Tourwoche
Tag 364 (28.08.2023)
20 °C
Verena war im Bad und Nik noch im Tiefschlaf. Da kam die Hausherrin und erklärte uns, dass wir 30 Minuten hatten, um das Dachgeschoß zu räumen. Der Meister würde kommen, um dort zu arbeiten. Ähm ....
Wir schmissen alles irgendwie zusammen und schleppten es noch mit Schlaf in den Augen nach unten. Dass wir vielleicht die Sachen einfach nur in die andere Ecke des riesigen Raumes schieben bräuchten, damit der Meister in Ruhe arbeiten konnte, das fiel uns leider unabhängig voneinander erst danach ein. Tja! Nun zogen wir in das Zimmer neben Franzi und Hans ein. Nur hatten wir im Gegenteil zu ihnen eine abschließbare Tür statt einem Vorhang, wir passten von der Größe her problemlos in die Betten und all unser Kram mit in den Raum. Da weiß man einfache Dinge wieder mehr zu schätzen.
Nik ging es vom Mager her schlecht. Verena hustete weiter vor sich hin. Wir brauchten Bewegung und gingen zu den Überresten einer Festung. Sie lag etwas versteckt. Viel zu sehen gab es auch nicht. Aber es war immerhin ein Spaziergang. Auf dem Rückweg sprach uns ein Mädchen aus einer in einem Garten arbeitenden Kindergruppe an. Ob wir kurz warten würden, denn ihre Mutter spricht so gerne mit Touristen. Was für eine seltsame Begegnung. Die Mutter war in Rushon aufgewachsen, der Vater aus Korough, leben als Familie in Los Angeles und sind jedes Jahr in den Ferien in Rushon. Was für ein Kontrast. Ihren Kinder gefiel es in der Heimat der Eltern. Und das Kind scheint öfters Touristen anzusprechen. Die Polen in Duschanbe hatten bereits von ihr erzählt. 😄
Wir wollten Chinanudeln zubereiten. Nur war das Gas in der Außenküche alle. Benzin hatten wir noch keines geholt. Als Franzi und Hans uns etwas von ihrem Benzin abgeben wollten, da bekamen wir den privaten Elektroherd der Besitzer geliehen. Die Chinanudeln waren gerade so fertig, da fiel im gesamten Ort auch noch der Strom aus. So kann´s laufen.
Tag 365 (29.08.2023)
23 °C
Da wir nicht reisetauglich waren, durften wir zurück ins Dachgeschoss ziehen. Franzi und Hans räumten vormittags ihr Zimmer, er arbeitete aber noch bis in den Nachmittag und sie sortierte aus und packte ein. Nachdem sie sich “Döner” geholt hatten, taten wir es ihnen gleich. Sie gingen noch einkaufen und fuhren spät am Tag los ins Bartang-Valley. Was wir damit sagen bzw. schreiben wollen: wir sind nicht die einzigen, die teilweise erst nachmittags loskommen. 😅
Der Döner war gefüllt mit ein wenig Geflügel, eingelegtem Kraut, Tomaten, Gurken und Mayonaise, eventuell weiteren Zutaten. Bis in die Nacht haben wir an dem Tagebuch gearbeitet und Tag 250 fertig bekommen.
Eine Reisegruppe hatte sich angemeldet und das gesamte Haus reserviert. Nur leider kamen sie aufgrund einer Panne nicht an. Dafür wollte ein spanisches Pärchen eine weitere Nacht bleiben, aber da alles reserviert war sollten sie eigentlich gehen. Doch Verena intervenierte und bot an, dass sie mit uns im Dachgeschoss schlafen könnten. Platz genug war ja eh und als Radreisender weiß man, wie unangenehm es sein kann, keinen ordentlichen Schlafplatz zu haben. Man muss zusammenhalten!
Tag 366 (30.08.2023)
28 °C
Nach einer ruhigen Nacht verabschiedeten sich die Spanier. Wann ist Niks Magen wieder ok und wann würden wir wohl weiterkommen? Beim Frühstück bemerkte Verena jedenfalls, dass die zweite Hälfte vom Ei nicht mehr so ganz frisch schmeckte. Die erste war schon weg. Ob das gut gehen würde? Ihr Magen rumorte jedenfalls ordentlich und dann kam der Durchfall. Zu allem Überfluss fiel auch noch für Stunden die Wasserversorgung im gesamten Haus aus. Zum Glück hatten wir unsere eigene Toilette.
Das Haus war eigentlich komplett ausgebucht durch eine weitere Reisegruppe. Wir durften allerdings im Dachgeschoss bleiben. Eventuell müssten wir es uns mit einer Familie teilen. Aber uns war alles Recht, solange wir nicht unsere Räder beladen und das Grundstück verlassen mussten. So ein Scheiß das alles...
Die Hausherrin kochte frisch Reis und verdonnerte Nik dazu eine Schale zu essen. Weißer Reis ohne Alles sei gut für die Verdauung. Verena fand´s lustig. 😘
Tag 367 (31.08.2023)
26 °C

Von Rŭshon nach Zevardasht
28,7 Kilometer | |
155 Minuten |
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140 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Endlich sollte es weitergehen. Wir und unsere Mägen fühlten uns fit genug. Nur dauerte er eine Ewigkeit, bis wir endlich startklar waren. Doch dann war es soweit. Die Hausherrin wirkte fast traurig, dass wir nun tatsächlich weiterfuhren. Sie meinte noch, es wäre ein schlechter Tag für die Weiterreise, da es durch Sonneneruptionen einen magnetischen Sturm geben sollte. Vor zwei Tagen hatte der Hausherr im Scherz Nik auch schon in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. 😄 Nach der Verabschiedung von der Hausherrin traten wir zum ersten Mal seit fast einer Ewigkeit wieder in die Pedale. Das Wetter war perfekt, nicht zu warm, nicht zu kalt, leicht bewölkt, kein Wind. Dafür waren die Straßen sehr buckelig und verlangten uns einiges ab. Jedes Fahrzeug wirbelte eine Staubwolke auf. Wir begegneten weiteren Rad- und Motorradreisenden. Kinder riefen "Hello!" und wollten ein Highfive. Nach 27 km war unser erster Radtag dann auch überstanden. In einem vermeintlichen Guesthouse bekamen wir ein Zimmer und durften die Küche benutzen. Warum vermeintlich? Auf einer unserer Karten war es als Guesthouse eingezeichnet und eine Nachbarin deutet an, dass wir dort Schlafen können. Als dann der Hausherr kam, zeigte sich aber, dass das gar kein Guesthouse war, aber für die eine Nacht hat er uns netterweise trotzdem aufgenommen. ☺️
Tag 368 (01.09.2023)
27 °C

Von Zevardasht nach Khorugh
35,3 Kilometer | |
179 Minuten |
|
270 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Das war keine guter Start für Nik. Seine Nacht war nicht erholsam und er hatte mehrere schmerzende Stellen am Körper. Dazu das anhaltende Magen-Darm-Problem. Deshalb gab es auch den weißen Reis vom Vorabend zum Frühstück direkt aus dem Topf. In der Hoffnung, dass der magenschonend genug war um Nik bei der Genesung zu unterstützen.
Auf unserer Route wurden wir von einem Herren mit Familie zum Tee mit Brot, selbstgemachten Marmeladen, getrockneten Früchten und eigenem Honig eingeladen. Er konnte uns viel interessantes und spannendes aus seinem Leben erzählen. Etwas weiter weckten wir großes Interesse bei ein paar Jungs. Leider übertrieben sie es am Ende ein wenig und hielten Verena mehrfach an der hinteren Tasche fest, wenn sie losfahren wollte. Alle anderen Kinder riefen aus allen möglichen Richtungen hello, einige rannten extra auf die Straße, um ein Highfive zu bekommen. Verrückt wie toll diese Kinder Radreisende finden. Ein älterer Herr beobachtete uns bei einer Pause. Dann kam er mit einem Eimer voll Wasser und darin schwimmenden Äpfeln zu uns. Wir durften uns welche nehmen. Sein Lächeln war dabei so herzlich.
Wir fuhren die letzten Kilometer an der Pandsch mit Sicht auf Afghanistan entlang. Die Pandsch war weiterhin wasserreich und mit unberechenbaren Stromschnellen. Ein junger Afghane ging tatsächlich so tief rein, dass er mitgerissen wurde. Wir winkten einander. Er hatte sichtlich Spaß.
Ab jetzt ging es ins Landesinnere. Statt der Pandsch wollten wir nun mehrere Tage der Gunt flussaufwärts folgen. Plötzlich tauchte ein Mittelstreifen auf. Das war sehr merkwürdig. Uns war bisher nirgendwo aufgefallen, dass es hier Mittelstreifen gab. Wir machten uns ein wenig darüber lustig. Die Straße wurde besser, breiter, voller und verqualmter. Beim Militärflughafen staute es sich dann. Wir schlängelten uns durch den Verkehr. Der Fußgängerweg war nicht einladend, deshalb gingen die Menschen alle in Gruppen auf den Straßen. Als wir von der Straße auf eine Zufahrt abbogen, an der unsere Unterkunft das Welcome Inn, ausgeschildert war, hatten wir erneut drei oder vier Jungs auf Rädern die uns folgten. Einer von ihnen fing auch wieder an die Räder nicht nur zu bestaunen, sondern auch daran rumzuspielen. Nachdem das Tor zum Hof gefunden war und uns die Betreiberin Zhandiya begrüßte und hineinließ, fielen wir wie Steine auf die Matratze vom Pavillon im Garten. Da blieben wir auch eine ganze Weile liegen. Irgendwann mussten wir uns leider wieder aufraffen. Die Taschen kamen in das Mehrbettzimmer. Genug Platz war auf jeden Fall vorhanden. Mit einigen Gästen kamen wir in Gespräche. Nach dem Besorgen frischer und kalter Getränke wurden Chinanudeln gekocht. Dazu gab es etwas Brot aus Rushon. Das Essen tat Nik sehr gut. Vielleicht hätte er unterwegs mal was Kleines zu sich nehmen sollen. Hauptsache es ging ihm besser. Die Dusche tat ebenfalls gut. Feststeht, dass wenn wir nicht besser werden beim Radfahren, wir den Pamir nicht schaffen werden. We will see.
Jetzt blieben wir erstmal (mal wieder...) für drei Nächte zum Regenerieren hier in Khorugh. Dann sollte es wieder spannend werden.
Tag 369 (02.09.2023)
29 °C

Der Zentralpark hatte sogar ein Schwimmbecken, das bis vor wenige Wochen wohl noch gut besucht gewesen sein sollte.
Mit einem schweizer Radreisenden, der vor zwei bis drei Wochen schon einmal in Korough war, gingen wir eine kleine Runde spazieren. Die kostengünstige Geldbeschaffung ist nicht immer so einfach. Zhandiyas Empfehlungen haben aber gut gepasst. Der Zentralpark mit Schwimmbecken war schön gestaltet. Abends folgten wir den Empfehlungen für ein indisches Restaurant. Reis mit Chicken Massala und Gemüsecurry schmeckte uns ganz gut. 😋
Tag 370 (03.09.2023)
28 °C
Da es Niks Magen einfach nicht besser gehen wollte, ging es mit einem Maschrutke (Kleinbus-Sammeltaxi) der Linie 1 für 1,5 tadschikische Somoni (TJS) pro Nase zum Medical Center. Das waren umgerechnet 12,5 Cent (1 € entsprach etwa 12 TJS). Eine Angestellte übersetzte zwischen dem Arzt und Niklas. Der Arzt tastete ihn kurz ab, kritisierte Niks Selbstmedikation von Imodium am Vortag und stellte die Diagnose "sie haben nichts". Aha! Fühlte sich aber definitiv nicht so an. Er bekam aus der zum Krankenhaus gehörenden Apotheke Regidron (Salze zur Remineralisierung), Omeprazol (bei Behandlungen von Geschwüren im Magen oder Zwölffingerdarm sowie Reflux) und NO-SPA (Krämpflöser), also kein Antibiotikum wie erwartet. Den Arzt mussten wir nicht bezahlen. Die Präparate kosteten zusammen nur 18 TJS. Zurück kostete der Maschrutke dann für jeden zwei TJS. Zhandiya erklärte uns zu den erhaltenen Medikamenten, das wären die Standard Präparate die man dort so bekommt und sie würden gut helfen. Falls es ihm am nächsten Tag nicht besser gehen sollte, dann könne er noch zu einem anderen Arzt gehen. Vielleicht war der jetzt am Sonntagabend nicht der richtige. 😒 Wir hatten etwas Schwierigkeiten zu entscheiden, was es zum Abendessen geben sollte. Die ganze Situation und die anhaltenden Zwangspausen waren mehr als nervenaufreibend. Wertvolle Zeit ging verloren und der Winter kam immer näher. Usbekistan zu bereisen schien bereits unmöglich. Wenn das so weiter gehen würde, dann würden wir Kasachstan auch nicht erleben können. 😩 Am Ende gab es wieder indisch. Weil Sonntag war standen nur drei Menüs zur Auswahl. Unsere Wahl fiel auf das vegetarische Menü: Linsensuppe (dal), Gemüsecurry (mixveg), indischer Käse in cremiger Tomatensauce (Shahi panir), Salat (Tomate, Gurke, Zwiebel), Reis, das fettige Brot (noon) und dünnes frittiertes Fladenbrot aus Urdbohnenmehl (Papadam). Nik nahm seine Medikamente und hatten arge Schwierigkeiten den Liter mit den Nährsalzen runterzubekommen - es schmeckte einfach nur eklig. Irgendwie schaffte er es. Zur Sicherheit bekam er dann unsere Faltschüssel an sein Bett gestellt …