Tourwoche

Tag 248 (13.02.2023)

  20 °C

Auch Isomatten brauchen ab und zu pflege bzw. sogar eine Reparatur. Keine Ahnung wo das Loch herkam, aber wir haben es am Ende doch gefunden und geflickt bekommen.

Pre-Super-Bowl-Festmahl bestehend aus zwei Sorten Shrimps. Lecker!

Und nachts um halb 3 hieß es dann endlich: KICK OFF!!! Das war nochmal 2 Stunden später als zu Hause, aber dieses Eregnis kann man sich einfach nicht entgehen lassen!

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir haben es leider nicht hinbekommen vor dem Super Bowl noch ein wenig zu schlafen. Verena hatte noch die Half Time Show geschafft zu schauen, kurz darauf war sie eingeschlafen. Nik schaute das ganze Spiel und war wie immer begeistert. Es ist und bleibt das beste Spiel der Welt!!! Wir waren dementsprechend den Tag über nicht sehr motiviert. Trotzdem nahmen wir uns einer wichtigen Sache an: Verenas aufblasbare Isomatte verlor über die Nacht einiges an Luft. Wir wollten versuchen das Loch zu finden. In den Messenger-Gruppen wurden ab und zu mal hochwertige Matratzen verschenkt, mit dem Kommentar "viel Spaß beim Suchen". 😄 Wir hatten keine Ahnung davon. In der Anleitung und in einem Tutorial war die Rede von Seifenwasser. Aber wie viel Seife braucht es da? 🤔 Nik wollte viel Schaum, Verena weniger bis keinen. Da das Bad zu klein war lag die Matratze im Zimmer und der Fliesenboden wurde immer nasser und glipschiger. Wir fanden nichts. Das war nicht so enttäuschend. Solange sie nur langsam Luft verliert wäre sie noch verwendbar, beziehungsweise blieb uns nichts anderes übrig. Die Matratze kam ins Bad und das Zimmer wurde mehrfach mit Wasser gereinigt, bis es nicht mehr rutschig war. Als Verena mit der noch aufgeblasenen Matratze unter der Dusche stand, um irgendwie das ganze Seifenwasser abgespült zu bekommen, kam sie mit Nik ins Gespräch. Dadurch stand sie in der perfekten Position, um tatsächlich das Loch zu erkennen. Wir waren baff. Und erleichtert. Und begeistert. Und jetzt wussten wir auch, dass man nur einen Hauch Seife im Wasser benötigt. 😂 Als die Matratze wieder trocken war, wurde das Loch geflickt (ein weiteres erstes Mal) und noch einmal prall aufgepumpt. Zum Test stand sie die Nacht über in der Ecke.

Tag 249 (14.02.2023)

  20 °C

Wir sind immer wieder erstaunt, wie all das Zeug erst in die Taschen und dann alles auf die Radels passt. Faszinierend!

Der Einkauf für die nächsten Tage. Man bekommt zwar fast überall etwas, aber eine gute Vorbereitung bleibt das A und O, um nicht doch in irgendwelche Schwierigkeiten zu kommen.

Ein letztes Mal unser Hauptnahrungsmittel bei unserem Hauptimbiß: eine riesige Portion Schawarma mit Pommes

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

In den Tagen zurvor hatten wir uns auch um den Schleicher von Niks Hinterrad gekümmert. Aktuell steht es bei den Platten 9:2 für Nik. Es sollte unser letzter Tag in Akaba sein. Dementsprechend gingen wir mit unseren Erledigungen in den Endspurt.

Tag 250 (15.02.2023)

  19 °C

Die Sonnenuntergänge am Strand waren traumhaft.

Nicht nur einmal haben wir (versucht) den Sonnenuntergang im Zeitraffer von unserem Fenster aus einzufangen.

Der andere unserer Lieblingsimbiße. Alles wurde frisch gemacht. Man zahlte an der Kasse und bekam gelbe und weiße Zettel, mit denen man sein Essen dann abholen konnte. Warum die Zettel nicht gelb für die eine und weiß für die andere Station waren, sondern gemischt, dass weiß nur der Besitzer... 😄

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Die Nacht war sehr lang. Zu lang. Wir entschieden uns einen weiteren Tag zu bleiben, erledigten weitere Dinge und gingen früher ins Bett. Irgendwann kommen wir schon noch los! 😄

Tag 251 (16.02.2023)

  20 °C

Wir waren keine zehn Kilometer unterwegs, da wurden wir von einem anderen Radreisenden eingeholt.

Was für eine Landschaft! 😳 Und wir mittendrin!!! 🥰

Unser erster Skorpion. 😳

© OpenStreetMap

Von Akaba nach Ports Highway Akaba

20,4 Kilometer
130 Minuten
580 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Auch wenn wir die Zeit in Akaba genossen haben, waren wir glücklich, dass es weiterging. Wir wollten die erste Nacht in der Wüste Wadi Rum wildcampen. Es war ungewohnt die Räder zu packen, genauso die erste Minute radzufahren. Vor uns lag ein ganzer Tag einer einzigen Steigung. Das Unpraktische dabei war, dass wir bereits alle Lebensmittel und Getränke für die nächsten zwei bis drei Tage noch in Akaba kaufen und damit auch hinauf schleppen musste. Es gab keine Hinweise darauf, dass unterwegs weitere Versorgungspunkte kämen. Eventuell gab es Trinkwasserquellen, aber darauf konnte man sich leider auch nicht verlassen. Also musste so viel mit wie wir eventuell brauchten.
In der Türkei waren abschnittsweise überall Gottesanbeterinnen auf dem Seitenstreifen. Hier waren es nun tote Großlibellen. Nach zehn Kilometern machten wir eine Pause im Schatten kleiner Bäume am Straßenrand. An einer Stelle flatterten wieder so einige Großlibellen herum. Die können ziemlich groß werden. 😊 Wir waren gerade startklar zum Weiterfahren, da sahen wir einen Radreisenden zu uns aufschließen. Es war Marcel aus Hamburg. Und wir verstanden uns auf Anhieb. Er kam wie wir erst spät aus Akaba los. Während er aber in Gespräche verwickelt wurde, kamen wir nur einfach wieder nicht in die Gänge. 😉 Er war auf dem Weg zum nördlichen Eingang von Wadi Rum, wir steuerten den näher gelegenen südlichen Zugang mit Checkpoint an. Also fuhren wir ein Stück zusammen. Zwischendurch kam dann folgender Satz von ihm: „Es ist so schön entschleunigend mit euch.“ Verena fand den Satz gut, Nik sagte lieber nichts. 😄
Beim Checkpoint wurden wir leider nicht durchgelassen. Ohne Guide durfte niemand durch, zu gefährlich. Marcel gab alles, dass sich das Tor vielleicht doch noch für uns einen Spalt öffnete. In der Zwischenzeit kam ein PKW mit drei oder vier Insassen aus der Wüste rausgefahren. Ein Mann stieg aus und ging zur Security. Es war ein deutscher Urlauber, der fließend Arabisch sprach. Dadurch konnte er einen Deal mit den Männern aushandeln, um zwei Stunden in die Wüste fahren zu dürfen. Er war auch so nett und übersetzte die Argumente von Marcel an die Security. Doch auch das half nichts, wir durften nicht rein. Das war auf der einen Seite schade. Auf der anderen Seite aber auch gut, denn hier ging es um unsere Sicherheit. Der Checkpoint wird dort nicht zum Spaß betrieben werden.
Bis zum nördlichen Zugang war es für uns beide zu weit mit zu vielen Höhenmetern. Außerdem war der Tag schon zu weit fortgeschritten. Marcel fuhr auf der Straße voraus, um uns ganz in der Nähe einen Platz zum Wildcampen zu suchen. Er hatte sehr viel Erfahrung darin. Keinen Kilometer vom Checkpoint entfernt erklärte er uns, dass er ein sehr gutes Gefühl bei dem einen Weg zwischen zwei Hügeln hindurch hatte, der direkt von der Straße wegführte. Wir fuhren und schoben die Räder durch den feinen Sand und Kies mit Spuren von Dromedaren. Außer Sichtweite der Straße gab es einen gerade ungenutzten Stall, wahrscheinlich für Ziegen. Es gab Stellen an denen scheinbar Hauswände aus Holz mit Dämmmaterial entsorgt wurden. Wir hatten also auch etwas Holz für ein Feuerchen. Marcel und Nik gingen das Areal ab und besprachen mögliche Stellen für die Zelte. Die Berge hatten mehrere Gesteinsschichten, die durch ihre unterschiedlichen Farben wunderbar anzusehen waren. Als die Zeltplätze dann feststanden wurde das Lager errichtet. Im letzten Sonnenlicht ging Marcel los Feuerholz holen. Verena schloss sich an. Zurück kam sie mit einem Grinsen und der Frage, wer denn einen Skorpion sehen möchte? Wir wussten, dass man alles nur mit Vorsicht hochheben und umdrehen sollte, was so rumliegt. Am besten lässt man aber alles so liegen, wie es ist, weil es Unterschlüpfe für Insekten und Reptilien sind. Wir sind nur zu Gast in ihrem Zuhause. Wer will schon, dass jemand im eigenen Zuhause alles verwüstet?
Nach dem Essen gingen wir mit Lampen zum Skorpion, der zu unserer Freude noch da war. Es wurden schnell ein paar Fotos gemacht und das Brett, unter dem sich der Skorpion befand, dann genauso langsam und vorsichtig wieder hingelegt, wie wir es einseitig angehoben hatten. 😊 Auf dem Rückweg wurde noch mehr Feuerholz gesammelt. Nik fand sogar wieder eine Europalette. Sie musste allerdings unter abgeladenem Schutt freigebuddelt und freigerüttelt werden. Wir unterhielten uns bis in die kalte Nacht hinein.

Tag 252 (17.02.2023)

  23 °C

Und weil es so schön war, hier noch ein Foto von der Landschaft, etwas anders ausgeleuchtet.

Unsere ersten Dromedare.😁

Ohne Worte!

© OpenStreetMap

Von Ports Highway Akaba nach Rum Village

57,1 Kilometer
288 Minuten
640 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Wir scheinen Marcel ein wenig Unglück gebracht zu haben. Wie schon bei der Zubereitung seines Abendessens, verschüttete er leider auch etwas von seinem Frühstück. 🤨 Da wir länger brauchten fuhr er vor. Vielleicht würden wir uns in Wadi Rum wiedersehen.
Wir wurden auf der Strecke immer wieder von vorbeifahrenden PKW angehalten und gefragt, ob wir nach Wadi Rum wollen und schon ein Camp gebucht hätten. Beim ersten Mal haben wir uns noch die Telefonnummer geben lassen. Dazu kam die Information, dass wir anrufen sollten, wenn wir am Besucherzentrum wären. Beim Besucherzentrum zahlt man eine Art Eintritt, vielleicht vergleichbar mit einer Kurtaxe in Deutschland. Dabei machte es preislich einen riesen Unterschied, ob man mit einem Fuhrunternehmen, einem Leihwagen oder dem eigenen Fahrzeug hinein wollte. Von dort aus waren es dann noch immer einige Kilometer auf einer asphaltierten Straße bis zum Dorf an der Grenze zur touristisch genutzten Wüste. Wüste war ja alles um uns herum. Die Beduinencamps kamen aber vom Norden aus gesehen erst dahinter. Je näher wir Wadi Rum kamen, um so öfter wurden wir nach einer Buchung gefragt. Es dauerte nicht lange, dann behaupteten wir einfach, dass wir bereits etwas gebucht hätten. So kamen wir nur mit niemandem mehr ins Gespräch, wodurch sich eventuell etwas schönes und billiges ergeben hätte. So wie bei einem Rennradfahrer. Er überholte uns, sprach uns an und vielleicht hätte er uns ein tolles, erschwingliches Camp angeboten oder empfehlen können. Aber es war einfach zu nervig geworden und wir hatten es irgendwann auch nur noch eilig. Denn bis zum Sonnenuntergang fanden wir nichts zum Wildcampen. Also fuhren wir in die Nacht, um im Dorf von Wadi Rum etwas zu suchen. Wenn nicht gerade ein Fahrzeug in unserer Nähe die Umgebung erleuchtete, dann war es stockdunkel und zudem kalt.
Wir kamen am Besucherzentrum an. Marcel hatte uns bereits empfohlen zu sagen, dass wir eine Buchung hätten. Eine Hand voll Männer stand am Eingang und applaudierte uns. Das war ganz witzig. Einer von ihnen kam zu uns und stellte unentwegt Fragen. Das war dann nicht mehr so witzig. Sie wären alle Mitarbeiter vom Besucherzentrum und er wollte wissen, ob wir eine Buchung hätten. Als Nik es bejahte ging die Fragerei aber einfach weiter. Welches Camp es sei, ob wir einen Chat vorweisen könnten, ob das auf dem von ihm gezeigten Foto unsere Kontaktperson für das Camp sei. Dabei half uns kurz die erste Begegnung des Tages, von der wir den Namen eines Campbetreibers inkl. Telefonnummer erhalten hatten. Er wurde sogar unfreundlich und drohte uns, dass Niks ausweichendes Verhalten ihm gegenüber nicht gut für uns sei. Seine Aussage, dass er bei der Registrierung im Büro vom Besucherzentrum ein Camp nennen muss, stellte sich als falsch heraus. Es war keine Registrierung, sondern einfach nur eine Kasse für Besucher ohne Jordan Pass. Hinter uns kam ein PKW, bei dem die selbe Nummer abgezogen wurde. Sie konnten allerdings eine Buchung vorweisen. Die Männer fangen die Touristen am Büro ab und nötigen sie in ihrem Camp zu nächtigen. Ganz einfach. Hinter dem Besucherzentrum hat uns dann auch niemand mehr angehalten und sein Camp angeboten.
Im Dorf angekommen hielten wir an einem Supermarkt. Marcel hatte es in die Wüste geschafft und die Strapazen auf sich genommen, das Rad zwei Kilometer durch den feinen Sand an einen Berghang zu bringen, um dort wildzuzelten. In der Dunkelheit hätten wir ihn nicht finden können, er hatte schon geschlafen und wir hatten auch nicht mehr genug Energie, um uns bis zu ihm durchzuschlagen. Das war also keine Option. Jemand hätte uns sicher gegen Bezahlung mit seinem Pickup dorthin gefahren, aber das wollten wir Marcel dann auch nicht antun. Also suchten wir ein Camp im Dorf. Dazu muss man erklären, dass es nur wenige Camps im Dorf selbst gab. Das meiste dort waren nur die Büros. Sie fungierten als Sammelstelle zum Transport in die eigentlichen Camps draussen in der Wüste und zu den käuflichen Unternehmungen. Wir suchten uns ein Camp aus und wollten auf gut Glück dorthin fahren. Nach wenigen Metern konnte Verena über eine der Mauern schauen und sah Beduinenzelte. Es schien ein Camp zu sein und sie ging einfach mal rein. Nachdem der Besitzer gerufen wurde, stellte dieser sich als Freund von Radfahrern heraus. Es war zwar kein Zelt mehr frei, aber es gab noch eine kleine Freifläche für Zelte. Wir durften die Außenküche samt Gasherd und die Bäder benutzen. Hallo heiße Dusche!

Tag 253 (18.02.2023)

  24 °C

Aufgrund der surrealen Landschaft wurden in Wadi Rum Szenen für Lawrence von Arabien (1962), Red Planet (2000), Prometheus (2012), Transformers (2009), Der Marsianer (2015), Dune (2021), Star Wars (2016 + 2019), Aladdin (2019) und Star Trek (2017) gedreht.

Wadi Rum gehört seit 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Im Erdofen (Zarb) über Stunden gegartes Geflügel und Gemüse. Es war mega lecker! 🤤

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Marcel kam mit all seinen Sachen zu uns. Wir buchten spontan eine Nacht in einem Wüstencamp und folgten nun einem Pickup zum Büro durch das Dorf. Und dann wussten wir, warum die Preise beim Buchen so unverständlich gering waren (einstellig und vereinzelt auch 0 JOD). Sie holten das Geld mit dem Transfer zum Camp in der Wüste wieder heraus. Für uns drei zusammen kostete dieser 20 JOD (umgerechnet 26 €). Handeln war nicht drin. Beim Büro stellten wir die Räder ab, nahmen das Nötigste und Wichtigste aus den Taschen und setzten uns damit auf die Bänken der Ladefläche vom Pickup. Wir waren uns unsicher, ob ein sättigendes Abendessen und Frühstück im Preis mit inbegriffen waren. Also machten wir einen kurzen Abstecher zu einem Supermarkt. Dann ging es weiter durch das Dorf. Mit einem klappernden Pickup über holprige Straßen durch enge Gassen. Hinter einer Kurve bekam das Dorf dann einen imposanten Hintergrund. Wie eine riesige Welle erhob sich der Wüstensand. Auf ihr liefen geschmückte und gesattelte Dromedare und dazwischen heizten die Offroader durch. Unser Fahrer legte ebenfalls ein Tempo vor, bei dem wir uns gut festhalten mussten. Da verlor der Hintern schon mal den Kontakt zur Sitzbank. Wir fuhren zwar nicht mit den Rädern in diese Wüste, es war trotzdem wieder ein unglaubliches Gefühl es bis dahin geschafft zu haben.
Als wir merkten, wie weit wir in die Wüste gefahren wurden, fanden wir den Preis für den Transfer immer nachvollziehbarer. Das Dorf und die „Zufahrt“ in die Wüste liegen eingeengt zwischen zwei Bergketten. Danach eröffnet sich eine Sandwüste mit vielen einzelnen Bergen. Sie sehen aus, als würden sie schmelzen. An diesen Bergen sind die vielen Camps gelegen. Je weiter man hineinfährt, um so seltener sieht man Camps. Wir erreichten unseres zum Glück kurz bevor es für Verenas Magen zu viel wurde. Nik konnte die Fahrt problemlos genießen.
Das Camp bestand aus ein paar Beduinenzelten auf Stelzen für die Gäste, einem großen einfachen Zelt als Gemeinschaftsraum, einem gemauerten Hygienehaus und einem in Bau oder in Renovierung befindlichen, überdachten Außenbereich. Die Zelte sind innen und außen mit Stoff bezogen und ausgelegt. Dabei ist der Stoff innen so übereinander getackert, dass nichts hineinkriechen oder fliegen kann. Zwei kleine, gegenüberliegende Fenster, eine Tür, ein Doppelbett mit riesigen, schweren, unbezogenen Decken, eine Steckdose und Licht. Mitten in der Wüste! Was braucht man mehr? 😊 Handyempfang? Nein, es geht auch ohne!
Jeder Berg und jeder Sandhügel sah anders aus und doch sah alles so gleich aus. Die Orientierung fiel uns teilweise doch etwas schwerer. Da überall Offroader unterwegs waren, hatten wir aber nie Angst verloren zu gehen. Wir SPAZIERTEN tatsächlich durch eine Wüste! Da wir uns mit Marcel sehr gut verstanden war es um so schöner. Es ging über relativ festen Sand und steinige Flächen, an vereinzelten Pflanzen, die wie grüne Spirelli aus dem Boden ragten, und kargen kleinen Büschen vorbei. Wir kletterten über Felsen, Geröll und durch Spalten, stampften durch feinen Sand, in den wir einige Zentimeter einsanken. Steile Klippen, sanft geschwungene Hügel, löchrige Berge, Dünen, steinige Brücken, in unterschiedlichsten Rottönen und Strukturen. Die Farben änderten sich mit dem Sonnenstand. Es war eine trockene Hitze, keine Schwüle, keine hohe Luftfeuchtigkeit. An einer natürlich entstandenen Steinbrücke genannt „Giant Rock Bridge“ wollten die Männer für einen tollen Ausblick und beeindruckende Fotos hochklettern. Dort war es allerdings von Touristen überlaufen. Wie Ameisen krabbelten sie einen engen, teils steilen und natürlich ungesicherten Pfad hinauf, stellten sich alle artig in eine Schlange, bis sie alleine auf die Steinbrücke konnten, um zu fotografieren und fotografiert zu werden. Nik und Marcel verzichteten darauf und wir gingen weiter. An einem Hang suchten wir uns in wenigen Metern Höhe jeder ein Plätzchen und ließen fast schweigend den Sonnenuntergang auf uns wirken.
Als wir zurück im Camp den Sternenhimmel betrachteten wurden alle Gäste (an die 20) in das Gemeinschaftszelt gebeten. Ein Feuer flackerte. Auf seiner Glut standen zwei Teekannen und ein großer Kessel. Tee gab es in den typischen kleinen Gläsern, soviel man wollte. Mit einem Pappbecher wurde Linsensuppe (Shorabet) aus dem Kessel geschöpft und jedem der wollte ebenfalls in einem Pappbecher gereicht. Auch hier soviel man wollte. Da wir nicht wussten, ob da noch was kommen würde, tranken wir ein paar mehr Becher davon. Lecker war sie auf jeden Fall. Dann wurden alle heraus gebeten. Neben dem Gebäude sammelten sich alle um ein kleines Glutnest im Boden. Darunter befand sich der traditionelle Erdofen (Zarb). In ihm garte auf einem dreistöckigen Gitterrost Hähnchenfleisch und Gemüse wie Kartoffel, Zucchini und Karotten. Gegessen wurde im Gemeinschaftszelt, wo inzwischen das Büfett aufgestellt war. Fleisch, Gemüse, Beilagen, Brot, diverse Salate und einige Dips. Wir wurden definitiv satt.

Tag 254 (19.02.2023)

  25 °C

Faszinierende Weite, betörende Atmosphäre.

Lunch bei Defallah 🤤

Tee mitten in der Wüste 🥰

© OpenStreetMap

Von Rum Village nach Al Quweira

35,7 Kilometer
112 Minuten
90 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Unser nächstes Ziel war es Wadi Musa mit der Felsenstadt Petra binnen drei Tagen zu erreichen. Dazu mussten wir ein ganzes Stück zurück, um wieder auf den Highway zu gelangen. Es gab allerdings die Möglichkeit, die letzten Kilometer eine andere Strecke zu fahren. Eine hervorragende Straße ohne sichtbaren Verkehr ging rechts ab und führte zu einem Solarpark. Angeblich ging von dort aus eine Art Straße oder zumindest ein fahrbarer Weg weiter um den Solarpark herum zurück zum Highway. Ein fahrbarer Weg durch die Wüste, auch für Fahrräder? Wir entschieden uns, das herauszufinden. Die Straße hatten wir definitiv für uns alleine. Ein leichter Wind wehte Sand auf die Fahrbahn. So stellte sich Nik vor, wäre es durch das Königreich Saudi-Arabien zu fahren. Am Solarpark angekommen ging außen am Zaun eine Fahrspur durch den Wüstensand entlang. Nik folgte ihm ein paar Meter, um mehr sehen zu können. Eine befestigte Fahrbahn konnte er in der Ferne nicht erkennen. Wir fuhren trotzdem weiter. Als der Zaun abknickte und wir damit auch abbiegen mussten, liefen die Fahrspuren immer weiter auseinander. Zurück wollten wir nicht, verloren gehen konnten wir hier nicht, also begannen wir mehr zu schieben als zu fahren. Mit dem modernen Solarpark im Rücken ließen sich tolle Fotos von der weiten Wüste machen. Zurück am Highway fuhren wir durch die Gassen einer Ortschaft, als direkt vor uns ein Jeep quer hielt. Wir waren Defallah bereits auf der Straße aufgefallen und er lud uns zum Tee ein. Da wir sowieso gerade auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen für eine Pause waren, folgten wir ihm. Er wohnte dort mit seiner Frau, seiner Tochter und dem anfangs schüchternen Enkelsohn. Noch bevor es Tee gab, wurden wir gleich mit zum Essen eingeladen. Seine Frau war bereits bei der Zubereitung. Wir hatten ein wenig Zeitdruck, denn wir wollten eigentlich noch so einige Kilometer und vor allem Höhenmeter an dem Tag schaffen. Das Essen war umwerfend: Fisch auf Kartoffeln mit weiterem Gemüse und dazu ein paar Salate. Da läuft mir direkt beim Schreiben wieder das Wasser im Mund zusammen.
Wir durften in einem alten Kalender blättern, den er als Gästebuch nutzte. Es waren sehr viele Einträge und teilweise schon viele Jahre alt. Sie sind immer in den Nationalsprachen der Gäste geschrieben. Wir bekamen auch alte Fotos gezeigt. Defallah hatte viele Fragen und selbst viel zu erzählen. In Ma’an erzählte er, wohnte seine andere Frau mit fünf Kindern. Damit kam er seinem Wunsch nach einer Großfamilie nahe. Nach dem Essen bot er uns an zu bleiben. Er hatte uns allem Anschein nach ins Herz gefasst. Wir waren wie so oft von der Gastfreundschaft überwältigt. Als wir dann einen Moment hatten, in dem wir uns kurz dazu besprechen konnten, waren wir uns einig, dass es inzwischen zu spät war, um noch groß weiterzukommen. Stattdessen wäre es viel lustiger und spannender, den Rest des Tages mit dieser Familie zu verbringen. Nachdem der Enkel vom Vater abgeholt wurde, fuhren wir alle zusammen in die Wüste. Nik saß vorne und war immer wieder erstaunt, wie gut Defallah den Sand einschätzen konnte. Nik sah teilweise keinen Unterschied im Sand und trotzdem bremste Defallah, weil er wusste, wo er vorsichtiger fahren musste. Auf einigen Strecken konnte er richtig Gas geben. Er war so schnell, dass die wilden, bellenden Hunde nicht hinterherkamen. Seine Tochter machte sich zwischendurch einen Spaß daraus, deutsche Charts über die Lautsprecher abzuspielen. Wir kamen an einer Felsenbrücke an und stiegen aus. Kein Tourist weit und breit. Wir waren verwirrt. Aber wahrscheinlich war es so abgelegen und oder wir hatten den perfekten Moment, um die Gegend alleine zu erkunden und den Augenblick zu genießen. Defallah ging in das Teezelt, seine Frau und Tochter blieben im Wagen sitzen. Drei Dromedare schwankten ruhigen Schrittes mit ihren Beduinen auf dem Rücken zum Felsen. So kamen wir dann noch zu einigen Fotos mit den wuscheligen Wüstenschiffen. Mit dem Pickup ging es weiter durch die Wüste. Überall waren diese grünen, kleinen, buschigen Gewächse mit ihren in die Höhe ragenden Blütenständen. Irgendwo dazwischen stiegen wir aus und alle begannen die trockenen Blütenstände zu sammeln. An ein paar trocken wirkenden Wurzeln, die aussahen, als würden sie so herumliegen, verletzten wir uns beide unabhängig voneinander an den Fingern. Die Blütenstände waren dagegen harmlos. Für einen Tee wurde daraus ein kleines, schnell brennendes Feuer neben dem Wagen entzündet. Der Wagen diente als Windschutz. Als der nicht reichte, wurde ein Tablett direkt am Feuer in den Sand gesteckt. Einfach und effektiv! Als nur noch kleine Flammen zu sehen waren, kam die Teekanne drauf. Ein paar Minuten später konnten wir mit heißem Tee und Keksen mit Bananencreme den Sonnenuntergang beobachten.
Zurück im Haus wollte die Familie direkt wieder essen. Wir waren beide aber noch so satt, dass wir sie baten, etwas zu warten. Defallah und Nik fuhren dann das Essen holen. Es waren nur wenige Meter, die Nik eher gelaufen wäre. Aber in Jordanien wird anscheinend lieber das Auto genommen. Verena war mit der Tochter alleine und hatte die Gelegenheit, etwas privater mit ihr zu reden. Das war ein schöner Moment.

Tourwoche