Tourwoche

Tag 262 (27.02.2023)

  31 °C

Zweiter Abschied von Defallah. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft! Wir denken oft an dich und deine Familien!

Pause in der prallen Sonne neben einem verstreuten Skelett.

Langsam wird das was mit uns und dem wildcampen.

© OpenStreetMap

Von Ma'an nach Al Muddawara Highway

61,4 Kilometer
269 Minuten
210 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Mit Defallah und seinem ältesten Sohn aßen wir ein letztes Mal gemeinsam Frühstück. Alle anderen schliefen noch. Sie eskortierten uns zu einer Bäckerei, damit wir anständiges Brot kaufen konnten. Der Abschied dauerte dann keine Minute. Hoffentlich sehen wir uns irgendwann wieder. Wir hatten eine so tolle Zeit mit Defallah und seinen Familien. Das werden wir nie vergessen und macht Jordanien für uns zu einem ganz besonderen Land. Vielen Dank euch allen! 😊
Kurz hinter Ma'an wurden wir wieder mit Wasser beschenkt. Es waren Gegenwind und schlechte Straßen zu überwinden. Schatten gab es keinen, dafür lagen Skelette am Straßenrand. Und wir hatten seit langem Mal wieder mit bellenden Hunden zu tun, die auf uns zugerannt kamen. Wie schon in der Türkei ließen diese sich durch lautes, aber ruhiges Rufen besänftigen, bis sie ganz von uns abließen. Zum Zelten wählten wir einen Platz an einem trockenen Flussbett. Es sollte nicht regnen, es waren nur wenige Meter bis zur Straße, dafür aber sichtgeschützt hinter einem kleinen Erdhang. Der Nachteil war nur, dass wir durch diesen Hang auch keinen Empfang und damit keine mobilen Daten für die weiteren Routenplanungen und sonstige digitale Arbeiten hatten. Das mussten wir dann eben verschieben.

Tag 263 (28.02.2023)

  25 °C

Ein anscheinend wildes Dromedar nahm reißaus, als wir dann doch zu nah dran vorbeifahren mussten.

Nik schaut ganz verbissen. Was er da wohl wieder für einen spannenden Podcast hört?

Ein bisschen Schatten? Mehr als der eines Strassenschildes war nicht zu haben.

© OpenStreetMap

Von Al Muddawara Highway nach Al Muddawara

60,0 Kilometer
242 Minuten
50 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Unterhalb des Erdhanges sollte es morgens länger kühl bleiben, weil uns die Sonnenstrahlen erst später erreichten. Es wurde derzeit allerdings immer kälter bis zum Sonnenaufgang in der Wüste. Dementsprechend war es auch noch ordentlich frisch, als es bereits hell war und der Wecker klingelte.
Nach dem letzten anstrengenden Anstieg für den Tag brauchten wir eine kurze Pause. Zwei Beduinen hielten mit ihrem PickUp neben uns und fragten, ob alles in Ordnung sei. Da wir kaum noch Wasser hatten und wussten, dass jeder hier immer Wasser mit sich führte, fragten wir, ob sie uns damit etwas aushelfen könnten. Das war kein Problem und sie gaben uns mehrere Wasserbecher. Später bekamen wir noch beim Fahren aus einem Auto heraus Getränkedosen mit Pfirsichstücken gereicht. Da hielten wir dann doch lieber für an. 😳 Das wurde direkt getrunken, bevor es warm werden konnte. 😄
An einer Polizeistation durften wir unser Wasser dann komplett und wie geplant auffüllen. 40 km später kam ein Dorf mit Supermärkten. Die waren für uns als solche nur leider nicht erkennbar. Einen fanden wir dann doch noch zu unserer Erleichterung. Um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen, hieß es flink einkaufen. Kurz hinter dem Dorf schlugen wir zwischen Landwirtschaftshöfen unser Lager auf. Hunderte Bachstelzen flogen in mehreren Scharen und über viele Minuten verteilt über uns hinweg. So viele hatten wir noch nie gesehen. Es gab weit und breit keine Stelle mit ordentlichem Sichtschutz. Deshalb wurde das Zelt erst mit der Dämmerung aufgestellt. Und zu guter Letzt gab es ein weiteres erstes Mal: wir kochten Linsen. Meine Güte war das ein tolles Essen!

Tag 264 (01.03.2023)

  27 °C

Kurz vor der Grenze, wie aufregend.

Wir haben es ins Königreich Saudi-Arabien geschafft. Geplant war es zumindest nicht.

Unsere kleine, grüne Oase.

© OpenStreetMap

Von Al Muddawara nach Bi'r Ibn Hirmas

75,8 Kilometer
239 Minuten
220 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es waren nur noch zehn Kilometer bis zur Grenze ins Königreich Saudi-Arabien. Bei der Ausreise konnten wir kein Visum für das vorweisen. Wir wählten das Visum bei Einreise (visa on arrival), weil wir vorher nicht wussten, wann genau wir an der Grenze sein würden und wie viele Tage die Bearbeitung gebraucht hätte. Da haben die Jordanier wohl erst drüben angerufen, um zu fragen, ob sie uns überhaupt reinlassen würden. Die Einreise war bürokratisch etwas zeitraubend, lief aber ohne Probleme ab. Dafür war die Gepäckkontrolle im Vergleich zu unseren bisherigen Erfahrungen unkomplizierter.
Uns war bereits bekannt, dass man im Königreich Saudi-Arabien als Radreisende teilweise von der Polizei oder zivilen PKW eskortiert wurde. Tatsächlich wartete ein Jeep hinter dem letzten Grenzbunker und fuhr hinter uns her. Dann war es soweit. Wir fuhren durch die saudische Wüste. WOW! 😎 Das war aufregend. 😃 Unsere Eskorte tat uns bei dem Schneckentempo erstmal nur leid. Auf die Dauer wurde es aber einfach nur lästig. Wir verstanden nicht, warum wir eskortiert wurden. Auf insgesamt 55 Kilometern wechselte die Eskorte zweimal. Wenn wir fragten, warum sie sich die Mühe machten, dann hieß es immer „zu ihrer Sicherheit“. Da war aber sehr sehr viel Raum für Interpretationen. Die dritte und letzte Eskorte war ein junger Mann. Er war irritiert, dass wir es nicht bis nach Tabuk schaffen würden. Dafür half er uns auf der Suche nach einem Campingplatz. Der erste Versuch scheiterte, nachdem wir feststellen mussten, dass sein angepeilter Campingplatz kurz vor Tabuk und damit viel zu weit weg war. Beim zweiten Anlauf bat er Verena noch schnell um ein Selfie mit ihr, bevor er uns auf einen Parkplatz an einem bewachten Eingang zu einem Landwirtschaftsbetrieb lotste. Dort gab es sogar eine Stelle, auf der grünes, weiches Gras wuchs. Wir entdeckten aber leider mitten darauf einen im Boden eingelassenen Rasensprengerkopf. Irgendwas daran war allerdings seltsam und wir bauten unser Zelt trotzdem direkt daneben. Falls wir nass werden sollten, dann ist bei der Hitze alles in kürzester Zeit wieder trocken. Wir waren zu erschöpft, um auf die ausgetrockneten und unbequemeren Stellen auszuweichen, die morgens voll in der Sonne standen. Hier spendeten mehrere Palmen länger Schatten. Der junge Polizist klärte unser Campen mit den Wachen am Eingang und gab uns seine Whatsapp Nummer für Fragen und Hilfe, bevor er zu seinen Kollegen am Ende vom Parkplatz bei den Fahrzeugkontrollen geschickt wurde. Wir hatten keine Ahnung, ob wir die ganze Nacht über bewacht werden würden oder ob es nur um die Fahrten selber ging, am nächsten Morgen also schon wieder jemand auf uns wartete.

Tag 265 (02.03.2023)

  30 °C

Ein Selfie für Grüße an die Familie und Freunde im Schatten eines Baggers. Mehr Schatten gabs nicht.

Ein paar Selfies mit den interessierten Fremden.

Die saudischen Restaurants haben anscheinend immer komplett getrennte Räume mit eigenem Eingang, Tresen und Essbereich und die Family Section ist in kleine Separees mit Vorhängen unterteilt.

© OpenStreetMap

Von Bi'r Ibn Hirmas nach Tabuk

54,7 Kilometer
169 Minuten
110 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Keine Polizei zu sehen. Dafür waren auf dem Parkplatz neben uns aus einem LKW drei geworden. Wir standen perfekt im Schatten. Da sich das Zelt nicht aufheizte, wurde das Zusammenräumen keine Qual. Yeah! 😊 Eine Dusche vom Rasensprenger blieb uns ebenfalls erspart. Alles richtig gemacht! 😁 Keine Ahnung, ob der überhaupt angeschlossen war. Ein Mitarbeiter vom Betrieb kam vorbei, fragte ob alles OK sei und wir etwas bräuchten. Er freute sich, dass wir wunschlos glücklich waren. Die LKW Fahrer schauten immer wieder zu uns und lächelten und winkten, wenn wir ihnen zuwinkten.
Im Schatten, in unseren Campingstühlen sitzend, wurden die letzten beiden Pita gegessen. Es waren 45 km bis zur Stadt Tabuk. Dort wollten wir uns für ein paar Nächte ein Zimmer nehmen. Auf dem Weg dorthin überholten uns LKW mit Dormedaren auf der Ladefläche. Es sah witzig aus, wie ihre Hälse hochragten und sich ihre Köpfe bewegten. Auf unserer Straßenseite gab es keine Geschäfte in deren Schatten wir uns hätten setzen können. Wir hatten einen Bagger. daneben stand eine Raupe. Die hätten super in den Film Mad Max gepasst.
"Welcome to Tabuk City" stand auf einem riesigen Schild quer über die Straße. Naja. 🤔 Bis zur eigentlichen Stadt waren es aber noch 10 km. In der Wüste ist halt viel Platz. Da ist dann alles etwas weitläufiger. Auf der Mittelinsel standen gepflegte Palmen und der grüne Rasen wurde teilweise gewässert. Ein harter Kontrast zu den Sandflächen drum herum. Stellenweise waren orangene Blumen zu sehen. Dazwischen sah man immer wieder die Landschaftspfleger werkeln. Im Schatten eines Eukalyptusbaumes machten wir unsere letzte Pause, bevor wir den Trubel der Stadt erreichten. Als wir weiter wollten kam eine Gruppe Landschaftspfleger lächelnd auf uns zu. Sie bestaunten die Räder und Nik musste für einige Selfies stillstehen. 😄
In Tabuk angekommen setzten wir uns vor einem McDonalds hin, um Internet zu schnorren. Eine Unterkunft musste gebucht und die Route dahin erstellt werden. Zwei junge Männer unterhielten sich kurz mit uns und gingen hinein. Einer von beiden kam zurück und lud uns auf etwas zu essen ein. Nach dem traditionellen Höflichkeitsgespräch Taarof blieben sie bei ihrer Einladung und wir sagten zu. Da die Restaurants unterteilt sind in Single Sections für Männer und Family Sections für Frauen und Familien, ging Nik mit den Männern hinein und kam mit zwei Menüs für uns heraus. Damit gingen wir beide in die Family Section. Zurück auf dem Parkplatz bekamen wir noch einmal die Möglichkeit uns zu bedanken und tauschten die Nummern.
Im Hotel empfing uns ein älterer Herr. Über einen Bildschirm mit Kamera startete er ein Videochat mit dem Callcenter der Hotelkette. Eine Dame wies ihn Schritt für Schritt an, was er in die Kamera hochhalten sollte und fragte uns selbst einige Dinge. Eine Videochat-Rezeption. Wieder was neues. Nik kam von seiner letzten Zigarette für den Tag zurück und hatte einen Single Twix in der Hand. Ein Hotelgast, dem wir an diesem Tag schon mehrmals wortlos begegnet waren, hatte ihm das und was zu trinken geschenkt. Man wird also nicht nur beschenkt, wenn man gerade auf dem Rad unterwegs ist.

Tag 266 (03.03.2023)

  31 °C

Egal wie beschädigt die Autos aussehen. Hauptsache sie können noch fahren.

Lecker Falafel-Sandwich 🤤

Wir hatten nach einer Waschmaschine gefragt. Plötzlich stand eine bei uns im Bad. 😆

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Das Zimmer mit dem Bad war ok. Deshalb verlängerten wir unseren Aufenthalt um zwei Nächte. Auf Instagram folgten wir einigen Radreisenden. Ein Pärchen war uns drei Monate voraus. Wir schrieben sie einfach mal an und sie teilten ihre hilfreichen Erfahrungen mit uns. Das war super. Aufgrund ihrer Beiträge hatten wir auch unsere Route angepasst. Ein kleiner Umweg nach Hegra kam zum Beispiel dazu.
In Jordanien waren hauptsächlich Toyota Hilux PickUps unterwegs. Im Königreich Saudi-Arabien waren die Straßen besser, es fuhren mehr Stadtautos herum. Was richtig auffiel waren die vielen Dodge Charger.
Als ein weiteres Geschenk von einem Hotelgast brachte Nik Honigbrot für die Madame mit. 🤤 Einer gab ihm Lutscher. Abends wurde es dann aber doch unheimlich. Er trat ins Zimmer und griff unter seine Jacke. Ein Stoffbeutel mit einem Parfum und einem Kleid zog er hervor. 😳 Dass man Parfum verschenkt war uns bekannt. Aber ein Kleid? Eine nicht jugendfreie Story toppte es (deshalb wird sie hier nicht erzählt). Und das in einem super konservativem Land. Wir waren mehr als nur verwirrt. 🤔

Tag 267 (04.03.2023)

  31 °C

Wir bekamen ein Kleid ...

... und ein Parfum geschenkt.

Abendessen samt Filmnacht!

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Es gab alle paar Meter kleine Shops mit dementsprechend eingeschränktem Sortiment. Um unsere Vorräte aufzufüllen hätten wir einige von ihnen abklappern müssen. Nik hatte bei einem seiner Spaziergänge dann einen großen Supermarkt entdeckt, bei dem wir sicher alles auf einmal bekommen würden. Bereits am Vortag hatten wir versucht eine SIM-Karte zu bekommen. Auch an diesem Tag wurde uns gesagt, das System sei weiterhin ausgefallen. Sowas blödes!
Die Geschenke vom Vortag irritierten uns weiterhin. Auf Nachfrage bei unserem Freund Defallah erklärte er uns, dass auch ein Kleid ein normales Geschenk sei. Ok, gut zu wissen!
Nach dem Besuch der Felsenstadt Petra war es für uns auch an der Zeit den Film Indiana Jones Teil 1 zu sehen. 😄 Dazu gab es Kabsa (Hühnchen mit Reis).

Tag 268 (05.03.2023)

  32 °C

Am Supermarkt standen echt viele Räder herum. Das hatte uns erstaunt.

Mit so kleinen Bananenkisten würde ein Umzug in Deutschland nicht klappen. 😂

Mal keine Chilli Cheese Melt Burger im Menü für jeden, sondern Philly Chicken Cheese Steaks. Hat mit Steak nichts zu tun, aber schmeckte großartig! 🤤

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

In dem großen Supermarkt bekamen wir so gut wie alles, was wir für die nächsten Radtage mit sehr wenig Infrastruktur benötigten. Dafür gab es wieder keine SIM-Karte. Erst war uns die Warteschlange zu lang, deshalb gingen wir in wenigen Metern Entfernung lieber bei Kudu was essen und hofften danach auf eine kürzere Warteschlange. Zurück beim Mobilfunkanbieter kamen wir am Automaten nicht klar. Bei der Suche nach einer persönlichen Beratung wurde uns dann erklärt, dass sie keine Wartenummern mehr ausgaben. Es warteten schon so viele Leute, dass sie bis zur Ladenschließung beschäftigt waren. Wir erkundigten uns bei einem anderen Anbieter. Der war uns aber zu teuer. Ob wir es am nächsten Tag schaffen würden?

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