Tourwoche

Tag 108 (26.09.2022)

  25 °C

Und wieder mal: Platz ist in der kleinsten Hütte! Zur Not auch noch für die Radels!

Nach unserer Stippvisite in Bulgarien (keine Sorge, wir kommen wieder), ging es direkt ins zwölfte Land unserer Reise: Rumänien (falls jemand das Schild nicht lesen kann 😉)

Vermieter denken sich auch oft: Platz ist in der kleinsten Hütte und manchmal wird es dann abenteuerlich. Wenn die Treppe noch nen bisschen steiler gewesen wäre, dann wäre es ne Leiter gewesen. :-D

© OpenStreetMap

Von Widin nach Calafat

15,2 Kilometer
64 Minuten
70 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Unser Plan war nach Rumänien einzureisen, fast 60 km radzufahren und das erste Mal wildzucampen. Die Umsetzung gestaltete sich dann folgendermaßen: ja, wir haben Rumänien erreicht. Der Rest hat leider nicht geklappt. Warum? Es war kein Wecker gestellt und wir sind auch noch eine Stunde voraus, weil wir gestern den ersten Zeitzonenwechsel hatten. Schlaf fanden wir zudem erst zu 1 Uhr. Damit standen wir erst gegen 10 Uhr auf. Um 11:30 Uhr lagen alle Taschen draußen bereit. Doch Verenas Rad klapperte. Es wurde so einiges ausprobiert aber fündig wurden wir leider nicht. Los ging es dann erst zu 13 Uhr. Etwa 2 km später (noch vor der Grenze) fiel Verena auf, dass sie ihre geliebte Weste auf einem der Tische vergessen hatte. Sie fuhr zügig zurück. Zum Glück lag die Weste noch da.
Zur Grenze ging es über eine große Brücke. Die Auffahrt zum Radweg der Brücke war sehr spartanisch ausgeschildert. Es gab auch nur diese eine Auffahrt. Der Radweg auf der Brücke war super und führte uns direkt zur Grenze, nur leider auf der falschen Seite der Straße, die für Einreisende. Und vorher gab es keinerlei Möglichkeit, mal auf die andere Seite zu wechseln. Wenige Meter vor der Grenzschranke wurde uns gestikuliert, dass wir rüber müssen. Ach ne! Wir gestikulierten zurück, dass wir nirgends rüber kommen. Sie zeigten uns einen Parkplatz. Er schien für das Grenzpersonal zu sein. Dort sollten wir uns an den Schranken vorbei und durch die parkenden Autos schlängelnd rüber. Alles klar! Wir kamen direkt an den Häuschen der Passkontrollen raus. Um sich nicht vorzudrängeln, stellte sich Verena ohne Rad ans Ende der Autoschlange, Nik blieb vorne bei den Rädern. Es dauerte nicht lange, da wurde Verena von einem Grenzbeamten aufgefordert nach Vorne zu gehen. Die Autofahrer können klimatisiert sitzen. Da werden Radfahrer vorgezogen. Und ja, das wurden wir dann auch direkt.
Nach dem Durcheinander stellten wir uns für ein paar Minuten auf einen Parkplatz direkt hinter der Grenzschranke und überschlugen das bisherige Geschehen. Als wir weiter wollten kam das nächste Problem. Wir schoben wieder zurück zu dem Radweg, der uns zur Grenze brachte. Aber dort endete er auch für uns. Jemand rief uns irgendwas zu. Erneut kam ein Grenzbeamter in unsere Richtung, während er einen anderen, der ebenfalls auf dem Weg zu uns war, abwinkte. Er zeigte uns, dass der Radweg in der Mitte auf dem Gelände weitergeht, erkennbar an dem gelb-schwarz-gestreiften Geländer. Aha! Aber irgendwie auch passend. In Serbien (kein EU Land) waren die Eurovelo Radwege super ausgeschildert. In Bulgarien (Mitglied der EU) war davon rain gar nichts übrig, kein einziges Schild. Uns schwante, dass das in Rumänien wohl so weitergehen würde.
Wir fuhren nach Calafat. Nur leider wieder auf der falschen Seite. Wir hätten auf die Schnellstraße gemusst, uns unmittelbar links einordnen und entgegen dem Verbot links über die Gegenfahrbahn, um dann auf "unseren" Radweg zu kommen. Denn jetzt ging es über eine Brücke mit sehr schmalem Fuß- und Radweg. Sobald wir drauf wären, hätten entgegenkommende Radfahrer nicht an uns vorbei gepasst. Da wir niemanden auf dem einsehbaren Teil der Brücke sahen und wir definitiv keine Lust hatten uns auf die andere Seite durchzuschlagen, riskierten wir es. Wir befuhren die Brücke auf der falschen Seite. Und hatten Glück! Es gab keinen Gegenverkehr.
Noch auf der Brücke strahlte uns das LIDL Logo an. Klar gingen wir da direkt einkaufen. Als nächstes brauchten wir Bargeld und fuhren in die Stadt. Es war nur ein kleiner Umweg. Nach einigem Gerenne bekam Nik auch Geld aus einem Automaten. Da fing es an zu regnen. Und es ist auch schon wieder viel zu spät. Wir hatten uns Sandwiches besorgt und aßen sie unter einem Baum. Nebenbei wurde wenige Meter entfernt eine Unterkunft gebucht. Ebenfalls in der Nähe gab es eine Post. Wir wollten immer noch unser Gepäck weiter reduzieren und ein Paket nach Deutschland schicken. Verena ging rein, um die Lage zu sondieren. Ja, es gab Kartons in mehreren Größen zu kaufen. Das war ja schon einmal hilfreich. Wir fuhren zur Unterkunft. Die Räder fanden in einer verschlossenen Garage (gefliester kleiner Raum mit Bar und Holzscheiten) Platz. Wir bekamen keinen Schlüssel für die Garage, deshalb mussten wir alles mitnehmen, was wir brauchten. Da wir das Paket abschicken wollten und die Sachen auf mehrere Taschen verteilt waren, war auch leider viel zu schleppen. Zum Zimmer ging es eine steile Außentreppe ein Stockwerk hoch. Das Zimmer war ok und wir hatten viel Platz, wie wir es uns bei der Buchung ausgesucht hatte. Die aussortierten Sachen wurden zusammengesucht und ab ging es zurück zur Post. Eine freundliche Dame bediente Verena und war super hilfsbereit. Auf die Frage, ob der Karton offen bleiben muss und ob sie ein Inhaltsverzeichnis oder sonstige Angaben zum Inhalt benötige, da winkte sie lachend ab und sagte, das interessiere niemanden. YES! Es gab nur ein Hindernis: Wir brauchten eine rumänische Absenderadresse. Mist! Aber die Dame war auch hier mega hilfsbereit und gab einfach die Adresse der Postfiliale an. Sie erzählte noch nebenbei, dass sie im März zwei Radreisende in einem Restaurant kennengelernt und zu sich nach Hause eingeladen hatte. Wir haben leider nicht darauf geachtet, aber wir schätzen mal, dass sie auch ihren Namen angegeben hat. Weil unsere Mobilfunknummer ebenfalls drauf stand, hatten wir keine weiteren Bedenken. Sollte das Paket in der Filiale landen, dann könnte sie uns problemlos kontaktieren und wir hätten uns sicher auf das weitere Vorgehen einigen können. Damit waren wir wieder mehr als 2 kg leichter unterwegs.
Dafür fanden wir leider keine Postkarten in dem Ort. Sonst hätten wir das auch gleich noch erledigt. Wieder in der Unterkunft zurück mussten die ausgepackten Taschen alle wieder eingeräumt werden. Und irgendwie waren wir auch erschöpft. Draußen nahm der Regen immer weiter zu. Im Bad stießen wir auf bisher ungewohnte Montagekünste. Der Duschkopf war gleichzeitig auch der Wasserhahn am Waschbecken. Er war ausziehbar, wie man es in Deutschland in einigen Küchen kennt. Neben dem Waschbecken in der Ecke und trotzdem irgendwie freistehend gab es eine Duschwanne. Dazu gehörte ein Duschvorhang. Daneben stand die Toilette. An der Wand über der Duschwanne hing der Boiler. Er ragte etwas über die Duschwanne. Der Duschvorhang war so weit oben aufgehangen, dass es einige Zentimeter Luftraum zwischen Duschwanne und -vorhang gab. Da landete beim Duschen so einiges an Wasser vor der Duschwanne. Und da der Vorhang auch nur eine Seite der Dusche abdeckte, war der Luftraum zum Klo komplett freigegeben für Dusch- und Spritzwasser. Der Boden und die Wandfliesen trafen sich ausschließlich bei der Tür. Zu beiden Seiten weg wurde der Abstand dann aber mehr und mehr und mehr. Bis auf den Duschvorhang erfüllte alles seinen Zweck. Etwas “schräg” fanden wir es trotzdem. Und das setzte sich im Zimmer fort. Hätte man hier eine Wasserwaage hingelegt, an keiner Stelle im Zimmer hätte die Libelle die mittige Markierung angezeigt. Barfuß oder nur in Socken durfte man dort auch nicht rumlaufen. An einigen Stellen waren die Enden der überall im Raum verbauten Kantenschoner hochgebogen. Verenas Socken und Fuß sind zum Glück heil geblieben, als sie einmal die Balance verlor und hängenblieb. Der Regen wurden immer stärker, deshalb machten wir nichts weiter Produktives und ließen den chaotischen Tag ausklingen.

Tag 109 (27.09.2022)

  22 °C

Unsere Fahrradgarage/Holzlager/Bar. :-D

Auch wilde Hunde müssen es sich ab und zu bequem machen.

© OpenStreetMap

Mal wieder ein bisschen mehr Information zu unserer Tour bis heute:
109 Tage, 84 Routen, 221:56h Fahrzeit, 3.280 km gefahren, 13.330 Höhenmeter überwunden.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Da es an diesem Tag gewittern sollte, hatten wir drei Möglichkeiten:

1. 100 km bis Bechet fahren und vor dem Gewitter in der Unterkunft sein. Bisher sind wir keine 100 km am Tag gefahren. Mit einem Gewitter im Rücken würde die Strecke weder entspannt noch schön werden. Sollten wir auf der Strecke Probleme mit der Kondition, den Rädern oder sonst etwas bekommen, dann schaffen wir es nicht.
ODER
2. Wir fahren einfach los und campen wild. Das erste Mal Wildcampen sollte aber vielleicht nicht bei einem Gewitter sein. Zusätzlich hat es die gesamte Nacht durchgeregnet und der Boden ist matschig. Pfützen würden bei der Straßenbeschaffenheit die Schlaglöcher kaschieren. Dazu kommt der Verkehr, den wir hier in Rumänien noch nicht kannten, könnte ebenfalls ein Risiko darstellen.
ODER
3. Wir bleiben in der Unterkunft, ärgern uns ein wenig über den verlorenen Reisetag und machen das Beste draus.

Zu tun gibt es ja wie immer genug und deshalb blieben wir. In unserem Zimmer konnten wir dann den wirklich kräftigen Regen inkl. Hagel und Gewitter sicher aussitzen, was erledigen und relaxen.

Tag 110 (28.09.2022)

  25 °C

Die Markthalle von Calafat ist durch das durchscheinende Dach in schönes Licht getaucht.

Unter 3,5t sind die Radels zum Glück doch knapp, auch wenn es sich manchmal anders anfühlt... Und eine Kutsche sind wir auch nicht: Wir dürfen hier also fahren! :-)

Und wie immer hieß es: Dehnen in der Pause!

© OpenStreetMap

Von Calafat nach Bechet

96,6 Kilometer
292 Minuten
150 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Mitten auf einer mäßig befahrenen Straße lag plötzlich eine Schildkröte. Wir hielten an und Verena lief zurück, um die Schildkröte von der Straße zu holen. Der Panzer wies keine Beschädigungen auf und das Köpfchen hatte sie kurz bevor Verena bei ihr eintraf noch rausgestreckt. Die Glieder waren perfekt eingezogen und eingeklappt. Sie sah für uns Laien unbeschadet aus und wurde umgehend auf der andere Seite der Straße, ihre eigentliche Laufrichtung, zwischen Gräsern wieder abgesetzt.
Gefühlt kreiste über jedem Dorf, durch das wir fuhren, eine große Schar eurasischer Dohlen. Überall wurden wir freundlich von den Menschen begrüßt und angelächelt. Und es waren ziemlich viele Kutschen unterwegs. Nach unserer eigentlichen Tour für heute, entschieden wir, dass wir gut drauf sind, die Straße gut ist und einfach weiterfahren. Nach über 96 km, und damit eigentlich zwei Tagestouren, hatten wir einen neuen Rekord für uns aufgestellt. Wir wollten mal versuchen ohne Onlinebuchung einfach in einer Ortschaft eine Unterkunft anhand der Straßenbeschilderung zu finden, die dann vielleicht sogar billiger wäre. Die erste Pension fanden wir schon einmal nicht. Dafür entdeckte Nik ein Hotel. Dort standen bereits zwei andere Radreisende. Sie hatten eine Buchung. Die Rezeption war noch im Bau, deshalb begrüßten uns erstmal die Bauarbeiter. Die holten den Besitzer. Der konnte aber kein Englisch. Daraufhin wurde sein Sohn gerufen. So viele Menschen! Wir hatten Glück und ein geräumiges Zimmer war ganz in der Nähe des Eingangs frei. Unsere Räder durften wir neben ein Piano in der noch nicht fertigen Rezeption stellen. Die eigentliche "Fahrradgarage" (ein Baumateriallager) war anscheinend zu klein, um vier Fahrräder unterzubringen. Wir waren total erschöpft und hungrig. Der Sohn des Betreibers empfahl uns ein Restaurant, um genau zu sein, das Restaurant, das zum Hotel gehört 😉. Da es weiter weg war, bot er uns an, uns zu fahren. Wir wollten aber nur noch was essen und direkt ins Bett fallen. Es gab nur leider keinen Lieferservice. Stattdessen schrieb man uns, dass sie eh hin müssten und dann gerne unsere Bestellung aufnehmen und uns ins Zimmer bringen. Wie geil ist das denn bitte? Die Pizza war sehr lecker, wir wurden satt und es dauerte nicht lange, da schliefen wir tief und fest.

Tag 111 (29.09.2022)

  29 °C

Bei einer unserer Pausen bekamen wir drei Birnen geschenkt. Sie waren der Anfang von etwas Großem...

Der Birnenschenker sagte anscheinend einem weiteren Mann bescheid und der lud uns schließlich zu sich nach Hause ein. Wir haben nicht nur auf der frisch betonierten Einfahrt unsere Spuren hinterlassen...

... sondern auch neue Freunde gewonnen, mit denen am Abend lecker gegrillt wurde! Das war alles so toll!

© OpenStreetMap

Von Bechet nach Gura Padinii

30,8 Kilometer
102 Minuten
70 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Die Strecke vom Vortag lag uns noch in den Knochen. Der Plan war 30 km zu fahren und dann einen Platz zum Wildcampen zu suchen oder nach spätestens 45 km in der Stadt Corabia eine Unterkunft zu nehmen. Nach 30 km machten wir eine Pause in Gura Padinii. An der Hauptstraße war uns zu viel Verkehr. Wir bogen in eine kleine Seitenstraße ein und setzten uns auf eine Bank. Nach einiger Zeit fuhr ein großer, weißer VW an uns vorbei. Es saßen zwei Männer drin. Der Wagen hatte ein deutsches Kennzeichen, deshalb lächelten wir nur, weil wir inzwischen wussten, dass viele in Deutschland arbeiten, dort ihre Autos zulassen und mit ihnen im Urlaub in die Heimat fuhren. Einer der Herren kam zurückgelaufen und schenkte uns drei Birnen. Wir wurden gefragt, ob wir Deutsche sind. Dann ging er wieder und sein Freund kam zu uns. Wir unterhielten uns ein wenig auf deutsch. Er arbeitete seit vielen Jahren in der Nähe von Stuttgart. Dann bot er uns sein Gartenhaus zum Übernachten an. Wir willigten ein und folgten ihm und einem inzwischen dritten Mann. Es ging zur Hauptstraße und wir stoppten vor einer frisch betonierten Auffahrt. Da wollten wir auf keinen Fall mit den schweren Rädern rüber und die Arbeit von Stunden ruinieren. Es half nichts, sie packten direkt mit an und wir schoben unsere Räder darüber. Alles kein Problem! Egal wie es enden würde, wir hatten uns in dieser Auffahrt verewigt. Und wissen endlich was für komische Menschen Spuren in frischem Beton hinterlassen 😄. Uns empfing ein vierter Mann. Der zeigte uns sein Haus, in dem wir in einem eigenen Zimmer mit großem Bett nächtigen durften. Es gab nur eine Forderung! ALLES ENTSPANNT!!! 😂
Das Haus gehörte Vio, dem Bruder des Einladenden, der Doru gerufen wird. Wenn wir wollten, dann hätten wir hier bis Sonntag (also drei Nächte) bleiben können. Dann mussten die beiden zurück nach Deutschland. Vio arbeitete seit vielen Jahren in München. An dem Nachmittag waren noch Wali und ein junger Mann auf dem Grundstück am arbeiten. Mittels Videotelefonie wurde uns Vios Freundin Gabi vorgestellt. Zum Grillen kam der nette Birnenschenker Nello dazu. Es gab Fisch, Schwein und Geflügel mit ordentlicher Knoblauchsoße, Ziegenkäse, Tomaten, Brot, Paprika und gegrillten Champignons. So lecker! Und dazu gab es selbstgemachten Wein, rot und weiß. An sich trinken wir beide keinen Wein. Nik fand den weißen aber ganz schmackhaft, immerhin ist der total Bio! Eben von Bio Vio 😉. Verena trank ein bisschen vom Roten. Irgendwann stand Nik in der Auffahrt und wässerte den Beton mit dem Gartenschlauch. Wenn wir schon Spuren im Beton hinterlassen haben, so freundlich aufgenommen und auch noch bewirtet wurden, dann können wir auch helfen den Beton zu wässern. Wir fielen mit einem Lächeln, gut genährt und leicht angetrunken in das große bequeme Bett. Doru schlief im Zimmer gegenüber auf der Couch, Vio im Zimmer daneben auf einer Klappcouch. Sowas war uns bisher auch noch nicht passiert. Von der Straße weg eingeladen und so herzlich empfangen! Wunderbar!

Tag 112 (30.09.2022)

  26 °C

Während die Männer irgendwas machten, stillte Verena den Durst vom Beton.

In Corabia besuchten wir die Ausgrabungsstätte der früheren Stadt Sucidava.

Er ist verrückt und herzallerliebst. Unser Bio-Vio! Ohne ständige Scherze wäre ihm das Leben zu langweilig. Zum Glück hat er Gabi, die da kräftig mithalten kann.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Wir konnten ausschlafen und als wir rauskamen, wurde ein riesiges Frühstück aufgefahren. Es gab Spiegeleier, Ziegenkäse, Tomaten, Paprika, Brot, Boromir (sehr guter Kuchen!!!) Walnuss-Schoko-Kuchen und Boromir (sehr guter Kuchen!!!) Zitronenkuchen. Nik war zuvor mit Vio einkaufen gegangen. Nach dem Frühstück stiegen wir zusammen mit Wali in Vios Auto und fuhren Richtung Corabia. Wir waren es definitiv nicht mehr gewohnt in Autos mitzufahren, geschweige denn so zügig wie Vio unterwegs war. In Corabia zeigten sie uns die Überreste der alten Festung des römischen Militär- und Handelszentrums Sucidava. Auf den Wegen entdeckten wir häufchenweise unsere verhassten Dornen. Sie zeigten uns, wie die Pflanze dazu aussah. Wir wussten nun endlich, wie unser Gegner aussah und auf welche Pflanze wir zukünftig achten müssten. Ein Highlight der an der Donau gelegenen Festung ist ein verschlossener Tunnel. Eine Dame öffnete ihn für uns. Es war angenehm kühl in dem Gang, der uns 19 m in die Tiefe führte. Der Tunnel endete an einem kleinen Becken, gefüllt mit Wasser. Die Menschen hatten damals in unsicheren Zeiten außerhalb der Mauern immer eine sichere Wasserquelle innerhalb der Mauern. Neben dem Becken hing ein Becher. Jeder von uns nahm einen Schluck. Dann hingen wir den Becher zurück. Vio war vor 30 Jahren zu Schulzeiten das erste und bisher letzte mal dort gewesen. Wali noch nie. Und es werden dort weiterhin Teile der Festung freigelegt. In Corabia stiegen wir an einem Marktplatz aus. Vio und Wali kauften einiges an Gemüse. Jetzt wollten sie Cevapi essen gehen. Wir waren vom üppigen Frühstück, das zu dem auch noch nicht lange her war, aber noch so voll, dass wir dankend ablehnten. Am Ende holten sie dort rohe Cevapis für den Abend und natürlich wurden direkt noch ein paar frisch gegrillte serviert. Man waren die lecker! Es ging weiter zu zwei Aussichtspunkten über der Donau. Der Wasserstand war extrem niedrig. Sie erklärten, wie hoch das Wasser in den nächsten Wochen wieder steigen würde. Als letztes fuhren wir zum östlichen Ortsausgang. Dort steht das letzte Fragment einer ehemals riesigen Donaubrücke und auf der anderen Seite der Straße ist ein Denkmal zum Unabhängigkeitskrieg.
Zurück in Gura Padinii schliefen wir eine Runde. Abends wurde wieder gegrillt und es gab die leckeren Cevapis. Danach ging es rüber zu Nello, der gemütlich im Garten mit seiner Familie aß und trank. Als wir dazu kamen wurden uns sofort Brot und Würste angeboten. Aber wir waren so satt. Nik hatte direkt wieder einen Hund vor sich unter dem Tisch, der ihn anstarrte. Was finden die nur an ihm? Ein bisschen aßen wir dann doch noch. Und dazu gab es Wein von Vio und Schnaps von Nello. Zwischendurch wurde uns frisch aus dem Garten gepflücktes Obst und Gemüse gereicht. Es schmeckte einfach alles. Nello führte uns durch sein Gewächshaus, seinen Garten, den Hühnerstall, zu einem trächtigen Schwein, durch den blühenden Garten mit schwindelig tiefem Wasserbrunnen auf dem Nachbargrundstück seiner Tochter, zurück unter den Weinreben durch zu den anderen. Dabei pflückte er so allerlei an Obst und Gemüse und gab es uns. Vio bekam irgendwann Schwierigkeiten darauf zu achten, mit wem er in welcher Sprache sprechen muss. Er setze Verena Nellos Enkelin auf den Schoß, die viel zu müde war um sich zu wehren. Was für ein Abend! Wir verstanden nichts, was die anderen sagten, aber es war trotzdem schön und lustig allemal. Am Ende wurde uns erklärt, dass wir jetzt mit unseren Familien zu ihrer Familie gehören.

Tag 113 (01.10.2022)

  27 °C

Heute war Vio der Chefkoch und hat superleckere gefüllte Paprikaschoten gezaubert.

Nik musste noch Wein in eine Flasche abfüllen, damit wir den mitnehmen konnten.

Unsere Gastgeber und neuen Freunde Doru und Vio. Vielen herzlichen Dank euch beiden für eure Gastfreundschaft und die tolle Zeit!

© OpenStreetMap

Von Gura Padinii nach Turnu Magurele

45,6 Kilometer
141 Minuten
60 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Als wir aufstanden war Doru schon wieder weg und sicher in seinem Haus, das er gerade renoviert, zu Gange. Walis Rücken hatte Verena noch vom Fenster aus gesehen. Den hatten wir verpasst, weil er zu einer Hochzeit eingeladen war. Vio empfing uns freudestrahlend. Er fragte Verena, was sie da tue, warum sie packe. Sie wäre die letzten zwei Tage der Chef gewesen, nun ist er es. Und er macht jetzt gefüllte Paprika, so wie wir es gestern Abend besprochen hatten. Wir packten weiter, und er fing an zu kochen. Nik assistierte ihm, damit er es später nachkochen kann. Als wir unsere Taschen an die Räder hingen, kam er mit immer mehr Lebensmitteln, die wir mitnehmen sollten. Es war einfach zu viel. Er gab so viel und mit noch mehr Herz, aber wir hatten einfach keine Möglichkeit mehr die Sachen unterzubringen. Er hätte uns gerne einen Anhänger angebaut. Seine Cousine kam kurz vorbei und brachte zwei Laibe frisches, selbstgebackenes Brot. Ein Brot war für das Essen jetzt, das andere war für unsere Weiterreise. Unsere Räder waren soweit es ging fertig gepackt. Es dauerte aber noch, bis die Paprika fertig waren. Es hieß also warten und Vio in Schach halten, uns weitere Dinge an die Räder zu packen oder zu schweißen. 😉 Doru war in der Zwischenzeit wieder zu uns gestoßen. Dann war es soweit. Die Paprika wurden serviert. Es war so lecker!
Nach dem Essen waren wir voll. Vio schlug mehrfach vor, dass wir uns doch etwas hinlegen sollten. Mit vollem Magen Fahrrad zu fahren sei nicht gut. Und es sollte bald regnen. Ja, wir hätten uns gerne kurz hingelegt. Aber dann wären wir sicher nicht mehr weggekommen. Und Regen wurde uns bisher in den Apps nicht angezeigt. Also packten wir die letzten Sachen an die Räder und fuhren los. Das ganze Erlebnis der letzten Tage hat so viele Eindrücke hinterlassen, so dass wir uns im nächsten Dorf kurz auf eine Parkbank setzten, um das alles so richtig zu realisieren und sacken zu lassen. So viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit! Das kannten wir vor der Reise einfach nicht. Vio, Doru, Wali und Nello, euch allen vielen herzlichen Dank für eure Herzlichkeit! Wir hatten eine wunderbare Zeit bei euch und werden euch nie vergessen!!!
Dummerweise stellten wir nach unsere kleine Pause fest, dass die Pflanze mit den verhassten Dornen dort überall wuchs. Nach dem langsamen und vorsichtigem Zurückschieben der Räder aus ihrer Parkposition wurden also erst einmal geschaut, ob wir irgendwo wieder Dornen in den Profilen hatten. Bis auf einen Dorn bei Nik im Vorderrad schienen wir aber Glück gehabt zu haben. Wir sind echt traumatisiert von diesen Dornen. Wir sahen sie inzwischen einfach überall. Bei den nächsten Kilometern dachten wir beide unabhängig voneinander daran, jetzt hoffentlich keinen Platten zu bekommen. Es schwirrte uns eine ganze Weile im Kopf rum. Eine zweite Pause machten wir am anderen Ende in Corabia gegenüber vom Unabhängigkeitsdenkmal. Das hatten uns einen Tag zuvor Vio und Wali gezeigt. Dort sahen wir dann, dass uns in kürzester Zeit Regenwolken einholen würden...
Fünf Kilometer vor Turnu Magurele fing es so kräftig an zu regnen, dass wir unsere Regenjacken überzogen. Nik hielt Ausschau nach einem geeigneten Campingplatz und hatte eine Stelle erspäht. Wir wollten aber noch den Regen abwarten und Verena fuhr neben der Straße zu einem verfallenen Gebäude um zu schauen, ob wir uns dort unterstellen könnten. Ne, die gesamte Fläche um das Gebäude war voller Dornenpflanzen. Währenddessen hielt im Hintergrund neben Nik ein Auto. Es waren Alexandra und Leonard. Sie fragten, ob wir Hilfe brauchten und ob wir gerne mit zu ihnen nach Hause kommen wollten. Eigentlich wollten wir an unserem letzten Abend in Rumänien legal wildcampen. Bei der Wettervorhersage gab es inzwischen jedoch Anzeichen für Gewitter. Wir waren sehr hin- und hergerissen und willigten schließlich ein. Lieber eine wettersichere Unterkunft als auf Gedeih und Verderb wildcampen.
Am Ortseingang von Turnu Magurele warteten sie auf uns, damit wir hinter ihnen her zur Wohnung fahren konnten. Als alles, auch die Radels, im 2. Stock eines mehrstöckigen Mehrfamilienhauses untergebracht war, setzten wir uns an den Tisch und konnten uns in Ruhe etwas kennenlernen. Zum Abendbrot konnten wir freudiger Weise auch ein bisschen beisteuern. Es gab Spiegeleier und frische, gebratene Würste. Wir haben uns lange und viel unterhalten. Mit Alexandra konnten wir uns problemlos auf deutsch unterhalten und sie übersetzte uns das, was Leonard zu erzählen hatte. Leonard verstand uns ein kleines bisschen, den Rest übersetzte Alexandra ihm. Draußen tobte ein Unwetter, das uns aber zum Glück nicht interessierte.
Zum einen hatten wir vermutlich riesiges Glück, zum anderen zeigte sich Rumänien erneut als super freundliches Land. So viele Menschen am Straßenrand grüßten uns, viele Kinder wollten fahrende High Fives haben (keine sonderlich schöne Sache, tut nämlich doch nen bisschen weh, besonders, wenn man nicht ordentlich trifft) und nun saßen wir zum zweiten Mal hintereinander bei uns vorher wildfremden Menschen, die uns im Grunde von der Straße aufgegabelt und direkt zu sich nach Hause eingeladen haben. Fantastisch!

Tag 114 (02.10.2022)

  22 °C

Wie immer ist auch in der kleinsten Hütte Platz für alles (so klein wars eigentlich gar nicht, wir haben nur so viel Zeug) und gemütlich schlafen konnten wir trotz all unserer Sachen.

Das war unser erster Abschied, als wir noch nicht wussten, dass wir die Fähre heute nicht nehmen können. Vielen Dank euch, Alexandra und Leonard, dass ihr so nett und herzlich zu uns wart und uns bei euch aufgenommen habt! Wir sehen uns hoffentlich irgendwann wieder!

Ein Strand in Turnu Magurele neben der Fähre und auf der anderen Seite der Donau sieht man schon Bulgarien.

© OpenStreetMap

Von Turnu Magurele nach Turnu Magurele

12,3 Kilometer
45 Minuten
30 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Nach einem leckeren Frühstück brachen wir auf, um die 12 Uhr Fähre von Turnu Magurele zu erwischen. Sie sollte uns auf die andere Seite der Donau nach Bulgarien bringen. Da wir uns etwas viel Zeit gelassen hatten, wurde es etwas hektisch und wir mussten uns ein wenig beeilen. Zum Glück hatten wir Rückenwind (das wird noch wichtig!) und sind gerade noch rechtzeitig angekommen. Leonard hatte vorher schon erfahren, dass sie dort keinen Strom hatten. Nach einem Telefonat wurde ihm aber erklärt, dass die Fähre trotzdem normal arbeitete. Der Wind war heftig, kam aber mehr von der Seite und wir schafften es pünktlich zur Grenzkontrolle an der Fähre. Doch die Fähre fuhr nicht. Denn zum fehlenden Strom kam noch zu starker Wind. Heute würde keine Fähre mehr fahren. Wir gingen zurück zu Alexandra und Leonard, die noch im Auto wenige Meter entfernt saßen. Wir erklärten die Situation. Würden wir jetzt stattdessen östlich fahren, um in zwei Tagen hoffentlich über die Brücke in Giurgiu zu radeln? Oder nehmen wir noch einmal die Einladung zum Übernachten an? Bei dem Wind setzten wir wieder auf Sicherheit und blieben im Ort. Der Weg dauerte sehr viel länger, denn nun kam der starke Wind von vorne... Bei einigen Böen schwankten wir auf der Fahrbahn dann ordentlich hin und her. Um nicht wieder in die Stadt fahren zu müssen und alles in den 2. Stock zu tragen, schlugen die beiden vor, unsere Räder und die nicht benötigten Sachen in einem Haus bei ihrer Mutter unterzustellen. Gesagt, getan, so war das viel einfacher und entspannter.
Wieder zurück in der Wohnung musste Leonard los und einem Kunden helfen. Wir unterhielten uns weiter mit Alexandra und fuhren in ein Restaurant. Wir hatten nun doch noch Gelegenheit, traditionell rumänisch essen zu können. Hier gab es Sarmale (Kohlroulade). Und sie war lecker! Danach ging es an einen kleinen Strand neben der Fährstelle. Und siehe da, sie fuhr inzwischen wieder. Heute noch überzusetzen kam für uns aber nicht in Frage. Deshalb blieben wir entspannt stehen und beobachteten, wie die Fähre gegen die starke Strömung ankämpfte.

Tourwoche