Tourwoche
Tag 213 (09.01.2023)
19 °C
Vormittags wurde Nik von Cindy und Ben zu einer Radtour zum Stausee und den Ruinen eines angeblichen Tempelritter Dorfes abgeholt. Verena stand mit der Zahnbürste im Mund und dem Kissenabdruck im Gesicht an der Tür und winkte. Er musste den Ausflug leider vorzeitig abbrechen, weil zwei Schrauben am Hinterrad locker waren. Festziehen war leider nicht möglich, weil Verena am Vortag das Handstück für die Bits beschädigt hatte und es nun komplett zerbrochen war. Ein Zweites hatten wir verständlicher Weise nicht bei und spätestens zur Demontage der Räder direkt am Flughafen in ein paar Tagen brauchten wir Ersatz.
Inzwischen waren Cindy und Ben wieder bei uns eingetroffen. Abends wollten wir gemeinsam Pizza machen. Zdenko würde gleich dazustoßen. Er würde die Zutaten und Wäsche mitbringen. Cindy und Ben erzählten von einer Art Baumarkt ganz in der Nähe. Sie begleiteten Verena dorthin. Sie fand zum Glück ein Handstück für unsere Bits. Puh! Neben dem Baumarkt ging sie noch in einen großen Supermarkt. In der Tiefkühlabteilung gab es Waffel- und Stieleis im Miniaturformat. Das besondere daran war, dass man sich die Boxen selbst zusammenstellen konnte. Vergleichbar mit der Selbstbedienung beim Obst, Gemüse und Brot in Deutschland, standen dort Kisten mit unverpacktem Mini-Eis. Cindy und Ben probierten sich bereits durch das Sortiment und diskutierten eifrig über ihre Lieblingssorten. 😄
Draußen wartete Zdenko in seinem Liegedreirad inzwischen auf uns. Er wusste, dass wir dorthin fuhren und machte auf dem Weg zu unserem Haus den kleinen Schlenker, um uns abzufangen. Nach einem Plausch ging es in Kolonne zurück zum Haus. Zdenko war vollbeladen mit Pizzateig, Belag und Wäsche für zwei volle Waschmaschinen. Er schenkte uns einen Kühlschrankmagneten von Zypern und einen selbstgebastelten hellgrünen und nummerierten Origami-Kranich. Wir bekamen Nummer 894. Und wenn seine Reise vorüber ist, dann versucht er alle Kraniche wieder einzusammeln. Wir sind gespannt. Nebenbei bereitete er den Pizzateig weiter vor. Der Teig bekam zum Ruhen den perfekten Platz im Sonnenuntergang. Zdenko hatte nämlich unserer Dachterrasse entdeckt und erobert. Als er nicht mehr runterkam gingen wir hoch und freuten uns über den Ausblick. Cindy hatte sich auf eine heiße Dusche gefreut, musste aber leider kälter duschen als erhofft. Verena hatte den Boiler zu früh wieder ausgeschaltet, nachdem ihr die Dusche Tage zuvor viel zu heiß war. Aber Cindy duscht gerne extrem heiß. 😅 Sorry! Für Ben war die Temperatur heiß genug - immerhin. Dann gab es leckere Pizzen mit einem weiteren, wenn auch sehr kurzweiligen Gast (Martin). Es war so mega lecker für alle. Die drei Waldcamper hatten seit Tagen überlegt, wie sie am besten einen Pizzaabend bei sich umsetzen könnten. Da kam die Einladung in unser Haus mit voll ausgestatteter Küche, Waschmaschine und Dusche genau richtig. Vor dem letzten Stück Pizza ging Zdenko duschen, man hörte ihn dabei singen. 😄 Wieder zurück lächelte er über das ganze Gesicht. Dann wurde das letzte Stück Pizza von diesem gelungenen Abendmahl genossen.
Tag 214 (10.01.2023)
18 °C
Nach dem Frühstück wurde Verena von den drei Waldcampern für einen Ausflug nach Paphos abgeholt. 😄 Sie wollte endlich das Paket mit dem aussortierten Equipment abgeben und Postkarten und Verpackungsmaterial für den Flug besorgen. Die anderen hatten ebenfalls eine Einkaufsliste. Der erste Stop war in Geroskipou bei der Post. Einfach abgeben war leider nicht. Das Paket musste online registriert werden. Das sollte doch machbar sein. Die anderen hatten sich bereits mit Eiskaffee einen sonnigen Tisch eingerichtet. Ein super Plätzchen, um in Ruhe das Paket zu registrieren. Am Smartphone war es nur nicht ganz einfach. Zdenko war wieder überaus hilfsbereit, holte seinen Laptop raus und zusammen gingen beide (mehrfach) die Website und Registrierung durch. Als wir sahen, dass für alle Gegenstände im Paket Kategorien ausgewählt, das Herstellerland benannt, die Preise und Gewichte angegeben werden mussten, da war klar, dass das Paket wieder mit nach Hause kommt. 🙄
In Paphos fuhr Verena zügig alleine zur Alten Post. Vielleicht ginge es dort doch ohne Registrierung. Kurz vor der Schließung erwischte sie noch zwei Mitarbeitende am Hinterausgang. Leider ginge es auch hier nur mit Online-Registrierung. Das war jetzt nicht so geil. 😔
Für die Route zur Mall war inzwischen kein Navi mehr von Nöten. Dort hieß es warten auf die anderen. Cindy und Ben kamen mit einem sehr jungen Wanderer namens Juri um die Ecke geschlendert. Er musste aber schnell weiter. Nachdem auch Zdenko wieder bei uns war, blieb immer jemand bei den Rädern, während die anderen die Mall abliefen. So konnten wir die Sachen an den Rädern lassen. Nachdem eine junge Wanderin ohne Reaktion auf unser "Hello" vorbeiging, stand Juri plötzlich wieder neben uns und hatte Zeit für ein bisschen Smalltalk. Verena fuhr eine Runde mit dem Tricycle von Zdenko über den Platz. 😄
Ben hatte bereits bei der ersten Post angeboten unser Paket im Flieger mit nach Berlin zu nehmen. Wir nahmen das Angebot an. Ein teurer Spaß aber der Wert des Inhaltes lag dann doch noch weit über dem des Preises für das Zusatzgepäck.
Inzwischen waren alle hungrig. Die Sonne war nicht mehr lange am Himmel. Wir wollten vor Sonnenuntergang zurück sein. Cindy und Ben mussten für eine letzte Sache einen Umweg machen. Zdenko und Verena fuhren langsam und entspannt den ruhig gelegenen Radweg. Es war wie die Tage davor so wenig los, dass man auch nebeneinander fahren und quatschen konnte.
Die letzten Kilometer ging es auf der Straße weiter. Zwei rasende Radfahrer überholten uns und texteten uns dabei auch unnötiger Weise zu. Es waren Cindy und Ben, die uns eingeholt hatten. 😄 Die nächsten Tage sollte es regnen. Wir wollten die Tage noch ein letztes Mal einen Abend alle zusammen verbringen und wenn möglich was kochen. Vielleicht ja schon morgen.
Nik war noch bis in den Abend hinein schwer beschäftigt. Sein Hinterrad war wieder fest angeschraubt. Der neue Griff für die Bits schien zu halten. Es gab die letzten Chicken Nuggets mit Kartoffelpüree und Champignonsuppe als Soße. Bis in die Nacht wurden dann gemeinsam Fotos für das Tagebuch ausgewählt, Dateien gesichert und bearbeitet.
Tag 215 (11.01.2023)
18 °C
Es regnete den gesamten Morgen durch. Die Terasse am Haus war nicht nutzbar, weil der Wind den Regen einfach überall hin trug. Zudem hatte die Überdachung Aussparungen für einen Baum und die Wendeltreppe zur Dachterrasse. An den Querstreben tropfte das Wasser überall herunter. Es blieb wirklich kein trockener Fleck auf der Terasse übrig. Unter der zweiten Überdachung für den gemauerten Grill und Ofen neben dem Eingangstor, war es das selbe Trauerspiel. Dort hatten wir unsere Fahrradkartons in der ersten Nacht untergestellt. Am nächsten Morgen waren die Böden nass und durchgeweicht. Im Haus war glücklicherweise genug Platz um sie über die Woche sicher zu lagern.
Eigentlich wollte Verena zur Post und Briefmarken holen. Als es aufgehört hatte zu regnen war sie aber so vertieft in andere Dinge, dass es um einen Tag verschoben wurde. Die Post hatte auch "nur" bis 14:30 Uhr auf. Für den Abend kündigten sich die Waldcamper an. Wir wollten noch einmal alle gemeinsam kochen und einen schönen Abend verbringen. Zdenko tobte sich in der Küche aus und zauberte Chicken Massala inkl. einer vegetarischen Variante. Danach wurde UNO ausgepackt. Die Regeln wurden erklärt. Es gab eine Zusatzregel: beim Legen einer Fünf muss die Person, die zuletzt auf den Tisch haut, eine Karte ziehen. In den ersten Runden durfte hauptsächlich Verena ziehen. Nebenbei lief die Waschmaschine, es wurde geduscht und der Knabberkram geplündert. Es folgte eine zweite Zusatzregel: wenn eine Null gelegt wurde, dann mussten die Handkarten in der aktuellen Spielrichtung getauscht werden. Die Grundregeln waren bereits auf schnelle Reaktionen ausgelegt, mit den Zusatzregeln gab es ein heiden Durcheinander. Es gab aber fast immer jemanden, der die fliegenden Karten auseinanderhalten und wieder Ordnung reinbringen konnte. Herrlich! 😄
Es war wieder Zeit sich zu verabschieden. Die letzten bevorstehenden Tage wurden mit Treffen für Übergaben wie Wäsche, Fahrradkartons und Briefmarken grob besprochen. Es war Mittwoch. Ben flog am Freitag Abend und nahm deshalb schon unser Paket mit. Wir schlitzen ein kleines Stück am Paket auf, um die Geschenke von Zdenko noch hinein zu bekommen. Wir würden dann am Samstag fliegen. Zdenkos Flug ging am Sonntag und damit hätte Cindy ihren Campingplatz wieder für sich. Bis die nächsten Reisenden kommen oder Zdenko nach einigen Tagen aus Israel zurückkehrte. 😉
Nach der Verabschiedung der anderen in die Dunkelheit sah Verena in einem Baum Eulen hin- und herfliegen. Sie stellte sich dichter an den Baum und beobachtete das Geschehen eine Weile. Da ihre Bestimmungs-App für Zypern nur eine Eulenart ausspuckte mussten das wohl die Kleine Eulen gewesen sein.
Abends wurde noch DAS Gespräch auf der Couch geführt. Wir mussten darüber reden, wie jeder zu der Reise stand und ob sie über das erste Jahr hinaus weiter gehen würde. Nach etwa einem Jahr war Heimaturlaub zum Auflösen der Wohnungen inkl. aller dazugehörigen Amtsgänge und der Beantragung der Visa für Indien geplant. Das wäre ein großer Schritt. Für Nik war es ein klares Ja. Von Verena wurde er mit einem tendenziellen Nein kalt erwischt. Die Gründe dafür bleiben an dieser Stelle privat. Da es ein tendenzielles und kein klares Nein war, wollten wir in etwa zwei Wochen noch einmal darüber reden. Vielleicht würde, durch das Ansprechen der Zweifel und dem folgenden Reiseabschnitt, die Tendenz zum Nein wieder umgekehrt. We will see!
Tag 216 (12.01.2023)
16 °C
Sie war wie immer spät dran beim Fahren zur Post, um Briefmarken für uns und Ben zu besorgen. Verena kam bei Regen aber pünktlich in Geriskopu an. Auf einem Schild stand so etwas wie „aus offiziellen Gründen geschlossen“. Das war wieder nichts. Und das bedeutete auch, dass sie schon wieder nach Paphos zur Alten Post musste. Zehn Minuten vor Schließung der Filiale mit tropfender Regenjacke und feuchten Händen bekam sie die heiß ersehnten Briefmarken am Schalter durchgeschoben. Sie hatte es endlich geschafft. Jetzt mussten die es nur trocken zurück schaffen. Ungeklebte Briefmarken die Feuchtigkeit abbekommen und dann aneinander kleben konnte keiner gebrauchen. Sie hatte also eine neue Mission. 😉
Nach der Post schob sie ihre Rad ein letztes Mal durch Paphos Gassen. Dabei sah sie einen potentiell guten Aussichtspunkt über die Häuser hinaus aufs Meer. Dort stand sie ein paar Minuten und ließ den Blick schweifen. Der Regen trommelte dabei leise aber stetig auf den Regenschutz des Helmes. Als sie weiterfahren wollte, stand ein Mann neben ihr. Er war kleiner, trug einen blauen Arbeitskittel über seiner Steppjacke. Er lächelte freundlich und stellte sich als Mordechai (wie aus dem biblischen Buch Ester) vor. Bei seiner Suche nach einer bestimmten Kirche konnte sie ihm nicht helfen. Sie kannte aber eine Kirche um die Ecke, zu der sie zusammen gingen. Es war nicht die, die er gesucht hatte, aber auch sehenswert. Sie unterhielten sich über eine Stunde, hauptsächlich über Gott und seinem Weg zu ihm. Er stammte aus Kanada und war auf Pilgerreise. Wie lange die dauern würde wußte niemand. Sein Fahrrad stand in Haifa. Auf Zypern bewegte er sich zu Fuß. Sein Zelt hatte er in der Stadt versteckt. Er ging dorthin in der Dunkelheit und verließ es vor Tagesanbruch. Niemand sollte es sehen und sich gestört fühlen. Mitte Februar wollte er in die Niederlande fliegen.
Auf ihrem Rückweg zum Haus wurde Verena dann so richtig nass. Sie hatte nicht alles an Regenkleidung dabei. Irgendwann erreichte das Wasser dann halt einfach die Haut. Nik hatte vorausschauend den Boiler für Verena angemacht. 🥰 Es gab noch ein Videotelefonat mit Niks Eltern. Weil es uns zu doll regenete ging keiner mehr einkaufen. Die Folge war, dass wir unsere Instant Nudeln zum Abendessen zubereiteten. Das war nichts für Verena. Zur Verwunderung von Nik mischte sie sich noch Thunfisch drunter. Unsere Vorräte lichteten sich also. Am Ende des Tages wurden dann noch jede Menge Fotos sortiert und für die Cloud und das Tagebuch ausgewählt. Das kostete wie immer viel Zeit.
Tag 217 (13.01.2023)
18 °C
Ben und Zdenko standen mit ihren Rädern vor unserem Tor. Sie holten die Fahrradkisten für unseren morgigen Flug ab, um sie im Waldcamp nah dem Flughafen zu lagern. Zdenko schnürte beide Kisten auf sein Rad. Jetzt fuhr er mit einer Überdachung. Sie hatten bereits Schwierigkeiten bei dem Matsch mit den Rädern aus dem Wald zu kommen. Zurück wollten sie einen anderen Weg nehmen. Dafür bekamen wir weitere Wäsche für die Waschmaschine, die wir abends beim Abschied von Ben mit ins Waldcamp brachten. Es dauerte nicht lange da bekamen wir Fotos von den beiden. Der andere Weg war nicht weniger verschlammt. Die Räder gingen teilweise nicht mal mehr zu schieben. 🙁
Bevor Ben gehen konnte, mussten wir unser Paket, das er für uns nach Berlin mitnahm, öffnen. In den Frachtraum durften keine Akkus und Batterien. Daran hatten wir nicht gedacht. Wir nahmen alles, was einen Akku oder Batterien hat, aus dem Paket. Es musste in das Handgepäck von ihm. Wir dachten, es wäre mit den Drohnenakkus und den Batterien der PC-Maus erledigt. Falsch gedacht! Neben dem Selfiestick gab es noch das Kindl und weitere Dinge. Wir wollten tunlichst vermeiden, dass er wegen dem Paket aus dem Flugzeug geholt werden und es zu irgendwelchen Komplikationen kommen würde. Er hätte bei Fragen auch keine Auskunft über den Inhalt des Paketes geben können. Das war uns ein wenig peinlich. Am Ende musste Ben Sachen aus seinem Rucksack in das Paket stopfen, damit unsere Elektronik in seinen Rucksack passte. Das bedeutete aber auch, dass er in Berlin wieder alles neu sortieren musste. Wir dachten alle es ginge leichter. Und waren um so glücklicher, dass Ben das nicht abschreckte. Er wurde zwar bei jedem neuen Gegenstand lauter in seinen Äußerungen aber nahm es mit Humor. Wir verabschiedeten uns im Wald von ihm und wollen in Kontakt bleiben.
Tag 218 (14.01.2023)
→
17 °C

Mission Nr. 3: Alles wieder zusammenbauen und mitten in der Nacht bei Regen durch Tel Aviv zum Gastgeber fahren.

Von Timi nach Tel Aviv
32,5 Kilometer | |
113 Minuten |
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110 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Der Tag war gekommen. Unser Flug ging 18 Uhr, der Check-In startete 16 Uhr. Der Plan war mit den beladenen Rädern und den Kartons unterm Arm am Flughafen anzukommen und dort die Räder zu verpacken und die Taschen miteinander zu verkleben.
Gegen halb zehn zog Verena noch einmal los, um Fotos für das Tagebuch zu schießen. An Pausentagen bekommen wir manchmal keine drei Fotos zusammen und müssen an der Stelle mit zeitunabhängigen Fotos mogeln. 😉 Um 11:20 Uhr verließen wir das Haus. Um 11:45 Uhr stoppten wir an einem Supermarkt, um das Mittagessen einzukaufen. Es wurden ein Brot und ein paar Scheiben Käse. Um 12 Uhr trafen wir bei Zdenko im Wald ein. Die Pfützen dort waren zum Glück etwas kleiner geworden. Wir hatten den Wald bisher nicht bei Tageslicht betreten, waren nicht am Strand. Das holten wir nach. Nik fand einen Weg ohne Pfützen zurück auf die Straße. Zdenko füllte einen Tisch mit Essen zum Frühstück. Wir nahmen uns Zeit für ein gemeinsames Frühstück zusammen mit den Katzen. Dann half er uns noch die Kartons zum Flughafen zu tragen. Besser gesagt, er trug sie alleine während wir unsere Räder schoben.
Wir haben immer wieder darüber nachgedacht wie wir die Räder in diese Kartons bekommen. Unser Ziel war so wenig wie möglich abschrauben zu müssen. Nik begann sein Rad zu demontieren. Das Vorderrad samt Schutzblech mussten ab. Der verkabelte Gepäckträger wurde abgeschraubt, vorsichtig auf der anderen Seite auf den Fahrradrahmen gelegt und festgeklebt. Der verkabelte Lenker musste ebenfalls abgeschraubt und senkrecht an dem Rahmen fixiert werden. Alle Verkabelungen blieben dabei unangetastet. Geschafft! Niks Rad stand im Karton. Er hatte dann nur leider seine liebe Mühe die Luft noch aus den Reifen zu lassen.
Verena machte zwischendurch Stress, weil sich der Himmel zu zog und alles offen auf dem Platz vor dem Flughafengebäude verteilt rumlag. Doch es fiel nicht ein Tropfen. Als Nik fast durch war, begann sie sich um ihr Rad zu kümmern. Das linke Pedal ließ sich nicht lösen. Keiner von uns Dreien war dazu in der Lage. Wir versuchten es an der Kurbel. Auch da ließ sich das Teil nicht abschrauben. Zdenko ging zurück ins Camp und brachte WD40 mit. Doch keine Chance. 😱 Nik schaffte es irgendwann das Pedal an der Kurbel zu lösen. Sonst hätten wir ein ziemliches Problem bekommen. Der Rest lief mit den Erfahrungen von Niks Rad einfacher.
Die Zeit rannte. Es war schon 16 Uhr. Die Fahrradkartons mussten endlich zugeklebt werden. Die Taschen wurden zusammengepackt und entsprechend zusammengestellt. Wer zwischendurch nicht am Rad schrauben oder anders helfen konnte, der entfernte die Haken und Klammern von seinen Taschen. Die Frischhaltefolie war so dünn, dass sie teilweise beim Umwickeln der Taschen einriss. Noch etwas Klebeband in alle Richtungen und es hielt. Insgesamt hatten wir drei Gepäckbündel. Gegen 16:30 Uhr ging es mit zwei Gepäckwagen auf das Flughafengebäude zu. Nik wurde mit den Fahrradkartons allerdings von den Pollern davon abgehalten. Wir mussten sie einzeln über die Straße tragen. Verena lief im Gebäude zu einem Cafe und fragte, ob sie den Rest Folie (über 120 Meter) und Klebeband haben wollten. Wir brauchten sie nicht mehr. Lieber verschenken als wegwerfen. Am Check-In gab es Aufkleber für die Räder und die Taschen. Abgeben konnten wir alles nur an einem speziellen Gepäckband. Es war 17 Uhr und wir hatten jeder nur noch seine Lenkerbox und die schwarze Tasche bei sich. Alles andere war weg. Die erste Anspannung fiel ab. Den Rest des Prozederes kannten wir von früheren Flügen.
Planmäßige Landung war 19:10 Uhr. Bis 19:50 Uhr hatten wir alle Gepäckstücke zusammen. Verenas Karton war an einer größeren Stelle aufgerissen. Ob was fehlte würden wir später erst später sehen. Hauptsache es hat niemand fremdes etwas Illegales reingeschmissen. Die Folie um die Taschen hatte an wenigen Stellen gelitten. Unsere Taschen sahen unbeschadet aus. Beim Verlassen des Gebäudes passten die Kartons wieder nicht quer zwischen den Pollern durch. Und wann bitte hatte es angefangen zu regnen? Beim Verlassen des Flugzeuges hatten wir keinen Regen bemerkt. Über die nächsten Stunden hielten wir sporadischen Kontakt mit unserem Gastgeber, der uns mit Tee und Suppe erwartete. Die Folie von den Taschen zu bekommen war etwas schwierig, weil wir alle spitzen und scharfen Gegenstände artig in genau diese Taschen gepackt hatten ... 😆
Zuerst wurde der Floh aufgebaut. Bis auf eine falsch gelegte Gummi-Unterlegscheibe passte alles. Es dauerte nur sehr lange. Nik kümmerte sich in der Zwischenzeit um seine Taschen und musste feststellen, dass eine der Federn für die Haken noch in Zypern irgendwo auf dem Platz am Flughafen liegen müsste.
Dann vermisste er jedoch auch noch die Tüte mit allen Schrauben vom Rad. 🤯 Ihr Verlust wäre der Supergau gewesen! Sie waren zum Glück nur in der Box weit nach unten gerutscht. Puh! Als nächste Hürde passte seine Achse nicht mehr. Sie war zu kurz. Unsere Achsen sind längenverstellbar und mit einem Magneten gesichert. Nik war schon beim letzten Mal aufgefallen, dass sich die Achse verkürzt hatte. Sie passte bis dahin aber noch. Nun war sie definitiv zu kurz. Die nächste Stunde bestand für ihn darin, beim Flughafengebäude das WiFi zu nutzen, um Tutorials für das Einstellen der Achse zu finden. Mit den Infos kam er dann zurück und nahm die Achse auseinander. Irgendwann war sie wieder zusammengebaut und wurde auf die richtige Länge eingestellt. Es war inzwischen nach Mitternacht. Die Bahn in die Stadt fuhr nicht mehr. Unser Gastgeber in Tel Aviv legte sich schlafen. Wir packten die Taschen zusammen und beluden die Räder.
Tag 219 (15.01.2023)
19 °C
Wir bekamen das Angebot, uns eine Unterkunft in der Nähe des Flughafens zu suchen, damit wir nachts und bei Regen nicht durch die Stadt fahren mussten. Wir würden das Geld dafür bekommen. Das war aber extrem teuer und die nächsten nicht ganz so teuren Unterkünfte waren genauso weit entfernt wie unser eigentlicher Gastgeber. Also lehnten wir dankend ab.
Mit den Rädern durften wir nicht auf die Autobahn. Deshalb mussten wir den Flughafen quasi einmal umrunden, damit wir auf die richtige Straße Richtung Tel Aviv City kamen. Mitten in der Nacht war fast nichts los auf den Straßen. Am Tage hätten wir die Strecke nicht fahren wollen. Der Regen wechselte ständig seine Intensität. Ab und zu gab es Radwege. Irgendwann waren diese aber nur noch Rinnsale. Sie waren ein einigen Stellen dermaßen überflutet, dass sie das Fahrgefühl beeinflussten. 😳 Gegen drei Uhr hatten wir den Wohnblock von Michael erreicht. Er wurde von Verenas Klopfen wach und öffnete die Tür. Wir waren erleichtert, dass es Menschen wie ihn gibt, die so großzügig und freundlich zu so verrückten Menschen wie uns sind. Wir unterhielten uns kurz noch mit Michael. Alle waren müde. Gegen vier Uhr war der Tag für uns dann auch endlich vorbei.
Es war etwa 13 Uhr als wir aufstanden. Michael sagte, er habe noch nie so leise Gäste gehabt. Die kurze Nacht lag ihm noch in den Knochen und er musste etwas Schlaf nachholen. Wir machten einen Spaziergang zum Strand, um den Sonnenuntergang zu sehen und gingen anschließend den Rothschild Boulevard entlang. Ein Stück davon waren wir nachts bereits gefahren und vor einigen Jahren mit Niks Eltern spazieren gegangen. Kurz vor acht Uhr führte uns Michael zu einer Imbissbude. Es gab Sabich und Falafel und schmeckte hervorragend. Zum besseren Verdauen gab es einen Spaziergang durch sein Viertel inklusive architektonischer Stadtführung. Auf viele Häuser wurden Stockwerke nachträglich aufgebaut und an vielen konnte man die Spuren davon erkennen. Es waren nicht nur Wohnhäuser betroffen, auch ein ehemaliges Gemeindehaus hatte noch einen Wachstumsschub bekommen.