Tourwoche
Tag 157 (14.11.2022)
17 °C

Mal wieder unser vollgestelltes Zimmer. Schon erstaunlich, dass irgendwie immer alles reinpasst. Hier sogar noch ein Wäscheständer.
Und noch ein Pausentag. Diesmal arbeitete Nik während Verena hautpsächlich schlief. Abends ging es durch Balikesir. Unsere Beute waren drei Variationen an Tavuk Pilav (Hühnchen auf Reis), einmal mit Paprika, einmal mit Curry und einmal ohne Gewürz.
Tag 158 (15.11.2022)
18 °C

Eine frischgebaute, aber noch nicht eröffnete Bundesstraße bereitete uns viel Freude. Zumindest bis wir zur Baustelle kamen und feststellten, dass wir ganz schön weit zurück mussten, um auf eine Ausweichroute zu kommen... zu früh gefreut!

Von Balikesir nach Savastepe
56,2 Kilometer | |
234 Minuten |
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700 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Um zehn Uhr mussten wir bereits das Zimmer verlassen. Wer uns kennt, der weiß, dass das echt früh für uns ist. Nach drei Tagen Pause war das aber ok. Wenn man bei einer "normalen" Reise ein Stück Kleidung in seiner Unterkunft vergisst, dann ist es meist nicht ganz so wild, weil man eh wieder heim fährt und dort genug andere Kleidung hat oder leicht was neues kaufen kann. Hier hätten wir fast ein Stirnband liegen gelassen, weil es hinter das Bett gefallen war. Es war etwas kleines, scheinbar banales. Aber wenn uns das erst in dem Moment aufgefallen wäre, als wir es gebraucht hätten, das wäre echt unschön geworden. 🥶 Jeder von uns hat nur ein Stirnband bei und unterwegs bekommt man nicht an jeder Ecke einfach eines, das gut unter den Fahrradhelm passt. Wir mussten immerhin so wenig Sachen mitführen wie möglich, auch wenn wir im Vergleich zu anderen Radreisenden echt viel Zeug dabei hatten. Aber vielleicht schaffen wir es ja auch da noch weiter abzuspecken.
In einer Bäckerei in der Nähe der Unterkunft holten wir uns Acma. Ein Stück weiter setzten wir uns auf eine Parkbank in die Sonne und frühstückten. Plötzlich stand ein Herr lächelnd neben uns und reichte uns zwei Cay. Es war noch ziemlich kühl und der heiße Tee war willkommen. Leider konnten wir uns nicht mit dem Herren unterhalten, woraufhin er sich wieder verabschiedete.
Noch in der Stadt lud Nik seine türkische SIM auf. 30 GB Datenvolumen sollten hoffentlich für den nächsten Monat reichen. Dabei kam sowohl er im Laden als auch Verena vor dem Laden wieder mit Fremden in kurze Gespräche. Am Stadtrand verlor Nik seine Cola-Flasche. Damit war das erste der zwei Leben der Flasche verbraucht (einen zweiten Absturz überleben die Flaschen meist nicht). Sie wurde um so kräftiger wieder an die Tasche geschnallt, wozu Nik seine wärmenden Handschuhe ausziehen musste. Nach einiger Fahrzeit standen wir auf einer Straße, über die quer eine Leitplanke gebaut war. Mit den Rädern kamen wir dort nicht weiter. Daneben standen zwei Kaki- oder Sharonbäume, einer davon voll mit Früchten. Verena hat sich aber nicht getraut eine zu pflücken, weil sie direkt an der Einfahrt eines Mehrfamilienhauses standen. Wir mussten die Route neu planen und sahen, dass es nur ein winziger Umweg dafür mit mehr Verkehr war. Als wir uns auf die Räder schwingen wollten fiel Nik auf, dass seine Handschuhe weg waren. Nicht gut! 😳 Die hatte er wohl nach dem Colaabsturz auf der hinteren Tasche liegen gelassen und gingen während der Fahrt verloren. Wir waren noch nicht weit gefahren, wir hatten keinen Zeitdruck und die Handschuhe waren keine Banalität. Also fuhr er zurück, um die Handschuhe zu suchen, während Verena dort blieb und in der Sonne faulenzte. Nik wurde noch während seiner Hinfahrt gestikulierend auf seine Handschuhe von der Zabata (sowas wie das Ordnungsamt) auf einem Motorrad angesprochen. Seine Handschuhe waren mit ihrer gelben Signalfarbe also anderen Verkehrsteilnehmern aufgefallen und die Chancen standen gut, sie wieder zu finden. Es wurde geklärt, dass die Handschuhe fehlten. Das Motorrad brauste davon, kam kurze Zeit später wieder und hatte einen der Handschuhe dabei. Total nett, aber leider nur zur Hälfte gut. Also fuhr Nik doch noch weiter zurück, fand den zweiten Handschuh etwas weiter in der Stadt auf dem Gehweg und radelte glücklich zurück zu Verena.
In Savastepe gab es eine Moschee direkt an der Straße und daneben eine Tankstelle mit potentiellen Flächen zum Zelten. An der Moschee war wieder niemand zu sehen und niemand öffnete die Tür. An der Tankstelle hielt Verena ihr Smartphone mit geöffneter Übersetzungsapp dem Betreiber vor das Gesicht. Als der anfing den deutschen Text vorzulesen, da war klar, dass wir uns in diesem Falle wieder ohne technische Hilfe unterhalten konnten. Es war Mustafa aus Elmshorn, was man ihm auch anhörte. :-D Wir fragten, ob wir im Umkreis seiner Tankstelle zelten durften. Auch hier wurden wir wieder darauf hingewiesen, dass die Nacht kalt wird. In einem Rohbau (einige Wände und das Dach waren fertig) neben der Tankstelle konnten wir wind- und sichtgeschützt zelten. Während wir uns noch ein wenig mit Mustafa unterhielten, gesellte sich vom Autowaschplatz neben uns ein weiterer Herr dazu. Hasan bot uns nach wenigen Minuten an, bei ihm hier im Ort zu schlafen. Er war alleine und hatte genug Platz. Wir willigten ein. Auf dem Weg zu ihm wollten wir noch essen gehen. Alle hatten Hunger. Mitten im Ort hielten wir auf Hasans Geheiß und gingen in ein Restaurant. Es gab Urfa Kebap und wie immer Cay - lecker, wärmend und stärkend.
Nach dem Essen kämpften wir uns die letzten Höhenmeter zu Hasans Haus hinauf. Oben angekommen hatte man einen schönen Ausblick auf einen Teil der Ortschaft und einigen Bergen im Hintergrund. Wir bekamen wieder ein eigenes Zimmer mit Klappcouches. 😄 In der Küche unterhielten wir uns eine ganze Weile mit unserem Gastgeber. Der Sonnenuntergang war vom Fenster aus wunderbar zu beobachten. Irgendwann fragte er uns, ob wir an einer Spritztour in seinem Wagen auf einen der Berge interessiert wären. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir fuhren eine ganze Weile und kamen in ein benachbartes Dorf. Er zeigte uns das Haus, in dem er aufgewachsen war. Ein Stück weiter stand sein neues, noch im Bau befindliches Haus. Danach wurde die Straße immer enger, teilweise steiler und schlängelte sich den Berg hinauf. Mit dem Fahrrad hätten wir keine Lust gehabt da hoch zu fahren, egal wie toll die Aussicht gewesen wäre. Wir fuhren nicht bis ganz nach oben. Aber dort, wo Hasan mit uns hielt, war der Ausblick in die Dunkelheit mit den erstrahlten Ortschaften und dem Sternenhimmel allemal ein Erlebnis. Es war zwar schweinekalt aber wir wollten dort ja auch nicht übernachten.
Wieder unten in seinem Heimatdorf gab es Cay vor dem Teehaus. Zurück in Savastepe ging es zu seiner Cousine. Hasan wurde von ihr ermahnt, dass er mit uns vorbei zu kommen hat. Wir saßen im Fernsehzimmer auf den Couches. Hasan musste dolmetschen, da wir uns leider nicht mit ihnen unterhalten konnten. Wenn wir das nächste Mal zu Besuch kommen, dann sollen wir vorher etwas türkisch lernen. Es wurden Cay, Lindentee, Feigen, Äpfel, Weintrauben und Mandeln serviert. Dazu gab es noch Quitten. Sie mussten nur geschält werden und konnten dann wie Äpfel oder Birnen gegessen werden. Bis dahin kannte Verena nur Quitten, die man erst zubereiten musste oder auspresste, weil sie einfach zu hart für den direkten Verzehr sind. Zum Frühstück waren wir wieder eingeladen.
Tag 159 (16.11.2022)
17 °C

Vielen Dank an Hasan und seine Familie. Wir haben die Gastfreundschaft und das leckere Essen sehr genossen!

Nik hielt noch ein Schwätzchen mit Mustafa aus Elmshorn, dessen Akzent auch nach über 10 Jahren in der Türkei immer noch klar als norddeutsch zu erkennen war.

Von Savastepe nach Bergama
63,7 Kilometer | |
217 Minuten |
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340 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Es gab türkisches Frühstück bei Hasans Familie, das hauptsächlich herzhaft war. Der Tisch stand so voll, dass das Geschirr an einigen Stellen gestapelt wurde. Die Cousine stand immer wieder auf um nachzufüllen oder weitere Köstlichkeiten aus den Schränken zu holen. Das erinnerte Verena an ihre Mutter. Verena entdeckte später auf der Veranda zum Trocknen aufgehängte Früchte. Sie waren zwar geschält aber sahen doch verdächtig nach Kaki aus. Und tatsächlich. Unsere neugierigen Blicke fielen auf. Eine der halb getrockneten Früchte wurde abgenommen, eine halbe Walnuss in die Mitte des Fruchtkörpers gepresst und wir sollten probieren. Das war ein neues Geschmackserlebnis. 😊
Beim Abschied wollten sie uns einiges an Obst und Gemüse mitgeben und wir konnten wieder nicht verständlich erklären, warum wir nur so wenig mitnahmen, denn unser Platz und unsere Kraft waren begrenzt. Wir hoffen aber, dass einige von den spendablen Bekanntschaften unserer Reise hier den ein oder anderen Text lesen können und merken, dass wir bei mehreren Menschen die Gaben ablehnen mussten, ohne sie damit beleidigen zu wollen. Wir hatten schlicht und ergreifend nicht die Möglichkeit alles zu transportieren.
Den ganzen Tag durch war es frisch, grau und trüb. Unser Tagesziel war Bergama. Eine Anfrage bei Warmshowerin Emine war zunächst erfolglos, weil sie bereits Gäste erwartete. Sie gab uns aber die Nummer ihres Freundes Metin. Er war ebenfalls bei Warmshowers. Und so ergab es sich, dass wir bei einem Zahnarzt unterkamen. Er hatte in einem mehrstöckigen Neubau eine Dreizimmerwohnung. In einem Zimmer waren zwei Klappcouches, ein großer Schrank und ein Arbeitstisch. Dort konnten wir uns einrichten. Das zweite war das Wartezimmer. Ja genau, ein Wartezimmer für Patienten. Denn das dritte Zimmer war sein Behandlungsraum inkl. Behandlungsstuhl. Verrückt! 😅 Es gab ein großes Bad samt Waschmaschine, eine voll ausgestattete Küche und einen kleinen Balkon. Metin hatte es irgendwie geschafft, die Räder auf den Balkon zu stellen. Das war ein Akt, aber Metin anscheinend ein Profi was das angeht. Wenn Nik eine rauchen wollte, dann hatte er noch eine winzige Ecke in der er stehen konnte. Reichte ja auch. 😉
Zusammen mit Metin gingen wir in ein Restaurant und bestellten Köfte. Metin konnte leider nicht mit uns essen, wollte aber später noch einmal in der Wohnung vorbei kommen. Nach dem Essen spazierten wir eine kleine Runde durch die Stadt.
Tag 160 (17.11.2022)
21 °C
Metin hatte uns erklärt, dass er ab elf Uhr arbeiten würde und wir planten vorher aus der Wohnung raus zu sein. Die erste Notfallbehandlung lag aber leider bereits vor elf Uhr auf seinem Stuhl. Wir verabschiedeten uns leise, um die Stadt mit seinen historischen Schätzen zu besichtigen. Wir nennen es liebevoll "alte Steine gucken". 😉 Bergama hieß in der Antike Pergamon. Vorbei an der Roten Basilika (rote Halle mit Rundbauten) ging es zu einer Gondelbahn, die uns hoch zu den bekanntesten Überresten von Pergamon, der Akropolis, brachte. Auf dem Weg nach oben waren bereits einige vereinzelte kleine Überreste zu sehen. Zäune und Geländer waren auf dem Areal der Akropolis eine Rarität. Dafür standen überall Warnschilder, die auf Sturz- und Rutschgefahren hinwiesen. Man konnte überall hin und rauflaufen. Wir hatten beide in der Schulzeit den Pergamonaltar im Pergamonmuseum in Berlin besucht. Nun standen wir vor dessen ursprünglichem Sockel umgeben von weiteren Gebäuderesten und einem Blick auf Bergama. Das riesige Amphitheater liegt westlich am Berg. Je näher wir kamen, umso windiger wurde es. Ein nicht sehr vertrauenswürdiger, gezimmerter Holzsteg mit einigen Stufen und teilweise gerissenen Führungsseilen führte an der steilen Bergwand vorbei. Der Weg war schmal, man konnte nicht um die Ecke sehen, der Wind wehte kräftig dagegen und der Blick ging neben den Holzbalken tief herunter. Kein Problem für Nik, Verena musste allen Mut zusammen nehmen. Der Holzsteg endete nicht direkt im Amphitheater. Wir mussten erst noch über ein paar "kleine" Steine klettern. Das Amphitheater ist einfach unfassbar riesig. Früher hier eine Aufführung zu sehen, mit dem Ausblick, war sicher genial. Dort wehte der Wind nicht mehr nur, es stürmte geradezu. An der obersten Stelle war er so kräftig, dass Nik anfing erste unkontrollierte Gesichtzüge zu bekommen. Und es war so laut, dass man kein Wort verstand, als er ein Video aufnahm. Mit der Zeit wurde es immer windiger auf dem gesamten Gelände. Die Gondel schwankte bei der Fahrt herunter hin und her. Wir gingen weiter durch Bergama und etwas abseits gelegen zum Asklepion (antike Heilstätte). Es war nicht so spektakulär wie die Akropolis, hatte aber auch seinen Charm. 😊
Abends gab es Kumpir mit Pilzen, Paprika und Aubergine für Nik, mit scharfem Joghurt, Erbsen mit Möhren in weißer Soße, Mais und Gurke für Verena. Danach haben wir das erste Mal Cig Köfte im Dürüm gegessen. In der Türkei ist die Variante aus rohem Rindfleisch verboten. Wir wollten mal die vegane Variante mit Bulgur probiert haben. Zurück in der Wohnung kam unser Host Metin mit seinem Sohn Engin vorbei. Auch er fuhr viel und gerne Rad, lebte in Istanbul und arbeitete für die Gemeinde. Er kümmerte sich um die Erhaltung und den Bau neuer Radwege nach Istanbul. Und natürlich kannte er Inanc aus der Fahrradakademie in Lüleburgaz. Wir konnten also ein wenig nachvollziehen, wovon er sprach und fanden die bestehenden Ausbaupläne interessant. Aber auch wir hatten etwas interessantes für ihn und konnten ihn in einer der Whatsapp-Gruppen der Radreise-Netzwerke als hilfreiches Mitglied gewinnen. YEAH!
Tag 161 (18.11.2022)
21 °C
Das Wetter lud nicht zum Radfahren ein. Metin bot uns an eine weitere Nacht bei ihm zu verbringen. Das Angebot nahmen wir gerne an, um dann nicht bei Regen fahren zu müssen und stattdessen digital einiges zu erledigen.
Beim Frühstück mit Metin saßen wir in einem Restaurant und sahen einen Radfahrer zügig vorbeifahren. Es war ein Freund von Metin der nach wenigen Minuten zurück war und sich zu uns gesellte. Den Rest des Tages hing Nik am Laptop und Verena am Handy oder schlief. Nik fand online jemanden namens Kai, der momentan genau unsere Route fuhr, nur in entgegengesetzter Richtung. Er kam uns entgegen und war zwei Tagestouren entfernt. Verena schrieb ihn einfach an. Vielleicht kann man sich ja irgendwo treffen.
Tag 162 (19.11.2022)
23 °C

Unsere kleine Fahrradcrew bei der Pause am Teehaus: Metin, Emine mit Freundin Hadice, Verena und Niklas

Kai hatte Nik über Komoot gefunden und Verena unser Treffen organisiert. Wir hatten einen tollen Abend zusammen und haben uns super unterhalten. Es macht immer wieder Spaß andere Radler zu treffen.

Von Bergama nach Aliaga
48,2 Kilometer | |
219 Minuten |
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170 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Bevor wir weiterfahren wollten, ging Verena durch die Straßen und versuchte Simit oder Acma zu bekommen. Leider ohne Erfolg. 😔Metin lud uns zum Frühstück zu sich nach Hause ein. Da wir wie immer spät dran waren und keine weiteren Umstände machen wollten, lehnten wir dankend ab. Wir wollten also unterwegs schauen, was wir zum Frühstück finden. Als wir dabei waren das Gepäck und die Räder auf die Straße zu bringen, kam Metin mit Frühstück von Zuhause zurück. Er setzte sich unten zu unseren Räder um sie zu bewachen, während wir in seiner Küche saßen und uns mit herrlich belegten Broten stärkten. Vielen Dank an Metin und seine Frau für die liebe Gastfreundschaft! 😊
Als wir wieder bei den Rädern waren und begannen sie zu beladen, ging Metin hoch um sich umzuziehen und sein Rad zu holen. Er wollte uns ein Stück begleiten. Auf dem Weg aus der Stadt wollte er aber noch jemanden abholen. Es war Emine, die uns Metins Nummer gegeben hatte, weil sie uns nicht beherbergen konnte. Nun waren wir zu viert unterwegs. Es ging hauptsächlich über Feldwege. In einem Dorf machten wir eine Pause in einem Teehaus. Ein älterer Herr gab eine Runde Tee aus und Emine freute sich über eine Bekannte, die zufällig nebenan arbeitete. Hadice ist ebenfalls begeisterte Radfahrerin. Als wir aufbrachen bekamen wir noch Schokowaffeln von ihr zugesteckt. 😊
Auf einem Feldweg hielt Emine plötzlich an, ging auf einen kleinen Baum zu und pflückte Früchte, die aussahen wie winzige Äpfel. Sie konnten roh verzehrt werden. Die Konsistenz war vergleichbar mit Birnen.
Wir bedankten und verabschiedeten uns. Die Bundesstraße ist weiterhin keine schöne, aber immerhin einfach zu fahrende Strecke. Zudem war es windig und wir kamen wieder langsamer voran als uns lieb war. Trotzdem erreichten wir heute das Mittelmeer. In einer Ortschaft gab es einen tollen Radweg am Meer entlang. Auf einer überdachten Bank direkt am Radweg und nur wenige Meter vom Mittelmeer entfernt setzte sich Nik hin und baumelte zufrieden mit den Beinen. Dazu lächelte er über das ganze Gesicht während er den Anblick des Meeres genoß. In einem Lokantasi bestellte Verena das Abendessen. Es sah alles lecker aus und der Hunger war riesig. Nik staunte nicht schlecht, wieviel sie bestellt hatte: Köfte mit Paprika und dazu Reis, Spinat, Hühnchen mit Karotten und Paprika und Kartoffeln und dazu einen extra Teller gemischtes Gemüse (Aubergine, Kartoffeln, Paprika). Brot und ein gemischter Salat wurden ebenfalls serviert. Wir hatten für vier gegessen. 😄
Kai kam uns entgegen. Ein potentieller Campingspot von ihm fiel leider als solches durch, aber es dauerte nicht lange und er schickte uns einen Standort von einem bewirtschafteten Campingplatz bei Aliagla in unserer Nähe. Wir erreichten das Gelände, nur leider von der falschen Seite. Unsere Straße endete vor einem nicht mehr genutzten Tor. Wenn man bei unserem Navi komplett reinzoomte, sah man auch, dass die Straße an der Stelle eine winzige Unterbrechung anzeigte. So weit hatten wir aber natürlich nicht reingezoomt. Also hieß es ein Stück zurück und drum herum fahren, um den Haupteingang zu benutzen. Am Haupteingang wurde uns dann gesagt, dass man ab 16 Uhr kostenlos rein kommt. Alles klar! Wir fuhren über das Gelände. Und fuhren und fuhren und es nahm gefühlt kein Ende, denn der Campingbereich war auch wirklich ganz am Ende vom Gelände. Und er lag natürlich in Sichtweite von dem Tor, das wir von der anderen Seite schon bestaunen durften... 🙄
Auf der Wiese stand ein Zelt und ein Fahrrad war an etwas hölzernem angelehnt. Dahinter rauschte das Meer. Nach einem lauten "Hallo" unsererseits tauchte ein Kopf hinter dem Zelt auf und begrüßte uns ebenso freudig. Wir freuten uns alle, dass das mit dem Treffen funktioniert hatte. Normaler Weise trifft man unterwegs zufällig Leute und tauscht dann die Kontaktdaten. Bei uns war es ein bisschen anders herum. Wir verstanden uns super, waren die ganze Zeit nur am Geschichten erzählen und genossen die Gesellschaft. Irgendwann mussten wir leider schlafen gehen. Doch wir hatten ja noch den nächsten Morgen. ☺️
Tag 163 (20.11.2022)
23 °C

Kai hatte sich eine Auszeit genommen, um durch den Balkan, die Türkei und später Tunesien zu radeln. Viel Spaß und Sonne in den Speichen!

Von Aliaga nach Maltepe
35,8 Kilometer | |
174 Minuten |
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250 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Wir unterhielten uns den gesamten Vormittag weiter mit Kai. Er bekam von uns noch die Nummer von Metin aus Bergama. Da Kai etwas französisch sprach konnte er sich vielleicht einfacher mit ihm unterhalten als wir. Und eine so abenteuerliche Unterkunft muss man glatt weiterempfehlen. 😉 Sehr verwirrend für alle war, dass er schwerer unterwegs war als wir und wir einfach nicht herausbekommen konnten, was genau es war, das ihn so viel schwerer machte. Und das exotischte, was er dabei hatte, war eine Mundharmonika. Irgendwann mussten wir uns aber trennen, es war bereits nach 12 Uhr. Als alles wieder verpackt und an den Rädern hing, fuhren wir gemeinsam über das Gelände zum Ausgang. Dahinter verabschiedeten wir uns. Kai fuhr nach links weg, wir mussten geradeaus.
Zur Rechten war das Meer, zur Linken hinter etwas Schilf lag ein kleiner Salzsee mit Flamingos. Noch in der Ortschaft hielten wir an für Lahmacun und Pide. Das Ende der Ortschaft zierte ein Containerhafen mit entsprechendem LKW-Verkehr. Einige Kilometer später kamen uns drei Franzosen entgegen. Nach einer kurzen Unterhaltung empfahlen wir direkt den Campingplatz der letzten Nacht. Wir hatten es mit Gegenwind und Böen von bis zu 45 km/h zu tun. Das war weder angenehm noch einfach zu fahren. 🙄
Nach dem Sonnenuntergang gab es die zweite warme Mahlzeit des Tages in Form von Manti und Gözleme. 🤤 Im Nachhinein stellten wir fest, dass wir richtig Glück hatten mit dem Restaurant. Es war das einzige im größeren Umkreis, hatte zudem auch noch auf, war erschwinglich und vorallem wieder sehr lecker. Über dem Außenbereich war ein grünes Netz gespannt. Darunter standen die Stühle, Bänke und Tische. In dem einen Gebäude waren die Küche, der Hygienebereich und alles, was eine Gastronomie eben noch so zum wirtschaften brauchte. Ein sehr junger Mann konnte sein Englisch bei uns üben. Ein noch kleineres Mädchen fand uns zwar irgendwie interessant, war aber zu schüchtern näher zu kommen und die von den Erwachsenen vorgesprochenen englischen Sätze bei uns zu wiederholen. Zwischendurch miaute es. Wir hatten Schwierigkeiten die Katze auszumachen, genauso wie der Hund, der verzweifelt überall suchend herumlief. Irgendwann sahen wir, dass die anderen nach oben schauten. Die Katze saß oben im Netz. Der Hund hatte keine Chance sie zu finden. 😅
Noch im selben Ort fuhren wir auf eine Tankstelle. Dahinter war sowas wie ein kleiner Park. Dort konnten wir unser Zelt aufschlagen. Es war etwas schwierig eine Stelle ohne Hundekot und Disteln zu finden. Doch es war nicht unmöglich. Als das Zelt stand und Verena im Inneren alles vorbereiten wollte, war das leider etwas schmerzhaft. Irgenwas stach von unten durch den Zeltboden und die Schutzplane. Das war nicht gut. Das würden unsere Luftmatratzen nicht heil überstehen. Auf Nachfrage durften wir leider nicht auf den gepflasterten Bereich der Tankstelle umziehen. Alles wieder zusammenpacken und weiter fahren, in der Hoffnung, dass wir nachts noch einen anderen Platz finden, das wäre der letzte Ausweg gewesen. 😩 Wir untersuchten noch einmal den Untergrund und leuchteten jede einzelne Pflanze ab. Dabei fiel eine von ihnen nun auf. Und tatsächlich, wir hatten die für uns problematische Pflanze ausfindig machen können. Da es keinen anderen Platz für unser Zelt auf der Fläche gab musste die Pflanze leider dran glauben. Es gab auch noch genug Exemplare in der Nähe. Wir waren erleichtert, nicht noch umziehen zu müssen. In einem Baum wenige Meter von uns entfernt saß ein Kauz. Aus zwei weiteren Ecken hörten wir ihre Rufe, konnten aber sonst kein Tier erkennen. Irgendwann waren die Rufe verstummt und das Tier unbemerkt verschwunden. Auch wir verschwanden kurz darauf in unserem Zelt.