Tourwoche
Tag 693 (22.07.2024)
13 °C
Es ergab sich ein Gespräch über die Zukunft der VeNi Worldtour. Es stellte sich heraus, dass wir in den zurückliegenden Tagen unabhängig voneinander darüber nachgedacht hatten, dass nach drei Jahren Schluss sein könnte.
Verena hat bis jetzt (anscheinend) keine Leidenschaft für das Radreisen entwickelt. Sobald es anstrengend wird (zum Beispiel bei Anstiegen) ist es einfach nur mühselig. Wenn jemand etwas mit Leidenschaft unternimmt, dann hat er auch Ambitionen besser zu werden und Spaß dabei. Diese Ambition war bei Verena definitiv nicht vorhanden.
Gleichzeitig scheinen ihr die Eindrücke der Tour trotzdem genug Motivation zu geben weiterzumachen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Lange im Voraus zu planen haben wir uns ja schon seit einer Weile abgewöhnt. 😄
Tag 694 (23.07.2024)
12 °C
Rotorua ist geprägt von Geothermie. Durchgehend liegt der Geruch von Schwefel schwer auf der Stadt. Wabernde Dampfschwaden steigen hier und dort auf. Die Stadt befindet sich in der Vulkanzone Neuseelands. In und um Rotorua gibt es jede Menge farbenprächtige Kraterseen, heiße Fließgewässer, kochende Wasserlöcher und zischende Geysire. Sie tragen Namen wie Champagne Pool, Lady Knox Geysir, Frying Pan Lakes (Bratpfannensee), Pohutu Geysir und Kakahi Falls (der größte geothermische heiße Wasserfall in der südlichen Hemisphäre). Es gibt Termalfußbäder, Schlammbäder, Thermen und Spas. Die heißen Quellen werden zum Kochen, Baden und als natürliche Heizung verwendet – zum Beispiel in einem der juristischen Maoridörfer. Es gibt mehrere von ihnen mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Vielleicht schauen wir uns die Tage eines von ihnen an. Einst gab es weiße und pinke Sinterterrassen wie in Pamukkale. Sie galten als achtes Weltwunder und gingen bei einem Vulkanausbruch verloren. Es gab auch eine Kiwi-Aufzuchtstation, die aber leider schon zu viele Tage im Voraus ausgebucht war.
Tag 695 (24.07.2024)
13 °C
Wir hatten uns gut erholt und gingen spazieren. Der Rand des Rotorua Sees war mit frei zugänglichen, geothermalen Stellen gesäumt. Immer wieder ging es auf Stelzenwegen an und über den Rand des Sees. Es folgte ein thermisch unspektakulärer Abschnitt, dafür mit jeder Menge unbekannter Wasservögel, einem tollen Blick, schönen Wegen und einem riesigen Spielplatz. Verstreut tauchten interessante Informationstafeln zu diversen Themen auf. Wir waren angetan von dem Ort und verlängerten unseren Aufenthalt. Wir wollten noch zu einem Baumpfad, Nik einen Tag den Whakarewarewa Forest Loop radeln, ein Maoridorf besichtigen und in das Spa, das uns Steve empfohlen hatte und nur fünf Gehminuten entfernt lag.
Tag 696 (25.07.2024)
15 °C

Der Baumpfad bei Tageslicht. Tagsüber war der Pfad durch die Bäume ganz nett, aber nicht allzu beeindruckend. Man hätte auch auf dem Boden durch die Bäume laufen können. Aber nachts ...

Der Baumpfad abends mit künstlicher Beleuchtung. Das war schon eine ganz andere Erfahrung und teilweise richtig spektakulär!
Wir waren zu spät aufgewacht. Es blieb zumindest noch genug Zeit, um einen Baumpfad in einem Wald aus Redwood, also Rotholz, zu besuchen. Es handelte sich dabei um Sequoia sempervirens, zu Deutsch Küstenmammutbaum oder Küstensequoie. In bis zu 20 Metern Höhe waren Plattformen an den Bäumen über Stege miteinander verbunden. Neben Kunstinstallationen außer Reichweite in den Bäumen gab es jede Menge Informationstafeln und Tastelemente. Wir verließen den Baumpfad fürs Abendessen, um ihn nach Einbruch der Dunkelheit erneut abzulaufen. Denn nun war die Zeit für die Lichtinstallationen. Es war derselbe Weg wie zuvor, die Eindrücke jedoch ganz anders. Das hatte sich auf jeden Fall gelohnt.
Tag 697 (26.07.2024)
14 °C

Von Rotorua Forest Loop nach Rotorua Forest Loop
45,4 Kilometer | |
196 Minuten |
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520 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Wir fuhren mit unseren Rädern durch den Whakarewarewa Wald. Er war durchzogen von unzähligen Rad-, Wander- und Reitwegen. Wir nahmen eine lange Strecke, einmal drumherum. Wir hätten auch kreuz und quer fahren können. Es gab herrliche Ausblicke und geniale Mountainbikestrecken, dazu bestes, wenn auch frisches Wetter. Es waren einige Leute unterwegs. Bei den Radfahrenden fiel uns auf, dass es doch vermehrt eBikes waren.
Am Ende wurde die Zeit knapp. Wir wollten aus dem Wald raus sein, bevor es dunkel wurde. Wie bereits erwähnt waren einige Abschnitte bei Tageslicht schon sehr abenteuerlich. Nur mit unseren Fahrradlampen bewaffnet, wäre das Abenteuer etwas waghalsig. Für die letzten acht Kilometer trennten wir uns. Nik blieb auf der langen und abenteuerlicheren Route. Verena nahm eine nur sechs Kilometer lange Abkürzung über einen breiter ausgefahrenen und einfacheren Weg. Wir machten an einer Infotafel einen Treffpunkt aus. Nik hatte weiterhin eine fantastische Landschaft und Spaß dabei in die engen Kurven zu gehen. Mit dem letzten feinen Sonnenlicht erreichte er lächelnd den Treffpunkt und freute sich, dort eine wärmende Jacke anziehen zu können, die bei Verena im Rucksack auf ihn wartete. Doch er war alleine. Eigentlich sollte Verena als Erste eintreffen. Die hatte fatalerweise kein Foto von der Infotafel gemacht, weil sie dachte, da kommen wieder welche, so wie bisher. Nö! Sie hatte sich also verfahren. Bei dem offline verfügbarem Kartenmaterial war unser Treffpunkt (ein Picknickplatz) namentlich nicht hinterlegt. Ohne mobiles Internet konnte sie Nik nicht erreichen. Zum Anrufen hatte sie nicht genug Geld auf der deutsche Prepaid SIM-Karte. An eine SMS hatte sie nicht gedacht, wäre wegen zu wenig Guthaben allerdings auch erfolglos geblieben. Andere Personen in der Nähe waren nicht auszumachen. Das Fahrradlicht war bei der geringen Geschwindigkeit zu schwach, um genug vom unwegsamen Gelände vor sich auszuleuchten. Das Smartphone hatte noch genug Energie, um es als Taschenlampe zu verwenden. Aus der gedachten entspannten Route wurde am Ende eine längere (im Vergleich zu Niks Route) und nicht ganz ungefährliche. Zudem verlief sie anders als mit Nik vereinbart war. Der hätte Verena also alleine nicht gefunden, weder in der Nacht noch bei Tageslicht.
Nik wartetet also geduldig, aber immer unruhiger und machte sich schon Notfallpläne, wann und wie zu reagieren war, falls Verena nicht bald aufkreuzen sollte. Ein wenig Zeit wollte er ihr noch geben, aber die Notrufnummer war schon im Kopf ...
Wie man unschwer am Tagebuch erkennt, ging alles gut. Nik erwartete sie am Ausgang des umzäunten Waldstückes, der zum Treffpunkt führte. Er war bereits am Frieren und bekam erst mal seine Jacke. Wir waren beide ziemlich aufgekratzt und erzählten aufgeregt von unseren Erlebnissen. Inzwischen wurde es bitterkalt am Wald. Wir mussten noch etwa zehn Kilometer zwischen Straße und Waldrand entlang zurück zur Stadt. Mein lieber Scholli, war das kalt auf den Rädern! So sehr hatte Nik noch nie beim Radfahren gefroren. Vergleichen konnte er es ausschließlich mit unserer bisher kältesten Zeltnacht, als wir auf dem Pamir unterwegs waren. "ICH HAB SO SCHEIßE GEFROREN!!!" 😆
Tag 698 (27.07.2024)
13 °C
Das Problem mit der Kälte
Es bestand weiterhin das Problem mit der Kälte beim Zelten. Und die nächsten Nächte sollten kalt werden. Da wir nicht immer sicher sein konnten eine beheizte Unterkunft für die Nacht zu bekommen, stockten wir unsere Ausrüstung auf. Verena bekam ein Paar Schlafschuhe in Form von festen und gut gefütterten Hausschuhen. Ihre kalten Füße waren bisher das größte Problem. Skisocken, dicke Wollsocken, die Daunendecke und Jacken im Fußbereich halfen nur bedingt.
Jetzt waren wir noch auf der Suche nach etwas Hilfreichem für Niks Hüfte. Beim Schlafen auf der Seite wachte er immer mal wieder von Schmerzen in der unten liegenden und einem Kältegefühl in der oben liegenden Hüftseite auf, wenn es so kalt war. Wenn er oben seine Hand zwischen Hüfte und Schlafsack schob, dann blieb das Kältegefühl aus. Er brauchte also etwas gegen diese Kältebrücke. Wir diskutierten über viele einfache, kostengünstige, leichte und kreative Ideen. Das war aber alles nichts. Gedanklich beschäftigt er sich sogar schon mit dickeren Schlafsäcken. Da uns allerdings nicht nur die Kälte, sondern auch der Regen in Neuseeland das Zelten ungemütlich gestalteten, wäre die Höhe der Investition nicht lohnenswert. Beim Anfassen eines dickeren Schlafsackes mit einer 2 °C Komfortzone fiel sofort wieder auf, mit wie viel mehr Daunen der Fußbereich gepolstert war. Wir hatten im Vergleich dazu nur eine dünne Schicht drin, denn unsere Komfortzone lag bei 6 C°.
Verena hatte zudem schon länger Bedenken, dass sie die Schlafsäcke falsch gepflegt hatte und die Fußbereiche deshalb so schlecht isoliert waren. Nik reichte ihr einen vergleichbaren Schlafsack zu unseren. Auch der hatten kaum Daunen im Fußbereich. Das war beruhigend! Durch Zufall entdeckte Nik, dass bei einem Kinderschlafsack die Angaben der Komfortzone abhängig vom Alter waren. Je älter das Kind, umso höher lag die Temperatur der Komfortzone. Gut, die Angaben sind nur eine Orientierung, denn jeder Körper heizt, friert und wächst anders. Aber interessant war es auf jeden Fall!
Nach mehreren Geschäften wurde es eine kurze Jogginghose für ihn. Für den unten liegenden Hüftbereich überlegte er ein Stück Isomatte zuzuschneiden. Allerdings könnte eine zu hoch liegende Hüfte andere Probleme hervorrufen. Vielleicht würde der zusätzliche Stoff vom kurzen Jogger auch hier genügen.
Ab ins Spa
Steve hatte uns das Polynesian Spa in Rotorua empfohlen. Es ist eine ziemlich große Anlage mit sehr vielen Pools. In den Familienpools befindet sich „normales“ Süßwasser mit 33 bis 40 °C. Ok, 40 °C ist schon nicht ohne. Aber wir befinden uns in einem Geothermalgebiet. Die meisten anderen Pools waren gefüllt mit alkalischem (höherem pH-Wert) oder saurem Wasser (niedrigerem pH-Wert) mit Temperaturen von bis zu 41 °C. Dabei war zu beachten, dass man das Wasser nicht verschluckt und nicht in die Augen bekommt. Für uns klangen die Becken im Deluxe Lake Spa am vielversprechendsten. Vier alkalische Becken mit 36, 38, 40 und 41 °C, ein saures Becken mit 40 °C, ein kühles Tauchbecken mit 18 °C und vom Thermalwasser beheizte Liegestühle. Handtücher waren inklusive. Wir steigerten uns in den Temperaturen. Das war sehr angenehm. Irgendwie nur nicht so heiß, wie wir gedacht hatten. Es folgte das saure Becken mit Blick über die Rauchschwaden vom Schwefelsee Rotorua und schließlich das Tauchbecken. Verena schaffte es unterzutauchen, Nik kam über zwei Versuche irgendwie nicht hinaus. Eigentlich hatte er bei so was keine Schwierigkeiten. Vielleicht klappte es ja später. Erstmal hieß es auf den beheizten Liegestühlen entspannen und die Atmosphäre genießen.
In der zweiten Runde waren die Becken irgendwie heißer als bei der ersten. Der Zulauf vom richtig heißen Wasser war nicht kontinuierlich, sondern schubweise. Und dort, wo es eingeleitet wurde, standen Warnschilder. Die waren definitiv notwendig. Was wir dann allerdings hinterfragten, waren die Temperaturangaben zu den einzelnen Becken. Aber gut, sie dienten als grobe Orientierung. Bei 41 °C begann Verenas Kreislauf ein wenig zu stottern. Also ging es für sie zurück auf die Liege. Nik schloß seine Runde diesmal erfolgreich mit dem Tauchbecken ab. Nur verstanden einige der Badegäste das Tauchbecken nicht oder anders. Denn wir haben öfters beobachten können, wie mehrere Leute in diesem echt kleinen Becken länger drinhockten. Nik musste sogar fragen, ob jemand so freundlich wäre rauszugehen, damit er ganz kurz einmal untertauchen kann. Scheinbar waren sie Fans vom Eisbaden. Wir überlegten sogar, ob wir das Becken falsch nutzen. Aber es hieß Tauchbecken und hatte keine Sitzmöglichkeit. Also verstanden wir es als Tauchbecken wie beim Saunieren – rein, runter, raus. Zwei jugendliche Mädels sahen eher nach einer Mutprobe aus. Wer zuerst rausgeht, der verliert. Wie man merkt, gab es viel zu beobachten! Hihi!
Und morgen so?
Der Check-out war zehn Uhr am nächsten Morgen. Wir würden also (für unsere Verhältnisse) früh loskommen. Wir wollten zum Waimangu Vulcanic Valley, das wohl jüngste Erdthermietal der Welt, mit Wanderwegen entlang von Vulkankratern, verschieden geformten heißen Quellen, tollen Farben und einem See. Dafür planten wir zwei bis drei Stunden ein. Fünf Kilometer weiter gab es einen Süßwassersee mit einem Campingplatz. Dort wollten wir dann zelten. Und die Nacht sollte sehr sehr kalt werden.
Tag 699 (28.07.2024)
13 °C
Die Taschen waren gepackt. Ans Fahrrad kamen sie trotzdem nicht. Nik hatte super schlecht geschlafen, vielleicht an die drei Stunden. Jeder Körper geht mit Schlafmangel anders um. Früher haben wir so was leicht weggesteckt. Hier und jetzt war das richtig beschissen. Wir mussten nicht unbedingt weiter. Zudem kündigte sich Regen für morgen an. Das hätte bedeutet nach einer wahrscheinlich zu kalten Nacht bei Regen im Zelt aufzuwachen, es im Regen zusammenzupacken, mit einem schweren, weil nassen Zelt bis nach Taupo zu radeln, während es unentwegt weiterregnet. Ähm … ach nö! Da konnten wir gut und gerne drauf verzichten. Vielleicht würde sich die Wettervorhersage ja noch verbessern, heute ging es auf jeden Fall nicht weiter. Als Nik nachmittags berichtete, dass es ihm echt nicht gut ging, haben wir zur Sicherheit gleich um zwei Nächte verlängert. Ein Vorteil an den Wintermonaten in Neuseeland war zumindest, dass die Motels nicht ausgebucht waren und wir keine Probleme bei spontanen Verlängerungen bekamen. Immerhin!
In Neuseeland ist ja alles etwas teurer. Daher kochten wir häufig. Allerdings nicht mit unserem Alleskocher, sondern in Neuseeland schien es in jeder Unterkunft auch immer eine kleine Küchenzeile zu geben. Mikrowellen und Kühlschränke schienen Standard zu sein. Meist gab es auch einen Herd und manchmal sogar einen Backofen. An diesem Abend gab es Kräuter-Käse-Knoblauch-Kartoffelbrei, Burgerpatties aus Rindfleisch, Bratensoße, Brokkoli und Karotten.