Tourwoche

Tag 371 (04.09.2023)

  24 °C

Das "Welcome Inn" können wir nur empfehlen. ☺️

Nicht nur wegen der verrückten Katze... 😄

...und der wunderbaren Sitzgelegenheit im Garten.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nik war weiter lethargisch. Bis auf einige Gespräche mit den alten und neuen Gästen war nicht viel mit ihm anzufangen. Einer von ihnen war Konrad. Ein junger Mann mit sehr vielen Fragen zu seiner Zukunft, der sich über unser indisches Essen vom Vorabend sehr freute. Das Zimmer teilten wir uns für diese Nacht mit Marc. Er hatte bereits 170 Länder in seinem Leben erkundet, teilweise auch mit einem Reiserad. Seit seiner Kindheit bereist er die Welt. Gefährliche Situationen waren für ihn kein Hindernis die Schönheit anderer Kulturen zu entdecken.

Tag 372 (05.09.2023)

  26 °C

Das Frühstück war abwechslungsreich und lecker. Es war problemlos zu genießen. Denn Zhandiya weiß wie sie mit den Lebensmitteln umgehen muss, damit ihre Gäste keine Magen-Darm-Probleme bekommen. 😘

"Als ich dort lag fühlte ich mich direkt noch kränker!" 😔

Lieber Konrad, danke für die interessanten Gespräche! Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft! Ein Wiedersehen wäre wunderbar.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir hatten uns noch sehr lange mit Konrad unterhalten. Falls wir uns auf dem Pamir wiedersehen, würde das alle freuen. Zum Auffüllen der Vorräte für die bevorstehenden Tage mit sehr wenig Versorgungsstellen klapperten wir so einige Läden ab.
Dann entschied sich Nik doch noch dazu erneut ins Krankenhaus zu fahren. Es wurde nicht besser. Die Hoffnung war groß, dass ihn jemand anderes, sagen wir kompetenter wirkendes, behandeln würde. Und er hatte Glück. Seine neue Ärztin stellte mehr Fragen, tastete ihn intensiver ab, zog ein unglaubwürdiges Gesicht bei dem Zettel der Vormedikation und verschrieb neue Produkte. Probiotika und extrem hochdosiertes Zink sollte er stattdessen einnehmen. Mal schauen, was das wird.
Es wurden zwei Schweizer Radreisende angekündigt, mit denen wir uns das Zimmer für die nächste Nacht teilen würden. Einer von ihnen kam uns so bekannt vor. Es war tatsächlich Manu vom Flughafen in Duschanbe, mit dem wir uns beim Warten auf die Passkontrolle und das Gepäck unterhalten hatten. Es war sein letzter Abend mit seinem Freund nach ihrer gemeinsamen Pamir Runde. Dann würde es für ihn wieder nach Hause gehen. Ihn wiederzusehen war schön und traurig zugleich. Schön, weil wir uns gut verstanden und der Zufall ihn wiederzusehen schon lustig war. Das traurige für uns war, dass wir zeitgleich in Duschanbe ankamen und er seine Rundtour fertig hatte. Unsere zwei Radtage… was soll man da sagen. Einfach nur traurig. Aber das wird schon!!!

Tag 373 (06.09.2023)

  27 °C

Nik bekam nachts Besuch in seinem Bett - Verena war es allerdings nicht! 😄

Basil (links) und Manu (rechts) aus der Schweiz. Manu kannten wir bereits vom Flughafen in Duschanbe.

Blick auf einen Teil von Khorugh vom botanischen Garten aus.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nik ging es mit der neuen Medikation deutlich besser. Da entschlossen wir uns einer Empfehlung eines Reisenden zu folgen und ließen uns zum botanischen Garten fahren. Eigentlich würde ein größerer Bus ziemlich nahe an den Botanischen Garten fahren. Sie sind nur relativ selten und so tauchte beim Warten am Straßenrand leider keiner auf. Die kleinen Sammeltaxis würden uns nicht dicht genug heran bringen, also nahmen wir uns ein Taxi. Das brachte uns direkt zum Eingangstor. Fast wäre Verenas großer und geliebter Vielzweckschal mit dem Taxi auf nimmer wiedersehen weggefahren. Sie lief dem Taxi hinterher und rutschte einen Meter den Hang hinunter, um winkend auf sich aufmerksam zu machen. Das hätte echt schief gehen können. Ein Schritt zu weit und sie wäre einen zweiten Meter auf die Fahrbahn darunter gefallen. Der Taxifahrer bemerkte die Aktion und forderte sie sofort auf zu stoppen. Er fand den Schal und warf ihn ihr hoch. Yeah!
Die Aussicht auf einen Teil von Khorug von dort oben war schön. Eingefasst von den braunen, hohen Bergen, im Tal das satte Grün der Bäume und dazwischen schlängelte sich die blau leuchtende Gunt. Wir hatten auch einen Ausblick auf den ersten Abschnitt unseres nächsten Radtages. Das sah anstrengend aus – ordentlich bergauf und dann schien es eine Art Tunnel zu geben.
Der Botanische Garten selbst war im Vergleich zu dem in Berlin ziemlich klein. Ein Teil wirkte verwildert mit schmalen Trampelpfaden. Die Gräser waren dort alle braun vertrocknet. An einigen Bäumen hingen dafür Fruchtkörper und gaben Farbtupfer in schwarz, rot, gelb und weiteren Farben. Entlang der breiteren Wege gab es prächtige Blumenfelder in allen Regenbogenfarben. Es liefen kaum Menschen herum. All die Apfelbäume dort hingen voller reifer Früchte. An einem schattigen Plätzchen standen Tierskulpturen, eine für uns nicht lesbare Infotafel und dazu ein Sitzrondell mit zwölf Nationalflaggen in zwei verschiedenen Ausführungen – der heutigen und der zur sowjetischen Zeit. Ein paar von den heutigen erkannten wir.
Runter zur Straße mussten wir dann laufen. Es gab keinen regulären Taxiverkehr dort oben. Auch nicht zum Hotel direkt am Botanischen Garten. Es ging durch die pralle Sonne. Hinauf hätten wir niemals laufen wollen. Der Weg hinunter hatte uns gereicht. Im Tal angekommen ging es mit dem Sammeltaxi wieder zurück in die Stadtmitte, vorbei an unserer Unterkunft zum alten Markt. Unsere SIM für die mobilen Daten lief demnächst ab und Nik wollte eine neue besorgen. Unsere aktuelle war bisher ganz gut, aber wir würden in eine Region kommen, in der ein anderer Anbieter (Megaphon) eine bessere Abdeckung aufweisen sollte. Er war hin und weg vom "Megaphon Girl", der Angestellten hinter dem Tresen. Wir nannten sie so, denn sie hatte ihm unwissend den Kopf verdreht und er sollte noch die nächsten Tage und Monate von ihr schwärmen. 😄
Der alte Markt bestand aus alten, bröselnden Gebäuden mit engen Gängen innen und staubigen Wegen dazwischen. Ein Großteil der kleinen Läden war geschlossen oder verlassen. In einem der kleinen Läden fanden wir tatsächlich Dosen mit einer Art Tomatenpüree oder -suppe. Wir hatten lange danach gesucht.
Beim Abendessen gingen wir keine Experimente ein. Es wurde wieder indisch mit drei Portionen einfachem Reis und einer Portion Paneer (indischer Käse) in Tomatensauce.

Tag 374 (07.09.2023)

  24 °C

Tausend Dank liebe Zhandiya! Wir wünschen dir und deinen Liebsten alles Gute! Du hast da etwas wunderbares aufgebaut.

Immer der Gunt nach - natürlich flussaufwärts.

Stau! Es ist so krass, wie dort gefahren wird. Schlechte, teils super schmale "Straßen". Jeder drängelt sich überall vorbei. LKW, sogar mit weiterem Anhänger, kommen dort irgendwie durch. Irgendjemand bleibt immer liegen. Fast überall kann es zu Erdrutschen kommen. Die Leute haben "echt Eier" da zu fahren.

© OpenStreetMap

Von Khorugh nach Tang

29,6 Kilometer
162 Minuten
510 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Verena war sehr früh wach von den anderen Abreisenden. Nik ging es wieder gut genug und war bereit für die Weiterfahrt, so dass er sich sogar mit Zhandiyas Frühstück, bestehend aus zwei beidseitig gebratenen Spiegeleiern und Pfannengemüse, stärkte.
Geplant waren 30 km zu fahren um etwa 400 m höher zu kommen. Um der Höhenkrankheit vorzubeugen sollte man nur wenige Höhenmeter pro Tag machen. Der Körper braucht einfach seine Zeit, um sich an den reduzierten Sauerstoffgehalt in der Luft zu gewöhnen. Es ging hoch und runter. So viele Menschen, die uns freundlich bei der Vorbeifahrt grüßten. Dabei die beeindruckenden Berge im Hintergrund. ☺️
Eine Baustelle bremste uns aus. Angeblich würden Radreisende dort durchgelassen. Das traf in unserem Falle leider nicht zu. An einem schattigen Plätzchen an der Straße setzten wir uns in unsere Campingstühle. Eine Gruppe Männer fragte nach einem Messer, um ihre Melone essen zu können. Sie schenkten uns sogar die Hälfte dieser riesigen Melone. Sie war sehr schmackhaft und durstlöschend und war zügig leergelöffelt. 😄
Dabei gesellte sich eine gebürtige Tadschikin mit eigener Familie in Moskau zu uns, die auf dem Weg zu ihren Eltern im Pamir war, für den jährlichen Besuch. Sie übte ihr Englisch mit uns. Innerhalb von zwei Stunden wurde die Schlange der wartenden Fahrzeuge immer länger. Als dann endlich die Baustelle geöffnet wurde, fuhren wie immer erst die PKW und Sammeltaxis durch, gefolgt von einem grossen Reisebus und den LKW. Wir wollten den wahrscheinlich riskanten Weg erst hochfahren, wenn alle anderen schon durch waren.
Da kam David auf Nik zu. Auch er wollte die Gefahr durch den drängelnden Verkehr dort meiden und wartete ab, bis der Gegenverkehr durch war. Er hat Studienabschlüsse aus Tadschikistan, Russland und China. Wow! Er war auf dem Weg in sein Dorf Tang, was auch unser eigentliches Tagesziel war. Da lud er uns in seinen Garten zum Zelten ein. Wir freuten uns riesig. Seine Einladung in sein Haus zu seiner Familie lehnten wir ab. Wir wollten wir immer keine Umstände machen und würden eh spät, erschöpft und dreckig ankommen.
Im Dunkeln erreichten wir den von David digital markierten Ort. Ein paar Meter weiter hockte eine Frau mit mehreren Kindern. Wir wussten nicht, ob sie zu David gehörten. Wir warteten an einem einfachen Holztor auf ihn, durch das er uns dann in den Garten lies. Und ja, es waren Verwandte von ihm, die wohl schauen wollten, wer da kommt. Es war ein riesiger Garten. Er war durchzogen mit kleinen Wassergräben. Über die Wassergräben waren schmale Metallplatten oder ähnliches als Brücken gelegt. Wir ließen die Räder sichtgeschützt beim Tor stehen und richteten das Lager wenige Meter entfernt ein. Der Sternenhimmel war wunderbar.

Tag 375 (08.09.2023)

  23 °C

Ein kleines Idyll! 😊

Für eine wackelige Brücke wird gerne mal angehalten.

Ein Bauer ließ uns auf einer seiner Wiesen zelten.

© OpenStreetMap

Von Tang nach Rozhak

30,9 Kilometer
145 Minuten
430 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

In der Nacht kühlte es auf 10 Grad ab, wenn nicht sogar weniger. Darauf waren wir nicht vorbereitet und froren dementsprechend. Ansonsten hatten wir die Nacht gut überstanden. Als die Sonne auf das Zelt fiel, wurde es schlagartig warm und trieb uns heraus, bevor der Wecker klingeln konnte.
Vier Kühe standen in etwas Entfernung mit uns im Garten. Ob sie die Nacht zuvor schon dort waren, wissen wir nicht. Gehört hatten wir zumindest keine. Die Apfelbäume hingen voll. Beim Zähneputzen wanderte Verena durch den Garten und warf den angebundenen Kühen einige der runtergefallenen Äpfel zu. Denen schien es zu munden. Für sich selbst pflückte sie welche vom Baum. Sie waren klein, fest, süß und saftig. Und hatten die perfekte Größe, um eine Hand voll in den Taschen unterzubekommen.
Beim Zusammenpacken ließen wir uns sehr viel Zeit. Es war so schön dort. David kam vorbei und bat uns seinen Garten weiterzuempfehlen. Er wollte, dass Reisende dort pausierten - ohne dass man ihn dafür kontaktieren muss. Gesagt, getan. 😊
Es waren an diesem Tag nur wenige Höhenmeter zu überwinden. Sie schlauchten trotzdem. Dazu brannte die Sonne. In einem der letzten Shops auf der Tagesroute gab es kein abgefülltes Wasser zu kaufen. Die Verkäuferin zeigte auf einen Brunnen hinter dem Haus und wollte uns leere PET-Flaschen mitgeben. Die hatten wir selbst noch. Da wir das Brunnenwasser hätten filtern müssen und wir die Nacht in der Nähe eines Baches oder Flusses zelten wollten, füllten wir uns nichts ab. Warum schleppen? Wenigstens musste Nik nicht auf seine Cola verzichten. 😉 Zurück mit dem Einkauf am Rad wurde es ungemütlich. Ein stark angetrunkener Herr redete schon einige Minuten auf Nik ein, dass wir mit zu ihm kommen sollten. Persönlicher Abstand war nicht mehr existent, die Fahne nicht auszuhalten und das Verhalten des Mannes schlug um in arge Belästigung. Das war leider mehr als unschön. Wir bedankten uns freundlich bei ihm für die Einladung, sahen aber zu so schnell wie möglich von ihm wegzukommen. Man sah ihm an, dass er es nicht verstand. Aber was sollten wir tun? So betrunken war egal was wir versuchten zu erklären. 😔
Kurz bevor wir die geplanten 30 km für den Tag erreicht hatten, kamen uns zwei deutsche Motorradfahrende entgegen (Kennzeichen TBB in Baden-Württemberg und Köln). Die Sonne war am Untergehen und sie wollten noch bis Korough fahren. Das war ein ganzes Stück. Wir fragten, ob sie zufällig in der Nähe einen Shop gesehen hatten, in dem wir abgepacktes Wasser hätten kaufen können. Eine gut sortierte Tankstelle wäre wohl nicht weit entfernt. “Nicht weit entfernt” war in unserem Fall leider keine hilfreiche Information, stellten wir nach der Verabschiedung fest. Mehr als 30 km waren an diesem Tag nicht drin und die Zeltplatzsuche begann. Am Straßenrand gab es ein größeres, zerfallenes Gebäude. Nik fand dort nichts passendes für uns. Auf der anderen Straßenseite sah er allerdings Felder und Häuser. Wir fuhren zu einem der Höfe und fragten, ob wir auf einem der Felder zelten durften. Kein Problem! Wir hätten sogar direkt an ihrem Haus zelten können. Doch der Boden dort war bei genauem Hinsehen nicht geeignet. Zudem war es zu dicht an den Viehställen. Die Insekten der Nutztiere können Krankheiten übertragen. Und wir hatten keine Lust auf den Geruch. Auf einem der Felder zu zelten war am einfachsten. Als wir dahin schieben wollten, wurde Nik wieder zurückgehalten. Er konnte ihnen nicht erklären, warum wir nicht direkt am Haus unser Zelt aufschlagen konnten, ohne es zu beschädigen. Doch nun wurden wir sogar noch zum Essen eingeladen. Minuten zuvor konnte Verena bei der Frage nach dem Zeltplatz einen Blick in eines der Zimmer werfen. Ein älteres, bäuerliches Paar hütete dort offensichtlich die zwei Enkelkinder. Es war sehr einfach eingerichtet. Bei der Zubereitung des Essens mussten wir zu unserer gesundheitlichen Sicherheit davon ausgehen, dass es nicht hygienisch genug zubereitet und die ein oder andere Zutat nicht mehr genießbar war. Auch wollten wir niemandem etwas wegessen oder von nachträglichen Zahlungsaufforderungen für das Essen überrascht werden. Also lehnten wir ab. Lecker roch es auf jeden Fall. 😄 Ein weiterer Grund weiter weg vom Hof zu zelten war, dass wir niemanden stören wollten. Und natürlich wenig gestört werden wollten. 😉
Und es ergab sich ein weiteres erstes Mal: da wir kein abgepacktes Wasser mehr kaufen konnten, wurde unser Wasserfilter in Betrieb genommen. Hinter den Bauernhöfen floß die Gunt. Dort füllten wir unsere leere Flaschen. Meine Herren war das eisig! Die Stoffritze eines Campingstuhls war ideal, um die Flasche mit dem angeschraubten Filter zu halten. Darunter stand erst der Topf und später eine zu füllende Flasche.

Tag 376 (09.09.2023)

  26 °C

Soooo viel Wasser hatten wir abends zu filtern. 😄

Morgendlicher Besuch eines ausgebüchsten Kalbes. Das Mütterchen hatte ordentlich damit zu tun, es wieder einzufangen.

Was für eine Landschaft. Wir folgten der Gunt weiter flussaufwärts.

© OpenStreetMap

Von Rozhak nach Varshez

40,1 Kilometer
189 Minuten
490 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Überall wuschen die Frauen Teppiche. Auf einer Seite der zweispurigen Straße, in Einfahrten, auf Terrassen und anderen Freiflächen. Und das wirklich in jeder Ortschaft die wir durchfuhren! 🤔 Nach zwei Äpfeln aus Davids Garten fuhr Verena Nik plötzlich davon. Das waren wohl Zauberäpfel. 😂
An einer Bushaltestelle mit einem kleinen Laden daneben konnten wir im Schatten eine Pause machen. Dabei mussten wir leider feststellen, dass Verenas Pinion weiterhin wie blöd Öl verlor. Und bei Nik schaute Draht aus der Gangschaltung. 🤔🫤 Ein Mädchen bemerkte uns und kam auf ihrem Rad zu uns. Mit ihrem Englisch konnte sie sich freudiger Weise etwas mit uns unterhalten. Auf unsere Frage, ob sie weiss, wo wir Wasser kaufen könnten, zeigte sie nur fragend auf den Fluss. Gefolgt von einer Einladung zum Tee bei sich zuhause im nächsten, schon sichtbaren Ort. Dort hätten sie auch einen Brunnen. Da wir bereits unsere Pause machten, noch ein ganzes Stück für den Tag vor uns lag und wir unser zu filterndes Wasser erst am Lagerplatz holen wollten, um es nicht unnötig schleppen zu müssen, lehnten wir (wie fast immer) dankend ab. Das verstand sie nicht so ganz. Zum Glück wussten wir, dass wir nicht die einzigen waren, die so viele freundliche Einladungen, aus denen sicher unschätzbare Geschichten entstanden wären, aus Zeitmangel ablehnten.
So langsam konnten wir uns abgewöhnen, in den Läden nach abgefülltem Wasser zu fragen. Wir bekamen nur seltsame Blicke. Dort wurde kein Wasser verkauft, weil es für die Einheimischen überall kostenlos verfügbar war. Warum dann dafür Geld ausgeben? Müll ließ sich dadurch ebenfalls einsparen. Und Wasser mit Sprudel schien dort auch keine Interessenten zu haben.
Die letzten Kilometer waren eine Qual. Auf der Suche nach einem Zeltplatz hielten wir hinter einem kleinen Bach. Bei dem Bach wollten wir uns später Wasser holen. Also bräuchten wir ein Plätzchen in der Nähe. Nik sah sich um. Ein Mann kam die Straße runter und wir mit ihm ins Gespräch. Wir könnten nicht einfach auf dem Feld zelten. Wir könnten mit zu ihm, dem Hof direkt auf der anderen Straßenseite. Nik hatte vorgeschlagen, dass Verena da ja mal nachfragen könnte. Sie war aber zu kaputt, um direkt hinzugehen. Der Einheimische telefonierte und ging dann Nik hinterher, der sich weiter umschaute. Bei einem Laden rief er dann einen jungen Mann herbei, der etwas Englisch konnte. Das half. Wir bekamen eine Wiese zugewiesen. Sie war schattig, nicht zu buckelig und kurzgefressen. Warum wir nicht auf die größere Nebenwiese durften, verstanden wir nicht.
Um Wasser zu bekommen, brauchten wir nicht einmal zum Bach zurück. Wir zelteten neben dem Hof vom Einheimischen, der uns vorher geholfen hatte. Nun bot er uns an, seinen Brunnen zu benutzen. Das war sehr viel einfacher und sicherer. Während das Wasser durch den Filter lief und das Zelt eingerichtet wurde, köchelten auf dem Allesbrenner die Chinanudeln. Um sie aufzupeppen gab Verena bei sich etwas von einer unbekannten Würzpaste hinzu. Das war ordentlich scharf. 😁
Wir waren früh im Bett, weil es schnell ordentlich abkühlte. Noch nicht ganz eingeschlafen, gab es ganz dicht am Zelt seltsame Geräusche zu vernehmen. Einer der Hunde hatte das Zelt angepinkelt. 😩 Nik ging raus, um es fluchend abzuspülen. Zum Glück hatten wir genug Wasser geholt.

Tag 377 (10.09.2023)

  24 °C

Auf dem Weg nach ganz oben. 😊

Pause muss sein. Dazu gab es ein paar Kekse und Nüsse.

Inzwischen stehen auf einigen der zu überwindenden Berge Skulpturen. Ob es immer Markierungen für einen Gebirgspass sind, wissen wir nicht, könnte aber hinhauen.

© OpenStreetMap

Von Varshez nach Jelondi

29,3 Kilometer
161 Minuten
470 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Der Morgen begann mit demselben Geräusch vom Vorabend. Ein Hund markierte unser Zelt. Diesmal stand Verena auf. Dann wussten wir auch, warum wir nicht auf die Nebenwiese durften. Sie wurde flutend gewässert. In den ersten Sonnenminuten waren dort Rotschwänze, Stelzen, Elstern und Raben beim Frühstücken zu beobachten. Kiebitz und Specht flogen drüber hinweg. Die Raben warfen sogar mit den trockenen Kuhfladen um sich, um an die saftigen Käfer darunter zu gelangen. 🧐
Auf der Straße war nicht viel los. Zumindest nicht was den normalen, motorisierten Verkehr anging. Dafür kamen uns unzählige Viehherden entgegen. Gestern war Teppichwaschtag, heute war Viehabtriebtag? Die Herden an Kühen, Schafen, Ziegen und sogar Yaks wurden alle den Berg hinabgetrieben. Da oben wurde es wohl inzwischen zu kalt. Und sie hatten sich anscheinend alle auf diesen Sonntag für den Abtrieb ihrer Herden geeinigt. Das war ordentlich Gegenverkehr. 😄
Wer weiss noch aus der Schule, was die Baumgrenze war? Nik fiel auf, dass irgendwann keine Bäume mehr zu sehen waren, je höher wir kamen. Wir hatten uns wieder 30 km Strecke und etwa 300 Höhenmeter mehr (im Vergleich zum Startpunkt) als Ziel gesetzt. In der dortigen Ortschaft sollte es ein tadschikisches Hotel mit heißer Quelle geben. Da wollten wir hin. In der Abenddämmerung trennte uns noch eine nicht mehr ganz so frisch aussehende Brücke von dem Ortsteil mit dem Hotel - genau das richtige für Verena. 🙄 Aber mit ein wenig Gefluche beim Herrüberfahren ging das schon. 😉
Wobei man erwähnen sollte, dass wir uns nicht ganz sicher waren, ob das Hotel nun wirklich hinter der Brücke oder doch einfach die normale Straße weiter war. Auf den digitalen Navigationskarten ist das manchmal nicht gut zu erkennen oder einfach falsch eingetragen.
Dann standen wir aber am richtigen Tor. Es war offen, wir standen im Eingang, alles duster. Sowas Blödes! Wir waren kaputt und wollten nicht mehr weiterfahren. Aber was blieb uns anderes übrig? Da wurden wir von einem Passanten gefragt, wo wir hinwollten. In das Hotel. Er wies um die Ecke. Na toll! Wir hätten nur einen Meter weiter vorfahren müssen, dann hätten wir den vollen Parkplatz entdeckt. 😅
Hingerollt und reingegangen, Zimmer bekommen und eingerichtet. Routine! Wir bekamen ein Zimmer mit sechs Betten. Angeblich würden wir das Zimmer für uns alleine haben. Und wir können gerne auch ein Jahr bleiben! 😆 Das ist doch mal eine Ansage. Aber nein danke!
Wir waren beide erschöpft. Verena raffte sich trotzdem auf, um ins heiße Schwefelbad zu gehen. Das war mega heiß! 😨 Es hatte bestimmt die passende Temperatur für Cindy, der unsere Dusche auf Zypern erst zu kalt war. 😉 Für die Muskeln fühlte es sich erstmal gut an. Die wenigen Meter zurück auf das Zimmer waren dann allerdings echt nicht so leicht. Der Kreislauf schwankte und die Beine waren weich. Aber geschafft. Da fing Nik an was von Chips zu erzählen. Waaahhhhh! Das war nicht nett. 😅 Also wankten wir durch den unbeleuchteten Ortsteil auf der Suche nach einem Laden. Da wir nichts sahen, fragten wir ein paar Passanten. Die fragten die Einheimischen und die zeigten auf ein Privathaus. Gar nicht so einfach! Dort hatten sie neben der Eingangstür einen kleine Raum. Er war nur gering größer als einen Quadratmeter. Die Auswahl war dementsprechend begrenzt aber es war relativ übersichtlich organisiert. Es gab sogar Chips. 😆

Tourwoche