Tourwoche

Tag 378 (11.09.2023)

  19 °C

Die streunenden Hunde waren darauf trainiert, an den Fenstern ein wenig zu betteln.

Das Hotel hatte einen sehr langen Gang der alles miteinander verband. Die Zimmer, die Bäder, die Küche, die Kantine und das dazugehörige Lebensmittellager.

Ein Blick in die Gemeinschaftsküche mit mehreren Herdplatten, einem vollen und leider sehr dreckigen Kühl- und Gefrierschrank und einer Spüle. Und einem schwarzen Kater mit Katzenschnupfen, der immer wieder plötzlich irgendwo auftauchte.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir wurden gefragt, ob wir Platz für eine weitere Radreisende hätten. Eigentlich wollten sie niemanden zu uns ins Zimmer lassen. Aber kein Problem. Wir hatten genug Zeit unsere Sachen wieder etwas mehr zusammenzurücken. Es war auch keine Radreisende. Sie dachte dafür, dass wir ein tadschikisches Ehepaar im Urlaub wären und wollte uns nicht stören. 😅 Und dann trafen wir auf Miriam.
Den ganzen Tag hindurch unterhielten wir uns. Mit Verena ging sie im heißen Frauenbad Wäsche waschen. Da dort gerade das Quellwasser gewechselt wurde, das bereits zum Teil frisch eingelassene Wasser noch viel zu heiß war und wir das Angebot, in das alte Wasser des Männerbades zu gehen, ausschlugen, kam sie leider nicht in den Genuß des Schwefelbades. Wir konnten ihr aber helfen, ihren Wasserfilter zum Laufen zu bringen.
Zum Abendessen wollten wir den Elektroherd nutzen, um unsere Linsen zu kochen. Sie waren wahrscheinlich schon etwas älter und würden dann länger brauchen. Zudem war es auch noch eine andere Sorte als beim letzten Mal. Das Kochen dauerte tatsächlich eine geschlagene Stunde. Das wäre mit unserem Allesbrenner eine Tortour geworden. Vom Geschmack her waren sie ok. Bei der Konsitenz waren sie eventuell vergleichbar mit festkochenden Kartoffeln. Vielleicht gibt es sowas auch bei Linsen. Das war nichts für Nik.
Miriam diskutierte mit einem der Hotelangestellten, weil ihr niemand eine klare Antwort zu einem möglichen Taxi am nächsten Morgen geben konnte. Stattdessen wurde sie immer wieder gefragt, woher sie sei und wieso sie tadschikisch sprechen konnte. Diese Frage wurde ihr wohl immer wieder gestellt. Was sie inzwischen unheimlich aufregte. Sie wollte sich einfach mit den Leuten in deren Muttersprache unterhalten und ihre Sprachkenntnisse damit vertiefen. Stattdessen wechselten sie wohl immer ins Russische, was sie wiederum nicht verstand.
Miriam ging nachts dann doch noch in das viel zu heiße Wasser. Man sah anhand der Rötung genau, wie weit sie hineingegangen war. Die Frage, ob ein Kribbeln im rot angelaufenen Körperbereich ein gutes oder schlechtes Zeichen war, konnten wir nicht beantworten.

Tag 379 (12.09.2023)

  20 °C

Warten auf die Hausdame, um in ihrem kleinen, gut sortiertem Laden ein paar Knabbereien zu kaufen.

Fehlende und teils lose Bretter, dazu der Wind - Verena musste für diese Brücke allen Mut zusammen nehmen.

Unser Geleitschutz durch das verschlafene Dörfchen 😄

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nachts um halb fünf klopfte es an der Tür. Ein Taxi stand für Miriam draussen. Nur hatte ihr nie jemand klar gesagt, dass es für sie gebucht wurde. Also wollte sie eine Nacht länger bleiben und schlief weiter. Nik hatte leider größere Einschlafschwierigkeiten. Immer wenn er am Wegdösen war, schien es, als ob er sich nicht mehr genug auf die Atmung konzentriert und wachte mit dem Gefühl auf fast zu ersticken und musste erstmal kräftig durchatmen. Sehr unangenehm und nervig. Als er irgendwann vormittags doch mal schlief, bekam er lange Atemaussetzer. Dann wachte er zu allem Überfluß mit massivem Sodbrennen auf. Schmerzen in Brust und Schultern, vor allem wenn er lag. Es war noch irgendwie erträglich und wurde mit den Stunden weniger. Sein Verdacht: eine der Tabletten vom ersten Medikationsplan in Korough stoppt die Magensäureproduktion. Wenn sie wieder anläuft, dann kann sie um so heftiger sein. Talcid war zudem leider kein Bestandteil unserer Reisemedikamente.
Da wir in einer Unterkunft waren, gab es auch wieder etwas zu nähen. Dieses Mal war es das Tuch aus Kunstseide, das am Tag zuvor gewaschen und dann offensichtlich von einem der Hunde "abgenommen" und angeknabbert worden war. Miriam beobachtete alles sehr genau, war an vielem interessiert und hatte selbst viel Spannendes zu erzählen.
Die Mädels machten sich auf den Weg zur anderen Hälfte des Dorfes, unten an der Straße. Sie erhofften sich dort weitere kleine Läden um Brot und Kaymak (oder auch Kalmak) zu bekommen. Der erste Anlauf scheiterte. Die Gebäude, Wege und Markierungen in der verwendeten Offline-Karte führten ins Nichts. Miriam sprach aufgrund ihrer Arbeit Persisch und übte sich in Tadschikisch. Das war natürlich super hilfreich. Auf Nachfrage bei einigen Dorfbewohnern wurden wir allerdings auf den Laden am Sanatorium verwiesen. Und wo sie privat Kaymak kaufen könnte wusste auch niemand. Schade! Auf der anderen Straßenseite sahen wir dann eine Frau Brot von einem Haus ins nächste tragen. Wir gingen hinüber. Eine Mutter und ihre zwei Töchter waren gerade bei der Hausarbeit, als wir, also eigentlich Miriam, sie ansprachen. Kaymak gab es gerade nicht, aber sie verkauften uns zwei Laibe Brot. Die Einladung zum Tee lehnten wir freundlich ab, denn wir wollten sie nicht weiter bei ihrer Arbeit stören. Hätte sie ihre Einladung wiederholt, dann wäre es mehr als nur die traditionelle Höflichkeitsform gewesen und wir hätten vielleicht bei Tee etwas über die Familie und die Gegend erfahren. Auf die Frage nach einem Laden auf dieser Seite des Dorfes wurde die jüngere Tochter angewiesen, uns hinzuführen. Ihre Freundin begleitete uns. Das Haus hätten wir nie im Leben alleine gefunden. Beim Warten auf die Hausherrin gab es Showeinlagen von den beiden Mädchen und weiteren dazugekommenen Kindern, während Miriam einen von mindestens drei dort lebenden, grauen Welpen in ihrem Schoß schlafen ließ. Es gab regelrechte Kampfeinlagen und herrlich viel Gelächter. Plötzlich wurde es still. Alle Kinder standen stramm und begrüßten leise die Hausherrin, die aus der Dunkelheit des Stalles hinaustrat. Ihr Zimmerladen hatte eine andere Produktauswahl als die am Sanatorium, doch leider nichts passendes für Nik. Aus Anstand kauften wir trotzdem einige Dinge. Wir probierten uns durch die Süßigkeiten und kauften Schokotaler für die Kinder.
Es gab zwei Möglichkeiten von der einen Dorfseite zur anderen zu gelangen: Ein Umweg zurück zur Autobrücke und immer die Straße entlang. Oder der direkte Weg einen kleinen Hang hinab, über eine wackelige Hängebrücke nur für Fußgänger und quer über eine buckelige Sumpfwiese mit freilaufendem Weidevieh. Wir nahmen beide Male die abenteuerlichere Route. Bei einem der Sprünge von einem trockenen Erdbuckel zum nächsten rutschte Miriam nur leider weg und landete im Wasser. Es blieb zum Glück nur bei einem nassen Schuh.

Tag 380 (13.09.2023)

  18 °C

Muuuuhhhh!

Silber und Schwefel vertragen sich nicht so gut! Ups!

Der Haupteingang vom Hotel. Bei den Schuhen davor fehlte ab und zu mal einer. Die entführten Schuhe musste man dann auf dem Gelände suchen und das beste hoffen. Fast wie Ostern! 😄

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Unsere liebenswerte Zimmergenossin schlich früh morgens um vier Uhr aus dem Zimmer. Bei den Sammeltaxis in und zwischen den Städten bezahlt man den Preis für die gesamte Strecke, die das Taxi an diesem Tag fährt, also einen Festpreis. Egal wie weit man mitfährt. Denn die Taxifahrer wissen nicht, ob sie für den Rest der Strecke noch jemanden finden. Sie fahren sehr früh los, um nicht vor den Baustellen warten zu müssen. Die genannte Abholzeit kann dann allerdings trotzdem einige Wartezeit beinhalten, falls der Fahrer erst später aufsteht. Beim Pamir Taxistand kam dazu, dass die Taxifahrer warten (müssen), um ihr Fahrzeug überhaupt voll zu bekommen. Und man handelt um den Preis der Sitzplätze. Der Beifahrersitz bietet viel Platz und kostet etwas mehr. In der letzten Reihe ist am wenigsten Platz, vor allem für die Beine. Und sie ist direkt über der Hinterachse, wodurch es dort am meisten wackelt. Deshalb kann man den Preis versuchen etwas zu reduzieren. Mit unserer Beinlänge hält man es da hinten allerdings nicht lange aus.
Wir waren wieder alleine im Zimmer. Nik hatte diesmal etwas besser, aber trotzdem nicht gut genug, geschlafen. Deshalb verlängerten wir unseren Aufenthalt im Hotel weiter. Für die nächsten Tage lange eine Route, die eine schöne Balance aus Kilometern und Höhenmeter hatte.
Kühe grasten sich am Fenster vorbei. Flächen mit hohen Gräsern suchte man dort vergebens. Dafür musste man auf die Tretminen dieser Rasenpfleger achten. Aber die sind im Vergleich zu denen der Hunde eigentlich nicht zu übersehen. 😄 Eine größere Gruppe Männer kam an. Sie wurden ins Bad für die Frauen geleitet. Denn das war frisch eingelassen und jetzt wurde das Badewasser bei den Männern gewechselt. Da wir bisher immer nackig im Bad waren, verkniffen wir uns an diesem Tag das Badengehen. Dafür gab es mal wieder etwas Internet, wenn teilweise auch nur sehr schwach. So konnten wir ein bisschen arbeiten.

Tag 381 (14.09.2023)

  17 °C

Fünf auf einen Streich! 😄

Hier stellte jeder irgendwie irgendwas hinein. Der Kühlschrank war voll und versifft. Schien aber nicht so normal und akzeptiert zu sein. Zumindest einige weibliche Gäste regten sich etwas darüber auf, weil sie rumräumen und suchen mussten.

Endlich waren die alten Linsen aufgebraucht. Wir wollen so wenig wie möglich wegwerfen (müssen). Mit unserem Benzin- und Gaskocher hätte es beim Zelten einfach zu viel verbraucht.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nik schlief wieder ein Stück besser, als die Nächte davor. Die phasenweise Atemnot blieb jedoch bestehen. Für Verena war das Bett auf Dauer einfach zu hart. Auf der Seite liegen war mit leichten Schmerzen in der Brust und nun auch Atemnot verbunden. Von der Beschreibung passten sie zu Niks Symptomen. Das war gruselig. Verena musste nur irgendwie auf dem Rücken einschlafen. Beine angewinkelt und schon war sie weg. Schön war es trotzdem nicht.
Heute kam eine Gruppe in Anzügen und Trachten an, begleitet von der Presse. Der Essenssaal war mit Gebäck und Tee hergerichtet. Aber so schnell, wie sie aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden. Ein Hotelgast in den 50ern empfahl Verena die "alles heilende" Quelle Bibi Fatima, damit sie schwanger wird. Kinder sind dort einfach ein Statussymbol.
In der Hoffnung, dass unsere alten Linsen etwas weniger lange kochen müssen, weichten wir sie vorher stundenlang in einer der Wasserflaschen ein. Hat nur leider nicht viel geholfen.

Tag 382 (15.09.2023)

  16 °C

Alle Zutaten wurden grob gestückelt.

Je nach Garzeit wurden die verschiedenen Gemüsearten erst nach und nach dazugegeben. Nach dem Gemüse wurde das Fleisch separat frittiert und dann noch einmal alles zusammen geschwenkt.

Guten Appetit! 😊

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nik ging es deutlich besser. Da wir weiterhin dachten, dass es eine Virusinfektion war, und die nächsten Tourtage anstrengend werden sollten, blieben wir weitere Tage im Hotel, damit sich seine Lunge noch etwas regenerieren konnte.
Mittags wurden wir vom Hotelgast Raul zum Essen eingeladen. Er schnippelte alle Zutaten mit seinen Freunden in ihrem Gemeinschaftszimmer auf dem Teppich sitzend. Draußen wurde anschließend alles über dem Feuer frittiert: Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Knoblauch, Paprika, Beinfleisch, Leber, Herz. Dazu wurde Wodka in kleinen, weißen Schalen gereicht. Da passte viel Wodka hinein. Es war eine Freude sich mit Raul zu unterhalten, ihn und seine Freunde zu beobachten. Unser erstes gemeinsames Kind müssen wir nun übrigens Raul nennen. Er erzählte, dass die Leute hier vor 20 Jahren sehr arm waren. Deutschland schickte Lebensmittel, gefolgt von China und den USA. Daran könne er sich noch sehr gut erinnern und ist bis heute dafür dankbar. Inzwischen geht es den Menschen in der Region besser. Sie sind nicht reich, sie sind nur nicht mehr so arm wie früher.
Mit dem Konsum des Wodkas kippte leider die Stimmung. Nachmittags wurde unser Freund bereits unangenehm aufdringlich. Abends war er dann komplett hinüber. Er weckte die schlafenden Männer in seinem Zimmer. Diese wollten lieber weiterschlafen, als mit ihm weiterzufeiern. Unser Vorschlag, im Foyer zu feiern, wurde direkt abgewiegelt. Stattdessen fragte er nach unserer Zimmernummer. Er wollte bei uns mit seinem Kumpel, dessen Quetschkomode und einem Tamburin Musik machen. Weil wir unsere Zimmernummer nicht preisgaben, musizierte er schließlich auf dem Boden kniend mitten im Flur. Die Leute öffneten ihre Zimmertüren. Sobald wir uns von ihm verabschieden wollten, griff er nach uns und wollte mitkommen. Einige erkannten die missliche Lage und halfen uns ins Zimmer flüchten zu können. Die Party fand dann im Foyer statt. Wir konnten bedauerlicherweise nicht mehr mitfeiern, weil uns die Leute ja extra von ihm abgeschirmt hatten. Das war schade.

Tag 383 (16.09.2023)

  15 °C

Das schwefelhaltige Wasserbad für weibliche Gäste. Das für die Männer war regelrecht düster.

Wäschewaschen in der Dusche vom Kurbad.

Zur Sicherheit wurde alles Wasser für den Verzehr und zum Zähneputzen gefiltert. Wir hatten schon genug gesundheitliche Probleme.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

In der Region gibt es mehrere heiße Quellen. Jeder wird eine andere, heilsame Wirkung zugesagt. Diese hier in Jelondy sei gut für die Knochen.
Miriam meldete sich mit Grüßen von Zhandiya. Sie hatte in dieser kurzen Zeit, einiges erleben dürfen.
Nik war zum ersten Mal wieder draußen. Da wir uns das Essen in der Kantine aus hygienischen Bedenken nicht zutrauten, mussten wir mit dem, was wir hatten und kaufen konnten, kreativ sein. Nik wünschte sich eine Nudelsuppe mit Brühwürfeln gekocht - das war genau das Richtige für uns und sollte dann auch öfter mal beim Campen gekocht werden.

Tag 384 (17.09.2023)

  15 °C

Immernoch windig, immernoch wackelig ...

Es ging ein Stück über die Sumpfwiese.

So sah der Zimmerladen beim Sanatorium aus. Es waren maximal 2x2 m in der Grundfläche.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir wollten am nächsten Tag weiterfahren. Um zu schauen, wie belastbar Nik inzwischen wieder war, spazierten wir ein Stück runter auf die Sumpfwiese. Ihm blieb regelrecht die Puste weg. Es war, als wenn er keine Luft mehr bekommen würde. Die nächsten Tage auf dem Rad würden anstrengend werden und derartige Unterkünfte waren kaum zu erwarten. Zum Glück gab es weiterhin keine Probleme mit den Verlängerungen unseres Aufenthaltes.
Eine Gruppe Russen traf ein. Sie zelteten neben unseren Rädern. Und es war nachts ordentlich kalt draussen, vor allem durch den anhaltenden Wind. Der holte inzwischen das ein oder andere Wäschestück von der Leine.
Beim digitalen Arbeiten wurde Verena leider oft kalt. Da half ein Schwefelbad nachmittags mal so zwischendurch. Außerdem war wieder Sonntag und damit die letzte Möglichkeit vor dem erneuten Wasserwechsel.
Abends gab es ein neues erstes Mal: wir kochten Buchweizen. Wir kauften eine Art Hühnerbrühe in Form von Instantpulver, in dem wir den Buchweizen kochten. War ganz lecker.

Tourwoche