Ulug Beg in Auftrag gegeben. Sie trägt bis heute seinen Namen und fungierte nacheinander als Universität, theologische Hochschule und Kornkammer. 200 Jahre später wuchs ihr gegenüber, auf der Ostseite des Platzes, die Sher-Dor-Madrasa. Zehn Jahre nach ihrer Fertigstellung startete der Bau der Tilla-Kori-Madrasa auf der Nordseite. Heute ist dieser Platz ein Touristenmagnet und „Instagrammable Spot“. Eigentlich wollten wir uns eine der dort täglich stattfindenden Shows ansehen, mussten dann aber mit Bedauern feststellen, dass die im Ticketpreis nicht inbegriffen waren.
Verena unterhielt sich abends mit dem Vater und der Großmutter des Hostels. Sie gaben ihr zwei Tabletten eines Standardmedikamentes gegen den Durchfall. Man nimmt so lange jeden Morgen eine, bis es einem wieder besser geht. Na gut, die Einheimischen werden wohl wissen, was am besten hilft. Denkste! Als wir wieder unter uns waren, wurde das Internet befragt. Chloramphenicol, auch Levomycetin genannt, ist ein Reservebreitbandantibiotikum. So eine Scheiße! Wir brauchen uns gar nicht wundern, wenn uns irgendwann ein resistenter Superkeim alle dahinrafft! Vielleicht haben wir´s dann auch gar nicht anders verdient! 😔

Tag 436 (08.11.2023)

  19 °C

Nüsse und getrocknete Früchte auf dem Siyob Bozor (Bauernmarkt).

Klötze aus Butter und anderen Fetten lagen aus.

So viel Obst und Gemüse 😄

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Vormittags klopfte es bei Regen laut am Tor. Jemand wollte unbedingt hinein. Erst nach einer ganzen Weile ging Verena zum Tor, weil sonst niemand da zu sein schien. Ob es eine gute Idee war als unwissende Touristin auf ein Tor zuzugehen, in das jemand unbedingt hinein wollte? Sie erkannte die Stimme der Großmutter. Das Schloss vom Tor war defekt und ließ sich nicht mehr öffnen. Ihr und ihrem Enkel kam bereits ein Passant zur Hilfe und versuchte es durch einen Schlitz irgendwie aufzubekommen. Verena gelang es, das Tor von innen zu öffnen. Als sie einkaufen gehen wollte, bekam sie es von außen nur nicht mehr zu. Nik musste ran und es provisorisch richten. Er hatte an einem der Tage zuvor einen Bäcker entdeckt, zu dem Verena nun auf dem Weg war. Der Wind wehte die Blätter von den Bäumen in die Gassen. In einem der unscheinbaren Häuser befand sich der Bäcker. Er war weder ausgeschildert noch irgendwie dekoriert, keine Preisliste oder Kundenschlange. Einzig die Rußfahnen über Fenster und Tür verrieten, dass sich dahinter ein Ofen verbergen könnte. Darauf gekommen war Nik nur, weil, als er daran vorbeikam, gerade Brote auf einen Karren zum Ausliefern geladen wurden. Als Verena sich nach dem Bäcker umschaute, stand die Tür nur einen kleinen Spalt offen, durch den sie den Ofen, etwas Brot und umherhuschende Personen erahnen konnte. Geklopft, gekauft, gegangen, genossen. 😊 Es regnete den gesamten Tag hindurch, den wir im Trockenen blieben.

Tag 437 (09.11.2023)

  14 °C

Blick auf die Sher–Dor-Madrasa auf dem Registan-Platz mit ihrem Tigermosaik

Finde die Bäckerei! 🧐

Mit den Sand- und Schotterhaufen war der für uns sonst so hilfreiche Seitenstreifen es nun nicht mehr.

© OpenStreetMap

Von Samarkand nach Jizzax

96,0 Kilometer
291 Minuten
340 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Heute ging es weiter auf dem Radel. Auf der Autobahn kamen wir in einen Stau. Wir fühlten uns auf dem Seitenstreifen bis dahin eigentlich ganz wohl. Nun wurde der leider als dritte Spur zum Überholen in Beschlag genommen. Und das teilweise von Rasern. Da ging uns etwas die Muffe. Der Grund war ein Auffahrunfall. Teile vom Kleintransporter und der Ladung waren auf der Straße verteilt. Dahinter stand ein PKW unterhalb der Straße im Gras. Dazwischen standen Menschen. Sie schienen alle ganz ruhig. Denn sie standen neben einer liegenden Person, die auf irgendwas gebettet und bis zum Kragen zugedeckt war. Jemand hockte ganz nah an ihrem Oberkörper. Bleibt zu erwähnen, dass wir das Anschnallen in Tadschikistan als optional bis nicht möglich erlebt hatten. Wir konnten uns nicht so recht vorstellen, dass es in Usbekistan anders war. 😔
Nach 45 km ergab sich die Möglichkeit, zu einem auf iOverlander markierten Campingspot abzubiegen. Die Antworten auf die folgenden Fragen entschieden allerdings gegen das Abbiegen. War der anhaltende Wind auf dem erhöhten Platz eventuell zu kalt für uns? War der Boden dort überhaupt für unsere Zeltheringe geeignet, um dem Wind Stand zu halten? Schaffen wir die 90 Höhenmeter? Würden wir überhaupt den nahegelegenen See sehen können? Denn auf den Fotos war das nicht erkennbar und damit der Nutzen des Umweges fraglich.
Nach 96 km und 340 hm machten wir Feierabend. Eigentlich hatten wir nicht vorgehabt, so viel an dem Tag zu fahren. Im Gegensatz zu Verena merkte Nik den Tag in seinen Beinen. Zwei Hotels hatten kein Zimmer mehr frei. Beim zweiten griff allerdings jemand zum Telefon und wir durften ein Luxuszimmer mit Schimmelwand zum Bad beziehen. Die Restaurants waren etwas weiter weg. Aber Nik hielt tapfer durch. Dort gab es auch einen richtig großen Supermarkt, in dem Verena sich über Müsliriegel freute. 😋 Zu Essen gab es New Minions Burger mit zu viel Mayo und glasigem Ketchup. 🤔

Tag 438 (10.11.2023)

  16 °C

Warum? 😩

Nur weil die Ladebordwand endet, muss die Ladung noch lange nicht enden.😆

Da fuhren viele alte und sichtbar robuste Transporter herum, die gut in Schuss gehalten wurden.

© OpenStreetMap

Von Jizzax nach Baxmal

51,4 Kilometer
214 Minuten
40 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Zu einem guten Start in den Tag gehören ja gerne mal drei Dornen im Mantel, wovon einer lang genug war, um den Schlauch im Vorderrad beim Floh zu punktieren. Oder? Na guten Morgen! Und zum Nachtisch gab es eine verkürzte Achse. Dafür hatte Nik allerdings keine Nerven und wir bauten die Ersatzachse ein, die keine Sicherung hatte.
Gegenwind, langweilige Gegend, ätzende Straßen. Das einzig Aufregende war eine Gottesanbeterin, die Verena mithilfe ihres Hosenbeines von der Straße weg ins Grüne setzte, nachdem wir sie fast überfahren hatten. Wir mussten auf eine Schnellstraße wechseln. Doch wie auf die richtige Straßenseite kommen, wenn zwischen beiden eine lückenlose Betonmauer stand? 200 Meter in der falschen Richtung gab es eine Wendefahrbahn für einen U-Turn (Kehrtwende). Wir mussten es nur irgendwie lebendig über die mehrspurige Schnellstraße schaffen.
Wieder ein Auffahrunfall, diesmal auf der Gegenrichtung, mit drei oder vier Fahrzeugen. Irgendwie nervte uns dort alles. Wir kauften noch Wasser zum Kochen, Abwaschen, Trinken und eventuell für eine Katzenwäsche. Dann fuhren wir von der Schnellstraße ab auf eine kleinere Straße, auf der Suche nach einem Zeltplatz. Es ging einige Kilometer vorbei an Feldern, entlang großer Wassergräben und Betonwasserleitungen, durch eine Ortschaft bis zu einem überbrückten Bach mit einer Kreuzung dahinter. Es sah in keiner Richtung nach einer Gegend zum Zelten aus. Und wir kamen bereits in den Sonnenuntergang. Es gab eine Art Wirtschaftsweg noch vor der Brücke am Bach entlang. Es sah alles nicht so pralle aus - wir waren einfach zu genervt. An einer wind- und gut sichtgeschützten Stelle, hinter einem kleinen Erdwall und abseits vom Wirtschaftsweg, richteten wir uns ein. Für das freilaufende Vieh war sehr viel Platz, um dem Zelt und den Rädern nicht zu nahe kommen zu müssen. Von der parallel verlaufenden Straße waren wir durch den Bach getrennt. Es gab nur eine Stelle, von der aus man uns ganz gut sah. Das war die Brücke mit der Zufahrt des Wirtschaftsweges, über den wir selbst hineingefahren waren. Wird schon. Hoffentlich!
Und prompt kam ein Traktor mit leerem Anhänger vorbeigetuckert. 😄 Der Fahrer sah sich unser Tun neutral an und grüßte uns freundlich zurück. Das war doch ein gutes Zeichen. Einfach weitermachen! Das Zelten ist in Usbekistan offiziell erlaubt. Aber wir hatten keine Ahnung, wie akzeptiert das bei den dort lebenden und arbeitenden Leuten ist. Auf dem Rückweg war der Anhänger voll beladen, mit einigen Personen obendrauf. Auch hier wurde sich wieder freundlich gegrüßt. Sehr gut!

Tag 439 (11.11.2023)

  15 °C

Guten Morgen! Rechts auf mittlerer Höhe sind zwei Kühe zu sehen, die im Laufe der nächsten Stunde gemächlich an uns vorbeischlichen.

Abends, bei Bakhodir, erzählte er uns ein wenig über seine Zeit in Berlin und wo er als Soldat alles stationiert war.

Ein Teil der Gesellschaft an diesem Abend.

© OpenStreetMap

Von Baxmal nach Navroz

52,3 Kilometer
220 Minuten
50 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Ruhige Männerstimmen und Schritte weckten Verena. Als sie hinausschaute, waren die Männer fast schon wieder zurück an ihrem Auto an der Brücke. Als wir beim Zusammenpacken waren, kamen sie noch einmal zu uns. Einem der beiden gehörte der Acker hinter einer Wasserleitung aus massivem Beton. Sie waren zurückhaltend interessiert und freuten sich darüber, mit uns Selfies machen zu dürfen.
Überall flogen und schritten Weißstörche in großen Kolonien umher. Wie langsame Tornados kreisten sie am Himmel, um gemächlich aufzusteigen. Seit zwei Tagen sahen wir massenhaft Storchennester entlang der Straße auf den Auslegern (seitlichen Armen) der Strommasten. Auf einer Strecke waren es über 20 aufeinander folgende Masten mit bis zu drei Nestern pro Mast. Das waren echt große Kolonien. 😄
Den ganzen Tag hindurch war es grau bewölkt, teilweise mit Gegenwind. Ein dorniges Geschenk fanden wir im Vorderrad vom Floh. Anscheinend früh genug, bevor es Schaden anrichten konnte. Kurz vor unserem Zielort pausierten wir in einer Bushaltestelle mit angeschlossener Metzgerei, als wir unter anderem von einem Mann angesprochen wurden. Nach einer kurzen Unterhaltung lud er uns zu sich nach Hause direkt im Ort ein. Warum auch immer er uns vom Fleck weg einfach einlud, wir ließen uns auf das Abenteuer ein. Unser Gastgeber Bakhodir führte uns auf seinen riesigen Hof mit drei Gebäuden, mehreren Kühen und Ziegen. Und einer großen Familie. Verena empfand gegenüber seiner Frau eine Art Ehrfurcht. Sie war eine stolze und freundliche Frau. Wir wurden in das Ess- und Gesellschaftszimmer gebeten. Wie immer waren wir die erste Zeit verunsichert, tauten aber langsam auf. Nach dem gemeinsamen Essen trat Bunyodbek herein. Er wurde gebeten, dazuzukommen, um zu übersetzen. Und er war mit ein Grund, warum es so ein wunderbarer Abend wurde. Nachdem wir erfahren hatten, dass Bakhodir zum Zeitpunkt des Berliner Mauerfalles auf der sowjetischen Seite stationiert war, durften wir in seinem Fotoalbum blättern. Er hatte auch einige deutsche Mark aufgehoben und wollte uns einen Schein schenken, was wir allerdings kategorisch ablehnten. Es waren seine ganz privaten Erinnerungsstücke. Als sie uns jeder ein Tabish (islamische Gebetskette, erinnert an den katholischen Rosenkranz) überreichten, wollten wir nicht unfreundlich sein und nahmen sie dankend an. Mal schauen, ob irgendwie die Chance besteht, sie bis nach Hause zu bekommen. Aber das war leider sehr unwahrscheinlich. Dafür schenkten wir ihnen, als Erinnerung an uns, Euromünzen, die wir noch dabei hatten. Wir haben nie irgendwelche Gastgeschenke dabei. Was wieder sehr gut ankam, war ein Teil des Inhaltes unserer Taschen. Die Campingstühle wurden skeptisch beäugt und von wenigen kurz Probe gesessen. Schlafsack, Kocher, Küchenequipment, Multifunktionsschere, Regenkleidung, Badeanzug, Sonnenbrille mit Wechselgläsern, OhneWörterBuch. Vor allem die Kinder waren gespannt, was als nächstes gezeigt wurde und angefasst werden durfte.
Immer wieder kamen und gingen Erwachsene und Kinder. Die Zusammengehörigkeiten wurden uns teilweise erklärt. Es waren aber schlicht zu viele Gesichter, als dass wir uns das alles hätten merken können. Irgendwann wurde das Zimmer geräumt, weil wir sichtbar müde waren. Wenn wir über den Hof zur Toilette mussten, egal zu welcher Nachtzeit, sollten wir immer jemanden von ihnen mitnehmen. Denn einer der beiden Hofhunde schien ein sehr guter Wachhund zu sein. Neben dem Esstisch durften wir uns schlafen legen.

Tag 440 (12.11.2023)

  14 °C

Bye bye und danke für Alles!

Wir wünschen unserem neuen Freund Bakhodir alles Gute für die Zukunft!

Was für ein herzlicher Abschied!

© OpenStreetMap

Von Navroz nach Guliston

15,5 Kilometer
59 Minuten
30 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Chicken Tabaka ist eine herzhafte, usbekische Spezialität und wurde zum Frühstück serviert. Dazu gab es Kuchen. Es war wirklich lecker. Wieder fiel Nik der Abschied sehr schwer. Eine ganze Schar Kinder versammelte sich mit einigen Erwachsenen um uns, als wir zur Abreise fertig waren. Wir verschenkten unsere letzten, kleinen Euromünzen an die Kinder, bevor wir dann langsam und winkend vom Hof rollten.
Wir entschieden nicht weit zu fahren und uns eine Unterkunft mit Dusche zu nehmen. Wir hatten sie bitter nötig. Und es war anscheinend die letzte Möglichkeit für uns, in Anbetracht der weiteren Route, für die nächsten Tage. Also wurde unser gestern verfehltes Tagesziel erneut angepeilt. Das erste Hotel war zu teuer, das dritte billig, aber arg muffig. Wir kehrten zum zweiten Hotel zurück, das preislich dazwischen lag. Fußläufig gab es ein großes Einkaufszentrum mit Restaurant und Supermarkt. Im obersten Stockwerk war wieder ein großes Kinderspieleland, nur irgendwie existierte der ausgeschilderte Food Court nicht. Bisher wurden wir da auch immer fündig, was Fastfood anging. Pech gehabt! Das türkische Restaurant im untersten Stockwerk sah aber auch nicht schlecht aus. Wir genossen Burger und Pide.

Tourwoche