Tourwoche
Tag 115 (03.10.2022)
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20 °C

Von Turnu Magurele nach Ovcha Mogila
68,2 Kilometer | |
291 Minuten |
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400 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Leonard rief für uns an der Fähre an. Angeblich fuhr sie. Nach dem Frühstück ging es mit Alexandra und Leonard zu den Rädern und sie lotsten uns wieder zur Fähre. Wenige Meter davor sahen wir bereits eine Autokolonne aus Richtung der Fähre kommen. Das hieß, dass zumindest eben eine angelegt hatte. Alexandra stand an der Ecke und rief Verena zu, sie solle nicht anhalten, vielleicht bekommen wir die Fähre dann noch. Leonard saß wenige Meter von ihr entfernt im Wagen. Verena fuhr winkend vorbei. Nik nahm sich noch die Zeit für eine Umarmung. Die Grenzkontrolle war besetzt. Wir wurden reingelassen bzw. rausgelassen, kommt auf den Blickwinkel an. 😉 Das war ein sehr gutes Zeichen. Alexandra und Leonard verabschiedeten sich mit Lichthupen von uns. Die Fähre selbst war leider schon wieder auf dem Weg zur anderen Seite. Es dauerte aber nicht lange und wir konnten zusammen mit vier LKWs auf die Fähre. Wir standen hinten und konnten so Alexandra und Leonard winken, falls sie am Strand nebenan stehen würden. Als die Fähre ablegte sollten wir mit unseren Rädern allerdings nach vorne. Nik begann sein Rad zwischen einem LKW und einer Wand durchzuquetschen. Verena blieb stehen und schaffte es noch von den neu gewonnenen Freunden winkend gesehen zu werden. Sie standen tatsächlich am Strand. Doch dann quetschte auch sie sich nach vorne. Die Fähre drehte sich noch so weit, dass wir auch vorne gesehen werden konnten.
In Bulgarien stellten wir uns hinter der Grenzkontrolle auf einen sonnigen Parkplatz, mit Blick über die Donau nach Rumänien. Alexandra und Leonard standen dort noch eine Weile mit ihrem Wagen. Vielen Dank, euch beiden, dass ihr uns so herzlich bei euch aufgenommen habt! Und wir freuen uns, wenn wir uns irgendwann wiedersehen!!!
Wir waren froh, dass alles doch noch geklappt hatte. Nach uns war die Fähre wieder rüber, dann aber in sowas wie eine Parkposition gefahren. Wir haben damit die letzte Fähre vor einer Pause bekommen. Puh!
Jetzt hieß es Höhenmeter schaffen. Wir hätten Alexandra und Leonard gerne ein Foto von weiter oben mit Blick auf ihre Stadt und ihren Strand geschickt. In den Momenten, in denen wir zurückschauten, gab es aber leider immer keine Aussicht. Die Straßen waren nicht besonders gut. Wir waren von den Donauwegen verwöhnt. Oben angekommen ging es erst noch eine Weile über sowas wie ein Plateau. Dann folgte die Abfahrt. Durch die Schäden der Straße kamen wir trotzdem nicht besonders schnell voran. Nach etwa 45 km mussten wir auf einen sandigen Weg abbiegen. Für unsere große Pause nahmen wir uns keine Zeit. Es gab Backerbsen, Erdnüsse und Müsliriegel. Dann ging es auf die Sandpiste. Was für eine Strecke. Sie wechselte ständig zwischen grob steinig, matschig mit Pfützen, asphaltiert und sandig. Die Straße hatte viele Löcher, egal welches Material gerade an der Reihe war. Die Pfützen waren so trüb, dass man die Löcher nicht sehen konnte. Und dann kam eine meterlange Pfütze, an der wir seitlich nirgends ausweichen konnten. Verena fuhr als erste. Es gab einen Moment bei dem sie dachte, jetzt ist das Rad so tief im Wasser, dass auch die Schuhe nass sind. Aber dem war zum Glück nicht so. Nik war danach dran. Bis auf einen ordentlichen Schlenker verlief aber auch hier alles gut. Wir erreichten eine Kreuzung auf eine asphaltierte Straße und verschnauften dort ein paar Minuten.
Als die Sonne am Untergehen war erreichten wir das Zieldorf, aber noch nicht unser Ziel für heute. Am Straßenrand lief ein Hund etwas verängstigt vor uns weg. Auf der anderen Seite bellte ein anderer Hund hinter einem Zaun. Es war ein großer Zaun, nur leider hatte er Schwachstellen und durch eine zwängte er sich durch. Da traten wir noch einmal kräftig in die Pedale. Es folgte eine Schafherde samt Schäfer und zwei entspannten Hütehunden. Sie hatten uns bereits gesehen und machten keine Anstalten auf uns zuzukommen. Das fanden wir super. Auf der anderen Straßenseite verlief eine Hofmauer. Als die endete und wir geräuschlos plötzlich am Tor vorbeirauschten, erschreckte sich der dort liegende Hund dermaßen, dass er uns wild bellend verfolgte und die anderen leider mit einstiegen. Sie kamen uns ziemlich nahe aber hielten, wie alle anderen bisher, trotzdem Abstand.
Es ging ins Zentrum der Ortschaft zum Einkaufen. Als wir wieder aufbrachen war die Sonne komplett verschwunden. Hinter dem Dorf liefen uns zwei Füchse durch die Scheinwerfer. Wir erreichten das Gasthaus und bekamen ein kleines Zimmer mit eigenem Bad. Die Räder standen vor unserem Fenster. Das Zimmer war komplett mit Styroporplatten und -leisten verkleidet. Das sah skurril aus. Und es hatten sich einige Grillen hinein verirrt. Insgesamt fingen wir vier Grillen und brachten sie raus. Eine Grille versteckte sich aber leider zwischen den Styroporelementen, zirpte und knabberte an ihnen. Das war sowas von nervig. Manchmal sah man nur, wie die Fühler rausschauten und sich bewegten. Das Bad hatte Schimmel und Dreck an leicht zugänglichen Stellen. Die Toilette war nicht geputzt. Es gab nur ein Handtuch für uns beide. Es war ja nur für eine Nacht, aber trotzdem eins der ranzigsten Zimmer, die wir bisher hatten! Dafür hatten wir ein üppiges, wenn auch kaltes Abendessen. Es gab Kohlrabi, Tomaten, Paprika, Gurke, seltsamen Käse für Verena und das Brot, fast alles aus Gura Padinii. Und zum Nachtisch Chips! 😉
Tag 116 (04.10.2022)
17 °C

Von Ovcha Mogila nach Samovodene
57,6 Kilometer | |
232 Minuten |
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370 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Die ersten Kilometer gingen über Hügel auf steinigen Wegen. Zum Glück hatten wir unsere Reifen schon länger nicht mehr aufgepumpt. Sie hatten den passenden Luftdruck zur Fahrbahn. Zwischendurch war ein Regenbogen am Himmel zu beobachten. Es war eine anstrengende Route, aber wir haben sie geschafft. Bei der Unterkunft war der Betreiber etwas überrascht. Er hatte nicht mitbekommen, dass eines seiner Zimmer spontan gebucht wurde. War aber zum Glück kein Problem. Auf dem Hof gab es viele Katzen diversen Alters (voll süß!) und auch einen Hund. Da unsere Räder auf einem abgeschlossenen Hof standen, nahmen wir nur das nötigste mit in den ersten Stock. Dort gab es auch einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche. Kochen ging aber nur auf dem Hof in einer Außenküche mit Gasherd. Es gab seit langem mal wieder Nudeln mit Tomate und Thunfisch. Wir bekamen vom Betreiber und seiner Frau noch Tomaten und Gurken geschenkt. Die Katzen schlichen die ganze Zeit in der Nähe herum, vereinzelt kamen auch mal welche näher.
Tag 117 (05.10.2022)
19 °C

Weil die Straße zu gefährlich war, wichen wir auf einen Wanderweg aus. Zum Wandern war der auch echt spitze. Mit einem Mountainbike hat man dort bestimmt auch seinen Spaß. Mit schweren Reiserädern war die Strecke nicht besonders spaßig.

Am Preobrazhenski Kloster endete der Wanderweg und wir hatten einen fantastischen Ausblick über das Tal. Die Plackerei durch den Wald hatte sich gelohnt.

Von Samovodene nach Weliko Tarnowo
9,0 Kilometer | |
53 Minuten |
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260 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Wir bekamen weiteres Essen zum Frühstück geschenkt. Es war wahrscheinlich Banitsa (Traditioneller bulgarisches Frühstücks-Omlette-Kuchen-Aulauf aus Blätterteig, Käse, Spinat und Eiern). Beim Packen der Räder wurden uns auch noch Walnüsse (a.k.a Munition 😉) mitgegeben. Der Weg vom Innenhof zur Straße ging so steil hoch, dass die Betreiberin bei Verena spontan half und mitschob. Unsere Route ging nur bis in die nächste Stadt. Aber die einzige Straße dort hin war eigentlich für Radfahrende verboten und der viele Verkehr war nicht ohne. An der ersten Parkbucht hielten wir an, snackten etwas und besprachen das weitere Vorgehen. Auf der Straße konnten wir nicht bleiben. Eine andere Straße gab es nicht. Uns blieb in wenigen Metern Entfernung nur ein Wanderweg mit deutlich mehr Höhenmetern. Dort angekommen sah es ganz gut aus. Es gab einen relativ breiten Weg mit groben Steinen, der trotz Steigung irgendwie fahrbar war. Wieder ein paar Meter weiter mussten wir allerdings links abbiegen. Und da sah es ganz anders aus. Es war nur noch ein schmaler Trampelpfad durch Gestrüpp. Verena ging ohne Rad ein Stück hinauf, um sich ein Bild machen zu können. Es war nicht einfach aber machbar. Der Weg war mühselig, abenteuerlich, teilweise wunderschön, teilweise beängstigend (weil er sehr dicht am Abhang entlang ging) und gefühlt unendlich. Am Ende kamen wir auf eine Lichtung. Dort standen Bienenstöcke und dahinter kam ein flaches Haus. Es war bunt bemalt und alt. An das Ende vom Haus schloss sich ein Glockenturm an. Mit jedem erholenden Atemzug konnten wir unsere Umgebung besser wahrnehmen. Denn es war ein altes, toll anzusehendes Preobrazhenski Kloster mit einem genialen Ausblick. Bis auf ein paar Katzen waren wir ganz alleine (dachte Verena recht lange). Ein riesiger Steinbrocken lag direkt neben der Hauswand vom Kloster. Wann der wohl da runterkam?
Irgendwann ging Verena auf die andere Seite des Klosters. Dort saß jemand telefonierend und in Gesellschaft zweier Katzen auf einer Bank in der Sonne. So alleine waren wir dann wohl doch nicht. Eine asphaltierte Straße führte hinab zu einem großen Torbogen, an dem links ein zerfallenes Haus am Abhang stand. Nach rechts ging es weiter am Kloster entlang auf einen gepflegten Hof. An einem dreistöckigen älteren Gebäude standen überdacht ein kleiner Traktor und einfache Kutschen. Etwas weiter weg und zum größten Teil verdeckt durch Bäume war ein weiteres mehrstöckiges Gebäude mit einem Auto davor zu sehen. Das sah bewohnt(er) aus. Bei dem telefonierenden Herren handelte es sich um den einzigen Mönch, der sich dort um die Anlage kümmert. Vor dem Kloster entdeckte Verena Armbänder und Talismane in den Bäumen hängend. An der Außenwand am und innen im Kloster blätterte überall bereits die Farbe ab. Es war so klein, voller Charme und unaufdringlicher Wandbilder. Klar, das Gold fehlte auch hier nicht., es war aber dezent eingesetzt. Das Herzstück war dann allerdings doch eine nach Osten ausgerichtete goldene Wand mit weiteren Bildnissen und ein Kronleuchter brachte alles zum Glänzen.
Nach einer ausgiebigen Pause, um uns zu erholen, das Kloster zu besichtigen und den Ausblick zu genießen, fuhren wir vorbei an dem zerfallenen Haus durch den Torbogen. Es ging schlängelnd eine kleine Straße hinab. Das war ein Spaß, schließlich waren wir ja vorher ordentlich hochgefahren, dafür muss man belohnt werden! Bis wir wieder an der Straße ankamen, der wir mit dem Wanderweg ausgewichen waren. Eine kurze Strecke mussten wir noch auf ihr fahren, da gab es keine Alternative mehr bis wir Weliko Tarnowo erreichen sollten. Dort angekommen führte uns unser Navi durch kleine, teils sehr steile Straßen. Zum Glück fuhren dort so gut wie keine Autos. Die Stadt war schön anzusehen und durch den bergigen Standort mit den verschiedenfarbigen Häusern bot sich uns bei Sonnenschein eine tolle Kulisse. An der Unterkunft angekommen empfing uns eine Dame mit bestem Englisch. Wir brachten alles in den dritten Stock ins Zimmer und stärkten uns mit dem Geschenk vom Morgen. Es war lecker. Während Verena ein Nickerchen machte, erkundete Nik die Stadt. Er hatte schon mal ein bisschen was ausgekundschaftet, um am nächsten Tag eine kleine Stadtführung leiten zu können. Während er das Stadtzentrum erkundete, fiel ihm auf, dass unser Navi uns durch die steilsten Straßen geschickt hatte. Wären wir einfach auf der Hauptstraße geblieben, dann hätten wir uns zwar weiterhin dem Autoverkehr ausgesetzt, dafür hätten wir uns durch den besseren Straßenbelag und weniger Höhenmeter einiges an Mühen erspart. Es wäre nicht mal ein Umweg gewesen. Auf dem Rückweg brachte Nik Hähnchendöner zum Abendessen mit.
Leider hatten wir etwas Pech mit einem unserer Etagennachbarn. Selten haben wir einen so lauten Menschen wahrgenommen. Ein Trampel aller erster Güte und Klinken hielt er gut hörbar für eine Erfindung des Teufels. Wir haben uns mehrfach gefragt, wie man mit dem wenigen Inventar des Zimmers so viel Lärm machen kann. 😄 Aber irgendwann musste wohl auch er schlafen.
Tag 118 (06.10.2022)
21 °C
Während Verena bis nach 12 Uhr schlief (das hatte sie wohl nötig), unterhielt Niklas sich mit der Hausherrin. Er erfuhr, dass die Besitzerin hauptberuflich eine Sprachschule betrieb. Im Eingang des Gebäudes hingen Bilder und Bastelarbeiten. Wir hatten vermutet, es könnte eine Art Hort oder Kindergarten sein. Wir sahen über den Tag verteilt Kinder und Jungendliche jeden Alters einzeln und in Gruppen das Gebäude betreten. In den ersten Jahren hatte sie immer Räume für den Unterricht gemietet. Dann beschloß sie ein Haus für die Schule zu bauen. Die zusätzlichen Zimmer wurden an Gäste vermietet.
Wir machten einen Tag Pause, um unsere Beine für die nächsten Etappen auszuruhen, denn es stand die Überquerung eines Passes an. Nachdem wir ein bisschen an der Homepage gearbeitet und Wäsche gewaschen hatten, gab Nik den Stadtführer. "Schau mal: Stadt!", "Weißt du was das ist? Richtig, Stadt!", "Oh, da links! Stadt!", wir hatten Spaß! Nach einer ersten Runde gingen wir in ein Restaurant. Beim Warten aufs Essen wollte Nik anstoßen. Verena hatte keine Idee worauf. Daraufhin nannte er sie liebevoll Pappnase. Wir hatten uns online kennengelernt und vor genau neun Jahren dann unser erstes Treffen. Daraus ist eine sehr schöne, verrückte, seltsame, abenteuerliche und wunderbare Freundschaft geworden, mit Höhen und Tiefen. Und einer begonnen Weltumrundung mit dem Fahrrad! Na dann Prost! 😄 Abends konnten wir die Ruhe im Haus genießen, denn das Trampeltier war am Morgen zum Glück abgereist.
Tag 119 (07.10.2022)
21 °C

Das war eine dieser Situationen: Hätte jemand mal zu uns gesagt, dass wir eines Tages AUF einer Straße in einem fremden Land in unseren Campingstühlen eine Essenspause vom Radwandern einlegen, das wäre an keiner Stelle des Satzes glaubwürdig gewesen.

Zu sehen ist der Yovkovtsi-Stausee (язовир „Йовковци“) am Fluss Veselina. Er versorgt neben Weliko Tarnowo und Elena viele weitere Städte in der Umgebung.

Die Unterkunft hatte mehrere Schlafzimmer. Das Bad und die Küche mit Esszimmer waren Gemeinschaftsräume. Da außer uns niemand dort nächtigte, sollten wir die Räder zur Sicherheit mit ins Haus nehmen.

Von Weliko Tarnowo nach Elena
42,7 Kilometer | |
199 Minuten |
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620 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Nach etwas über der Hälfte der heutigen Wegstrecke, und am höchsten Punkt der Tagesetappe, machten wir unsere Pause. An einer Kreuzung bogen wir rechts ab, hielten weniger Meter danach neben einem Holzstapel und holten die Campingstühle raus. Die Straße was so breit und wenig befahren, da stellten wir die Stühle AUF die Straße. Es fuhren dann doch mehr Fahrzeuge an uns vorbei als wir dachten, aber wir waren zu keiner Zeit im Weg. Zweimal wurde uns freundlich zugehupt und gewunken. Öfter wurden wir aber etwas ungläubig bestaunt. Verrückte Touristen...
Angekommen im Zielort Elena hieß es einkaufen. Verena ging in einen kleinen Laden. Bei der Kommunikation mit der Verkäuferin war die Übersetzungsapp diesmal keine große Hilfe. In ihrem Sortiment fand sich dann aber doch noch etwas, mit dem wir was anfangen konnten. Uns werden immer wieder Lebensmittel empfohlen, bei denen wir dann aber nicht wissen, was das genau ist und wie man das serviert oder zubereiten müsste. In der Unterkunft waren wir die einzigen Gäste. Die Räder sollten wir mit rein nehmen. Sie einfach komplett reinschieben ging leider nicht. Eine steile Treppe vom Bürgersteig auf das Grundstück lag zwischen uns. Während wir die Taschen abnahmen fielen um uns herum Birnen vom Baum. Die klangen sehr hart. Also beeilten wir uns, um keine auf den Kopf zu bekommen. Beim Kochen stellten wir fest, dass der Frischkäse nicht aus Kuhmilch gemacht war und kam damit nicht mit in die Nudelsauce. Es war auch so lecker genug. Als Dip kam nur ein Teil des Frischkäses auf Verenas Teller. Abends scharrte Nik dann draußen noch wie immer Katzen um sich. 😸
Tag 120 (08.10.2022)
22 °C

Kurz vor Erreichen des Passes legten wir an einem wunderbaren Rastplatz unsere längere Pause ein. Und es gab wieder eine tolle Überraschung.

Von Elena nach Tvarditsa
45,5 Kilometer | |
247 Minuten |
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860 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Auch morgens umgab sich Nik wieder mit Katzen. Er konnte einfach nicht ohne. Wir kauften noch direkt im Ort Lebensmittel für den gesamten Tag ein. Wir hatten unsere bisher höchste Etappe vor uns. Eventuell wollten wir auf dem Pass wildcampen und bereiteten uns darauf vor. Wir kämpften uns den Berg hinauf. Alle paar Kilometer gab es Trinkwasserbrunnen mit Parkbuchten, teilweise mit Sitzmöglichkeiten. Unsere erste Pause war an einem solchen Brunnen. Während wir dort waren, hielten immer wieder Fahrzeuge um ihre Flaschen aufzufüllen. Als nächstes stoppten wir an einer Lichtung, auf der gerade händisch Baumstämme von aus dem Wald kommenden kleinen Anhängern auf einen LKW-Anhänger umgeschichtet wurden. Unsere letzte Pause war 30 Höhenmeter vor dem Gipfel. Es war wieder an einem Trinkwasserbrunnen. Aber warum machten wir die Pause nicht oben? Hier gab es fließendes Trinkwasser (gefühlt ganz nah am Gefrierpunkt), einen großen stabilen Tisch mit Sitzbänken und die Räder standen sicher. Was uns oben erwartet wussten wir nicht. Also warum diese Chance vertun. Die Treppen von den Rädern hoch zur Bank waren allerdings eine schmerzhafte Herausforderung für Niks Beine. Auf der Fahrt nach oben überholten uns mehrere Rennradfahrer, einige kamen uns entgegen. Bei dieser letzten Pause fuhr erst einer, dann noch ein zweiter mit einigen Minuten Abstand an uns vorbei, beide bergauf. Der zweite fragte uns während seiner Vorbeifahrt, aus welchem Land wir sind. Es dauerte nicht lange, da kam er mit dem ersten Rennradfahrer zusammen vom Pass an uns vorbeigedüst. Es hielten wieder mehrere Fahrzeuge am Brunnen. Einer der Fahrer stieg aus und ging an den Brunnen. Danach schenkte er uns zwei Äpfel. Nachdem wir die dankend angenommen hatte, rief er etwas zu seiner Begleiterin. Sie stieg ebenfalls aus und kramte beim Rücksitz rum. Wir bekamen noch Weintrauben und bedruckte Kühlschrankmagnete geschenkt. Auf den Magneten waren Fotos von einem undeutlichen Gebäude auf einem Berg zu sehen. Wir verstanden nicht, was sie uns dazu erklären wollten, ein Wort fiel dabei immer wieder. Wir ließen uns den Namen des Gebäudes aufschreiben und wollten bei der nächstbesten Internetverbindung recherchieren. Es waren Fotos vom Busludsha-Denkmal (das Ufo der Kommunisten in den Bergen Bulgariens). Und es kam uns bekannt vor. Der YouTuber Fritz Meinecke in seinem Projekt „2.400km mit dem Fahrrad von Berlin nach Istanbul“ kam dort vorbei.
Es ging weiter. Auf dem Pass war es zwar sonniger, aber auch windiger und dadurch kälter. Eine richtige Aussicht gab es quasi auch nicht, dafür waren zu viele Bäume um uns herum. Also alles richtig gemacht! Da es trotz Sonnenschein schon so kalt war, entschlossen wir uns direkt die Abfahrt zu machen. Die Nacht wäre für uns dort oben sicher zu kalt geworden. Die Abfahrt war lang und es boten sich immer wieder tolle Aussichten, zusammen mit den sich langsam färbenden Bäumen und dem Licht der sinkenden Sonne. Herrlich! Wir erreichten die Stadt Tvarditsa. Nur leider gab es keine Unterkunft für uns. Eine Unterkunft teilte uns am Telefon mit, dass sie ausgebucht waren, bei einer anderen versuchten wir es persönlich. Aber auch hier hatten wir kein Glück. Ein Hotel an der Hauptstraße wurde nicht mehr betrieben. Was tun? Im Sonnenuntergang fuhren wir aus der Stadt raus. Online hatte Verena über Satellitenaufnahmen einen möglichen Spot zum Campen ausgemacht. Nik sah schon von Weitem grasende Pferde. Es war inzwischen dunkel geworden. Der Mondschein leuchtete das Gelände neben der Straße aber wunderbar aus. Nik bog auf eine Weide ab. Er erkundete die nähere Umgebung. Wir schoben die Räder hinter eine Böschung. Er hatte einen potentiellen Spot zum Wildcampen ausgemacht, schaute sich aber noch genauer um. Plan B wäre, eine Nachtfahrt bis nach Nowa Sagora und dort in ein Hotel einchecken. Es gab mehrere Dinge, die ihm an dem Spot kein gutes Bauchgefühl bescherten (direkt an einem Trampelpfad mit Wegenge, zu dicht an einer Trinkstelle, zu abschüssig, zu buckelig). Wir fuhren weiter auf die Weide, weg von der Straße, hinter ein paar Bäume. Der Sichtschutz war perfekt. Der Boden war ebener. Wir schlugen tatsächlich unser Zelt auf. Die zwei wichtigsten Taschen kamen ins Zelt, der Rest blieb am Rad für eine schnelle Abfahrt am Morgen. Unser erstes mal so richtig Wildcampen! Es war aufregend!
Tag 121 (09.10.2022)
23 °C

Dort wo am Vortag der Mond schien, stand jetzt die Sonne und wärmte uns ein wenig nach der kalten Nacht.

Verena hielt immer mal wieder Ausschau Richtung Straße. Niks Bauchgefühl hatte uns zum perfekten Spot für die Nacht geführt.

Dieser Platten war mehr als merkwürdig. Wir wissen nicht ob wir Glück hatten, weil wir zu einer kurzen Pause angehalten hatten und nicht schon auf dem folgenden langen Abschnitt mit Gefälle unterwegs waren oder ob wir uns den Platten erst in der Pause im Bereich der Parkbucht zugezogen hatten. Egal! Musste so oder so gewechselt werden.

Von Tvarditsa nach Nowa Sagora
25,9 Kilometer | |
98 Minuten |
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230 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Nachts war irgendwas am Zelt unterwegs, trotzdem hatten wir relativ gut geschlafen, wir hatten schon schlimmere Nächte. Es war aber ordentlich kalt für uns. Als wir morgens irgendwann aufstanden (wir hatten keinen Wecker gestellt), war alles ruhig und niemand zu sehen. Wir schienen unentdeckt geblieben zu sein. Nik stellte sich für seine Morgenroutine immer wieder in die wärmende Sonne ein paar Meter weiter weg vom Zelt. Nach einiger Zeit sah Verena beim ersten ausgewählten Spot eine Kuh. Niks Bauchgefühl war genau richtig gewesen. Und es war ein Zeichen für uns, nicht rumzutrödeln. Wo eine Kuh ist, da können weitere nicht weit sein. Doch auch nach mehreren Minuten waren keine weiteren Weidetiere zu sehen oder hören. Selbst die eine Kuh war nicht mehr da. Also nahmen wir uns die Zeit und stellten das Zelt in die Sonne, um es trocknen zu lassen. Dann sah Nik in der Ferne aber auf „unserer“ Weide eine Schafherde. Die hieß es zu beobachten. Mit allem anderen waren wir soweit fertig, als wir bemerkten, dass der Schäfer und damit die Herde samt Hütehunden in unsere Richtung kamen. Wir packten das Zelt also doch noch leicht feucht schnell zusammen und fuhren hinter dem Wäldchen hervor. Die einzelne Kuh hatte sich auf die Weide in die Sonne gelegt und blickte entspannt zu uns rüber. Vielleicht war sie im Sabbatical und nahm sich eine Auszeit von ihrer Herde. 😉
Bei der Auffahrt auf die Straße verloren wir die Luftpumpe, bemerkten es aber zum Glück direkt. Verena verlor mitten auf einer Schotterpiste ihren Spiegel. Es war ungewohnt ohne Spiegel. Der gewohnte kontrollierende Blick ging immer ins Leere und der Schulterblick musste erst wieder geübt werden, bis er nicht mehr in Kombination mit einem Schlenker nach Links zusammen auftrat. Wir mussten immer wieder Pausen machen. Nach den letzten zwei Tagen waren die jetzigen 200 Höhenmeter echt ungeil. Kurz vor dem Erreichen der letzten Anhöhe bogen wir ab in eine Parkbucht. Die Räder standen schon ein paar Minuten als das Hinterrad von Nik PLÖTZLICH binnen weniger Sekunden zusehends Luft verlor. Was war heute bitte los? Naja, Schlauch wechseln und weiter. Wir kamen in Nowa Sagora an und legten direkt wieder ein Päuschen ein. Dabei entschlossen wir uns, erst die Sachen wegzubringen, um anhand der Küchenausstattung unseren Einkauf zu planen. Wir bezogen ein großes Zimmer mit einer kleinen Küchenzeile und eigenem Bad. Bei den Rädern wurden die Betreiber Zory und Hristo wieder hilfreich und kreativ. Unser Zimmer lag im 1. Stock, die Räder hätten locker mit rein gepasst, aber um uns das Hochtragen zu ersparen bekamen wir ohne Aufpreis die Schlüssel zu einem der freien Geschäftsräume im Erdgeschoss. Es war ein Schulungsraum und wir konnten dort die Räder hineinstellen. Hinter nahezu blickdichten Gardinen waren sie durch die Fensterfront auch nicht mehr als solche zu erkennen. Hier konnten wir sie beruhigt die nächsten zwei Pausentage stehen lassen.
Noch bevor wir unsere Unterkunft gefunden hatten, bemerkten wir in der Ferne sowas wie ein Straßenfest. Zory erzählte, dass es ein Stadtfest gibt und Buden aufgebaut sind. Dort gingen wir hin. Wir aßen bulgarische Köfte mit Pommes. Das einzige, was wir noch einkauften, waren Getränke in der Nähe unserer Unterkunft. Dabei trugen wir unsere FFP2-Masken. Wir kommen soviel rum und gehen in so viele kleine enge Läden, da wollen wir nicht auch noch ungewollte Präsente verteilen. Die Verkäuferin sprach uns mit unfreundlicher Mine an, während sie immer wieder auf die Maske starrte. Da wir kein Wort verstanden und so oder so keine Lust auf eine Diskussion hatten, kam sie schnell wieder davon ab und wir konnten bezahlen. Wir gehen zumindest sehr stark davon aus, dass es um die Masken ging. Nik las, dass in Bulgarien nur diejenigen Masken tragen mussten, die nachweislich erkrankt waren. Gut, unter dem Aspekt können wir ihren eventuell geäußerten Unmut potentiell Infektiöse zu bedienen verstehen. Wir tragen sie trotzdem noch die meiste Zeit. Wer weiß, ob sich das noch ändert. Wieder auf dem Zimmer wurde das Zelt aufgebaut, damit es durchtrocknen konnte. Die Plane wollten wir am nächsten Tag draußen über einen Bauzaun in die Sonne hängen.