Tourwoche

Tag 679 (08.07.2024)

  13 °C

Der Auckland Sky Tower.

Blick in die Queen Street mit der Briton Train Station links.

Da träumte jemand vor sich hin. 😊

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Heute ging es in die Stadt, allerdings mit dem Bus. Dazu mussten wir an einem Kiosk eine Kundenkarte aufladen. Das war nicht ganz so einfach, wie gedacht. Dann stellten wir uns an die ausgeschilderte Bushaltestelle und beobachteten, dass man sich nicht nur hinstellen muss, um den Bus anzuhalten, sondern zusätzlich auch winken sollte. Alles klar! Wir hatten vorher nachgefragt, wie viel eine Busfahrt ins Stadtzentrum kostet. Da wir zusammen mit einer Kundenkarte zahlen wollten, war die erste Fahrt für Verena direkt umsonst. Denn das Lesegerät erkannte die Kundenkarte nicht und der Busfahrer winkte uns durch. Auch gut! Im Stadtzentrum angekommen spazierten wir zwischen den Hochhäusern durch eine moderne Einkaufsstraße hinunter zum Fährhafen. Von hier aus konnte man zu diversen Inseln östlich des Festlandes oder einfach auf die andere Seite des Waitematā Naturhafens übersetzen.
Im Informationszentrum der Stadt stellten wir einige Fragen, sowohl zu den staatlichen und privaten Campingplätzen, als auch zum Wildcampen. Die Antworten waren leider ernüchternd und sogar fehlerhaft, wie sich herausstellen sollte. Unpraktisch! Von dort aus ging es zum höchsten Fernsehturm der südlichen Hemisphäre, dem 328 Meter hohen Auckland Sky Tower. Er ist ein Aussichts- und Fernmeldeturm und hat so einiges zu bieten. Im Untergeschoss findet sich der typische Souvenirladen. Von dort aus geht es im Fahrstuhl zum Stockwerk 50 (182 Meter) mit der luxuriösen SkyBar, Stockwerk 51 (186 Meter) mit Panoramarundgang, Snackläden und einer virtuellen Glasrutsche um den Tower herum (SkySlide), Stockwerk 52 mit einem sich drehenden Restaurant, Stockwerk 53 (192 Meter) mit dem preisgekrönten Restaurant SugarClub, und schließlich Stockwerk 60 mit dem SkyDeck, einer weiteren Aussichtsplattform. Das alles befindet sich innerhalb des Towers. Für den speziellen Nervenkitzel gibt es im Stockwerk 53 noch einen Ausgang an die frische Höhenluft (192 Meter) zum SkyWalk und SkyJump. Darauf hatte es Nik abgesehen. Weil es an diesem Tag leider schon zu spät war, wurde das auf den nächsten Tag verschoben. Dann erfahrt ihr auch, was das genau ist. 😉

Tag 680 (09.07.2024)

  14 °C

Live more. Fear less.
Lebe mehr. Fürchte dich weniger.

Macht Nik auf jeden Fall. Und das nicht nur beim SkyWalk. Den genoss er in vollen Zügen. Sobald er einen Sicherungsgurt an hat kann es gar nicht hoch genug sein! 😄

Auch beim SkyJump hatte er keine Probleme. Im Gegenteil, den fand er eher langweilig, weil es viel zu schnell vorbei war.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Nik war vor Aufregung den ganzen Vormittag angespannt. Es ging wieder mit dem Bus ins Stadtzentrum und zum Sky Tower. Er hatte noch am Vorabend den SkyWalk und den SkyJump gebucht. Er bekam im Untergeschoss einen knalligen Overall angezogen und schlüpfte in einen Sicherheitsgurt. Auf 192 Metern wurde er eingehakt und lief in einer Gruppe einmal außen um den Tower, auf einem vom Turm abgesetzten Gehweg, herum. Dabei hatten sie jede Menge Zeit und es gab einige Mutproben: rückwärtslaufen ohne herunterzuschauen oder seitlich weg vom Gehweg in den Sicherheitsgurt setzen, mit einem angewinkelten Bein. Kein Problem für den Hochseilgartenfan Nik. Es war ein überragendes Erlebnis, dass er in allen Zügen genoss. Der Rest der Gruppe verabschiedete sich und fuhr im Fahrstuhl nach unten. Nik wollte auch nach unten, allerdings wieder außen am Tower. Beim SkyJump wurde er mit einem bremsenden Seil von oben und von zwei Seilen links und rechts in der Mitte gehalten. Er sprang 192 Meter in die Tiefe. Verena beobachtete seinen Fall von der untersten Aussichtsplattform aus, gesichert hinter dickem Glas und Stahl. Der Fall dauerte leider nur elf Sekunden und war somit viel zu schnell vorbei. Der SkyWalk war sein Geld wert und sei hiermit empfohlen.

Tag 681 (10.07.2024)

  15 °C

Dieses viele und satte Grün war einfach der Wahnsinn für unsere Augen. 😳

Der langsame Sonnenuntergang in der Kawakawa Bay (Bucht) war auch nicht schlecht.

Mal ganz abgesehen von dem Motelzimmer mit eigener Küche.

© OpenStreetMap

Von Auckland nach Kawakawa Bay

57,6 Kilometer
224 Minuten
320 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Guter Start
Die Strecke raus aus Auckland war ok. Den ersten Teil kannten wir ja bereits von unserer Anreise. Die Sonne schien herrlich und es war kühl, aber nicht kalt. Je weiter wir aus der Stadt herausfuhren, um so öfter wurden wir immer dichter überholt, vor allem von Trucks mit Anhängern. Natürlich machten das nicht alle von ihnen, aber wenn, dann war das schon beängstigend. Dafür wurde die Landschaft netter. Die Kühe fanden uns auffällig interessant. Die Schafe waren da unterschiedlicher Meinung. 😆
Wir hatten keine Unterkunft gebucht und hofften darauf, unterwegs was zum Zelten zu finden. Privat fragen war schwierig, weil die Höfe teils weiträumig eingezäunt waren und an den Auffahrten keine Klingeln hatten. Der tief verwurzelte, deutsche Anstand hielt Verena davon ab, einfach auf den Hof zu gehen. Es ergaben sich zwei Situationen, bei denen die Leute auf ihrem Hof zu sehen waren. Aber sie konnten uns nicht wirklich helfen. Schade! Immerhin hatten wir es versucht. Es gibt in Neuseeland jede Menge Plätze für Selbstversorger, also Wohnmobile und ähnliches, die einen Wasservorrat für mehrere Tage und eine Toilette haben. Und genau das war ein zusätzlich selektierender Unterschied für uns. Wenn jemand es gut meinte und von Campingplätzen in der näheren Umgebung wusste, dann hieß es nicht unbedingt, dass die auch im Winter offen hatten oder eben für uns, nur mit einem Zelt und ohne Toilette, nutzbar waren. Nik hatte sich die letzten Tage stundenlang mit dem Thema befasst und sich jeden Campingplatz auf dem ersten Abschnitt unserer Route über verschiedene Informationsquellen angeschaut. Das war super aufwendig und frustrierend, weil sich die Informationen teilweise widersprachen. Verena meinte nur „Wird schon!“. Wir hatten so oft gehört, dass es kein Problem sei, kurz mal bei einer Farm zu fragen und dann auf einer Wiese zelten zu dürfen. Schade ...

Ernüchterung
Hier standen wir nun. Die Sonne näherte sich dem Horizont. Wir trauten uns nicht ins Reservat zu fahren, weil das Camp einfach zu weit weg war, um es noch sicher zu erreichen. Es gab ein Motel, ein Stück entfernt, in die falsche Richtung und richtig, richtig teuer. Aber was sollten wir tun? Wenn wir unser Zelt einfach irgendwo aufgestellt hätten, dann hätten das im schlechtesten Fall das doppelte bis dreifache des Motels gekostet. War also auch keine Option. Immerhin freute sich der ältere Herr im Schlabberoutfit über seine ausgefallene Kundschaft. Wenn eine Vielzahl an Campingplätzen schon außerhalb der Saison geschlossen hatten (wir waren alleine an diesem ersten Tag an fünf vorbeigefahren!), dann hatten hoffentlich die Motels und andere Unterkünfte immer freie Zimmer für uns. Denn wie immer wussten wir nicht, wann wir genau wo sein würden. Im Voraus planen und buchen hätte den Schwierigkeitsgrad unserer Reise durch Neuseeland erheblich angezogen bis unmöglich gemacht.
Vom Motel aus hatten wir einen beeindruckenden Blick in die Kawakawa Bucht, bei der gerade die Sonne in den schönsten Farben unterging. Mit der Sonne sank ebenfalls zügig die Temperatur. Zu dem Zimmer gehörte auch eine nicht gerade kleine und voll ausgestattete Küche mit Esstisch. Damit musste keiner von uns draußen in der Kälte hockend kochen. Wir waren uns allerdings unsicher, ob die Heizung für die Nacht ausreichen würde.

Tag 682 (11.07.2024)

  12 °C

Eine Putzstation für Reifen und Sohlen zum Schutz des Nationalparks.

Es gab wieder kräftige Anstiege, dafür dann aber auch malerische Aussichten.

Nach dem Abendessen wuchs der Frost schon ab 8 Uhr abends über unsere Taschen und das Zelt. Den Frost erkennt man auf dem Foto nicht, sehr wohl aber, dass Nik etwas hineingeritzt hat. Das versprach eine seeehr frostige Nacht zu werden.

© OpenStreetMap

Von Kawakawa Bay nach Hunua Ranges

32,6 Kilometer
183 Minuten
620 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

schwierige Entscheidung
Die Räder standen fertig auf dem Parkplatz. Aber wir mussten noch entscheiden, wohin es überhaupt geht. Wollten wir ein Stück zurück in das Reservat, einem regionalen Park mit ordentlich Steigung, und hoffen, dass wir dort wirklich legal zelten konnten? Oder wollten wir lieber außen herum durch die Zivilisation über Orere Point fahren? Der Betreiber des Motels und sein Freund sprachen den grübelnden Nik an und versuchten mit Informationen und Tipps zu helfen. Wir waren in Neuseeland, um radelnd die Landschaft zu erleben. Damit fiel die Entscheidung auf das Reservat. Also ab in die Berge! Wird schon! ☺️

Schwierige Strecken, die entlohnt wurden
Nachdem wir ein Stück der Strecke vom Vortag zurückgefahren waren, ging es relativ schnell ans Schieben. Wir brauchten drei Stunden für vier sehr steile Kilometer. Der Eingang zum Park bestand aus einem kleinen Parkplatz, einer verschlossenen Schranke für den Kraftfahrzeugverkehr, einem Toilettenhaus und einer überdachten Putzstelle. Ja genau! Wer den Park betreten wollte, sollte dort von seinen Schuhen, Reifen und Equipment die Erde abbürsten und die Laufflächen desinfizieren*. Mit leeren Mountainbikes ging das sicher rasch. Wir brauchten einen Moment. Dahinter ging es durch eine Schleuse oder Barriere, wahrscheinlich um Motorrädern den Zugang zu verwehren. Dort mussten wir drei der fünf Taschen abnehmen, um durchzupassen. Einfach machten sie es uns nicht! 😄
Der Wald war echt schön. Die Pflanzen waren uns unbekannt und die Vogelgesänge ließen uns staunen und wundern. Wen so was interessiert, der sollte online unbedingt nach dem Tuihonigvogel (Prosthemadera novaeseelandiae) und dem Flötenkrähenstar (Gymnorhina tibicen) suchen und den Gesängen lauschen, zum Beispiel bei "ebird.org".

Schwieriges Ende
Wir brauchten wie so oft länger als gedacht. Die letzten Kilometer ging es bereits im Dunkeln über den holprigen und kurvenreichen Parkweg, als wir direkt vor dem Upper Mangatawhiri Campingplatz wieder eine Reinigungsstation passieren mussten. Mit unseren Stirnlampen liefen wir den Schotter des Parkplatzes und die feuchte Wiese ab, um uns einen Überblick zu verschaffen. Außer uns sahen wir dort niemanden. Das Toilettenhaus war offen, sauber und funktionstüchtig. Massive Picknicktische standen verstreut und dazwischen entdeckte Nik einen fest montierten Grilltisch. Das war ein gefliester, hüfthoher Tisch mit eingelassener Heizplatte. Der Unterbau war rundum verschlossen. In ihm war eine größere Gasflasche eingeschlossen. Über einen Knopf wurde der Gasbrenner gestartet und die Grillplatte beheizt. Zumindest theoretisch. Wir konnten drücken, wie wir wollten. Es blieb kalt. Immerhin konnten wir so auf angenehmer Höhe und geradem und feuersicherem Untergrund einfach unseren omnifuel Kocher verwenden, mit genug Ablagefläche drumherum. Auch gut!
Was nicht so gut war, war die Temperatur. Es wurde kälter und kälter. Handschuhe waren beim Kochen hinderlich und mussten permanent an- und ausgezogen werden. Das Essen wurde direkt aus dem Topf gelöffelt und heruntergeschlungen. Das dreckige Geschirr stellten wir ein paar Meter entfernt vom Zelt ab. Zum Abwaschen war es einfach zu kalt. Als wir ins Zelt gingen, breitete sich der Frost bereits auf dem Außenzelt und den Fahrradtaschen aus. Na dann, gute Nacht! Ach ja, Handyempfang gab es dort auch keinen. Alleine bei eisiger Kälte in einem unbekannten Gebiet gab es keine Möglichkeit im Notfall um Hilfe zu rufen. Das kann ja was werden!


*Kuraui dieback, zu Deutsch Kauri Wurzelfäule, ist eine tödlich verlaufende Pilzinfektion bei den heimischen Kauribäumen. Diese Bäume sind für Maori heilig. Mit dem Abbürsten von Erde und der Desinfektion der Laufflächen soll eine Verschleppung von kontaminiertem Sediment eingedämmt werden. An den Reinigungsstationen fanden sich sogar Hinweisschilder, nach dem eine Videoüberwachung möglich ist. Eine Kamera konnten wir jedoch nicht ausmachen. Wenn sich zu wenige daran halten, wird so ein Abschnitt wohl auch mal gesperrt.

Tag 683 (12.07.2024)

  11 °C

Der Nebel war so dick und die Sonnenstrahlen so schwach, dass der Nebel sich lange hielt.

Doch irgendwann wurde es wieder angenehm warm unter einem strahlend blauem Himmel.

Wir waren so froh, nicht zelten zu müssen, freuten uns aber um so mehr über den ersten spontanen Kontakt zu den Leuten in dieser, für uns teils unwirklichen, verzaubernden Landschaft. Vielen Dank David und Elizabeth, wir hoffen, es geht euch gut! 😊

© OpenStreetMap

Von Hunua Ranges nach Kaiaua

13,2 Kilometer
66 Minuten
340 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Wildes Federvieh
Mit dem ersten, zarten Licht der aufgehenden Sonne begann es um uns herum zu zwitschern und zu gackern. Teilweise richtig laut. Also mussten die Vögel sehr nah sein. Die Neugierde bei Verena war groß, aber die Müdigkeit und die Abneigung gegen die Kälte außerhalb des Schlafsackes noch größer. Gegen sieben Uhr parkte das erste Auto auf dem Parkplatz. Irgendwann spähte sie durch einen Schlitz hinaus. Ein dicker Nebel lag auf der nassen Wiese. Die Silhouetten von so etwas wie Hühnern war zu erkennen. In geringerer Anzahl waren schwarzweiße Flötenvögel (Gymnorhina tibicen) zu sehen. Es dauerte über zwei Stunden, bis der Nebel sich aufgelöst hatte. Wir waren umgeben von Australpurpurhühnern (Porphyrio melanotus). Hüpfend, regelrecht tanzend, und alles andere als scheu, brachten uns die kleinen Neuseeland-Fächerschwänze (Rhipidura fuliginosa) immer wieder zum Lächeln. Und ein Pärchen Paradiesgänse (Tadorna variegata) machte mit seinem lauten und wiederholtem Geschnatter auf sich aufmerksam. Wir machten uns einen Spaß draus, einige der lustigen Vogelstimmen nachzuahmen. Wenn wir schon keine Katzen hatten, die wir mit unserem Miauen irritieren konnten, dann musste eben das Federvieh herhalten. Hihi!

Angebote
Nik lief die Wiese ab. An ihrem Rand gab es kleine Trampelpfade zum Flussufer, die wieder eine herrliche Landschaft darboten. Unser heutiges Ziel war ein bewirtschafteter Campingplatz. Allerdings war Freitag und es könnte mit den reiselustigen Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer selbst) eng werden. Denn an den Wochenenden waren sie wohl gerne unterwegs. Der Parkplatz war an dem Morgen schon mal gut besucht. Während wir noch aufwachend am Zelt und den Rädern saßen, gesellte sich ein Pickup mit einem eMountainbike dazu. Wir kamen mit dem Fahrer ins Gespräch, bevor er sich eine Runde auf sein Bike schwang. Noch bevor wir alles zusammengepackt hatten, war er schon wieder zurück und verabschiedete sich. Wir mussten noch entscheiden, ob wir weiter den Biketrail nehmen oder die Straße. Von der hatte der Mann uns vorher aber abgeraten. Sie war viel befahren und lag an einer Stelle in dickem Nebel. Da kam der Pickup plötzlich zurück. Er fragte, ob er uns einfach zum nächsten Campingplatz fahren soll. Der lag wohl keine fünf Kilometer von seinem Zuhause entfernt. Und er sei auf die Idee gekommen uns zu fragen, weil Verena nicht so aussah, als ob sie nach der Nacht das Stück fahren wollte. Das war super lieb, doch wir waren hier, um zu radeln. Die Voraussetzungen waren nicht optimal, allerdings auch nicht so schlecht, um sich fahren zu lassen. Oder, wie Nik es nennt, um zu mogeln.
Es sollte auf der Fahrradstrecke (Biketrail) weitergehen. Dazu mussten wir erneut durch eine Putzstation. Der Weg wechselte zwischen super engen Stellen und breiten Abschnitten, Schotter, Erde, Steine, dicht bewachsen und weiten Feldern. Es war schön, aber auch gut frisch. Auf der steilen Rückseite eines Dammes hielten die Schafe das Gras kurz und die Erde mit ihren dünnen Hufen fest zusammengepresst. Ab da war der Trail zu Ende, wir wieder auf einer durchgehend asphaltierten Straße unterwegs, nur ohne Fahrzeuge und die Bremse immer im Anschlag. Es ging auf eine Kreuzung zu. Wir sahen und hörten schon von Weitem den Verkehr. Zwei Häuser standen links und rechts an der Kreuzung. Links erzählten zwei ältere Personen miteinander. Der alte Mann rief Nik etwas zu. Weil Nik ihn nicht verstand, kamen wir zum Stehen. Er hatte wohl nur einen Witz machen wollen. Nun war er in ein kleines Pläuschchen verwickelt. Dabei fragten sie uns, ob wir schon eine Unterkunft für die Nacht hatten. Unser angepeilter Campingplatz war wegen der Ferien sicher voll, meinten sie. Wir könnten in dem Haus gegenüber schlafen. Wie bitte? Wir waren noch voll im Radfahrmodus und dementsprechend überrumpelt. Kurz überlegt, sagten wir zu. David und Elizabeth waren seit fast 50 Jahren verheiratet und wohnten hier. Nach einer kurzen Diskussion unter den beiden wurde uns das andere Haus angeboten, weil dort auch Betten standen. Sie nannten es das Equotel, eine Kombination aus equus (Latein für Pferd) beziehungsweise equestrian (Englisch für Reitsport) und Hotel. In diesem Haus nächtigten (früher) Jokeys und es war dementsprechend mit allem notwendigen ausgestattet. Sie selbst wohnten dahinter, verdeckt von einer riesigen Hecke, mit einem wahnsinnigen Blick über die hügelige Landschaft und auf ein Stück einer Bucht des Pazifiks. Wow! Wir richteten uns im Equotel ein, kochten und duschten heiß, während es draußen nach Sonnenuntergang richtig ungemütlich kalt wurde.

Tag 684 (13.07.2024)

  13 °C

Was für ein Ausblick von der Terrasse der beiden.

Wir haben David und Elizabeth ins Herz geschlossen. Danke für eure Fürsorge und alles erdenklich Gute für die Zukunft!

Herrlich!

© OpenStreetMap

Von Kaiaua nach Thames

48,0 Kilometer
199 Minuten
80 Höhenmeter
Route als GPX-Datei

Keine Zeit
Gegen sieben Uhr war das erste Gewusel vor der Tür zu vernehmen. Die Sonne ging langsam auf. Die Kälte der Nacht hielt sich in dem Haus. In den Schlafsäcken waren wir gut aufgehoben. Gegen zehn Uhr klopfte es dann kräftig an der Tür und David trat lachend herein. Ein lautes und freundliches „Good morning!“ schallte durch den Raum. Er fand es anscheinend amüsant, wie gut wir uns eingepackt hatten. Und ging direkt wieder. Wir machten uns daran, langsam aber sicher aufzustehen. Elizabeth war auf der anderen Straßenseite bei den Pferden zugange. Es war so herrlich den beiden zuzusehen, wie sie miteinander umgingen und immer wieder übereinander witzelten. Wir fuhren sie noch einmal in ihrem Haus besuchen. Sie hatten uns bereits am Vorabend mit Lebensmitteln versorgt, unter anderem mit riesigen Eiern, die alle zwei Eigelbe hatten. 😳 Nun wollten sie uns wieder gut versorgen, doch wir hatten eigentlich alles. Am Ende bekamen wir jeder ein dick belegtes Brötchen und eine Banane mit. Wir durften uns ihr Haus genauer anschauen und waren echt baff. Nicht nur die Aussicht war der Hammer, auch ihr Geschmack, was die Einrichtung angeht, ließ unsere Augen immer größer werden. Verena bekam noch ein spezielles Zimmer zu sehen. Es war voll mit Fotos ihrer Rennpferde. Eines ihrer erfolgreichsten war Mandela. Es war eines der Pferde, um das sie sich vorhin gekümmert hatte. Wie wohl überall auf der Welt ist auch in Neuseeland das Rennreiten ein teures Hobby, eine Leidenschaft. Die Preisgelder decken definitiv nicht die Kosten.
Wir hätten gerne mehr Zeit mit den beiden verbracht und ihren Geschichten und Lebenserfahrungen gelauscht. Doch leider war uns der Regen auf den Fersen und wir mussten weiter. Wären wir einen Tag geblieben, dann hätten wir am nächsten Tag im strömenden Regen fahren müssen. Da wollten wir allerdings schon ein Stück weiter sein und den Regen in einer Unterkunft aussitzen. Der Abschied war echt schwer, weil man merkte, wie gerne sie sich mit uns und wir uns mit ihnen unterhielten. Aber es musste einfach sein. Wir bedanken uns auch an dieser Stelle noch einmal ganz dolle für ihre Herzlichkeit, wünschen ihnen alles Gute für die weitere Zukunft und eine tolle Feier zur goldenen Hochzeit im November!

Bis zum letzten Sonnenstrahl
Es war richtig was los auf der Straße. Bei strahlender Sonne grüßten die Motorradfahrer, Oldtimer und Sportwagen düsten an uns vorbei. Lag es daran, dass Samstag war? Vielleicht! Dafür waren wir noch nicht lange genug und die letzten zwei Tage auch zu abgelegen unterwegs. Tagsüber wurden es bis zu 13 °C mit teils kräftiger, kühler Brise von vorne. Die meiste Zeit fuhren wir auf den tollen Radwegen. Sie verliefen mehr oder weniger parallel zum Highway. Nach hinten raus ergaben die nur leider einen zu weiten Umweg, weshalb wir auf dem Highway wechselten. Mit den letzten Farben der Dämmerung erreichten wir Thames auf der Coromandel Halbinsel. Beim ersten Motel war kein Zimmer frei. Wir mussten ein Stück zurück und waren im zweiten Anlauf erfolgreich.

Tag 685 (14.07.2024)

  14 °C

Erinnerung an den Auckland Sky Tower ...

... mit seiner Aussicht über die Stadt ...

... und darüber hinaus.

Heute war Pause! Deswegen gibt es keine Routeninformationen! Aber der Rest ist ja auch schön!

Die Fahrt durch den beeindruckenden Mangatawhiri Nationalpark zollte ihren Tribut. Anstatt weiterzufahren, buchten wir zwei weitere Nächte in dem Motel und kauften für die nächsten Tage im Motel und die Weiterfahrt ein. Es wurde also ein Großeinkauf, wie er eben mit Reiserädern möglich ist. Am nächsten Tag sollte das Wetter sehr ungemütlich werden und da wollten wir nicht einkaufen müssen.

Tourwoche