Tourwoche
Tag 357 (21.08.2023)
38 °C
Wo kamen eigentlich die ganzen Löcher in den Klamotten her? Das Vernähen von Hand dauerte eine Weile. Währenddessen organisierte Nik unser Pamir-Taxi für den Transport nach Rushon und besuchte mal wieder einen Friseur.
Beim Grosseinkauf für Lebensmittel bekamen wir nicht alles von unserer Liste. Wir wollten am nächsten Tag schauen, ob wir den Rest unterwegs finden.
Tag 358 (22.08.2023)
37 °C

Das Rudaki Monument im gleichnamigen Park, zu Ehren des ersten bedeutenden Dichters Rudaki, der auf Neupersisch schrieb.
Heute machten wir Sightseeing, aber die Stadtbesichtigung war etwas zäh. Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns nieder. Vor allem weil wir keinen Sonnenschutz mitgenommen hatten. Das war uns irgendwie entfallen. Und die Hitze tat ihr übriges. 37 Grad sind einfach krass heiß! Trotzdem war es ganz nett die Stadt ein wenig zu sehen.
Tag 359 (23.08.2023)
36 °C

Beim Warten an einer der Baustellen. Unser Fahrer hatte sichtbar gute Laune. In dem schattenspendenden LKW trampte ein italienisch-deutsches Pärchen mit Bambusrädern im Anhänger. Im Hintergrund links Afghanistan.

Überall wurde gebaut. Das sollte noch zwei Jahre so gehen. Ob eine solche Straße jemals "fertig" werden würde?

Dieser blaue Fluß mündet hinter dem Grün in die Gunt. Die Gunt ist farblich nicht von ihrem Hintergrund zu unterscheiden.

Von Dushanbe nach Rushon
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Unser Fahrer fuhr die Südstrecke. Als wir das autonome Gebiet Berg Badachschan (GBAO) erreichten folgten mehrere Passkontrollen auf der Strecke. Unser Fahrer hatte anscheinend überall engere Bekannte und wir kamen ohne Probleme durch. Dann zeigte er nach vorne auf einen Berg und rief “Afghanistan”. Zwischen uns und Afghanistan war es teilweise nur ein Steinwurf. Der ging allerdings über den grauen, reißenden Fluß Pandsch. Den Rest des Tages fuhren wir am Hang der Berge zur Linken und dem Fluss Pandsch mit Sicht auf Afghanistan zur Rechten. Beides oft viel zu nahe. Beides oft extrem steil. Immer wieder liefen in kleinen Gruppen Militärangestellte auf der Straße. Aus Steinen gestapelte, schmale, dreiwandige Unterschlüpfe mit einem Schlitz zum Beobachten und Schießen, standen am Straßenrand, ausgerichtetet auf die andere Uferseite. Dann rief er “Taliban”. In einigen der afghanischen Ortschaften waren die Fahnen der Taliban gehisst. Ein merkwürdiges Gefühl... Gleichzeitig hatte Nik während der Fahrt die meiste Zeit ein grinsen im Gesicht: Niemals hätte er gedacht jemals in Tadschikistan zu sein und noch viel weniger, auch Afghanistan zu sehen. Verrückt! 😊
Bis Kalaikhum waren die Straßen relativ gut. Wir waren eingeschlafen, als er dort zum Tanken anhielt. Bevor es die nächsten Stunden über unwegsamere Straßen ging, aßen wir in einem Restaurant zu Mittag. Der Plov war herrlich! Das Fleisch ist ziemlich fest und gewöhnungsbedürftig.
Das Restaurant lag wenige Meter vom grauen Pandsch entfernt, dafür aber direkt an einem anderen, ebenfalls tosenden, strahlend blauen Fluß. Der floß direkt in die Pandsch, wo sich beide Wasser erst nach einigen Metern langsam vermischten, bis das klare Blau vollständig verschwunden war.
Nik wurde von einem von drei älteren Gästen freudig angesprochen. Eine gemeinsame Sprache, außer das Lächeln, gab es leider nicht. Er reichte Nik eine Servierte mit seinen Kontaktdaten und seinem Wohnort. Wir sollen uns melden, wenn wir in der Nähe sind. 🤷🏼♀️
Ab Kalaikhum gab es nur noch Asphaltreste in den Ortschaften. Ansonsten bestand die Fahrbahn nur noch aus Sand und Stein. Fünf oder sechs Baustellen reihten sich mit wenigen Kilometern Abstand aneinander. Bei der ersten Baustelle waren wir die ersten und einzigen Wartenden. Unser Fahrer bequatschte die Arbeiter uns durchzulassen. Auf der anderen Seite signalisierte er den entgegenkommenden Fahrern, dass die Baustelle zu sei und lachte sie aus. Etwas viel Schadenfreude! 😉
Spätestens ab der zweiten Baustelle war ein Militärfahrzeug wiederkehrend in unserer Nähe. Die bequatschten ebenfalls immer die Bauarbeiter, um durchgelassen zu werden, mit Erfolg. An einer war das Militärfahrzeug mal nicht erfolgreich, aber da kam ein zweites mit mehr Insassen und es wurde lauter und hitziger. Also standen wir auch dort nur wenige Minuten. Unser Fahrer mogelte sich immer mit durch. Was er nicht mochte war, im Staub des etwas langsameren Mlitärfahrzeuges zu fahren und überholte, bis wir an der nächsten Baustelle zum stehen kamen und es uns wieder eingeholt hatte. Bei einer der letzten Sperrungen gab es bereits eine Schlange mit LKW. Dort lernten wir Franzi und Hans kennen. Sie trampten in einem der LKW, der Mehlsäcke geladen hatte. Auf den Mehlsäcken lagen ihre Bambusräder. Verrückt! Sie waren komplett eingestaubt. Was ist jetzt schlimmer? Mehlstaub oder Sandstaub von der Straße?
Nach über zwei Stunden gab es plötzlich Aufregung. Wir sollten uns sofort in den Wagen setzen. Es würde weitergehen. Die PKW drängten nach vorne, vorbei an den LKW. Unser Fahrer gab Gas. Wir kamen durch, waren aber anscheinend nur ein Wagen von wenigen. Die beiden anderen Radreisenden wollten wie wir ins Rushon Inn. Da sollten wir sie am nächsten Tag sicher wiedersehen, denn vorher würden sie nicht ankommen.
Er fuhr super schnell. Teilweise mit Smartphone in der Hand. Dann übersah er schonmal das eine oder andere Schlagloch oder eine Delle im Boden. Die Fahrbahn der Afghanen auf der anderen Seite war nur einspurig aber genauso abenteuerlich ausgebaut wie unsere, teilweise in den Berg gehauen mit einem Steilen Abhang Richtung Fluss. Es kam zu extrem engen Überholmanövern der LKW zu egal welcher Seite. An einer Stelle fuhr er so dicht an die Kante zum Abhang, dass er ein ungewohntes Geräusch von sich gab. Das war wohl gerade haarscharf. What the fuck? 🫣
Ein Jeep war liegengeblieben, voll mit Insassen. Unter anderem eine ältere Frau und ein Kind. Vorne links hatte er einen Platten. Unser Fahrer unterhielt sich kurz mit ihm. Der Wagen war wieder fahrtüchtig und wir fuhren weiter. In der nächsten Ortschaft, etwa einen Kilometer weiter, bekam er einen Anruf und drehte um. Der Wagen war nicht weit gekommen. Platten hinten rechts. Und kein zweites Ersatzrad bei. Der andere Fahrer bekam Schelte. Unser Fahrer konnte ihm nicht weiter helfen. In einem anderen Ort kam es zum Stau mit den PKW und LKW auf der schmalen Straße. Dabei wurde viel gegrüßt und sich offensichtlich über den Pannenfahrer lustig gemacht.
Die "Straße" ist echt so mies und trotzdem fahren da die LKW mit Auflieger in beide Richtungen lang. Teilweise konnten wir uns nicht vorstellen, wie sie aneinander vorbeikommen und wie sie an manchen engen Kurven überhaupt weiter kommen. Verrückt! Aber es ist die einzige Möglichkeit den hinteren Teil des Pamirs mit Gütern zu versorgen, denn die Grenze zu Tadschikistan ist momentan für Einheimische dicht.
Nach 14 Stunden Fahrt erreichten wir die Stadt Rushon. Das Rushon Inn hatte zum Glück noch ein Bett für uns frei. Wir unterhielten uns noch kurz mit den anderen Gästen und fielen dann ins Bett. Nix gemacht und trotzdem erschöpft.
Tag 360 (24.08.2023)
36 °C
Da am Vortag eigentlich kein Zimmer mehr frei war, durften wir im Dachgeschoss schlafen. Es war ein riesiger Raum mit zwei Doppelmatratzen auf dem Boden und sah aus, als wenn es zu einem Gemeinschaftsraum mit Buffetbereich umgebaut wurde. Dort hatten wir massig Platz. Im Laufe des Vormittags erreichten unsere Freunde vom Vortag das Hostel. Eigentlich hieß es, wir sollten an diesem Tag nach unten ziehen, aber die Zimmer waren anscheinend schneller wieder belegt als wir wach waren. Aber das war uns nur recht. Insgesamt waren mit uns dort ein italienisch-deutsches Pärchen, ein tschechisches Pärchen, ein Franzose, ein farbenprächtig gekleideter Niederländer und ein Brite mit einem weiteren Herren. Seine Nationalität ist uns entfallen. Alles Radfahrer!
Wir machten uns daran unsere Räder aufzubauen. Nach getaner Arbeit gab es zur Stärkung Nudeln mit Tomate und Thunfisch - den wir massenweise in Duschanbe gekauft hatten. Er war nur etwas anders als wir ihn kannten. Die Thunfische waren sehr klein und wurden deshalb samt Gräten in dicke Scheiben gehackt, die in die Dose kamen. Vom Geschmack her war es ebenfalls gewöhnungsbedürftig.
Wir hatten wie immer 500 g Nudeln gekocht, schafften aber gerade mal die Hälfte. Über die zweite Häflte freuten sich zwei der anderen Radreisenden.
Tag 361 (25.08.2023)
35 °C
Nik kam ordentlich ins Schnaufen, wenn es die Treppen der zwei Stockwerke hoch ging. Verena hatte tagsüber immer mal einen heftigeren Hustenanfall. Mal schauen, ob und wie das am nächsten Tag werden würde. In einem empfohlenen Restaurant bekamen wir Plov. Es gilt als typisches Nationalgericht und ist auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Kaum waren wir zurück im Guesthouse begann es zu regnen und es regnete sich ordentlich ein. Da waren wir froh, nicht im Zelt schlafen zu müssen.
Tag 362 (26.08.2023)
21 °C
Wir blieben länger in der Unterkunft. Verenas Husten klang ab und zu noch nicht sehr vertrauenswürdig, es sollte tagsüber regnen und Niks Magen rumorte. Dafür wurde gearbeitet und sich zwischendurch mit den anderen Gästen unterhalten.