Tourwoche

Tag 164 (21.11.2022)

  20 °C

Unser Nachtlager bei Tageslicht. Diesmal durften wir nicht auf der Tankstelle zelten, aber die Wiese dahinter war ok und gut geeignet.

Der Fahrradweg im Izmir Birds Paradies war super ausgebaut und schön zu fahren.

Mal wieder gab es Flamingos zu sehen. ☺️

© OpenStreetMap

Von Maltepe nach Izmir

57,1 Kilometer
266 Minuten
100 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Als Verena morgens aus dem Zelt kroch, sah sie Nik umgeben von einer einheimischen, gefiederten Familie. Ein Hahn mit drei Hennen und zwei Kücken pickten und scharrten in ihrer Morgenroutine um ihn herum das Gebiet ab. Bei Tageslicht sahen wir uns dann noch einmal genauer eine der Pflanzen an, die uns die Nacht zuvor so Kopfzerbrechen bereitete. Und wir sahen, warum wir nicht auf dem gepflasterten Bereich umziehen durften. Die dazugehörigen Häuschen waren bewohnt bzw. waren Büroräume. In der Nähe waren Viehglocken zu hören. Von dem am Park gelegenen Berg wurde eine Ziegenherde heruntergetrieben. Die Schäfer machten eine Pause und stärkten sich an der Tankstelle, bevor sie mit der Herde wieder den Berg hoch kletterten. Neben der Tankstelle lag auf einer Anhöhe ein Fabrikgelände mit gelagerten Rotorblättern für Windkraftanlagen. Nicht nur wir bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Mehrere Schwerlasttransporter mit je einem Rotorblatt inkl. Begleitfahrzeugen sammelten sich auf der abschüßigen Zufahrtstraße. Wir sahen zu, vor ihnen auf der Straße zu sein.
Inzwischen säumen Flamingos und Palmen als Stadtpflanzen unsere täglichen Routen. So weit sind wir schon gekommen. Bei 20 °C ging es mit vielen Wolken und nur einigen sonnigen Momenten über Straßen und Feldwege. Es gab ordentlich Gegenwind und teilweise Böen von bis zu 65 km/h. Das war eine kraft- und nervenzehrende Etappe. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen und fuhren einen Umweg durch das Vogelbeobachtungsgebiet "Izmir Birds Paradise". Die Strecke ging einige Kilometer entlang an Salzbecken voll mit Flamingos. Es gab auch noch Pelikane, Seidenreiher, Silberreiher, einen Schwarzstorch, Kormorane, Gemeine Sandpiper, Sardinian Warbler (Curruca melanocephala, Grasmückenartige) und unsere Bachstelzen (Lauras Klippenspringer) zu beobachten. Die anderen Vögel waren nicht bestimmbar, weil sie entweder zu leise sangen oder nicht gut zu sehen waren.
Nach dem Vogelbeobachtungsgebiet gab es Lahmacun zum Mittag. Zum Nachtisch bekamen wir als Kostprobe einen kleinen hausgemachten Pudding. Was genau es war wissen wir nicht. Frisch gestärkt ging es weiter. Es folgte ein fantastischer Radweg der uns am Wasser, dem Gediz Delta, entlang direkt nach Izmir führte und weit ab von der Straße verlief. Es war so gut wie menschenleer. Auf vielen Infotafeln (Izmirasrotasi) entlang der Strecke konnte man Besonderheiten des Deltas und zur Flora und Fauna (speziell Vögel) erfahren.
Der Strand neben dem Radweg wich breiten, gepflasterten Wegen, auf der anderen Seite gab es statt Feldern und Erdhügeln nun Parkplätze, Straßen und Wohnhäuser. Willkommen in Izmir! Wir fuhren noch einige Kilometer durch die Stadt. Ganz durch kamen wir an diesem Tag aber nicht mehr. Denn der Verkehr bzw. die Straßenführung bescherrten uns schlechte Laune und so nahmen wir uns zur Sicherheit ein Zimmer. Bevor wir weiterfahren und alles nur noch unerträglicher oder unsicherer wird, beendeten wir das Radfahren lieber. Ausgeschlafen und bei Sonnenlicht war die weitere Strecke am nächsten Tag hoffentlich besser.

Tag 165 (22.11.2022)

  21 °C

Der Katzenfänger von Izmir. 😉

Gastfreundlichkeit wird ganz groß geschrieben und am Ende ließen wir uns zumindest zu einem Salat am offenen Fenster überredet. Vielen Dank!

Sonnenuntergang über dem Süßwassersee, der Izmir mit Wasser versorgt. Eigentlich sind Fotos verboten, aber für uns wurde ein Auge zugedrückt.

© OpenStreetMap

Von Izmir nach Selcuk

83,3 Kilometer
350 Minuten
580 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Das Zimmer war gross und sauber. Auf einem dritten Bett lag das Polster einer kleinen Couch, dessen Metallgestell am Abend zuvor kurzer Hand zur Wäscheleine umfunktioniert wurde. Die Räder warteten neben der Rezeption in der Lobby auf uns. Bei einem Bäcker um die Ecke holten wir uns was zum Frühstücken. Ein paar Fahrminuten weiter war ein Park, in dem wir auf einer Parkbank die Sonne und die Leckerei genießen konnten. Um uns herum liefen, saßen und miauten die Katzen. Doch plötzlich liefen sie wie auf Komando alle in eine Richtung weg. Verena folgte ihnen. Sie bekamen wenige Meter von uns entfernt auch etwas zu knabbern. Um den fütternden Mann hatten sich 27 Katzen versammelt. 😳
Um aus Izmir raus zu kommen mussten wir einige Höhenmeter überwinden. Die Straße war steil und es gab immer wieder Stau. Wir wollten lieber durch die kleinen Gassen fahren bzw. schieben und bogen ab. Jetzt wurde es noch steiler. Und nach einigen Metern war da irgendwie eine sehr lange Treppe. Das war nichts, wir mussten zurück. Das passierte uns zweimal. Bei einem Abschnitt rollten wir durch enge Gassen eines Wohngebietes zwischen den Mauern der vielen kleinen Grundstücke. Es waren einige Schulkinder auf den Straßen unterwegs und machten uns mit lächelnden und staunenden Gesichtern Platz. Nach einem weiteren steileren Stück brauchten wir eine kurze Verschnaufpause. Aus einem offen stehenden Fenster bot uns eine Frau mehrfach Essen an. So freundlich es uns eben möglich war lehnten wir ab. Eine längere Pause wollten wir nicht machen, wir wollten einfach nur aus der Stadt rauskommen. Sie kam immer wieder mit neuen Sachen an das Fenster. Irgendwann reichte ihre Hand einen Teller mit Salat zwischen den Metallstäben auf den Bürgersteig. Wir wussten uns nicht weiter zu helfen und nahmen diese nette Geste an. Wir standen also auf einem schmalen Gehweg an einem Fenster und gabelten gemeinsam von einem Teller herrlich frischen Salat in unsere Münder. Als sie dann aber noch mit einem Teller Bohnen kam, lehnten wir wieder ab. Keine Ahnung wie unfreundlich das auf die Menschen wirkt. 😩 Nach dem Koran werden Reisende oder Fremde von Gott gesandt. Dann ist es eine Ehre, ihnen mit Lebensmitteln und Informationen zu helfen. Als wir wieder auf der Straße unterwegs waren dauerte es keine fünf Minuten und Nik bekam aus dem Fenster eines Dolmusch etwas zu Essen gereicht. Es war dünn gewalztes Lokum und verschwand binnen Sekunden in einer der Frischhaltedosen.
Wir waren froh als sich die Stadt langsam lichtete. Es ging über kleinere Straßen als die letzten Tage. Eine führte an lauter Gewächshäusern mit Erdbeeren, Tomaten, Paprika und anderem Gemüse vorbei. Da hielt ein Autofahrer neben Nik und erklärte ihm, dass die Straße eine Sackgasse ist, auch für Fahrräder. Ein kleines Stück zurück war eine Abzweigung, die uns über Bahnschienen brachte, an denen entlang wir weiterfahren konnten. An einer Bahnunterführung mit 1,8 m Durchfahrtshöhe hielten wir an. Dort mussten wir wieder auf die andere Seite der Gleise gelangen. Die Unterführung stand allerdings komplett unter Wasser. Es war so trüb, dass wir nicht sehen konnten, wo wir lang fuhren. Es besteht immer die Gefahr durch Schlaglöcher, über reifendurchstechenden Müll oder etwas Rutschiges zu fahren. Wie immer fuhren wir langsam und nacheinander durch, ohne Probleme.
Nachts sollte es regnen, genauso am nächsten Tag gegen Mittag. Um deshalb nicht zelten zu müssen entschieden wir bis nach Selcuk durchzufahren, dem eigentlichen Ziel des Folgetages. Dort wollten wir uns für drei Nächte ein Zimmer mieten um die nahegelegenen Ruinen von Ephesos und vom Tempel der Artemis zu besichtigen. Beim Sonnenuntergang standen wir außerorts auf einer sehr breiten Zufahrt. Sie lag an einer Linkskurve. Rechts ging es bergab ans Wasser, getrennt durch einen sehr langen Zaun. Geradezu führte die Zufahrt auf ein Tor im Zaun zu. Dahinter stand ein besetztes Wachhäuschen. Ein Auto fuhr vor den Zaun und zwei Männer stiegen aus. Beide gingen zum Häuschen, einer kam wieder zurück und auf uns zu. Der See wird streng bewacht, denn er ist die Süßwasserquelle für ganz Izmir und Umgebung. Niemand darf dort runter oder gar Fotos schießen. Da wir ganz offensichtlich Touristen und freundlich waren, durften wir dort pausieren und sogar Fotos machen. 😉
Die Strecke war nachts an sich ok. Wir hatten noch Energie und Spaß dabei. Bei der letzten Pause wurde dann das Zimmer gebucht. Ab da wurde die Weiterfahrt dann doch zur Qual. 😩 An einem höheren Berg war uns erst kalt, bis es schlagartig richtig warm wurde. Ohne Sonne war es ordentlich kalt, aber es gab immer wieder warme Stellen durch die wir gefahren sind. Das war merkwürdig und mit den Klamotten etwas anstrengend. Ein Wechselbad der Temperaturen. 😉
Wir erreichten Selcuk. Unser Hotel lag eingezäunt hinter einem großen gepflasterten Platz mit einem weiteren mehrstöckigem Gebäude daneben. Es gehörte offensichtlich nicht zum Hotel. Was das wohl war? Wir hatten Glück und fanden einen Imbiss, bei dem wir zu so später Stunde noch Toasts mit Hühnchen bekamen. Sie waren eine Wohltat nach dem langen Tag. 😊

Tag 166 (23.11.2022)

  17 °C

Selcuk hat eine schnuckelige Innenstadt. 😊

Es regnete junge Hunde und das Wasser staute sich an allen Ecken und Enden.

Wir verschafften uns schon mal einen Überblick über unser morgiges Programm: die antike Stadt Ephesos.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir haben uns von den Vortagen erholt und rumgegammelt. Als Nik kurz draussen war, goß es nur so vom Himmel und vom Fenster aus sah man, wie die Straßen voll Wasser standen. Jemand ging mit Regenschutzkleidung an den Rand der Straße, stieg einige Zentimeter in die braungraue Suppe hinein um dann dort die Füße hin und her zu bewegen. Vielleicht versuchte er einen verstopften Abfluss frei zu bekommen. Für den nächsten Tag planten wir den Ausflug nach Ephesos.

Tag 167 (24.11.2022)

  16 °C

Das Amphitheater von Ephesos ist mit rund 25.000 Plätzen vermutlich das größte der Antike gewesen.

Auch heute werden noch Konzerte in dem Amphitheater gespielt. Das muss ein fantastisches Erlebnis sein!

Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Und Nik wollte noch zum Tempel der Artemis. Die kleine Abkürzung hat aber leider nichts gebracht, war schon zu...

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

In der Nähe von Selcuk gibt es mit 121m Höhe einen kleinen Berg namens Panayirdag. Auf seiner Rückseite kann man eine der größten Ruinenstätte der Welt auf sich wirken lassen: Ephesos. Griechen, Römer und Byzantiner hinterließen ihre Spuren in der antiken Metropole und inzwischen versandeten Hafenstadt. Sie ist UNESCO-Kulturerbe und eines der sieben Weltwunder findet sich dort ganz in der Nähe: die Überreste des Tempels der Artemis.
Das Gelände von Ephesos hat zwei Eingänge und wir kamen am zweiten davon an und waren anfangs deshalb ein wenig unterwältigt, denn zum Ende (die Reisegruppen kamen uns alle entgegen) hin haben sie sich nicht so viel Mühe gegeben. Dafür wurde es immer besser je weiter wir voran kamen. Besonders das Amphitheater (mit rund 25.000 Plätzen vermutlich das größte der Antike), die Bibliothek von Celsus und die Kuretenstraße waren sehr beeindruckend und haben den Ausflug lohnenswert gemacht.
Nach dem Verlassen des Geländes gingen wir zügig Richtung Tempel der Artemis, was bald schließen sollte. Auf dem Weg lag die Grotte der sieben Schläfer. Sie war leider zu der Zeit nicht für Besucher geöffnet. Wir mussten uns mit der Informationstafel begnügen. Wieder auf dem Weg Richtung Tempel war das Leitschild dorthin etwas angeschlagen. Die Schilder waren verbogen und die Richtungszeiger damit nicht mehr so eindeutig. Wir waren uns dementsprechend unsicher, welchen Weg genau wir gehen sollten. Wir nahmen den Kürzeren. Der endete nur dummerweise an einer Mandarinenplantage. Das war also nicht der ausgewiesene Weg. Wir gingen einfach zügig weiter durch die Plantage bis wir die Straße erreichten. Dabei pflückten wir frecher Weise eine der Mandarinen vom Baum. Sie war super lecker. Leider trennte uns ein Maschendrahtzaun mit Stacheldraht von der Straße. Ein paar Meter seitlich sah Nik im Zaun einen abgeknickten Bereich. Dort konnten wir vorsichtig durch. Am Eingang zum Gelände des Tempels der Artemis standen wir dann trotzdem vor einem verschlossenen Tor. Außerhalb der Hauptsaison ist die Anlage nicht ganz so lange geöffnet. 🙄

Tag 168 (25.11.2022)

  16 °C

Das ist der Blick die Kuretenstraße herunter auf die Bibliothek von Celsus, im Hintergrund der versandete Hafen.

Die Bibliothek von Celsus wurde leider durch einen Angriff oder ein Erdbeben zerstört. Später wurde die Fassade rekonstruiert und zeigt wie faszinierend die Bauwerke damals waren.

Glücklich hier zu sein! ☺️

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

In der Nacht war Nik krank geworden und es ging ihm richtig dreckig. Deshalb verlängerten wir unseren Aufenthalt im Hotel und hofften auf des Beste. Dafür können wir euch weitere Fotos von Ephesos zeigen, das 2015 von der UNESCO in die Liste des Kulturwelterbes aufgenommen wurde.

Tag 169 (26.11.2022)

  19 °C

Auf den Bildern kommt es leider nicht so heraus, aber es hat etwas sehr erhebenes die Kuretenstraße langzuschlendern.

Immer noch happy!

Der Blick über Selcuk.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Vormittags schlenderte Verena durch die Stadt. Das Hotel war unweit eines Marktplatzes, der samstags voll mit Ständen war, die bis weit in die Nebenstraßen reichte. Ein Stück weiter waren die Überreste eines Aquädukts, daneben die der Johannes Basilika und im Hintergund die Festung von Selcuk. Vielleicht können wir sie in ein paar Tagen zusammen besichtigen. Auf dem Rückweg wurde Verena angesprochen und konnte sich einige Zeit mit einem Teppichverkäufer über Reisen, Selcuk und die Türkei unterhalten. Er half ihr bei der Suche nach verschiedenen Dingen (Acma, Krümeltee, Postkarten). Am Ende gab es wärmenden Apfeltee, etwas zu essen und eine Begleitung zurück zum Markt.
Nachmittags konnte Verena bei einem Videotelefonat im Saal des Hotels das Schmücken für eine Hochzeitsfeier beobachten. Die Hochzeitstorte war für ein kleines Fotoshooting kurz zu sehen, bevor sie wieder in der Küche verschwand. Wir wurden eingeladen. Nik war noch am kränkeln, Verena wollte nicht stören und blieb ebenfalls auf dem Zimmer. Die Gastfreundschaft ist riesig in der Türkei, Neugierde war auch da, aber der deutsche Anstand hat gesiegt.

Tag 170 (27.11.2022)

  17 °C

Ein Teil der Marienkirche von Ephesos.

Künstlerisches Mosaik neben der Kuretenstraße.

Immerhin konnte er schon wieder lachen. Danach wurde aber weitergeschlafen.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Bis auf einen kleinen Spaziergang von Verena durch die Stadt ist nichts passiert. Nik ging es ein kleines bisschen besser. Seine Körpertemperatur sank wieder in einen normalen Bereich.

Tourwoche