Tourwoche
Tag 707 (05.08.2024)
12 °C

Von Tongariro nach Erua
31,9 Kilometer | |
153 Minuten |
|
380 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Es hatte in der Nacht nicht einmal gefroren. Das freute uns natürlich, denn dadurch blieb es in unserem Zimmerchen warm genug. Verena machte sich einen Instant Kaffee zum Aufwachen im gewaschenen Pestoglas vom Abendessen. So hatte sie morgens keinen Abwasch. 😉 Der Rest des kochenden Wassers kam in die Thermosflasche. Es war einfach nur heißes Wasser, aber das tat unterwegs echt gut. Denn es war durchgehend bewölkt. Vereinzelt nieselte es. Nur ganz selten erwischten uns ein paar Sonnenstrahlen. Uns war so kalt. Auch in den Pausen. Der Radtag war erneut kurz. Noch vor 15 Uhr erreichten wir das Crossing Backpackers Hostel. Gleichzeitig durchbrach die Sonne die Wolkendecke.
Die Rezeption vom Hostel war nicht besetzt, der Check-in war selbstständig. Der Raum war riesig und vollständig tapeziert mit diversen Informationen. Für Verena als Unterkunftbeauftragte war das zu viel. Nik musste übernehmen. Und zack, hatte er es erledigt. Wieder ein kleines Zimmer, diesmal mit Doppelstockbett. Verenas Matratze war fies durchgelegen. Das würde was werden. Es gab einen sehr großen Gemeinschaftsraum mit einer offenen Küche. An einem Tisch saß eine junge Frau an ihrem Laptop. Wir kamen ins Gespräch. Sie ist viel am Reisen und um Geld zu sparen, half sie im Hostel gerade aus.
Nach dem Abendessen (gebackene Bohnen) ging Nik auf Erkundung. Grinsend kam er zurück und Verena sollte ihm folgen. Denn auch hier im Hostel gab es einen Gaming-Room. Sie betrat einen muckeligen Raum, mit einer Auswahl an DVDs, einigen Sitzmöglichkeiten, einem Kamin, einem entrindeten und geschmückten Baum in der Mitte vom Raum und dahinter ein Billardtisch. Frage von Nik: Hier sind zwar DVDs, aber wo kann man sich die anschauen? Gute Frage, denn ein Fernseher oder ähnliches tauchten in der Aufzählung nicht auf. Neben den DVDs stand ein Kleiderschrank. Das war tatsächlich der Eingang zu einem kleineren Kinoraum mit einem ziemlich großen Fernseher. Tolle Idee! 😀
Weiß noch jemand von euch, was es für ein Event in und um Paris und am Strand von Tahiti an diesen Tagen gab? Wir lagen in unseren Betten und schauten Olympia, denn die Wettkämpfe im Klettern hatten begonnen.
Tag 708 (06.08.2024)
9 °C

Abfahrten sind immer schön, wenn da nur nicht immer auch eine Steigung als Zwilling dazugehören würde ...

Von Erua nach Ohakune
30,7 Kilometer | |
107 Minuten |
|
200 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Unsere Sonnenbrillen blieben heute in den Taschen. Bei wiederkehrendem, leichten Sprühregen und Nieseln ging es vorbei an Kuhherden. Wir waren wie immer entzückt, wenn die massigen Tiere in den Galopp gingen und uns einige Meter begleiteten. Eben so weit, wie es ihr Weidezaun zuließ. Am Makatote Viadukt von 1908 legten wir kurz eine Verschnaufpause ein. Denn es führte 262 m geradewegs über einen schmalen, 79 m tieferliegenden Fluss. Auf der Straße fahrend durften wir erst seitlich entlang am Hang herunterrasen, über eine kurze Brücke abbiegen, um dann wieder keuchend hinaufzustrampeln, zurück ans Viadukt. Wie kompliziert und aufwendig es damals (1870) gewesen sein muss, eine solche Gegend zu erkunden und zu erschließen. Flugzeuge und Autos gab es zu der Zeit noch nicht. Güter wie Lebensmittel und Baumaterial wurden mit Schiffen entlang der Küsten verteilt. Im Landesinneren wurden sie von Menschen und Tieren getragen oder mit Kutschen transportiert. In den Bergen wurden zusätzlich Seilbahnen für den Transport installiert. Fahrräder gab es damals bereits seit 40 Jahren. Sie wurden in den städtischen Gebieten Neuseelands zu einem beliebten Fortbewegungsmittel.
In der Nähe vom Viadukt befindet sich ein menschengroßer Obelisk. Er ist frei zugänglich und markiert den Ort gegenüber der Straße, an dem 1908 der letzte Schienennagel für die gesamte 550 km lange Eisenbahnlinie der Nordinsel eingeschlagen wurde. Die Bauarbeiten begannen 1864 in Auckland als nördlichsten und in Marton als südlichsten Punkt.
Das Tagesziel war Ohakune. Unsere Unterkunft erreichten wir um halb zwei, also eigentlich vor der Check-In-Zeit, durften aber trotzdem schon das Zimmer beziehen. Juhu! Das Thermometer schaffte es an dem Tag auf maximal 9 °C. Wir fuhren direkt einkaufen, um es uns dann im Warmen richtig bequem machen zu können. Unsere Taschen waren voll mit Lebensmitteln und Getränken, als wir gegenüber der Einfahrt zu unserem Motel hielten. Eine Gruppe auf Mountainbikes kam gerade von einem Trail und einer von ihnen winkte uns zu. Er rief, dass er uns vorhin schon auf der Straße gesehen und gehupt hatte. Ja doch, da war was, bei einer der Pausen. Ein Kleinbus mit einem vollgepackten Fahrradanhänger fuhr vorüber und könnte gehupt haben. Zufälle gibt’s. Hihi! Wir kamen ins Gespräch. Er war der Guide der Gruppe. Seine Kunden fanden das ganze nicht so interessant und machten sich alleine auf zurück zum Fahrradverleih, nur ein Stück die Straße runter. Verena durfte eine Runde auf dem E-Bike fahren. Das war lustig! 😆 Der Guide drehte eine Runde auf ihrem Rad. Nik musste ihm die manuelle Gangschaltung erklären. Auch für ihn war es ein völlig neues Fahrgefühl.
Tag 709 (07.08.2024)
10 °C

Nicht so einfach mit den hohen Bahnschwellen in der Mitte. Wir mussten aufpassen, sie beim Fahren nicht mit den Pedalen zu berühren.

Von Ohakune nach Hapuawhenua Viaduct und zurück
13,7 Kilometer | |
72 Minuten |
|
190 Höhenmeter |
|
Route als GPX-Datei |
Vom Bahnhof ausgehend gab es einen Trail zum Radfahren und Wandern. Die Old Coach Road führte vorbei an zwei Viadukten bis nach Horopito. Bei Sonne, Wolken und bis zu 10 °C ging es für uns über die typischen, abenteuerlichen und teils anspruchsvollen Fahrspuren im Urwald. Es gab immer wieder Aussichtspunkte und Informationstafeln, an denen wir hielten. Wir wollten nicht die gesamten 15 km bis nach Horopito und wieder zurückfahren. Unser Ziel war das alte Hapuawhenua Eisenbahnviadukt. Was war daran besonders? Es wurde so umgebaut, dass man es mit dem Rad und zu Fuß komplett überqueren kann. Beim Radeln durften wir beide auf jeden Fall nicht herunterschauen. War schon ordentlich hoch. Mittig lagen hohe Bohlen, auf denen wir nicht fahren wollten, denn sie lagen versetzt und ließen sehr tief blicken. Zwischen den Bohlen und dem Außengeländer war gerade genug Platz zum Radeln. Beim Schlenkern wäre die Pedale allerdings auf die Bohle aufgesetzt. Es hieß also vorsichtig fahren und den Ausblick im Stehen genießen.
Die Old Coach Road war einst ein Reitweg über den Bergrücken des Ruapehu. 1906 wurde der Reitweg mit Kopfsteinpflaster modernisiert, damit die Pferdekutschen besser zwischen den fertigen Bahnhöfen in Ohakune und Raurimu durchkamen. Sie wurde das gesamte Jahr hindurch rege genutzt, während es die meiste Zeit matschig war. Die Pferde steckten teilweise knietief im Matsch. Nachdem die Bahnstrecke 1908 verbunden und eröffnet war, nahm die Nutzung dieser Straße ab. Der Abschnitt zwischen Raurimu und Horopitu wurde beim State Highway 4 einbezogen. Die Strecke zwischen Horopitu und Ohakune wurde vom Wald zurückgewonnen. Auf einem Teil der originalen Straße (dem alten Kopfsteinpflaster) konnten wir nun radeln. Das war vielleicht rumpelig. 😅
Auf dem alten Viadukt stehend, gab es einen guten Blick auf das neue. Es wurde 1987 fertiggestellt. Doch nicht nur das alte Viadukt hatte damit ausgedient, sondern auch der dazugehörige Tunnel. Der war für eine Modernisierung nicht geeignet, hatte zudem eine schlechte Lage und wurde nun, wie das alte Viadukt, als Zeitzeuge für Besucher instandgehalten. Als einer dieser Besucher schaltete Nik sein Fahrradlicht ein um ein Stück hineinfahren zu können.
Das Viadukt war notwendig, um die tiefe Schlucht des Flusses Hapuawhenua zu überwinden. Hapua bedeutet schwanger und whenua bedeutet Plazenta. Nach einer Geburt haben sich die Mütter dort in kleinen, natürlichen Pools erholt. Durch den Bau der Viadukte wurde viel dieser Landschaft zerstört. Bis heute sind die Spuren sichtbar und die Natur dabei sich zu regenerieren.
Tag 710 (08.08.2024)
9 °C
Es sollte einige Tage durchregnen. Deshalb hatten wir am Vorabend gleich für mehrere Tage eingekauft. Sobald es wieder einen guten Tag gab, wollten wir auf den Vulkanberg, bis hoch auf die verschneite Spitze mithilfe einer Gondel. Voraussetzung war eine gute Sicht, weil sich die Kosten für uns sonst nicht rechnen würden. Na mal schauen, wann es die wieder gab. An diesem Tag wurde einiges erledigt, wir erholten uns, schmusten ein wenig mit dem Hauskater und schauten weiter Olympia.
Tag 711 (09.08.2024)
8 °C
Morgens schien nur kurz die Sonne, um den Rest des Tages hinter dicken Regenwolken zu verbringen. Wir hielten uns im Zimmer warm und trocken. Nik war vorübergehend mit einem Pömpel im Bad beschäftigt. Beim Waschbecken floss es so langsam ab, dass er selbst Hand anlegte. Er und der Besitzer probierten einiges aus, bis es etwas besser wurde.
Tag 712 (10.08.2024)
8 °C
Eigentlich sollte es morgen weitergehen. Eigentlich. Draußen war es nass und kalt und es sollte die nächsten Tage so bleiben. Da hatten wir keine Lust drauf. Wir hatten Lust auf eine Gondelfahrt in den Bergen bei gutem Wetter. Eine Verlängerung unseres Aufenthaltes um zwei Nächte stellte zum Glück kein Problem dar.
Nach inzwischen drei Tagen waren unsere Vorräte aufgebraucht. Es folgte ein erneuter Großeinkauf für mehrere Tage. Als alles ordentlich im Apartment verstaut war, zog sich Verena spontan ihren Badeanzug an. Sie hatte keine halbe Stunde mehr, bis der Poolbereich gegenüber abgeschlossen werden würde. Bei etwa 5 °C Außentemperatur flitze sie barfuß und zitternd mit dem Handtuch im Arm über den Parkplatz des Motels. Eine trockene Ablagefläche gab es leider nicht, doch Nik kam warm angezogen hinterher und bot an, das Handtuch so lange zu halten. Es gab zwei Whirlpools. Verena schaffte es nur mit Mühe, die Spannseile der Plane zu lösen. Darunter schwammen zwei dicke, zugeschnittene Styroporplatten auf der Wasseroberfläche, um den Wärmeverlust zu reduzieren. Weg damit und rein da! Hätte gerne heißer sein können, aber wir waren ja auch nicht (mehr) in einer der kochenden Schwefelquellen in Jelondi, Tadschikistan. Es war leicht dampfend warm. Über uns lag der schwarze Himmel mit seinen Sternen. Zwei ältere Damen und ein Herr versuchten keine fünf Minuten später in den anderen Whirlpool zu steigen. Aber irgendwie war das nicht möglich. Nach einem kurzen Hin und Her gesellten sie sich zu Verena und es ergab sich ein willkommener Plausch. Es ermahnte uns auch niemand, als wir die Schließzeit der Pools überschritten. Zu zweit war das Zudecken des Pools dann auch wesentlich einfacher und ging vor allem freudig schneller. Wieder barfuß rannte Verena über der Parkplatz, durch das Zimmer, direkt unter die heiße Dusche. Die war gut! 😉
Nach dem Abendessen schauten wir uns gespannt das Finale im Klettern der Frauen bei Olympia an. Sehr beeindruckend! Es waren erst die zweiten olympischen Spiele mit Sportklettern, also eine sehr junge Disziplin. Die Moderation erklärte dazu, dass es wesentlich vielversprechendere Sportler und Sportlerinnen beim Klettern gibt. Olympia steht bei ihnen allerdings weit unten auf der Liste der repräsentativen oder seriösen Wettkämpfe, wenn überhaupt. Dafür ist das Medienspektakel um Olympia allerdings wieder sehr gut, um auf diese und so viele andere spektakuläre Wettkämpfe aufmerksam zu machen. Wer sich im Alltag nicht in einer medialen Echokammer zu diesem Thema aufhält, wird in dieser Zeit über einige der unzählbaren Berichterstattungen stolpern und vielleicht auch mal reinschauen.
Tag 713 (11.08.2024)
9 °C
Das Wetter hatte keine Lust sich zu bessern. Wir hatten keine Lust weiterzufahren. Also wurde wieder um zwei Nächte verlängert. Für gute Laune sollte ein selbstgemachter Kartoffelgratin sorgen. Am eigenen Herd und am eigenen Backofen kennt man sich ja aus. Dieser Backofen ließ uns über zwei Stunden zappeln. Die Kartoffeln wurden einfach nicht gar. Und wir hatten keinen Schimmer, woran es lag.