Tourwoche

Tag 199 (26.12.2022)

  16 °C

Blick vom türkischen Teil der Stadt Nikosia auf den Fußgängergrenzübergang in den griechischen Teil.

Wir waren wieder in der EU. 😊

Eine der Grenzzäune der Pufferzone zwischen den verbarrikadierten Gebäuden. Ein seltsamer Anblick. Aber die Pufferzone scheint ja zu funktionieren.

© OpenStreetMap

Von Girne nach Nikosia

36,8 Kilometer
171 Minuten
500 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Es war etwas windig, dieses Mal aber wenigstens von hinten und der Seite. Denn es gab direkt die ersten Höhenmeter zu schaffen. Von Girne ging es nach Nikosia oder besser gesagt Lefkoşa (türkisch). Die Stadt und die gesamte Insel sind zweigeteilt: der Norden wird zyperntürkisch regiert, der Süden zyperngriechisch. Dazwischen hält die UN bereits seit 1974 eine Pufferzone. Zusätzlich befinden sich zwei kleine britische Hoheitsgebiete auf der Mittelmeerinsel. Wir fuhren direkt zur Fußgängerzone von Lefkoşa nahe dem Grenzübergang. Auf den letzten Metern wurden wir angesprochen. Jemand erkannte uns von der Fährfahrt am Vortag wieder. Es gab einen Daumen hoch. 😊
Wir schoben die Räder durch eine normale Einkaufsstraße mit vielen kleinen Läden. Sie endete an einer kreuzenden Straße. Die andere Straßenseite bestand aus einer durchgehend blickdichten Absperrung, einer Art Mauer. Geradezu war ein Durchgang, an dessen Front direkt die Häuschen der Grenzbeamten standen. Wir waren uns unsicher, ob wir mit den Rädern überhaupt dort durchkommen würden. Zur Not hätten wir zu einem anderen Grenzübergang fahren müssen. Aber wir durften durch. Hinter den Häuschen führte eine Gasse einige Meter geradeaus. Links und rechts waren die Wohnhäuser verbarrikadiert. Wir befanden uns in der UN-Pufferzone. Die zweite Grenzkontrolle ging genauso zügig wie die erste. Schon waren wir im zyprischen Nikosia und damit wieder in der EU. 😊
Wir wurden direkt wieder angesprochen. Diesmal wurden wir gefragt, ob wir (wirklich) mit dem Rad durch den Norden gefahren sein. Na ja, ein kleines Stück zumindest. Es folgte ein Spaziergang entlang der Pufferzone. Die Gebäude zur Pufferzone waren zugesperrt. Dazwischen gab es blau-weiß bemalte Holzzäune mit Stacheldraht, und immer mal wieder ein unbesetztes Wachhäuschen. Dort stand auch ein Kebab House mit dem Namen „Berlin Wall No. 2“. Wir wandten uns der Pufferzone ab und gingen weiter in die Stadt. Von einem weihnachtlichen Rummel hörten wir ordentliches Geschrei. Die Fahrattraktionen waren nicht ohne. Für die Nacht hatten wir uns ein Zimmer am Rande der Stadt gemietet. Bis dahin war es noch eine ganze Strecke und wir fuhren in die Dunkelheit. Es ging durch eine Art Park mit schmalem Betonweg, der gefühlt an keiner Stelle gerade verlief. Das machte Spaß, obwohl oder gerade weil wir nur den kurzen Lichtpegel unserer Fahrradlampen hatten. Wir verpassten nur leider die letzte Abfahrt, endeten in einer Sackgasse und mussten unsere Räder über eine Wiese mit einer kleinen aber steilen Hürde auf den Bürgersteig hieven. Die letzten Minuten ging es auf der Straße weiter.
Wir standen vor dem Tor eines Grundstückes, über dessen Mauern Äste eines Zitronenbaumes ragten, voll mit Früchten. Ein einstöckiges Gebäude war in mehrere einfache Zimmer mit Bad und Küchenzeile unterteilt worden. Das Zimmer war ok, für eine Nacht würde es wie immer reichen.

Tag 200 (27.12.2022)

  20 °C

Die grüne Landschaft überwältigte uns regelrecht. In der Türkei war gefühlt alles erdfarben und jetzt dieses knallige Grün! Toll! 😊

Vorbei an einem Erlebnispark. Doch auch hier scheint schon sehr lange niemand mehr vor Spaß oder Angst geschrien zu haben.

Wir waren zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, um ein Jugendorchester live zu erleben. Wir lauschten den Weihnachtsliedern und waren entzückt. 😊

© OpenStreetMap

Von Nikosia nach Larnaka

41,6 Kilometer
149 Minuten
230 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Auf dem Grundstück gab es neben den Zitronenbäumen auch Pomelobäume. Verena liebt Pomelos. Sie hielt eine noch am Baum hängende Frucht in der Hand und war begeistert. Beim Packen leistete uns eine dreifarbige Katze Gesellschaft. Zurück auf der Straße standen überall Orangen- und Mandarinenbäume auf den Bürgersteigen. Darunter lagen unzählige Früchte. Am Vortag sind Verena die Orangen des Mütterchens von neulich ausgegangen. Sie blieb nun an einem der Mandarinenbäume stehen und pflückte ein paar von ihnen. Nik gebot ihr schnell Einhalt. Wer weiß, ob die überhaupt schmecken würden. Es gab nach so langer Zeit endlich mal wieder grüne Landschaft zu sehen. Wir freuten uns den ganzen Tag darüber. In Dali standen noch übergroße, weihnachtliche Lichtfiguren. Wir machten dort eine Pause und posierten an ihnen. Daneben wurde eine Schafherde durch ein trockenes Flussbett getrieben. Sie wurden von kleinen weißen Reihern begleitet. Einige von ihnen landeten auf den Schafen und „ritten“ ein Stück. Architektonisch gab es einiges zu sehen. Bei 20 °C und wolkenfreiem Himmel machte die Strecke richtig Spaß. In einer kleineren Ortschaft rutsche Verena beim Antreten an einer Kreuzung dummerweise vom Pedal ab und knallte auf den Fahrradrahmen. Die Räder sind hoch eingestellt, um gut fahren zu können, nicht um gut damit stehen zu können. Das schmerzte. Es ging weiter auf einer Gravelpiste. Sie war anstrengend, aber machte auch wieder richtig Spaß und wir genossen die Landschaft. Am Ende der Gravelpiste war ein alter Vergnügungspark. Wir gingen aber nicht hinein. Lost Places haben keine so besondere Anziehungskraft auf uns, wie auf manch andere. In Larnaka hatten wir ein Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung gemietet. Als wir die Buchung bestätigten, waren die anderen beiden Zimmer noch frei. Als wir ankamen, schien eines bereits besetzt zu sein. Wir sind also nicht die einzigen spontan Buchenden. 😊
Die Wohnung war groß, hell, sauber, ordentlich, freundlich eingerichtet. Und was um so mehr auffiel, die Steckdosen waren korrekt in den Wänden, standen nicht hervor oder waren schräg. Und das Mobiliar war wieder westlicher. Es gab Feuerlöscher, Löschdecken und Brand- oder Rauchmelder. Das war dann wohl der EU-Sicherheitsstandard. Wir spazierten durch die Stadt und kamen zum Sonnenuntergang am Strand an. Dort reihten sich die Restaurants aneinander, mit touristischen Preisen. Viel los war nicht. Zum 200sten Projekttag gab es Moussaka. Lecker!
Auf dem Rückweg durften wir einem Jugendorchester vor der Agios Lazaros Kirche lauschen. Sie spielten Weihnachtslieder. Neben dem Platz stand eine Art Weihnachtsbaum, wieder eine riesige Lichtfigur. Das war dann unser weihnachtlichster Moment für die Feiertage. Zurück in der Wohnung waren nun alle Zimmer belegt.

Tag 201 (28.12.2022)

  20 °C

Es gab tolle Radwege mit verlockenden Plätzen zum An- und Innehalten.

Ein Herz für unsere Räder 🥰

Wir konnten uns an dem Grün und der neuen Umgebung einfach nicht sattsehen.

© OpenStreetMap

Von Larnaka nach Pentakomo

57,4 Kilometer
222 Minuten
260 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

In einer Bäckerei holten wir Frühstück. Da wir ein neues Land erreicht hatten wussten wir nicht genau was wir da holen. Aber es sah so ähnlich aus wie Simit, die wir in der Türkei gerne gegessen hatten. Als ein wunderbares Plätzchen zum Frühstücken hatte Nik den Larnaka Salzsee vorgeschlagen. Auf einer überdachten Aussichtsplattform auf Stelzen am Rande des Sees nahmen wir Platz. Flamingos in der Ferne, Spaziergänger und Läufer auf den Wegen, zwischen den winzigen Dünen und im weiten wasserlosen Uferbereich. Dazu wolkenfreier Himmel und etwas Gebirge im Hintergrund. Die gekauften Kringel waren etwas süßer als die uns bekannten Simit und sie waren mit Anis gewürzt. Dazu gab es Nusscreme und Marmelade in Hotelportionen. Verena hatte in den Hotels mit Frühstück immer mal ein paar dieser kleinen Abpackungen an Marmelade, Honig oder Nusscreme mitgenommen. So hatte sie immer eine handvoll noch verschlossenen Aufstriches dabei. Anfangs nahm sie auch immer mal ein Ei für Nik mit. Wir konnten beobachten, wie die Fußgänger vom Uferbereich alle anfingen ihre Schuhe sauber zu kratzen. Da klebte eine unangenehme Masse an ihren Sohlen. Das hieß für uns, dass wir diesen Bereich nicht betreten würden. Wir wollten eh weiter.
An einem Bicycle-Cafe wollten wir eine Pause mit gekühlten Getränken einlegen. Das Cafe war verschlossen und sah nicht aus, als wenn es an dem Tag noch aufgemacht werden würde. Wir setzten uns irgendwo auf den Boden und machten trotzdem Pause mit dem was wir noch hatten. Dabei fuhren so einige Rennräder an uns vorbei. Dann kam ein Nachbar zu uns und erklärte, dass der Besitzer die drei Wintermonate über das Cafe geschlossen ließ und (über die Feiertage) in Deutschland wäre. Der Nachbar verabschiedete sich und fuhr weg. Seinen Zweitakter hörten wir aber noch einige Minuten in der Ferne. Er war auf ein Feld auf der anderen Straßenseite gefahren und pflückte etwas auf dem Moped sitzend. Dann kam er zurück. Er griff in eine Jackentasche und reichte uns dicke grüne Schoten. Gegessen werden nur die großen dicken Bohnen in den Schoten. Sie waren ganz lecker. Auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung und etwas Neues für uns. Danach fuhr er nach Hause.
In der Dunkelheit erreichten wir einen Campingplatz. Das dachten wir zumindest. Es war niemand im Bereich der Schranken. Es war zwar jemand in dem Häuschen, aber die Person reagierte nicht auf das Klopfen, weder an der Tür noch am Fenster. Wir waren irritiert. Verena erwischte ihn in seinem kleinen Garten. Der junge Mann sagte, wir könnten zelten wo wir wollten. Und wenn wir Lust hätten, dann könnten wir morgen ab neun Uhr im Restaurant bezahlen. Aha! Das war ja ein interessantes Management hier. Neben den Schranken war ein Lageplan. Mit einer App wurde uns das Griechisch übersetzt. Zum Zelten waren mehrere Bereiche ausgewiesen. Hinter den Schranken waren die aber irgendwie zugebaut. Denn die komplette Anlage war von Dauercampern eingenommen. Wobei wir betonierte Auffahrten mit Stahlzäunen nicht mehr so recht dem Campen zuordnen würden. Wir fuhren einen Großteil des Geländes ab. Wenn wir nicht gerade neben einem der Hygienehäuser zelten wollten, dann war da irgendwie kein Plätzchen mehr für uns. Neben den Schranken gab es einen Parkplatz auf dem zwei Fahrzeuge der Feuerwehr standen. Daneben waren noch zwei oder drei Parkplätze frei. Wenn wir sonst nichts finden, könnten wir uns dort hinstellen. Nik zog noch einmal alleine los. Er fand zwei potentielle Stellen. Die erste waren mit Büschen getrennte Parzellen, buckelig und oder zugemüllt. Die zweite war auf einer Wiese daneben. Ein Teil war betoniert und versandet. Ein großer, luxoriöser Camper stand keine zehn Meter weiter. Keine 50 Meter war das nächste Hygienehaus entfernt. Passt! Wir stellten das Zelt auf, richteten uns ein und aßen Pita mit Thunfisch-Frischkäse. Eine Menge Leute gingen dort mit ihren Hunden und Kindern spazieren. Dazwischen schlichen die Katzen umher.

Tag 202 (29.12.2022)

  19 °C

Flamingos im Salzsee von Larnaka...

... der an anderer Stelle trocken genug war, um mit den Rädern drüber zu fahren.

Ein toller Sonnenuntergang den wir notgedrungen auf dem Fahrrad erlebten. Mit genug Wasser hätten wir dort wunderbar unser Zelt aufschlagen können.

© OpenStreetMap

Von Pentakomo nach Pissouri

73,6 Kilometer
288 Minuten
720 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Eine der umherschleichenden Katzen hatte leider unser Zelt markiert. Wir wuschen die Stelle großzügig mit den uns zur Verfügung stehenden Dingen und hofften auf das beste. Nik entdeckte dann beim Umherlaufen, dass auf der anderen Straßenseite hinter einem niedrigen Zaun der perfekte Rasen mit Sitzmöglichkeiten und dahinter eine Klippe runter zum Meer waren. So was ärgerliches. Wir erkannten dann aber auch, dass in dem Rasen Rasensprenger eingelassen waren. Deshalb auch das tolle weiche Grün. Wir hätten eine morgendliche Dusche abbekommen. Und der niedrige Zaun stellte sicher die Grenze zwischen Campingplatz und einem Hotelgelände dar. In einiger Entfernung stand eines an den Klippen. Wir mussten uns also doch nicht ärgern. Zurück an den Schranken versuchten wir das Restaurant zu finden. Es war nicht auf dem Lageplan verzeichnet, nicht in unmittelbarer Nähe und auch nicht ausgeschildert. Also fuhren wir ohne zu bezahlen. 🫤
Seit langem sahen wir mal wieder Radreisende mit ähnlich viel Gepäck wie wir. Da sie uns entgegen kamen wurde nur gewunken. Die Freude darüber, mal wieder Radreisende zu sehen, war (zumindest für Verena) unerwartet groß. In Limassol saßen wir an einem Pier. Die Leute liefen sehr unterschiedlich bekleidet herum. Von kurzer Hose mit Shirt bis Wintersachen war alles vertreten. Statt Sandstrand bestand das Ufer aus Felsbrocken mit großen Zwischenräumen. Über viele Minuten hinweg waren daraus laut Katzenstimmen zu vernehmen. Irgendwann stand Verena auf und sah nach. Drei Katzen waren sich nicht ganz freundlich gesinnt und gaben diese Geräusche von sich, als wenn sie was erzählen würden. Es gibt einfach immer was zu beobachten. 😄
Hinter Limassol machten wir einen Umweg, um über unseren ersten Salzsee zu fahren. Er lag fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Wir glitten mit unseren Rädern über die teilweise knisternde Oberfläche. Das war ein Erlebnis. 😊 Darauf folgte eine Art Moor- oder Sumpfgebiet. Auf der weiten Fläche waren unzählige Masten aufgestellt. Einige sahen wie Funkmasten aus. Als wir hielten, um die wiederkehrenden Jets am Himmel beobachten zu können, waren wir sofort voller Mücken. Und es hörte nicht mehr auf. Wir sahen zu so schnell wie möglich dort wegzukommen. Doch auch zurück an der Hauptstraße schwirrten sie weiter um uns herum. An sich war es schön warm, aber die Plagegeister zwangen Nik dazu eine Jacke anzuziehen und die Kapuze aufzusetzen. Verena hatte es vorher schon nicht mehr ausgehalten und sich unterwegs mit Mückenspray eingesprüht.
Wir waren noch von der Türkei verwöhnt, wo es überall Kioske gab. Um so wenig wie möglich transportieren zu müssen, wollten wir gewohnter Weise unterwegs Getränke für den Abend und die Nacht kaufen. Nur kam einfach keine Einkaufsmöglichkeit mehr auf unserem Weg. Im britischen Hoheitsgebiet war jede Ortschaft eingezäunt. Das sah militärisch aus. Da versuchten wir nicht mal jemanden zu fragen, ob wir reinkommen und einkaufen gehen könnten. Dabei fuhren wir an richtig genialen Campingspots vorbei. Ohne Getränke, vor allem Wasser, war das Campen dort nur leider nicht möglich. Das bedeutete, dass wir noch am selben Abend das britische Hoheitsgebiet Akrotiri wieder verlassen mussten. Die nächste buchbare Unterkunft lag in Pissouri. Nik buchte ein Zimmer, während wir uns in der Dämmerung vor einem der britischen Tore auf die Nachtfahrt einstellten. Auf Zypern war es derzeit mit dem Tageslicht noch vor 17 Uhr vorbei. Auf den letzten 3 km waren noch mal 180 Höhenmeter zu überwinden, zu viel für Verena. Selbst beim Schieben brauchte sie mehrere kleine Pausen. Es war aber auch steil...
Alles war sicher untergebracht, da machten wir uns auf die Suche nach einem Lebensmittelgeschäft. Der Minimarkt und der Kiosk in der Nähe waren bereits geschlossen. Es gab noch einen großen Supermarkt 500 Meter entfernt. Genau die 500 Meter, die wir vorher hochgekommen waren und den steilste Teil ausmachten. Er lag direkt hinter der Kreuzung, an der wir vorher mit den Rädern abgebogen sind. Wären wir Mal einfach da rangefahren … 😩

Tag 203 (30.12.2022)

  21 °C

Unsere Aussicht beim Frühstück. 😊 Zypern ist eine wunderschöne Insel und auf jeden Fall eine Reise wert!

Vollsperrung 🤯
Da war mit unseren Rädern kein Durchkommen. Oder doch?

Der berühmte Felsen der Aphordite, "an dem gemäß einer lokalen Tradition die meerschaumgeborene Göttin Aphrodite der griechischen Mythologie dem Meer entstiegen ist." (Wikipedia)

© OpenStreetMap

Von Pissouri nach Paphos

34,7 Kilometer
134 Minuten
220 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Wir haben uns viel Zeit gelassen. Zwischen uns und Paphos lagen nur wenige Kilometer und Höhenmeter. Das Wetter war wunderbar. Auf einer Aussichtsplattform, ganz in der Nähe der Unterkunft, stoppten wir zum Frühstücken mit Aussicht. Es sollte also eine entspannte Tour werden. Es gab einen Abschnitt auf der Route, den unser Navi nicht mochte. Das kannten wir bereits aus den Tunneln in der Türkei. Angeblich kam man auf einem knappen Kilometer nur zu Fuß voran. Da würden wir mit unseren Rädern dann sicher auch durchkommen. Wir rollten eine kaum befahrene Straße herunter. Sie hatte eine langgezogene Linkskurve die uns direkt ans Meer bringen sollte. An einer Kreuzung war dann Ende. Betonblöcke versperrten die Durchfahrt, Pylonen und Leitschilder waren davor positioniert, „road closed“ stand auf mehreren Schildern. Was war das denn bitte? Die Kreuzung führte zur Autobahn, die parallel zu unserer Straße verlief. Auf der Autobahn durften wir nicht fahren. Die Alternative war ein Stück zurück (also bergauf) zu fahren und weit hinter der Autobahn einen Bogen zu machen. Das war alles andere als entspannt. Wir waren nicht die einzigen, die von der Sperrung überrascht wurden. Zwei PKW standen wie wir vor den Schildern, um dann anders zu fahren. Wir überlegten und regten uns so lange auf, bis ein dritter PKW ankam. Der fuhr aber durch die Sperrung hindurch. Wir waren überrascht und warteten weiter. Der Wagen kam nicht zurück. Wir waren unterwegs, um Abenteuer zu erleben. Deshalb riskierten wir es und fuhren ebenfalls durch die Absperrung. Im schlimmsten Fall mussten wir die gesamte Strecke wieder zurück. Wir rollten auf das Meer zu, sahen einen kleinen Strand, einen Hundestrand um genauer zu sein. Davor bog die Straße rechts hoch in eine Steigung ab. Dann sahen wir die Baustelle. Über die Fahrbahnen war ein großes Tor mit Wellblech gebaut worden. Auf den Seitenstreifen standen Betonblöcke die nach oben mit Maschendraht erweitert waren. Der Maschendraht ragte leicht über die Leitplanken rüber. Dahinter standen Arbeitercontainer, ein Betonmischer und weitere Baumaschinen. Kurz vor dem Tor gab es einen Parkplatz. Dort stand der PKW von zuvor. Wir stellten uns dazu. Die Aussicht auf das Meer war toll, die Aussicht auf die Rückfahrt nicht so besonders. Es gab keinen Trampelpfad links am Wasser entlang oder rechts über den Berg vorbei an der Baustelle. Es war auch niemand zu sehen, um zu fragen, ob man nicht vielleicht doch irgendwie da durch kommen könnte. Es dauerte einige Minuten, da kam ein LKW von der Baustelle gefahren. Das Tor wurde geöffnet. Der LKW fuhr mit einem weißen PKW als Geleitfahrzeug heraus. Das Tor blieb offen. Verena wollte nichts unversucht lassen und ging zum Tor. Niemand zu sehen. Da kam das Geleitfahrzeug alleine zurück. Sie lächelte und ging drauf zu. Ein Mann stieg aus und noch bevor sie den Mund aufmachen konnte gab er das Zeichen, dass wir durchfahren durften. Zur Sicherheit fragte sie noch einmal nach, ob sie wirklich mit den Rädern durchfahren durften. Er wiederholte das Zeichen. So schnell sie konnte rannte sie zu den Rädern. Der Mann schloss hinter uns das Tor, bat uns langsam zu fahren und folgte uns dann. Die Baustelle war etwa 800 Meter lang. Ein Stück der Straße direkt am Berghang war sichtbar abgestützt und frisch betoniert. Nik hielt ab und zu mal an, um rasch ein paar Fotos zu machen, ohne den PKW dabei auszubremsen. Am zweiten Tor bedanken wir uns mehrfach und waren überglücklich. Schwein gehabt!
Auch dort war wieder direkt ein Parkplatz mit großartiger Aussicht, diesmal war der Aphrodite-Felsen dabei. Während wir uns weiter freuten stand plötzlich eine Wanderin neben uns und sprach uns auf deutsch an. Sie kam gerade vom Hundestrand zur Straße hoch, als sie uns vorbeifahren sah. Wir hatten sie dort nicht bemerkt. Bei der Baustelle war niemand und sie ging einfach durch. Wir unterhielten uns eine Zeit lang, dann wollte sie weiter und ging hinunter an den Strand. Über den Strand verteilt saßen einige Leute entspannt herum. Jemand schwamm sogar im Neoprenanzug um einen der Felsen. Da bemerkten wir, dass die Wanderin sich anscheinend spontan dazu entschlossen hatte sich zu sonnen. 😊
Ein Radfahrer kam aus der Baustelle. Er hob sein Rennrad über die Leitplanke, trug es am Bauzaun vorbei und wieder zurück auf die Straße. Vitali aus Polen machte zum vierten Mal auf Zypern Urlaub, dieses Mal hatte er sein Rad dabei. Er war begeistert von der Insel. Als er sich verabschiedete war es auch Zeit für uns weiter zu kommen. Hinter der nächsten großen Biegung war die Aussicht wieder anziehend. Verena war Nik voraus, sah Vitali auf einem Felsvorsprung und bog ihm folgend durch eine kleine Lücke im Gebüsch ab. Aber es hieß kurz warten, damit Nik nicht ungesehen dran vorbeifuhr.
Kurz vor dem Abzweig zum Flughafen Paphos holte uns ein Rennrad ein. Der Amerikaner Billy hatte zwei Taschen dabei. Sie waren kleiner als unsere kleinen Radtaschen vorne. Das war alles. So fuhr er kreuz und quer durch die Welt. Er war auf dem Weg zum Flughafen, um zu klären, ob er für sein Rad einen Fahrradkarton braucht oder es auch ohne gehen würde. Wir waren an der Antwort sehr interessiert und gaben ihm unsere Kontaktdaten. Keinen Kilometer später hielten wir an einem Feldweg an. Da kamen uns ein Fahrrad und ein Liegedreirad entgegen. Verena winkte wieder und das Liegerad setzte sofort zum Abbiegen an. Auf dem Fahrrad war eine Polin unterwegs. Sie war ebenfalls auf dem Weg zum Flughafen, um im Gebüsch zu schauen, ob ihr Fahrradkarton noch da ist, wo sie ihn bei ihrer Ankunft versteckt hatte. Sie flog am nächsten Tag zurück nach Hause. Das Liegerad gehörte dem Kroaten Zdenko. Beide hatten sich 20 Minuten vorher auf der Straße getroffen und fuhren ein kleines Stück zusammen. Nik fuhr eine kleine Runde mit dem Liegerad und war begeistert. Die Polin bewunderte Reisende wie uns, machte selbst aber nur kurze Trips. Dann kehrte sie gerne wieder in ihre bekannte Umgebung zurück. Zdenko gab uns seine Nummer. Er war noch eine Weile in der Nähe und vielleicht würden wir uns noch einmal treffen wollen. Als beide weg waren hatte uns Billy wieder eingeholt. Hier war was los! 😄
Billy wollte noch bei Tageslicht in Paphos ankommen und fuhr direkt weiter. Wir kamen wie immer im Dunkeln an. Diesmal hatten wir uns eine Wohnung gebucht. Uns wurde eine mehr als ausführliche Beschreibung geschickt, wie wir in das Haus kommen. Verena fand den Komplex trotzdem verwirrend und brauchte so ihre Zeit um es bis zur Wohnung zu schaffen.

Tag 204 (31.12.2022)

  20 °C

Weihnachtsdekoration in der Mall. Der Teddy war zwar nicht kuschelig, aber eine Umarmung bekam er von Verena trotzdem. 😉

Was gehört zu Silvester? Dinner for one! Oder wie bei uns eine realistisch besoffene Interpretation des gleichen.

Happy New Year 2023 in Paphos, Zypern! 😊 Unsere Familien waren eine Stunde nach uns dran.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Bei Tageslicht war es nun ein wenig einfacher die richtigen Türen zu finden. Unsere Wohnung für die nächsten sechs Tage war riesig: 2 Schlafzimmer (eines für uns und eines für das Gepäck), ein großes Bad, eine Küche mit Waschmaschine, Wohnzimmer mit Essecke, Balkon Richtung Süden. In der Mittagszeit stand dort die Hitze.
In Vorbereitung auf unseren ersten Flug mit Fahrrädern stellten wir unsere Gaskartuschen und das Reinbenzin zum Verschenken in eine der Messenger-Gruppen. Mal schauen, ob das klappt. Ansonsten gingen wir noch wegen Neujahr für einen Großeinkauf in die Mall. Wir hatten Bock auf Spaghetti Bolognese. Kurz vor Mitternacht brachen wir auf Richtung Meer. Es waren viele Leute unterwegs, die sich aber überall verstreuten. Wir setzten uns und stießen um Mitternacht auf das neue Jahr an. In der Ferne waren zwei kleine Feuerwerke zu sehen. Das war es auch schon. Zurück in der Unterkunft wurde noch mit der Familie videotelefoniert. Wir waren ihnen eine Stunde voraus und konnten so aus der Zukunft ein frohes neues Jahr wünschen. 😄

Tag 205 (01.01.2023)

  20 °C

Billy war super minimalistisch unterwegs. Hinten am Rad sieht man alles was er so dabei hat. Faszinierend, wenn man bedenkt, dass er auch schon durch halb Europa geradelt ist und weiter Richtung Osten fahren will.

Zdenko auf seinem Liegedreirad.

Wir haben (eigentlich übermorgen, aber das Bild passt hier besser 😉) unseren ersten Fahrradkarton. Yeah! 😊

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Feiertag! Bis auf wenige Erledigungen wurde rumgegammelt.

Tourwoche