Tourwoche
Tag 185 (12.12.2022)
17 °C
Verena musste sich weiter auskurieren. Deshalb nutzt Verena den Platz für ein Thema, dass sie auf der Reise beschäftigt und vielleicht für die eine oder andere Person von Interesse sein könnte.
Kommen wir zum Penisneid. Ja, auf dieser Reise hat sich bei mir der Penisneid neu ausgeprägt. An sich verkneife ich es mir so gut es geht unterwegs Wasser zu lassen bzw. mich erst in die Situation zu bringen. An heißen Tagen funktioniert das super. Gefühlt wird der eigentliche Blaseninhalt über alle Poren des Körpers ausgeschwitzt und der Druck der Blase verschwindet. Stimmt so natürlich nicht!
Das Finden eines passenden Plätzchens, an dem man sich hinhocken kann, ohne gekitzelt zu werden, an dem der blanke und weiß strahlende Hintern vorbeifahrende nicht sofort blendet und oder als Leuchtreklame die Mücken anzieht, wo man nicht in Schlamm steckt oder die Bodenbeschaffenheit das abgesonderte Material aufgrund der geringen Distanz zurückschießt, ist echt nervig. Vor allem, wenn man sieht, wie viel einfacher es der Reisepartner hat. Gut, er muss den Wind beachten, sonst wirds auch da unangenehm. Und es geht noch weiter! Ich könnte meine Unterhosen länger tragen, im Gepäck wäre ohne Hygieneartikel und gewisse Medikamente etwas mehr Platz. Aber gut, es ist wie es ist. Und vielleicht gibt es ja etwas, auf das er neidisch ist oder das ich noch nicht als Vorteil zu schätzen weiß. Schauen wir Mal.
Für die richtigen Notlagen habe ich ein Hilfsmittel bei: eine Urinella aus flexiblem, medizinischem Silikon. Sie wird vor allem damit beworben auf Festivals hilfreich zu sein und ist nach Auskunft einer Freundin unter den Damen bekannt, die eine frische Bauchstraffung verheilen lassen müssen und dadurch Schwierigkeiten beim Bücken haben. Diese Erfindung ist wunderbar. Der Umgang mit ihr Bedarf allerdings einiger Übung, so wie bei den Buben.
Tag 186 (13.12.2022)
16 °C

Verena verließ das erste Mal wieder das Zimmer. Es ging, zum Nachfeiern des halbjährigen Jubiläums, in ein Restaurant zum Schlemmen. 🤤
Morgen soll es weiter gehen. Zu berichten gibt es auch für diesen Tag nichts. Deshalb erzählen wir ein wenig von den uns bekannten Netzwerken unter Radreisenden.
Wie alle Reisenden helfen sich auch die Radreisenden untereinander mit Informationen und Hilfe aus. Mit dem mobilen Internet ist das in den meisten Ländern kein Problem. Wir nutzten Gruppenchats bei Whatsapp und wussten von Gruppen bei Facebook. Man behalf sich auch privat untereinander mit Kontaktdaten und Empfehlungen. Einige dokumentierten ihre Reisen auf Instagram. Viele hatten zudem eine eigene Website, die in den Instagram- und WhatsApp-Profilen hinterlegt waren. Es war kein Problem, die Leute direkt anzuschreiben und Fragen zu stellen. Warmshowers ist ein Netzwerk von Radreisenden für Radreisende speziell für private Übernachtungen. Man kann dort aber auch einfach nur nach Informationen fragen, egal worum es geht. In den Chatgruppen werden Fragen zu allem Erdenklichen gestellt: Ist jemand in meiner Nähe und mag mit mir was trinken gehen? Hat jemand Erfahrungen oder aktuelle Informationen zu einem bestimmten Grenzübergang? Kann jemand Unterkünfte, Zeltplätze, Grenzübergänge, Routen, Wechselstuben, Lebensmittelläden, Baumärkte, Fahrradläden und anderes in einer bestimmten Region oder Stadt empfehlen? Hatte jemand Kontakt zu einer Person, von der man schon länger nichts mehr gehört hat? Jemand hat etwas zu verschenken und bietet es in der Gruppe an. Jemand hat merkwürdige Erfahrungen mit Beamten gemacht und fragt, ob dasselbe auch schon jemand anderes erlebt hat oder eine Ausnahme war bzw. ihm das jemand erklären könnte. Es gibt Fragen zu aktuellen Covid Einschränkungen, Fahrradkisten und Gepäck bei Flügen, alles rund ums Bahn- und Busfahren, Apps, Websites und noch soooooo viel mehr. Es werden sogar Wünsche zu Weihnachtsfeiern geäußert, die dann in anderen kleineren Gruppenchats detaillierter besprochen werden. 😄
Tag 187 (14.12.2022)
17 °C

Ein bisschen weihnachtliche Stimmung und Silvesterfeeling in einem. 😄 Man merkte, dass wir in einem touristischen Ort waren.

Von Korkuteli nach Antalya
70,0 Kilometer | |
222 Minuten |
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280 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Verena war wieder fit genug, um weiterzufahren. Es ging viel bergab und machte richtig Spaß. Nik erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 60 km/h. Kurz vor Antalya machten wir einen Umweg zum Güver Canyon. Ein Unimog mit Kinderrädern auf dem Dach kam uns entgegen. Am Canyon zog eine Ziegenherde vorbei. Die Ziegen stellten sich immer wieder auf ihre Hinterläufe und lehnten sich vorsichtig an die kleinen Bäume und Büsche, um so gestreckt wie möglich irgendwie ein paar Blätter weiter oben zu erreichen. Das war nicht immer von Erfolg gekrönt und lustig anzusehen.
Am Canyon stellten wir die Räder ab und liefen herum. Nik lief sofort die Kante ab und genoss den Anblick. Verena ging erst einmal die Ziegen fotografieren und tastete sich dann vorsichtig an die verschiedenen Abgründe heran.
In Antalya gab es vereinzelt weihnachtlich geschmückte Gebäude und Plätze. Wir sahen unseren ersten Weihnachtsbaum. Und um einen Abwasch draus zu machen leuchtete auf ihm gleich noch ein „Happy New Year“ mit. In weihnachtlicher Stimmung waren wir so überhaupt nicht. Es war wieder spürbar wärmer, vor allem nach Sonnenuntergang. Die letzten Meter zum Hotel mussten wir die Räder durch Gassen voller Restaurants und Läden schieben. Es war aber wenig los und damit kein Problem überall durchzukommen. Verena ging auf den Innenhof vom Hotel, um uns anzumelden. Als sie zurückkam war Nik gerade in ein Gespräch verwickelt. Ein Stuttgarter, ein Schweizer und ein Holländer machten gerade Urlaub in Antalya. Das Zimmer war sehr klein, aber liebevoll eingerichtet. Für unser Abendessen waren die Restaurants um uns herum zu teuer. Wir gingen ein Stück spazieren und fanden etwas Preiswerteres. Geschmeckt hat es auch. Auf dem Rückweg kauften wir wie so oft Getränke und Knabberkram ein. Es gab sogar gefüllte Lebkuchenherzen zu kaufen. 😄
Tag 188 (15.12.2022)
18 °C

Von Antalya nach Bogazkent
44,8 Kilometer | |
163 Minuten |
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120 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Verena schlich sich zum Frühstück aus dem Zimmer. Sie war der einzige Gast in der Zeit auf dem Innenhof. Nur ein paar Katzen leisteten ihr Gesellschaft. Eine davon war besonders aufdringlich und vergriff sich an ihrem Teller, als sie Brot nachholen ging. Nik war nicht ganz fit. Es passierte zum ersten Mal, dass Verena vor ihm fertig mit dem Beladen des Rades war. 😳
Auf dem Weg raus aus Antalya kamen wir am Düden Wasserfall vorbei und machten ein paar Fotos. Später zwang uns leichter aber durchdringender Regen zu einer Pause. Nik hatte zudem Kopfschmerzen bekommen. Auf halber Strecke buchten wir deshalb eine Unterkunft.
Der Ort war seltsam. Es war alles so auseinandergezogen. Die Straße beim Hotel war nicht beleuchtet, genauso wie die ganzen Häuser. Die Straßen waren extrem breit. Fahrzeuge fuhren nur sehr wenige. Es war dunkel und ruhig. Bis zum nächsten Supermarkt mussten wir einige Zeit laufen. Zu einem eventuell offenen Restaurant war es noch ein granzes Stück weiter. Wir fanden etwas und bestellten. Um uns herum tobte eine Katze, während wir aßen. Als wir fertig waren, setzte sich die Katze in einen Pflanzenkübel auf Kopfhöhe von Nik und nur einen Meter entfernt. Sie verzog das Gesicht, wenige Sekunden danach verzogen wir unsere ebenfalls ...
Tag 189 (16.12.2022)
20 °C

Von Bogazkent nach Cenger
65,1 Kilometer | |
215 Minuten |
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210 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Ein Teil der Route führte über einen Feldweg mit vielen Pfützen, der aber noch gut zu fahren war. Eine ganze Weile ging es an Zitrusfruchtplantagen vorbei. Die Bäume hingen voll mit Orangen, Zitronen, Mandarinen und Pampelmusen oder Grapefruits. So genau kennen wir uns da nicht aus. Ein Blick auf einen vereinfachten Stammbaum der Zitrusfrüchte war da ganz interessant.
Dann hieß es wieder immer die Schnellstraße lang. Verena war noch nicht wieder ganz genesen, es wurde aber auch nicht schlimmer. Es braucht eben alles seine Zeit. Wir fuhren so weit wir wollten und konnten. Gegen Abend in Manavgat probierten wir Kuymak, eine Art Käsefondue. War ok. Dazu gab es noch Acik pideler kiymali mit Ei. Das wiederum war sehr lecker und würden wir sicher wieder bestellen. Beim Essen sprachen wir darüber, ob wir uns erneut einer Unterkunft nehmen oder mal wieder zelten. Verena wollte zelten.
Die Sonne war bereits untergegangen, da fuhren wir abermals am Mittelmeer entlang. Es folgten vereinzelte Lichter am Strand. Hinter einer Ampel stand ein PKW mit deutschem VÖ-Kennzeichen in einer Parkbucht. Wir hielten an und Verena ging runter zum Strand zu einer Art Bar. Sie traf zwei Herren an, einer sprach selbstverständlich deutsch. 😄 Sein Name war Ada und es war sein Wagen, der oben an der Ampel stand. Die Strandbar gehörte seinem Freund Ali. Wir durften dort zelten. Die Räder zur Bar zu schieben war nicht ganz so einfach, da es dunkel und die Straße runter teilweise weggespült war. Aber wir schafften es und konnten die Räder auf einem überdachten und gepflasterten Platz abstellen. Die Nacht sollte nicht sehr kalt werden. Wir fragten deshalb beim gemeinsamen Teetrinken, ob wir auch einfach auf den Sonnenliegen schlafen könnten. Überdacht war es ja. Kein Problem! Ali reinigte uns noch ein paar Auflagen, damit wir weich liegen konnten. Darauf kamen unsere Schlafsäcke. Er brachte noch mehrere große, schwere Decken, Obst, Gemüse, Thunfischdosen und seinen Welpen als Wachhund. Nachdem Ada gegangen war und wir unser Lager aufschlugen, unterhielten wir uns nebenbei weiter mit Ali. Er war schon viel gereist und überall ist es ihm zu kalt. Nichts ist für ihn so schön wie das Mittelmeer. Dort ist sein Lebensmittelpunkt. Lassi (mit a gesprochen) leistet ihm Gesellschaft. Ali ging nachts mit der Taschenlampe immer wieder den Strand ab, während Lassi wenige Meter neben uns an den Pfeiler gebunden aufpasste.
Tag 190 (17.12.2022)
20 °C

Von Cenger nach Alanya
39,5 Kilometer | |
126 Minuten |
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180 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
„Manchmal mag ich dich nicht!“ war die morgendliche und freundlich geäußerte Begrüßung von Nik an Verena. Grund für diese Äußerung war Verenas Behauptung am Vorabend, dass die Sonne hinter der Bar und damit nicht gut sichtbar für uns aufgehen würde. Wir brauchten also keinen Wecker für den Aufbau der GoPro zu stellen. Das stimmte nur ungünstigerweise nicht. Der Sonnenaufgang war zu unseren Füßen und sah ziemlich genial aus. Wir wachten beide immer mal wieder kurz auf, sahen den prächtig gefärbten Himmel und schliefen weiter.
Eigentlich wollten wir bei und mit Ali frühstücken. Vorher wurde aber alles so weit zusammen gepackt wie möglich. Dabei entdeckten wir zwei Personen, die ihre Räder gerade durch den Strandsand in unsere Richtung schoben. Verena begann zu winken. Es waren Nikolai und Olga aus der Ukraine. Sie waren sehr leicht und einfach unterwegs. Sie fuhren in dieselbe Richtung wie wir. Da schlossen wir uns an und schoben das Frühstück ein wenig auf. In einer Gruppe waren wir noch nicht gefahren. Das war mal was Neues. Ihre Geschwindigkeit war nur leider nicht die unsere und irgendwann knurrte uns auch so kräftig der Magen, dass wir eine Pause machen mussten. Sie fuhren weiter.
Wir haben es nur bis Alanya geschafft. Danach würden schwerere Etappen folgen, die es anzufangen an dem Tag nicht mehr lohnte. Wir nahmen uns ein Apartment, gingen Reis mit Hühnchen essen, ein wenig spazieren und nutzten den Platz auf den Balkonen direkt um etwas Wäsche zu waschen.
Tag 191 (18.12.2022)
21 °C
Verena wachte durch die Geräusche aus einem Nachbarraum auf. Lautstark lief „Polizeieinsatz in Berlin“. Na guten Morgen! An diesem Tag hieß es erst Strecke und dann noch einige Höhenmeter machen. Der Himmel war wolkenlos, die Strecke entlang am Meer schön anzusehen und so fuhren sich die Kilometer gut weg. Nach Sonnenuntergang erreichten wir Güney. Da es bisher mit den Moscheen bei uns nicht geklappt hatte, verzichteten wir auf einen weiteren Versuch. Wir hatten an einer geschlossenen Tankstelle gehalten. Daneben war wie so oft auch ein geschlossenes Restaurant. Die Tür war offen, reingingen wir aber nicht. Die Terrasse mit Vordach genügte uns. Nach dem Entfernen einiger Scherben wurde das Zelt aufgebaut und die reflektierenden Räder dahinter versteckt. Wir wurden von keiner Seite von irgendeiner der umliegenden Straßenlampen angestrahlt und waren damit kaum sichtbar. Nachts wurde es wieder knackig kalt.