Tourwoche

Tag 220 (16.01.2023)

  19 °C

Falafel gehen immer 🤤

Spaziergang über den Dizengoff Square

Besuch im Lieblinghaus - The White City Center

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nach dem Aufstehen wurden alle Taschen entsandet, das Zimmer und der Balkon, auf dem ein Großteil der sandigen Taschen standen, gefegt. Wenn wir schon so nett aufgenommen werden wollten wir keine Sanddünen hinterlassen. Bei einem Fahrradladen schraubte uns jemand Verenas linkes Pedal ab. Wir schoben das Rad um die nächste Ecke und schraubten es mit unserer Kraft wieder ran. So sollte es beim nächsten Flug dann demontierbar für uns sein und sich trotzdem nicht unterwegs lösen. Dann ging es darum, dass wir eigentlich bei einem Falafelladen essen wollten, die Schlange davor aber viel zu lang war. Wir machten einen Deal. Nik brachte das Rad zurück während Verena sich anstellte. In der Schlange bekam sie dafür dann auch noch eine Ladung Taubenkot auf die Schulter. Aber es hatte sich gelohnt. Die Pita waren richtig lecker. Eine weitere Portion zu holen war bei der Warteschlange allerdings ausgeschlossen.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt konnte Verena direkt neben ihr in einem Baum einen Palästina Sonnenvogel (Nectarinia osea) beobachten. Er ist klein wie ein Goldhähnchen, schwarz und schillernd wie eine Amsel, hat einen langen gekrümmten Schnabel wie ein Baumläufer und kann fliegen wie ein Kolibri. Wir besuchten das Lieblinghaus, eine Empfehlung von Michael. Es erzählt aufwändig und detailiert die Geschichte der Stadt Tel Aviv. Obwohl Nik schon mehrere Male in Tel Aviv war, hat auch er noch viele neue Informationen bekommen.
Abends gingen wir mit Michael wieder Essen. Dieses Mal in einem Restaurant. Er bekam Couscous mit Gemüse, das lecker aussah, Nik bestellte sich gewürzten Reis und Verena Shakshuka. Zum Nachtisch gönnten Michael und Verena sich Kanafeh. Es ist vergleichbar mit dem türkischen Künefe, gefiel Verena aber deutlich besser.

Tag 221 (17.01.2023)

  19 °C

Abschied von unserem tollen Gastgeber Michael. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft!

Ein letzter Blick auf Tel Aviv 🥰

Sackgassen, Pech und Pannen

© OpenStreetMap

Von Tel Aviv nach Nizzan

66,0 Kilometer
267 Minuten
360 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Zum Frühstück gab es von Michael Shakshuka mit Paprika und getoastetes Brot. Dann durften wir seine Kofferwaage benutzen. Unser Gepäck wog zusammen 70 kg. Das war echt immer noch sehr viel. Wir bekamen noch die Gelegenheit Michaels Mutter kennenlernen zu dürfen. Sie sprachen über einen neuen Tisch in Michaels Wohnung. Dabei sprangen sie zwischen englisch und hebräisch ständig hin und her, auch innerhalb eines Satzes. Das war lustig mit anzuhören. Ihnen selbst fällt das sicher nicht mehr auf. 😆
Die Radwege südwärts durch die Stadt waren teilweise hervorragend. Dabei fiel Nik ein, dass wir vergessen hatten am Vortag Campinggas einzukaufen. Also fuhren wir bei Decathlon ran. Die hatten kein Gas. Ein Outdoorladen existierte nicht und die Auskünfte der anderen Radfahrer klangen nicht vertrauenswürdig genug, um die entsprechenden Umwege in Kauf zu nehmen. Wir können ja auch mit Benzin kochen. Dann erreichten wir unseren letzten Aussichtspunkt über Tel Aviv mit Strand. Dort hielten wir einige Minuten inne.
Wir folgten dem Navi in eine Straße, die sich als doppelte Sackgasse herausstellte. Auf der Straße selbst kam ein Wachhaus als Einfahrt zu einem Firmengelände. Kurz davor gab es einen Abbieger, der war einfach nur durch einen Zaun verschlossen. Zwei Wege und trotzdem kein Durchkommen. Also die ganze Straße zurück. Wir waren keinen Kilometer gefahren, da machte Niks Rad plötzlich Geräusche. Sein Hinterrad verlor hörbar und spürbar Luft. Im Mantel und im Reifen war ein Riss. Die Hinterradtaschen wurden ein paar Meter zu einem passenden Fleckchen hinter den Leitplanken getragen. Nik schob den Rest auf dem Vorderrad bis zu der Stelle, an der wir es herüber heben konnten. Der Schlauch war schnell gewechselt.
Dann gab es da diese Schilder an den Straßen, die ein Verbot zum Befahren des betreffenden Straßenabschnittes unter anderem mit dem Fahrrad signalisierten. Wir standen mal wieder vor einem dieser Schilder. Der Abschnitt war 500 m lang und gehörte zur Auf- und Abfahrt einer Autobahn, also einer parallel zur Autobahn verlaufenden und mit ihr verbundenen Straße. Und wir durften dort nicht lang fahren. Wir machten einen Umweg durch eine Stadt. Eine Stunde später standen wir am anderen Ende dieser 500 m Strecke und waren nicht sehr begeistert.
Die Sonne verschwand hinter dem Horizont. Es ging weiter über Feldwege mit Schlamm, Pfützen, Treibsand, riesigen Schlaglöchern und noch größeren Rissen im Boden. Ein Teil des Weges war im Navi mit „mud and water“ beschriftet. Jepp! Können wir bestätigen. Ein kleiner Bach kreuzte den Weg. Es war zu dunkel, um genug zu sehen, er war zu tief um durchzufahren, es war zu spät um sicher ohne Schuhe und Hose die Räder dort durchzuschieben. Beide liefen wir die nähere Umgebung ab. Eine Stelle zum Herüberkommen fand keiner. Also mussten wir ein kleines Stück zurück und einen anderen Feldweg nehmen. Bei dem tat sich direkt ein Graben auf. Quer rüber war die Straße abgesunken oder weggespült. Links vorbei über das Feld gab es einen Trampelpfad, über den wir den Graben umgehen konnten.
Irgendwann waren wir auf einer Plantage mit Zitrusfrüchten. Dahinter waren Lichter zu sehen und Pferde zu hören. Wieder auf der Straße machten wir an einer Bushaltestelle eine Pause. Nik setzte sich dabei dummer Weise in etwas klebriges. Mit Feuchttüchern gelang es uns an einer viel befahrenen Straße die Hose wieder einigermaßen zu säubern. Was die Leute wohl von uns dachten. 🫣 Als wir wieder durch eine Ortschaft kamen kauften wir Getränke und stärkten uns mit Falafel. Da es zur Pita noch einen Teller gab und man sich seine Beilagen an einem Buffet selbst zusammenstellen konnte, kam Verena mit einem vollen Teller wieder raus. 😆 Es waren nur noch ein paar Kilometer bis zu einem Kibbuz, hinter dem sich unser anvisierter Campingplatz befand.
Die Straße war wieder angenehmer zu fahren als ein Feldweg. Bis wir vor einem Schild stoppten. Mittendrin wurde die Straße zur Autobahn. Hier durften wir nicht fahren. Da standen wir nun auf dem Seitenstreifen und konnten weder vor noch zurück. Gegen die Verkehrsrichtung zu fahren war uns nichts und wir hatten genug Umwege für den Tag. Neben der Straße gab es nichts zu fahren. Also fuhren wir so schnell es ging auf dem Seitenstreifen weiter. Nach wenigen Metern war dann die Autobahn auch schon wieder zuende. Was für ein Sch*. 🤦🏼‍♀️ Als nächstes Hindernis hatten wir einen Pannenwagen auf dem Seitenstreifen. Verena erwischte direkt eine Lücke im voreifahrenden Verkehr. Nik durfte eine ganze Weile warten, bis auch er gefahrlos vorbeikam.
Irgendwann ging ein Feldweg ab, erst steil, dann einfach nur ins Dunkel. Wir machten eine Pause und beobachteten Fledermäuse. Bei der Fahrt über die Feldwege flogen immer wieder Vögel zu allen Seiten auf. Keine Ahnung, was wir da alles beim Schlafen gestört hatten. Unser Weg ging unter Bahngleisen mit einer riesigen Pfütze durch. Dann folgte eine nagelneu betonierte Straße. Am Ende stand ein Betonblock quer über den Weg. Links kamen wir durch eine Lücke vorbei. Die Absperrung gehörte zu einem Kibbuz. Dahinter lag unser anvisierter Campingplatz. Es war zum Glück nicht ganz verschlossen, die Tore standen offen. Ein paar Jugendliche waren vereinzelt zu sehen. Auf der anderen Seite vom Kibbuz ging es direkt hinter dem Tor rechts in einen Feldweg. Ein Auto kam uns entgegen und wir sahen das Campingzeichen. Angekommen. Aber die Durchgänge waren viel zu schmal. An einer Stelle war ein Pfeiler, der die Durchgänge behindern sollte, weggeflext. Wir passten gerade so durch. In einer Ecke vom Campingplatz brannte ein Lagerfeuer, man hörte und sah schemenhaft einige Leute und Zelte drum herum. Wir machten es uns in der anderen Ecke gemütlich und durften kurz ein paar Schakalen lauschen.

Tag 222 (18.01.2023)

  22 °C

Nik war noch im Zelt, als es von einer Schulklasse umzingelt wurde.

Eine Art Grenzstein für den Picknick- und Campingplatz

Sie bringen uns einfach überall hin 😊

© OpenStreetMap

Von Nizzan nach Kirjat Gat

35,5 Kilometer
138 Minuten
350 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es summte außerhalb vom Zelt. Dann hörte man eine Gruppe junger Menschen ins Camp kommen. Sie blieben ein paar Meter entfernt und unterhielten sich. Dann kamen sie näher. Sie waren direkt neben uns. Verena kam aus dem Zelt und wurde von einem Lehrer angesprochen. Wir hatten den einzigen Platz gewählt, an dem halbkreisförmig Sitzbänke aufgebaut waren. Diese Sitzbänke wären perfekt für den Unterricht im Freien und er entschuldigte sich für die Unannehmlichkeit. Sie waren aus Jerusalem und er mache gerne Ausflüge mit den Schülern. Die Eukalyptusbäume um uns herum wurden vor 200 Jahren von den Briten gepflanzt. Einst war das ein See oder ein Sumpf oder ein Teil vom Meer und die Mücken wurden zur Plage. Mit den Bäumen verschwanden die Mücken. Verena hielt sich etwas entfernt vom Zelt auf, um in der Sonne langsam weiter aufzuwachen und alles beobachten zu können. Die Schüler bekamen eine schriftliche Aufgabe und verteilten sich komplett um das Zelt herum. Nik lag noch immer drinnen und regte sich kein Stück. Es dauerte noch eine ganze Weile, dann ging die Schulklasse in die Dünen. Da kam auch Nik aus dem Zelt. Und was war nun das Summen? Der Eukalyptus stand in der Blüte und überall waren Bienen bei der Arbeit zu beobachten. Und immer dabei waren unsere Bachstelzen. 🥰
Die Strecke ging so. Eine der Straßen war gesperrt. Wir wollten uns das von Nahem anschauen, bevor wir wieder einen kilometerweiten Umweg machten. Der Bahnübergang dieser Straße war gesperrt, der Fußgängerüberweg jedoch frei und niemand im Wachhäuschen. Als ein Zug kam wussten wir dann auch, dass die Schranken funktionierten. Hinter der Schranke konnten wir hindernisfrei wieder auf die Straße kommen. Wir schoben die Räder also einfach rüber anstatt kilometerweit einen Umweg zu fahren.
In Kirgat besorgten wir uns was zu essen (Falafel mit Pommes). Es folgte der Sonnenuntergang. Vielleicht bringen wir später einen Reiseführer raus: Die Welt bereisen bei Nacht. Ein bisschen Sonne war ja noch. Da ging Verena in einen Supermarkt, Nik blieb bei den Rädern. Als sie mit hängenden Mundwinkeln wieder raus kam war die Dämmerung schon lange vorbei. War das furchtbar. Alles im Korb zu haben dauerte nur kurz, das Warten an den Kassen dauerte mehr als dreimal so lange. Jeder hatte an der Kasse irgendwas zu klären. Die Sachen wurden erst nach dem Scannen des gesamten Einkaufen ruhig in Unmengen kleiner Einwegtüten verpackt und kamen zurück in den Einkaufswagen. Jeder in der Schlange sah leicht genervt aus, hatte dann aber auch wieder eigene Anliegen beim Bezahlen. Was war das hier?
In anscheinend deutscher Manier packte Verena alles wieder flink in den Korb und floh aus dem Laden. Nik war ebenfalls aufgefallen, dass die Einkaufswagen bis auf wenige Ausnahmen auch alle richtig voll beladen waren. Das brauchte ebenfalls seine Zeit an den Kassen. Wir gehen davon aus, dass hier immer auch für die Gemeinschaften der Kibbuze eingekauft wurde und nicht für einzelne Haushalte bzw. dann für Großfamilien.
Unser Campingplatz lag auf einem kleinen Berg. Oben angekommen sahen wir im Lichtpegel unserer Stirnlampen lauter Parkbänke. Dort war eine großzügige Fläche zum Picknicken. Dahinter kam das Hygienehaus. Es machte aber erst wieder um acht Uhr auf. Daneben war ein Feuerwachturm eingezäunt. An ihm wurde gebaut. Zwischen beiden Gebäude führte ein schmaler Weg hindurch. Dahinter lag der offizielle Campingbereich. Es gab einen funktionierenden Wasserhahn mitten auf dem Feld, wir fanden eine ebene Fläche und hatten auch im Dunkeln eine nette Aussicht. Was will man mehr?
Es war echt frisch. Was könnte Verena vorhaben, wenn sie nur mit Stirnband, Stirnlampe, Schal und Unterhose bekleidet plötzlich aus dem Zelt stürmt? Es ging zum Wasserhahn für die Katzenwäsche und dann zügig wieder zurück ins Zelt. 😆 Dann gab es noch ein richtiges Konzert der Schakale, bevor wir ruhig eingeschlafen sind.

Tag 223 (19.01.2023)

  23 °C

Aufgewacht im Grünen mit Sonne und Aussicht

Es war ein ständiges auf und ab mit allen möglichen Beschaffenheiten, die es so an Feldwegen geben kann.

Die letzte Pause mit Tageslicht. Wir lächeln zwar, aber das war nur für das Foto.

© OpenStreetMap

Von Kirjat Gat nach Be'er Sheba

51,5 Kilometer
233 Minuten
500 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Wir hatten sehr gut geschlafen. Eine Berg-Gazelle ging in einiger Entfernung an uns vorbei. Wir konnten eine Bachstelze beobachten, die sich merkwürdig verhielt. Entweder war sie einfach nur unglaublich faul oder schlau. Bisher haben wir sie immer rumlaufen gesehen. Dabei schnappten sie zu allen Seiten nach den Insekten, die sie dabei aufscheuchten. Diese stand einfach nur da. Ab und zu sah man sie nach etwas schnappen. Mehr Bewegung gab es nicht. Es schien als wenn sie den Insekten auflauerte. Das verbraucht sicher weniger Energie und anscheinend kamen genug Insekten vorbei.
Unser Navi wollte, dass wir rechts abbiegen. Der Leitplanke war das egal. Die hatte keine Lücke für uns. Wir fuhren die Straße weiter und bogen ab, als es möglich war. Auf den eigentlich Weg kamen wir nicht mehr. Was an der einen Stelle die Leitplanke war, war an anderer Stelle ein gepflücktes Feld und an einer weiteren Stelle eine eingezäunte Plantage, die wir nicht befahren wollten. Wir mussten einen anderen Weg finden. Der hatte dann eine ordentliche Steigung. Dahinter kamen wieder nur Sackgassen. Unsere Straße ging auch hier hinter einem Zaun weiter. Aus dem eingezäunten Kibbuz-ähnlichem Gelände kamen zwei Fahrzeuge. Auf das erste gingen wir zu und es hielt freundlicher Weise. Wir fragten, ob wir durch das Tor, über das Gelände und auf der anderen Seite wieder herausfahren dürften. Kein Problem, wir sollten einfach fahren. Man zeigte uns noch auf einer Karte, welche zwei Tore für uns in Frage kommen würden. Wir fuhren immer am Zaun entlang. Das Gelände war voller Gewächshäuser, vereinzelt waren Menschen bei Feldarbeiten zu sehen. Die Straße machte einen Knick, von dem unser Navi diesmal nichts wusste. Stattdessen hätte dort unsere Ausfahrt sein sollen. In anderen Ländern wären wir echt aufgeschmissen. Irgendwann kam das Tor. Dahinter ging es über reine Buckelpisten weiter mit den Gewächshäusern und Plantagen und dann nur noch Feldern.
Wenn man auf (nord-)deutschen Autobahnen unterwegs ist, bewegen sich die Felder links und rechts wellenförmig an einem vorbei. Für die Autobahnen wurde Boden abgetragen (eine Schneise gelegt) und an anderer Stelle aufgetragen, damit sie nicht so wellig ist. Und man sieht auch immer einen Feldweg parallel zur Autobahn. Das ist in Israel nicht anders. Und wir fuhren genau so einen Feldweg. Gravelpiste, Treibsand, Risse im Boden, da hieß es langsam fahren und aufpassen. Der nächste Ort war weit entfernt. Auf einigen Kilometern gab es immer wieder kleine rote Farbtupfer neben dem Feldweg. Es könnten Kronen-Anemonen (Anemone coronaria) gewesen sein. Die Sonne war dem Horizont nicht mehr allzu fern, als wir uns auf einen der Hügel zum Verschnaufen setzen. In den paar Minuten, die wir uns dort aufhielten, kamen zwei oder drei PKW vorbeigerast. Mit einem Auto macht das anscheinend Spaß dort langzuheizen, genauso wie mit Buggys. Wir wollten die nächste Ortschaft und damit das Ende des Feldweges noch bei Tageslicht erreichen. Dort angekommen liefen Chukar-Hühner über die Felder. Nun hieß es wieder auf der Straße 40 weiterfahren. Nur noch 15 km bis nach Beerscheva. Aber wieso sollte es jetzt einfacher sein, als die Stunden und Tage zuvor? Der Feldweg endete für uns an einer Unterführung der 40. Wir fuhren auf die andere Seite, um vor einem der "für Fahrräder verboten"-Schilder zum Stehen zu kommen. Denn noch war es die Autobahn 6. Die 40 und die 6 trennten sich erst wieder NACH dieser Auffahrt. Ein Umweg kam für uns nicht in Frage. Wir fuhren so schnell wir konnten. Einige hupten. Nach 5 km kam die Abfahrt nach Lehavim. Die nahmen wir, um uns weiter zu besprechen. Kaum standen wir an der Ampel, fuhr ein Polizeiwagen in die Auffahrt zur 40 in unsere Richtung. Wir waren uns unsicher, ob wir weiterfahren wollten bzw. dürften. Dieses Mal war kein Verbotsschild für unsere Zweiräder zu sehen. Ein zweiter Polizeiwagen gesellte sich dazu. Es wurde etwas übergeben, der zweite Wagen fuhr wieder. Dass jemand wegen uns die Polizei gerufen hatte und sie jetzt dort standen, um uns eventuell vom Weiterfahren abzuhalten, das kann nicht gewesen sein. Als Verena dabei war hinzugehen, um zu fragen, ob wir offiziell dort langfahren durften, fuhren sie plötzlich weg. Mist! Auf der anderen Seite der Kreuzung hielten weitere Polizeiwagen. Bei einem davon konnte Verena nachfragen. Der verstand nur leider nichts und riet dazu die 100 anzurufen, die könnten auch englisch sprechen. Das war uns mit unseren SIM-Karten zu teuer. Wir entschieden uns auch gegen die Überlegung zum Bahnhof von Lehavim und das letzte Stück mit der Bahn zu fahren, denn wir wussten weder wann die nächste Bahn fährt, noch ob wir so einfach mit den Rädern hin- und reinkommen und wir hatten keine Ahnung vom Ticketsystem. Radfahren können wir und das war die einfachste Lösung. Dieses Mal war es dann wirklich wieder einfach, denn es kam kein Verbotsschild mehr und gehupt wurde ebenfalls nicht. Yeah!
Nach Erreichen der Unterkunft wollten wir nicht noch einmal extra los und machten deshalb auf dem Weg dorthin einen kleinen Umweg auf der Suche nach Falafel. Nach dem Abendessen kamen wir in einer Hochhausgegend an. Der Schlüssel war für uns hinterlegt. Von den Bewohnern war gerade niemand zu Hause. Wir bzw. der Fahrstuhl brachte unsere Sachen in den siebten Stock. Die Räder wurden draußen angeschlossen. Wir hatten ein eigenes Zimmer mit Bad.
Mit einem eTretroller kam Raffi herein. Er ist einer der beiden Studenten. Verena verstand ihn kaum, weil er so unglaublich schnell auf Englisch sprach. Wir konnten uns noch kurz mit ihm unterhalten, bevor er ins Bett musste. Die Tage der beiden Studenten sind sehr lang. Sie würden am nächsten Tag schon lange weg sein, wenn wir aufwachten. Als Elisha kam, war Verena bereits ungewollt eingeschlafen. Er bot bei Warmshowers das Zimmer an und schrieb bis dahin mit Verena. Nik hatte noch die Gelegenheit ihn persönlich kennenzulernen. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!

Tag 224 (20.01.2023)

  23 °C

Links und rechts von der Straße wurden die Firing Zones des Militärs ausgewiesen. Wir durften die Straße nicht verlassen.

Wir fuhren tatsächlich durch die Wüste.

Das erste Mal kochen mit Benzin. Wieder was dazugelernt.

© OpenStreetMap

Von Be'er Sheba nach Sde Boker

51,8 Kilometer
205 Minuten
490 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Als wir aufstanden waren wir wieder alleine in der Wohnung. Bevor wir mit dem Packen fertig waren, kam Raffi zurück. Er bot uns ein leckeres Frühstück an, das wir gerne annahmen. Dabei kamen wir wieder ins Gespräch. Er empfahl uns unter anderem einen Campingplatz für die Nacht, der „coloured sand“ hieß oder in einem Gebiet lag das so genannt wird. Der Sand selbst ist verschiedenfarbig und durch das Lichtspiel der auf- oder untergehenden Sonne besonders schön. Wir fragten auch, wie gut man unterwegs an Lebensmittel kommt. Es war Freitag. Wir hatten nicht dran gedacht, dass freitags der Sabbath beginnt und dann so gut wie alles zu ist. Wir hatten noch etwa anderthalb Stunden, um Lebensmittel für zwei Tage oder mehr zu kaufen. Wir mussten uns also ranhalten. Auch hier half Raffi und zeigte uns wo der nächst gelegene Supermarkt ist. Bis auf Pesto hatten wir alles bekommen, was wir brauchten. Wir waren noch am Unterbringen der Lebensmittel an den Rädern, da wurde der Eingang auch schon für neue Kunden blockiert.
Der uns empfohlene Campingplatz hätte einiges mehr an Höhenmetern für den nächsten Tag bedeutet. Wir entschieden uns deshalb dagegen dorthin zu fahren. Als wir aus der Stadt raus wieder die Wüste Negev erreichten, gab es einen Radweg neben der Straße. Der war wieder hügeliger, aber betoniert und gut zu fahren. In der Ferne ging eine Gruppe Jungs gerade über den Radweg durch eine Unterführung. Der letzte von ihnen sah uns und rief die anderen zurück. Einer von ihnen war mit dem Fahrrad unterwegs. Damit stellte er sich quer über den Radweg, die anderen sechs (oder so) bildeten eine Traube. Verena fuhr wie fast immer außerorts vorne weg. Als wir näher waren riefen die Jungs „money, money, …“ und machten die entsprechende Handbewegung dazu. Niemand ging zur Seite. In dem Moment als Verena leicht bremste rief Nik von hinten „Nicht anhalten! Fahr vorbei!“. Wenn das so einfach gewesen wäre. Wir schafften es beide ohne richtiges Anhalten durchzurollen. Es war nichts passiert und niemand kam hinterher.
Da wir kein Gas bekommen hatten brauchten wir Benzin zum Kochen. An einer Tankstelle am Rande von Beerscheva kamen wir mit dem Tankautomaten nicht klar und fuhren weiter. An einer zweiten Tankstelle lauerte Verena zwischen den Tanksäulen. Vielleicht würde sie angesprochen werden oder zufällig jemanden englisch sprechen hören. Nachdem keines von beidem passierte ging sie in den anscheinend dazugehörigen Laden. Einer der Kunden verstand sie halbwegs und ging mit ihr zum Tankautomaten. Er brauchte ihre ID. Welche ID? Er zeigte auf eine Nummer auf seinem israelischen Ausweis. Mit der war seine Geldkarte verknüpft. Wir hatten keinen Ausweis, damit keine ID und kein verknüpftes Zahlungsmittel. Am Ende meldete er sich mit seinen Daten an und füllte uns einen halben Liter Benzin ab. Das Geld dafür wollte er nicht haben. Zurück bei Nik wurden wir von einem Herren angesprochen. Er konnte Deutsch, weil er für zwei Jahre in Berlin bei der israelischen Botschaft gearbeitet hatte und stellte sich als Guy vor. Seiner Frau war es in Deutschland zu kalt und sie zogen (zurück) nach Tel Aviv. Sein Sohn würde gerne wieder nach Deutschland gehen. Er nimmt Deutschunterricht und hat uns mit einem dicken Grinsen begrüßt. Zum Abschied hieß es noch, wir sollen uns melden, wenn wir wieder zurück in Tel Aviv sind.
Die Leute heizten dort mit ihren Autos, Motorrädern und Quads bzw. Buggies durch die Gegend. Verena freute sich schon darauf Kamele zu sehen. Die ersten Warnschilder vor Kamelen in der Nähe der Straße hatten sie schon passiert. Hinter einer Kurve war es dann soweit. Da waren tatsächlich riesige Kamele. Nur bewegten die sich nicht. Es waren Skulpturen auf einem Berg. Da fühlte sie sich ziemlich auf den Arm genommen. Das war gemein! Als die Sonne unterging machten wir eine Pause am Straßenrand. Einige vorbeifahrende hupten und winkten. In der Dämmerung fuhren wir an einem Berg mit einer noch größeren Skulptur vorbei, diesmal von einem Radfahrenden.
Auf dem ausgesuchten Campingplatz gab es theoretisch keine Trinkwasserquelle. Wir fuhren kurz vorher eine an. Dazu mussten wir im Dunkeln von der Straße runter und wenige Meter zu einer Farm fahren. Die Quelle sollte irgendwo auf der Farm sein. Verena schnappte sich den Wassersack und ging über eine kleine Holztreppe auf das Grundstück. Die Quelle war nicht zu sehen. An ihrer Stelle stand ein Camper. Ein paar Meter weiter an einer großen Scheune wurde gegrillt und laut gelacht. Sie ging dorthin um nach der Quelle zu fragen. An einer Spüle neben dem Grill konnte sie den Wassersack auffüllen. Die Frage, ob wir hungrig wären, musste Verena bejahen. Aber sie erzählte auch, dass wir bald am Campingplatz ankommen und uns dann was kochen würden. Wir hätten auch dort campen können. Aber da sich dort ausschließlich Gruppen einmieten können begann der Preis bei 2000 Schekel. Das waren über 500 €. Nein danke 😳 Mit einem der Gäste kam sie ins Gespräch. Als es dann zu dem Punkt kam, an dem sie von den inzwischen knapp 6.000 km erzählte, konnte selbst Nik außerhalb der Farm stehend dessen Reaktion hören. 😆
Auf dem Campingplatz war richtig was los. Zwei Lagerfeuer brannten. Das eine war umgeben von mehreren Menschen auf ihren Decken sitzend. Das zweite war von zwei Personen die mit einem Zelt dort standen. Das Hygienehaus war leider schon länger nicht mehr in Betrieb und stellenweise bereits zugewachsen. Schade! Neben einer Picknickbank stand dafür ein Trinkwasserbrunnen. Hervorragend! Nik rüstete den Alleskocher von Gas auf Benzin um. Jedes erste Mal ist etwas aufregend. Dann wurde gekocht. Vielleicht habt ihr es schon geahnt, es gab Nudeln mit Tomaten und Thunfisch. Zum Abwasch ging Verena zum Trinkwasserbrunnen. Sie kam direkt wieder zurück, denn da kam nichts raus. Kein Problem, wir hatten genug Wasser bei. Als wir uns bettfertig machten riefen die Schakale. Wir freuten uns da jedes Mal wieder darüber.

Tag 225 (21.01.2023)

  20 °C

In den Steinkreisen war der Boden begradigt. Für unsere Heringe war er zwar zu fest, aber da es keinen Wind gab auch kein Problem.

Schöne Schattenspiele in der tief stehenden Sonne!

Ein kleiner Vorgeschmack auf den Krater?

© OpenStreetMap

Von Sde Boker nach Mizpe Ramon

36,7 Kilometer
164 Minuten
560 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es war Samstag. Nik wurde beim Verlassen des Zeltes von einem Welpen mit wedelndem Schwanz verfolgt und angeknurrt. Na guten Morgen! 😄
Es gab keine schweren Steigungen, sie fielen uns trotzdem irgendwie schwer. Bei Warmshowers hatten wir in Mizpe Ramon jemanden angeschrieben, der uns aber leider nicht aufnehmen konnte. Dafür hatte er unsere Anfrage in eine Gruppe gestellt. Wir haben fünf Angebote erhalten. Die drei Studenten Oren, Monika und Cora schickten uns eine so tolle Sprachnachricht, da waren wir vom Fleck weg begeistert. Wir erreichten ihr Haus zum Sonnenuntergang und durften ein Zimmer mit Doppelbett, zwei Couchen, einem Schreibtisch und einer Waschmaschine beziehen. Nach dem Sabbath wollten wir für uns und die anderen Falafel holen. Alle Läden mit Falafel machten an dem Abend nur leider nicht mehr auf. Bevor wir etwas mitbringen, was jemand nicht isst, gingen wir lieber zurück, um darüber zu sprechen. Es sollte Shakshuka werden. Oren ging mit uns einkaufen, wies uns in der Zubereitung ein und wir trauten uns dann zu, die letzten Schritte ohne ihn zu machen. Im Wohnzimmer genossen wir mit Oren und Cora das Shakshuka mit Käse auf Pita. Herrlich! In Mizpe Ramon gibt es mehrere Akademien, unter anderem für Schauspiel, Kunst, Zirkus und Tanz. Oren nahm Schauspielunterricht, Monika und Cora studierten Tanz.
Der Ramon-Krater (Machtesch Ramon) ist der größte Erosionskrater in der Wüste Negev und der Welt, da sie nur in der Negev und auf der Sinai Halbinsel vorkommen. Er ist Teil des Israel National Trails, dem längsten Fernwanderweg Israels. An vielen Stellen kann man die vielfarbigen Sandsteinschichten bewundern. Es gibt sie in schwarz, rot, beige, grün, blau und alles dazwischen. Mizpe Ramon liegt am Rande des Kraters mit einigen Aussichtpunkten und der Sonnenuntergang soll fantastisch sein. Den hatten wir an dem Tag verpasst. Deshalb fragten wir, ob wir eine Nacht länger bleiben könnten. Alle Mitbewohner müssten dem zustimmen. Wir würden die endgültige Antwort am nächsten Morgen bekommen.

Tag 226 (22.01.2023)

  22 °C

Ein erster Blick in den Krater von Mitzpe Ramon.

Zum Sonnenuntergang ging es an einen anderen Aussichtspunkt.

In der Stadt machten wir Bekanntschaft mit nubischen Steinböcken.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir schliefen wie immer lange und waren alleine im Haus beim Aufwachen. Es kam die Nachricht, dass wir eine weitere Nacht dort bleiben durften. Das gab uns die Gelegenheit die Stadt und den Kraterrand zu erkunden. Am nächsten Tag würden wir dann in den Krater fahren. Zwei Steinböcke mit imposantem Gehörn fraßen mitten in der Stadt neben einem Gebäude. Verena tippt auf Nubische Steinböcke (Capra nubiana). Einer fiel von der niedrigen Steinmauer, als er sich wiederholt an einem Baum anlehnen und von ihm naschen wollte. Bei einem kleinen Gerangel der beiden durften wir auch noch zuschauen. Es gab eine Aussichsplattform, die über den Kraterrand hinaus ragte. Dort schauten wir uns die Landschaft im Krater weit vor dem Sonnenuntergang an. Es war imposant.
Wir versuchten frischen Hummus zu bekommen, mussten aber auf Falafel ausweichen. Nach einem Einkauf ging es zurück. Als Nik das Zimmer betrat, fiel etwas um. Was es war wussten wir nicht. Dann rief er Verena. Als sie das Zimmer betrat regte sich etwas zwischen der Waschmaschine und einer Couch. Sie sah eine Katze, die in dem Moment losrannte, an ihr vorbei und raus durch Küche, Wohnzimmer und über den Balkon weg. Nik hatte auf dem Bett unsere Brötchentüte entdeckt, allerdings war sie ordentlich angeknabbert. Jetzt wussten wir auch von wem. 😄 Es war eine der wirklich dicken Nachbarskatzen. Eine Bekannte des Hauses, die wir schon vom Vortag kannten, kam vorbei und suchte etwas. Sie erwähnte dabei kurz, dass sie 2019 mit dem Rad durch Nordamerika gereist war. Überall gibt es sie, die Radreisenden. 😊
Für den Sonnenuntergang begaben wir uns weiter südlich an den Kraterrand. An einem Vorsprung hatten wir eine tolle Sicht. Die GoPro dort hinzustellen haben wir uns allerdings nicht getraut. Ein kräftiger Windstoß hätte sie eventuell in den Krater befördern können. Es war beängstigend zu sehen, wie andere uns waghalsig wirkende Stellen erklommen und es sich dort bequem machten. Schnell wurde es windiger und kalt. Für ein paar Minuten gingen wir noch auf einen Felsen mit Aussichtsplattform. Der Ausblick war auch nicht schlecht.
Nach einer neuen Runde Falafel kauften wir Lebensmittel für die nächsten drei Tage in der Wüste ein. Cora kehrte mit ihrem Besuch Sara kurz nach uns zurück ins Haus. Sie trugen zwei Kisten voller weggeworfenem Obst und Gemüse, das gereinigt und zum Teil direkt zubereitet werden musste. In Deutschland nennt man das Sammeln von weggeworfenen Lebensmitteln containern. Wir halfen ihnen und hatten so Gelegenheit uns zu unterhalten. Dabei kam raus, dass der Felsen, auf dem wir zuletzt waren, aus einer bestimmten Richtung wie ein sitzendes Kamel aussieht. Deshalb wird die Felsformation auch Camel Mountain genannt. Das hatten wir leider nicht bemerkt. 😔 Die Art wie die beiden miteinander sprachen fiel Verena immer wieder auf. Sie hatten sich bei einem Workshop von "Radikal Ehrlich" kennengelernt. Ihre Kommunikation war sehr offen.
Sie hatten neben dem Obst und Gemüse auch Kräuter für Tee dabei. Ein Pflanzenblatt hatte es ihnen mit seinem Duft dabei besonders angetan. Von der Form und dem Geruch her kam es Verena bekannt vor. Auf Nachfrage bei ihrer Mutter war auch klar warum. In ihrem Elternhaus steht eine solche Pflanze, eine Geranie. Dass es Geranien, auch Pelargonien genannt, gibt, die man verzehren kann war neu. Wieder was gelernt. 😊 Es war der Geruch von Zitronella, den Anti-Mücken-Kerzen.

Tourwoche