Tourwoche

Tag 721 (19.08.2024)

  11 °C

Frischteig-Tortellini mit Lachs und Pesto. Lecker!

Spaghetti mit Thunfischcreme. Auch lecker!

Heute gab es nochmal Döner vom türkischen Restaurant. In Deutschland wäre das ein Dürüm, hier ist es ein "Donor Kebap". Verkehrte Welt! 😅

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Eine Stunde vor Check-out diskutierten wir, wie sinnvoll die Weiterfahrt und wie motiviert wir waren. Denn es sollte den ganzen Tag bei maximal 11 °C nieseln. Noch schien die Sonne, doch die Pflanzen im Garten beugten sich immer wieder kräftig im vom Meer kommenden Wind.
Was ist eigentlich unser Problem mit dem Wetter? Was ist bei der Wetterlage für uns zu beachten? Wenn es so frisch ist, müssen wir viel drunter ziehen. Wenn es so kalt windet und nieselt, müssen wir mindestens die Regenjacken drüberziehen. Die sind nicht atmungsaktiv. Dadurch schwitzen wir auf jeden Fall und können die feuchte Kleidung in den Pausen nicht versuchen zu trocknen. Wir würden also abwechselnd schwitzen und frieren und am Ende nur noch frieren. Andererseits wäre an dem Tourtag kaum Steigung (120 hm) und wir hätten hauptsächlich Rücken- und Seitenwind.
Ohne Wind kommen wir auf Abschnitten mit schmalen bis fehlenden Seitenstreifen schon in unsichere Situationen mit zu dicht überholenden Fahrzeugen, speziell bei den Trucks. Die erzeugen „eigene“ Böen, bei denen wir die Lenker gut festhalten und die Räder ausbalancieren müssen. Kommt da jetzt kräftiger Seitenwind hinzu, ist das nicht ungefährlich. Wer das nicht vom Radfahren kennt: wenn ihr in einem Auto sitzt, der Wind weht von der Seite, und ihr werdet überholt, dann merkt man das auch im Auto. Erst kommt man ruckartig in den Windschatten des anderen Fahrzeugen und dann wieder mit einem Ruck aus dem Windschatten heraus. Da fährt das Auto ein wenig Schlangenlinien. Das wäre bei uns nicht anders, auf Fahrrädern sogar intensiver. Alternativ müssten wir bei jedem größeren Fahrzeug links ran und anhalten, egal wie da gerade der Untergrund ist.
An sich wären wir gerne bereits in Wellington (Halbzeit in Neuseeland) oder weiter gewesen, aber so ist das halt. Und dann hetzten wir jetzt auch nicht weiter, blieben in trockener Sicherheit und würden die nächsten drei Tage bei bestem Wetter radeln. Zumindest suggerierten das die Wettervorhersagen. Wir wollen sogar versuchen, es in zwei Tagen zu schaffen.

Tag 722 (20.08.2024)

  11 °C

Für uns war der geflutete Radweg leider unbrauchbar. Den Schwarzschwänen schien er so zu gefallen.

Links schüttete es, während rechts der blaue Himmel strahlte.

Wir konnten einen herrlichen Sonnenuntergang über dem gut besuchten Holiday Park genießen.

© OpenStreetMap

Von Bulls nach Levin

58,3 Kilometer
218 Minuten
150 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Den Tag verbrachten wir komplett auf dem Highway. Einmal gerieten wir kurz in die Ausläufer einer Regenwolke. Hätten wir zuvor fünf Minuten länger pausiert, dann hätten wir tatsächlich nichts abbekommen. Die Fahrradstraße neben einer Autobrücke war leider gesperrt. Die Autobrücken waren bisher immer eng, ohne Seitenstreifen, also unattraktiv zum Radreisen. Von der Brücke aus konnten wir dann den Grund der Sperrung bestaunen. Der Radfahrweg war komplett geflutet und von Trauerschwänen (Schwarzschwänen) übernommen worden.
Wir erreichten Levin und den Top 10 Holiday Park. Die Rezeptionistin war, wie alle bisherigen Neuseeländer*innen, sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Das fiel uns noch immer auf, war also weiterhin keine Selbstverständlichkeit für uns geworden. Zudem kamen wir mit einem Wanderer ins Gespräch. Die Anlage war groß, schlicht, schön gestaltet und gepflegt. Unsere Kabine hieß Fächerschwanz, wie der kleine einheimische Vogel, den wir so liebgewonnen hatten. Wenn wir ihn tanzen sahen, zauberte er uns stets ein Lächeln ins Gesicht. Die kleine Kabine mit Radiator lag beim Spielplatz direkt am luftgefüllten Hüpfkissen. Das Ding war vier bis fünf Meter breit und mindestens dreimal so lang. Schuhe aus und rauf da. Verena sprang vorsichtig drauf herum, um keine Pfütze zu erwischen. Ausrutschen und sich verletzten wäre unpraktisch. Lieber vorsichtigen Hüpfspaß als keinen. Die Sitzfläche der Schaukel war auch breit genug für ihre Hüfte. Hihi! In Deutschland sind die Sitze immer viel zu klein. Halt nichts für große Kinder mit gebärfreudigem Becken, wie es einst ein Arzt so nett formulierte. 😆
Da wir früh angekommen waren, gab es noch genug Zeit für eine kleine Stadtrundfahrt. Bei Spielplätzen sind die Neuseeländer definitiv weit oben auf unserer Rangliste. Die sind groß, interessant ausgestattet und sehen sehr sicher aus. Nach einem Einkauf ging es zurück zum Holiday Park. Dort hatten wir auch einen guten Blick auf eine imposante Bergkette, die einiges an Schnee trug. In den nächsten Tagen sollte es erneut schneien, also mussten wir unbedingt weiter. Von Weitem war es schön anzusehen, erst recht im Farbenspiel von Sonnenuntergang und Abenddämmerung.
Dann ging es ans Abendessen. Wir hatten uns Hähnchenschnitzel und Mini Hash Browns für den Backofen in der gut sortierten Gemeinschaftsküche mitgebracht. Woran wir nicht gedacht hatten, war Backpapier. Kurz an der Rezeption gefragt, bekam Verena etwas Alufolie aus dem Privatbesitz gereicht. Zurück in der Gemeinschaftsküche war Nik schon in das nächste Gespräch mit einem Camper verwickelt. Er hatte viel Spannendes zu erzählen.

Tag 723 (21.08.2024)

  13 °C

Mit dem Wanderer Dale haben wir uns eine Weile in der Sonne unterhalten. Vielleicht sehen wir uns in Australien wieder.

Eine unserer besten Ideen bisher war es an einer Stelle zu probieren, ob man auf dem Strand fahren kann ...

... konnten wir und es war ein Traum! Ein herrliches Fahrgefühl im festen Sand, ein toller Blick und man musste auf nichts achten, weil es einfach keine Hindernisse gab. Ein bisschen Musik aufs Ohr und dann genossen wir die mehr als 10 km Tour durch den Sand und das Wasser! Ein Tag, den wir nie vergessen werden.

© OpenStreetMap

Von Levin nach Paekarariki

57,8 Kilometer
204 Minuten
180 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Was für ein Tag! Er startete frostig. Das Hüpfkissen glitzerte noch an den beschatteten Stellen durch die zarten Eiskristalle. Eigentlich wollte Nik ein paar Sprünge auf dem Hüpfkissen wagen. Aber die Sonne hatte es leider noch nicht geschafft, genug Fläche für ihn zu trocknen. Vielleicht bekam er in einem anderen Holiday Park noch einmal die Gelegenheit.
Der erste Kilometer war auf dem Highway. Dann wurde es hügelig und knifflig. Denn bei kleinen Brücken gab es keinen Seitenstreifen und jede Fahrtrichtung hatte nur eine Fahrspur. Ein bisschen Nervenkitzel für zwischendurch. 😉 Auf einem Rastplatz genossen wir die Sonnenstrahlen. Dale gesellte sich zu uns. Er war der australische Wanderer vom Vortag, den wir an der Rezeption vom Holiday Park kennenlernen durften. Nik hatte ihn bemerkt, als wir ihn kurz vor dem Rastplatz überholt hatten. Bei bestem Wetter genossen wir die etwas längere Unterhaltung. Er war ganz im Norden der Nordinsel gestartet und auf dem Weg auf die Südinsel zu seiner Tochter. Wir überholten ihn später noch einmal, als er sichtlich irritiert von der Straßenführung versuchte sich zu orientieren. Wir hatten keine Bedenken, dass er sich verlaufen könnte, und winkten zum Abschied. Er wohnt drei bis vier Autostunden südlich von Adelaide. Vielleicht sieht man sich dort wieder. Nummern sind auf jeden Fall getauscht. 😊
Ab Otaki gab es wieder einen Radweg – und was für einen! Herrlichst! Hier begegneten uns auch wieder so einige Radfahrende. Wegen Bauarbeiten am Radweg mussten wir dummerweise nochmal auf die Straße und über eine Brücke. Die hatte temporär nur einen einzigen Fahrstreifen und wir keine Ahnung, wie lange die Grünphase für unsere Richtung hielt. Also hieß es einfädeln und strampeln. Solange wir Fahrzeuge hinter uns hatten, würde uns niemand entgegenkommen, denn die Strecke war von beiden Seiten gut zu überblicken. Zurück auf dem Radweg kam uns direkt ein merkwürdiges Rad entgegen. Zwei Herren saßen NEBENEINANDER in ihren Sesselsitzen mit drei Rädern und pedalierten entspannt vor sich her. Die Dinger nennt man Parallel-Tandem. Wer hat's erfunden? Die Niederländer! Der Nachteil vom Parallel-Tandem ist seine Breite. Die entsprach der des Radweges, aber um besser gucken zu können war es eh sicherer für Verena anzuhalten und die beiden Herren vorbeifahren zu lassen. Die schienen dann auch kein Problem damit zu haben, so beäugt zu werden. 😁
Es waren vermehrt ältere Herrschaften, die wir auf ihren Fahrrädern grüßen konnten. Ein Holländer in einem dreirädrigen Liegerad kam uns erst entgegen und hielt kurz auf einen Schnack, als er uns beim Pausieren auf seinem Rückweg wieder eingeholt hatte. Sein Rad war elektrisch unterstützt. Was auffiel, war der Gehstock hinten drin. Es gab schon so viele verschiedene Fahrräder, mit und ohne Unterstützung. Mit der passenden Infrastruktur können die Leute, egal wie eingeschränkt, sich noch dieses Gefühl der Freiheit bewahren. Wunderbar! Da sagen wir doch ein Dankeschön an alle Entwicklerteams, egal ob erfolgreich oder nicht. Danke für eure Ideen!
Kaum waren wir zurück auf dem Rad, schrie Nik plötzlich „Die Matrix ist kaputt!“. Uns war gerade eine Frau mit Hund entgegengekommen, die uns schon vor einiger Zeit entgegenkam. Wie war das möglich? Nik hatte die beiden wiedererkannt. Da wir angehalten hatten und beide immer wieder zur Frau schauten, während wir uns unterhielten, sprach sie uns an. Nik hatte recht, sie erkannte uns auch wieder. Verrückt! Das Geheimnis waren Wanderwege, parallel zum Radweg. Sie kam uns das erste Mal auf dem Radweg entgegen, bog dann auf einen der Wanderwege ab. Während unserer Pause mit dem Holländer ging sie eine Art Rundweg und dabei zufällig auch um uns herum. Zurück auf dem Radweg kam sie uns deshalb erneut entgegen. Na glauben wir ihr das einfach mal! Dann ist mit der Matrix* also alles in Ordnung. 😉
Der Radweg war sehr abwechslungsreich. Erst mit einigen Baustellen, dann war es eine kleine Straße, zwischendurch eine alleinige Schotterpiste, vorbei an Feldern und Wiesen, kreuzte oft den Express-Highway, am Wasser lang, durch einen Park mit wenig scheuen Spatzen. Es gab sogar Infrastruktur für Reitpferde. Vor und hinter einem Gleisübergang war extra ein großzügig bemessenes Holzgatter mit einer Aufstiegshilfe eingerichtet. An einer beampelten Straßenüberführung war der Wartebereich für Pferde mit einem Holzzaun von dem der Radfahrer und Fußgänger getrennt.
Wir folgten einer ganzen Weile dem Fluss Otaki. Die Strecke war einfach nur genial. Ab Paraparaumu verlief unsere Route parallel zum Strand des Pazifiks bis zu unserem Zielort Paekakariki, der allerdings verdeckt war von Gebäuden und einer Düne. Von einem kleinen Parkplatz aus gingen wir nacheinander kurz an den Strand und genossen den Ausblick. Nik schaute sich die Informationstafel genauer an. Es war nicht verboten, mit den Rädern über den Strand zu fahren. Und der war nach seiner Auffassung verdichtet genug für unsere breiten Reifen. Ein Versuch war es wert. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Rechts der schimmernde Pazifik mit seinen rauschenden Wellen. Vor uns der endlose Strand. Nik fuhr Schlängellinie durch das salzige Wasser, das von den gebrochenen Wellen in weiten Bögen über den glatten Strand geschwemmt wurde. Links zogen Wohnsiedlungen vorüber, mehr oder weniger von Bäumen verdeckt, gefolgt vom weitläufigen Queen Elizabeth Park. An dessen Ende lag unser Ziel. Mehr als zehn Kilometer durften wir wie berauscht über den Sand gleiten. Nik formuliert es so: "Ich fühlte mich wie ein kleines Kind im Spielzeugladen. Der Sand war so weich, dass er sich bei schärferen Kurven aufhäufte, aber so fest, dass wir ohne Probleme darauf fahren konnten. Gleichzeitig war es in Fahrtrichtung komplett plan und keine Hindernisse im Weg. Man musste auf nichts aufpassen. Ich hatte den Spaß meines Lebens dahinzugleiten, teilweise im flachen Wasser zu fahren, die Sonne und den Ausblick zu genießen. Diesen Tag werde ich niemals vergessen!"
An einer Stelle häuften sich kleine, graue, super flache, runde Platten, die im Sand steckten. Verena hielt an und begutachtete mehrere von ihnen. Und ja, sie hat sie angefasst. Die Scheiben zerfielen leicht in Segmente** wie winzige Pizzastücken. Diese Dinger kamen ihr irgendwie bekannt vor, aber sie kam erst mal nicht drauf. Es waren die Skelette von Seeigeln. Wir kannten sie eher kugelig. Die hier waren eben platt. Etwas weiter lag der Strand voll mit dreieckigen Muschelschalen (vielleicht Dreikantmuscheln) und langgezogenen Schneckenhäusern. Dazwischen liefen Vögel und stachen mit ihren Schnäbeln in den Sand hinein, auf der Suche nach vergrabenen Muscheln. Einige von ihnen ließen ihre Beute aus einer gewissen Höhe auf den Boden fallen, damit die Schale bricht.
Der Holiday Park war echt teuer. Selbst das Bettzeug kostete extra. Eine Langhaarkatze schlich auf dem Tresen der Rezeption umher. Unter dem vielen Fell war sie knochendünn. Immerhin hatte unser Zimmer wieder eine eigene Küche. Es gab auch einen kleinen Heizlüfter. Lüften ging, aber Heizen mochte er gerade nicht. Was angesichts der eisigen, gemauerten Wände und der noch kälteren Nacht ein Problem für uns darstellte. Doch wir erwischten noch gerade so jemanden an der Rezeption und bekamen wenig später einen Radiator ins Zimmer gestellt. Die beheizbaren Unterdecken schienen in Neuseeland verbreitet und waren zumindest für Verena ein Segen.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir zurück an den Strand. Diesmal blieben wir oben an der Straße und ließen die Blicke auf einer Parkbank sitzend schweifen. Doch mit der untergehenden Sonne ging auch das Thermometer weiter runter. Nik brauchte noch dringend seine Cola. Also ging es im schwächer werdenden Licht der Dämmerung auf der Straße neben dem Strand entlang bis zu einer Kreuzung mit einem Supermarkt. Er brachte sogar noch eine Tafel weiße Schokolade mit raus. Jippie! Die, zusammen mit Chips, gab es nach dem Abendessen, das aus Instant Chinanudeln mit Hähnchengeschmack und einer Dose Tomaten bestand.

* Anspielung an den Science-Fiction-Film Matrix von 1999, der Kultstatus erlangte
** regelmäßige, fünfzählige Radialsymmetrie, stark ellipsoid abgeflacht, beidseitig zentrisch, mit Loch, zwischen den Platten mittig hohl, die nach außen hin über Stege miteinander verbunden sind.

Tag 724 (22.08.2024)

  14 °C

Was tut man nicht alles, um Pinguine zu sehen. Der Weg war erst gut und wurde dann immer schmaler und zugewachsener.

Und am Ende standen wir auch noch vor einer Treppe. Schöner Mist! Aber mit vereinten Kräften haben wir die Radels runterbekommen und mussten so nicht durch den Busch zurück.

Und dann sind wir auch "schon" in Wellington angekommen, unserer letzten Station auf der Nordinsel Neuseelands.

© OpenStreetMap

Von Paekarariki nach Wellington

45,7 Kilometer
190 Minuten
360 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Mit dem Radiator, unseren Schlafsäcken und den Decken war die Nacht erholsam. Nik hatte gelesen, dass es in dem kleinen Bach, der durch die Anlage floss, Aale geben soll. Und tatsächlich kuschelten eine ganze Menge von ihnen in verschiedenen Verstecken. Wir erkannten sie nur, weil sie teilweise länger als ihr Versteck waren oder zwischen ihnen wechselten. Einige Stellen sahen etwas überfüllt aus. Im Baum darüber gab ein Tui (der R2D2-Vogel 😉) seinen außergewöhnlichen Gesang zum Besten.
Am Ende der Stadt sahen wir eine lange Wiese mit einem Holzzaun und einem Informationsschild über Korora neben dem Tor. Korora ist Maori und der Name steht für einen blauen Zwergpinguin (25 cm, 1 kg, Eudyptula minor), der dort sein Brutgebiet hat. Ihre Brutzeit ist von August bis Dezember. Also bestand die Möglichkeit, einen von ihnen sehen zu können. Der dazugehörige Wanderweg verlief sozusagen parallel zur Straße, mit einem weiteren Zugang am anderen Ende. Deshalb ließen wir die beladenen Räder auch nicht dort stehen. Doch der Weg wurde zu einem Trampelpfad, die Büsche kamen dichter, die Bäume kamen tiefer, aus festem Boden wurde feiner Dünensand mit der entsprechenden Steigung. Zum Umdrehen fehlte irgendwann genug Platz für die Räder. Am Ende stand eine Sitzbank auf einer lichten Anhöhe mit toller Sicht auf den Pazifik. Einen Pinguin zu sehen blieb uns leider verwehrt. Hinter der Sitzbank schauten wir bedröppelt eine mit Holz befestigte Erdtreppe hinunter. Nik ging sie einmal ab. Im schlimmsten Fall müssten wir den ganzen Weg wieder zurück. Doch er kam mit einer guten Nachricht zurück. Zusammen würden wir jeweils ein Rad bis zur Straße manövriert bekommen. Also noch kurz auf der Parkbank den Ausblick genossen und dann ging es daran, die Räder runterzutragen.
Unten angekommen, setzte der Regen ein. Es war so viel, dass die Regenkleidung zum Einsatz kommen musste. Die folgenden Minuten wurden richtig ungemütlich. Es goss nur so vom Himmel, während wir auf der Straße fahrend eine gewisse Steigung schaffen mussten. Dazu ein heftiger Wind vom Meer kommend. Kaum war die Steigung geschafft und ein Radweg in Sicht, wich die düstere Regenfront dem strahlend blauen Himmel mit vereinzelten weißen Wölkchen. Das war zwar ganz schön, aber wir komplett durchnässt.
Unmittelbar links vom Radweg verliefen, hinter einem Maschendrahtzaun, die Bahnschienen, während rechts der dunkelfelsige Strand einer kleinen Bucht zum Träumen einlud. In Porirua einmal kurz abgebogen, hielten wir am Zugang zum Hochseilgarten "Adrenalin Forest". Nik ging in den Wald, um ihn sich etwas genauer anschauen zu können. Mit einem fetten Grinsen und leuchtenden Augen kam er zurück. Wie gerne würde er mal wieder in einem Hochseilgarten wie ein Äffchen herumklettern. Alternativ vergnügte er sich kurz darauf in einem Skatepark und brauste über einige der Wellen. Verena kicherte sich einen beim nächsten Spielplatz auf einer sehr langen Schaukel. Das schien von unten gut auszusehen. So gut, dass Nik auf der Schaukel daneben Platz nahm und schnell bis auf ihre Höhe kam. Hihi! 🥰
Je näher wir Wellington kamen, umso dichter wurde der Verkehr. An einer Ampel stehend waren wir unverkennbar am Frachthafen angekommen. Denn vor uns ragte eine mehrstöckige Wand aus Frachtcontainern empor. Kurz darauf fuhren wir an einer von zwei Fährstationen vorbei, mit der wir von Wellington aus auf die Südinsel Neuseelands übersetzen würden. Dabei hatten wir auch den mit glänzenden Hochhäusern bestückten Stadtteil von Wellington erreicht. Unser Hotel für die nächsten vier Tage lag mittendrin.

Tag 725 (23.08.2024)

  14 °C

Direkt neben unserem Hotel war eine Kirche, die sowohl im Hellen, ...

... als auch im Dunkeln sehr schön anzusehen war.

Und abends gab es die gute 2 kg Lasagne von Woolworths (ist hier ein Lebensmittelsupermarkt und kein Gemischtwarenladen) aus dem Backofen.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nur das allernötigste wurde erledigt und ansonsten entspannt. Es regnete und windete unablässig. Da wollte keiner von uns vor die Tür.

Tag 726 (24.08.2024)

  15 °C

Das Wellington Cable Car ist die einzige noch fahrende Standseilbahn in Neuseeland. Früher gab es einige davon. Manche sogar im Privatbesitz und auf nur sehr wenige Passagiere ausgelegt.

Im Museum kann man schön sehen, dass die Sitze schräg angebracht sind, weil die Bahn steil nach oben beziehungsweise unten fährt.

Das Cable Car führt zum Botanischen Garten Wellingtons und einem Planetarium. Hier sieht man eine dazugehörige Sonnenuhr. Auf der Platte in der Mitte ist eingezeichnet, in welchem Monat man sich auf welchen Fleck stellen muss, damit die richtige Uhrzeit angezeigt wird.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Unser Fenster mit Balkon zeigte direkt auf eine schicke, katholische Kirche. Verena ging vormittags einfach mal zur Messe, um sich das Ganze von der letzten Reihe aus anzuschauen. Verstanden hat sie überhaupt nichts. Die Mischung aus Akzent, Redegeschwindigkeit, dem Hall der Kirche und dem fehlenden Vokabular machten es einfach unmöglich. Sie erschrak, als sich die Leute plötzlich zueinander hin- und herdrehten, sich zunickten und dabei irgendwas sagten. Ähm ... Ja. Lächeln, nicken und Lippen bewegen. Ups! 😅
Nach der Messe schlich sie weiter durch die Kirche und begutachtete (wie immer) die Malereien, Skulpturen, Fensterbilder und was es noch so zu entdecken gab. Dabei wurde sie von einem Mann angesprochen. Er war beim Sprechen und Gehen eingeschränkt, vielleicht von einem Schlaganfall. Sie unterhielten sich ziemlich lange, während er mit seinem Rollator auf den Parkplatz lief und auf sein Taxi wartete. Das verspätete sich. Doch irgendwie wollte er Verena nicht gehen lassen. Zum einen fror sie und sie wollte gerne das Gespräch beenden. Denn inzwischen versuchte Marc ihr zu erklären, warum Trump die richtige Wahl als Präsident wäre. Ein Punkt war tatsächlich, dass Gott dessen Leben beim Attentat am 13. Juli verschont hätte. Die Einladung zu ihm und seiner Frau nach Hause auf Tee und Kaffee schlug Verena immer wieder aus. Das wäre auf so vielen Ebenen nicht gut gegangen.
Nachmittags spazierten wir zusammen zum Cable Car, der innerstädtischen Seilbahn. An dem verhältnismäßig unscheinbaren Wegweiser zum Eingang in der Gasse sind wir erstmal vorbeigelaufen. Denn der Eingang lag mitten in der Haupteinkaufsstraße Lambton Quay. Auf einer Länge von 609 Metern ging es 120 Meter hinauf. Es gab zwei Waggons. Einer wartete bereits unten, der zweite stand oben im Endbahnhof. Die Schienen waren eingleisig, bis auf ein Stück genau in der Mitte der Strecke, damit die Waggons aneinander vorbeikamen. Der Waggon war schräg gebaut und hatte eine Treppe von vorne nach hinten mitten durch die Sitzreihen, ähnlich wie bei einem Kinosaal. Die Fahrt dauerte etwa fünf Minuten. Es gab mehrere Haltestellen auf der eigentlich kurzen Strecke. Oben angekommen, hatte man einen guten Blick auf einen Teil der Stadt. Wir schlenderten durch den Souvenirladen mit seinem Seilbahnmuseum. Ganz interessant. Von einer Treppe im Museum aus fielen Verena draußen Leute auf, die vor dem Fenster aufgeregt in einen Baum am Gebäude schauten und fotografierten. Als sie die großen Papageienvögel entdeckte, lief auch sie raus. Neuseeland beheimatet wirklich einzigartige Vogelarten. Da die häufigsten von ihnen relativ gut zu unterscheiden sind, könnten das Kea (Nestor notabilis) gewesen sein. Sie waren gerade am Wegfliegen, als sie den Baum erreichte.
Auf dem Rest vom Hügel war ein botanischer Garten angelegt, auf dem sich sogar ein kleines Planetarium befand. Es gab der Jahreszeit geschuldet nicht besonders viel zu sehen oder zu riechen in dem botanischen Garten. Dafür hatten wir einen ausgiebigen Spaziergang.

Tag 727 (25.08.2024)

  13 °C

Wie man unschwer erkennen kann: Wir sind in Wellington! 😊

Der Beehive ist ein Teil des neuseeländischen Parlaments. Der Spitzname erklärt sich wohl von selbst.

Springt er gleich ins Wasser oder erleichtert er sich nur??? 😉

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Es war weiter ziemlich stürmisch. Am Hafen gab es einen Absatz, an dem eigentlich Wasser herunterfloss. Durch den Wind wurde das meiste vom Wasser allerdings im Bogen wieder zurück geweht. Das sah vielleicht aus. Nik war weiterhin auf der Suche nach "Sky Team", einem kooperativen Brettspiel und Spiel des Jahres 2024. Aber entweder war es in den Läden nicht bekannt oder ausverkauft. An einer Ampel machten die Ampelmännchen den Haka, einen rituellen Tanz der Maori. Und die Geräusche, die die Ampeln von sich gaben, erinnerten uns an alte Computerspiele, wie aus dem C64. Es gab eine Halle vollgestellt mit bunt leuchtenden, blinkenden und musikalischen Spielautomaten. Ein Busch mit signalroten, spitzen, hängenden Blüten fiel Verena auf. Es könnte Papageienschnabel (Clianthus puniceus) gewesen sein. An einer Marina war der Wind so kräftig, dass die Seile der Segelschiffe lautstark durch den Wind schnitten. Dominikanermöwen (Larus dominicanus) imponierten uns mit ihrer Größe. Neben dem Wellington Schriftzug ragte die Skulptur eines Mannes schräg über das Wasser, als würde er gleich springen oder reinfallen. Sie war beschriftet mit "solace in the wind, Max Patte". Ein Stück weiter bestaunten wir Australiens einzigen Schwimmkran Hikita von 1926. Es ging vorbei an Skulpturen, Mahn- und Denkmälern, Erinnungs- und Danksagungstafeln. In Wellington gibt es auf jeden Fall sehr viel zu entdecken. Die Kirche "Old St. Paul's" war leider geschlossen. Sie wurde 1866 aus einheimischem Holz errichtet und soll innen sehr schön sein. Noch vorbei am Parlamentsgebäude und seinem Beehive (deutsch: Bienenstock, Spitzname für einen Teil des Parlamentsgebäudes), dann ging es wieder zurück ins Hotel. Dort bereiteten wir uns eine große Fertig-Lasagne zu. Groß heißt dabei, dass das eigentlich eine Großpackung mit vier bis sechs Portionen war. Kein Problem für uns! 😋 Nik buchte uns noch die Fähre auf die Südinsel für den 27.08. mit Bluebridge. Das wird wieder aufregend.

Tourwoche