Tourwoche
Tag 178 (05.12.2022)
13 °C

Pamuk bedeutet Baumwolle und Kale bedeutet Burg. Die Kalkablagerungen sind zwar schneeweiß wie Baumwolle, dafür aber auch steinhart. Baumwollburg passt da also ganz gut.

Die im Bau befindliche Schnellstraße war herrlich zu fahren. Wir teilten sie uns mit ein paar LKW, die sich an uns anscheinend nicht störten.

Von Pamukkale nach Bozkurt
57,6 Kilometer | |
211 Minuten |
|
770 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Bei so niedrigen Temperaturen tagsüber waren wir bisher noch nicht gefahren. Wir konnten bei 4 °C unseren Atem sehen. Das war dann auch der Grund, warum Verena die Nacht nicht zelten wollte und Nik eine Unterkunft raussuchen musste. Wir werden noch früh genug bei solchen Temperaturen zelten müssen ...
Es ging durch viele kleine Dörfer. In einem sahen wir eine Hündin mit fünf oder sechs Welpen über die Straße laufen. Dazwischen lief eine Katze. Sie gehörte eindeutig zum Rudel und passte auf, dass kein Welpe zurückblieb. 😄 Unsere Route führte an einer im Bau befindlichen Schnellstraße entlang. Es fuhren nur ein paar LKWs auf ihr und sah so entspannt zu fahren aus, im Vergleich zu unserem Feldweg. Wir wagten es einfach und schoben die Räder auf die Straße, immerhin auch auf die richtige Straßenseite. Soviel Anstand hatten wir dann noch. 😄 Links war weiterhin der Feldweg zu sehen. Auf dem saß in einigen Metern Entfernung ein Mann mit drei Hunden um sich herum. Sie fingen an zu bellen. Einer der Hunde rannte in den Graben zwischen dem Mann und uns. Verena bekam ein ungutes Gefühl und hielt an, um abzusteigen. Der Hund rannte schneller als wir fahren konnten. Und weil er im Graben für uns nicht zu sehen war, schoss er plötzlich unmittelbar auf der Schnellstraße hoch. Das war sehr nahe, mit einem sehr aggressiven Bellen. Da stieg auch Nik ab. Wir hatten die Räder zwischen uns und dem Hund und redeten ruhig auf ihn ein, damit er uns hoffentlich als uninteressante und nicht provozierende Menschen einstufte und von uns abließ. Der Mann hinten am Feldweg rief die ganze Zeit nach seinen Hunden. Den hier vor uns interessierte das herzlich wenig. Doch irgendwann wurde er ruhiger und lief langsam zurück.
An einer unscheinbaren Stelle etwas weiter hielt Nik dann an. Hier hätte sich unsere Route mit der Straße kreuzen sollen. Der Weg wurde einfach überbaut. Vom Feldweg hätten wir die Räder auch nicht so einfach auf die Straße bekommen. Wir haben es also richtig gemacht. Gestört hat sich an uns auf der Straße bis dahin auch niemand. Einige LKW-Fahrer zeigten sogar einen Daumen nach oben. Ein Stück weiter mussten wir uns wieder entscheiden. Es gab eine Abfahrt, die wir nach der ursprünglichen Route eigentlich hätten nehmen müssen. Die neue Schnellstraße verschwand hinter einer Linkskurve keinen Kilometer vor uns. Wir konnten also nicht sehen, wie weit sie fertig war, ob sich das Weiterfahren lohnte. Wir folgten ihr trotzdem. Auch wenn das hieß, dass wir vielleicht alles wieder bis dahin zurückfahren müssten an Kilometern und Höhenmetern, wenn die Straße noch nicht durchgehend fertig oder wir über einen Bauweg das letzte Stück fahren konnten. Nach etwa zwei Kilometern sahen wir dann das vermeintliche Ende. In einiger Entfernung war ein Bagger auf Höhe der Straße zu sehen. Alle Fahrzeuge, die an uns vorbeifuhren, wichen bei diesem Bagger auf einen steilen Sandweg hoch auf einen Hügel aus. Der führte in die für uns falsche Richtung. LKWs kamen in diesem Moment nicht vorbei. Wir beratschlagten uns und drehten dann um. Die Abfahrt brachte uns wieder auf einen sandigen, teils schlammigen und anstrengenden Feldweg, mitten durch die Botanik und entlang eines Gewerbegebiets. Links war die Schnellstraße zu sehen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir auf derselben Höhe von der Schnellstraße waren, auf der wir umgedreht hatten. Am Ende des Feldwegs machten wir eine Pause und konnten auf einen Teil vom aktuellen Ende der Schnellstraße sehen. Es gab für uns keinen sichtbaren Schleichweg, den wir hinter dem Bagger hätten nehmen können. Die Schnellstraße führte zu einer ebenfalls im Bau befindlichen Brücke. Und davon standen erst ein paar Teile der Stützpfeiler.
Nik hatte wieder ein Hotel der Gemeinde ausgemacht. Ausgeschildert war es nicht. Genauso wenig war es beleuchtet. Das Gebäude hatte fünf oder sechs Stockwerke. Nur im zweiten war etwas Licht zu sehen. Wir mussten auf die Rückseite. Dort gab es eine dreiseitige Treppe. Jede Seite war zu einem gewissen Teil irgendwie gefliest. Manchmal fehlte was oben, manchmal an der Front, manchmal komplett. Weitere Fliesen und Mörtel lagen herum. Und auch eine Absperrung war aufgestellt. Es war nur nicht ersichtlich, welche Seite genau nun eigentlich gesperrt war. 🤨 An der Tür gab es eine Klingel. Auf die folgte nur leider keine Antwort. Also ging Verena ein Stück hinein. Alles war dunkel. Da tönte es draußen aus der Gegensprechanlage. Schnell wieder zurück. Das Hotel war offen. Mehr verstand Verena nicht. Die Klingel verstummte. Jemand kam die Treppe herunter und sie wurde heraufgebeten. Das erste Obergeschoss existierte nicht. An dieser Stelle war die Treppe etwas verengter zugemauert. Im zweiten Obergeschoss öffnete der Mann eine große Schwingtür. Verena betrat einen großen, hellerleuchteten und extrem beheizten Raum. An der Rezeption saß ein junger Mann mit Englischkenntnissen. Wir schafften es uns anzumelden. Die Frage nach den Namen unserer Eltern war etwas befremdlich. Dabei blieb es aber auch. Wir bekamen ein großes Dreibettzimmer.
Gegenüber vom Hotel gab es einen kleinen Platz mit einigen Geschäften. Wir konnten dort unsere Getränke kaufen und bekamen herrliche Gözleme. Die schmeckten uns so gut, dass wir am nächsten Morgen dort welche frühstücken oder zumindest mitnehmen wollten.
Da es nichts zu bestaunen gab, haben wir im Tagebuch lieber weitere Fotos vom Vortag genommen.
Tag 179 (06.12.2022)
9 °C

Von Bozkurt nach Yesilova
48,2 Kilometer | |
209 Minuten |
|
650 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Der erste Stopp, noch vor dem richtigen Losfahren, war das Restaurant gegenüber unserer Unterkunft. Wir wollten uns mit Gözleme stärken und noch welche mitnehmen. Ein Mütterchen saß auf einer Europalette in der Ecke. Um sie herum standen ein Sac (eine große, leicht konvex gewölbte Heizplatte, auf der die Gözleme ohne Fett gebacken werden), und Schüsseln mit Teig und Füllungen. Wir konnten bei der Zubereitung zuschauen. Die Familie war von uns und den Radels mindestens so fasziniert wie wir von der Zubereitung und so wurden viele Fotos gemacht.
Es ging bergauf, war diesig und es wurde immer kälter und windiger je weiter wir nach oben fuhren. Oben angekommen konnten wir ein paar Sonnenstrahlen erhaschen und trotz Frierens doch ein wenig die Landschaft genießen. Wir konnten dabei zusehen, wie sich der Nebel langsam verzog und Stück für Stück auf diesem Bergplateau mehr zu sehen war. Danach ging es abwärts in eine Art Krater. Das Wetter wurde angenehmer und die Landschaft war beim Fahren wunderbar anzusehen. Im Mittelpunkt vom Krater sah es nach einer kleinen Wüste aus. Bis auf ein paar Weidetiere war dort nichts. Auf der anderen Seite ging es wieder aus dem Krater heraus. Dabei hielten wir in einem Dorf an einer Bushaltestelle, um uns windgeschützt von den letzten Sonnenstrahlen wärmen lassen zu können, während wir die Gözleme genossen. Wir waren auch ganz in der Nähe eines Teehauses. Ein Mütterchen kam zu uns, aber leider verstanden wir kein einziges Wort von dem, was sie uns sagen wollte. Ging ihr natürlich genauso. Da kam ein Herr aus dem Teehaus zu uns. Ali lebte lange Zeit in Nürnberg. Er lud uns zum Tee ein und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Unter anderem erzählte er von dem ausgetrockneten See, der jetzt nach einer kleinen Wüste aussieht, bei dem es früher Flamingos und andere Vögel (O-Ton: "Vögele" 😄) zu beobachten gab. Das ist aber lange her. Die Zeit saß uns bedauerlicherweise im Nacken und wir wollten es noch über den Kraterrand hinaus schaffen. Nach der Verabschiedung fuhren wir in die immer kälter werdende Nacht und buchten ein Hotelzimmer.
Tag 180 (07.12.2022)
8 °C

Unterwegs erinnerten wir uns zum Glück noch daran, dass wir eigentlich kurz vor den 5.000 km sein müssten. Und dann war es so weit. 😄

Von Yesilova nach Korkuteli
77,4 Kilometer | |
337 Minuten |
|
800 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Wir konnten wieder unseren Atem sehen. Die Temperatur wurde mit 16 °C allerdings etwas angenehmer als am Vortag. Wir hatten überlegt, nach 50 km auf einem Berggipfel zu zelten. Irgendwann war aber klar, dass Verena sich erkältet hatte. Auf dem Gipfel war es viel zu kalt zum Zelten, vor allem bei Verenas angeschlagener Gesundheit. Und der Sonnenuntergang war im vollen Gange. Wir mussten 25 km weiter fahren. Es ging zwar hauptsächlich bergab, aber 100 Höhenmeter waren trotzdem noch dabei. In einem Lehrerhaus wollten wir nach einem freien Zimmer fragen. Doch alles war dunkel und verschlossen. Neben dem Gebäude stand ein Wachhäuschen der Polizei. Der Polizist kam raus und konnte uns ein Zimmer geben. Da man allerdings nur in Bar bezahlen konnte, mussten wir erst noch in die Stadt. Für ein Lehrerhaus kam es uns sehr teuer vor. Deshalb fragten wir in der Stadt noch in einem Hotel nach. Die wollten das dreifache vom Lehrerhaus. Das war wohl ein sehr teurer Ort! Mit dem Bargeld in der Tasche fuhren wir noch kurz Lebensmittel und warmes Essen einkaufen, damit wir nicht noch einmal extra losgehen mussten. Dafür waren wir zu erschöpft, die Strecke zu weit und das Wetter zu unangenehm. Verena schlief auf jeden Fall direkt nach dem Essen und einer heißen Dusche ein.
Tag 181 (08.12.2022)
18 °C

Impressionen von den Vortagen: Schon von Weitem sah man immer weiße Flecken auf Hügeln und Bergen. Überall wurde Marmor abgebaut. Von Nahem erinnerte es dann an Tetris.

Wir fuhren zwar oft in die Nacht, aber dadurch bekamen wir immer wieder die Möglichkeit an Stellen zu halten, von denen wir tolle Sonnenuntergänge und Dämmerungen erleben konnten.
Verena hat sich tatsächlich eine Erkältung eingefangen. Schöner Mist! Sie bekam Zeit zum Genesen und wurde von Nik umsorgt. 😊
Tag 182 (09.12.2022)
20 °C

Hier ist wieder eine der vielen riesigen türkischen Flaggen auf einem Berg zu sehen. Scheint allerdings windstill zu sein.

Durch den ganzen Ort zog sich dieser trockene Kanal. Wahrscheinlich, um bei Regen das Wasser aus den Bergen abführen zu können. In ihm hingen lauter kleine Schaukästen mit Ausstellungsstücken.
Während Verena sich weiter erholte und natürlich viel schlief, erkundete Nik ein wenig die Stadt.
Tag 183 (10.12.2022)
18 °C
Während Verena fast nur schlief, vertrieb sich Nik irgendwie die Zeit. Abends konnten wir ein halbes Jahr auf Achse feiern. YEAH! 😊 Gerade Niks Zeitgefühl war irgendwie kaputt. Für ihn fühlt es sich gleichzeitig so an, als ob wir schon Jahre unterwegs und doch erst vorgestern losgefahren waren ... 😄
Tag 184 (11.12.2022)
11 °C

Als die Betreiber des Hotels erfuhren, dass Verena erkrankt war und wir deshalb unseren Aufenthalt verlängerten, bekam sie frischen Tee aufs Zimmer und konnte sich kostenlos Nachschub holen.

Weil wir an dem Tag keine Fotos gemacht haben, gibt es an dieser Stelle einen Sonnenuntergang der letzten Tage.
Wir mussten bzw. durften in den Salon umziehen. Verena war noch zu krank, um weiterzufahren. Es waren aber keine Zimmer mehr frei. Für uns wurde ein kleiner Raum mit zwei Klappcouchen hergerichtet. Dort konnten wir den Tag und die Nacht verbringen. Am nächsten Tag könnten wir wieder in das richtige Zimmer zurückkehren. Bis auf einen jungen Mann, der durch das Zimmerchen lief, um in den angeschlossenen Gebetsraum zu kommen, waren wir ungestört. Und wir, besser gesagt Verena, bekam Tee gereicht. Es kam noch zu einem kurzen Gespräch, über die richtige Nutzung von türkischen Toiletten (Hockklo). Am Ende belasen wir uns und stellten fest, dass es da keine richtige oder falsche Richtung (für Frauen) gibt. Es kommt auf die Situation an ... 😉
Tagsüber hatte Nik ein kleines Pläuschchen mit dem Polizisten in dem Kabuff vor dem Hotel. Er bewacht gar nicht das Hotel, sondern die Wohnung vom Bürgermeister. Wir hatten uns auch schon gewundert...