Tourwoche
Tag 283 (20.03.2023)
19 °C
Bei einem Spaziergang durch die Stadt gingen wir über verschiedenste Märkte. Es gibt zum Beispiel so unfassbar viele Dattelsorten. Wir machten unsere Späße darüber, dass wir wahrscheinlich keinen Unterschied schmecken würden, sie dafür von der Auswahl an Rotweinen erschlagen wären. Was wir nicht fanden war Trockenobst für Verena. Seit der kleinen Snackbar in Hegra gefielen ihr einige Trockenobstsorten als Snacks an den Tourtagen.
Wir wussten bereits, dass Pizza in jedem Land anders zubereitet wird. Auf Kuba war sie ziemlich süß. Hier probierten wir nun eine saudische Variante. Sie war auch leicht süß und essbar. Aber ein zweites mal würden wir keine Pizza essen wollen. Beim Essen saßen wir auf einer halbhohen Mauer eines Parkes. Ein ziemlich alter Herr schlürfte zügigen Schrittes in seinen Badelatschen mehrfach an uns vorbei. Er machte Sport. Die Badelatschen waren gepolstert. Er lief immer im Kreis auf der Außenbahn des Gehweges. Zwei Damen drehten ebenfalls ihre Runden. Nur nicht ganz so motiviert und abgelenkt von ihren Smartphones. Sie waren gemächlicher unterwegs und nahmen die Innenbahn. Irgendwann setzte sich der alte Herr ein paar Meter neben uns auf die Mauer, wischte sich den Schweiß von der Stirn und verschnaufte.
Hail hat eine alte Festung, die man eigentlich besichtigen konnte. Nur nicht als wir da waren. War ja klar! 😩 Da wir in der Unterkunft einfach nicht arbeiten konnten, kauften wir auf dem Rückweg Lebensmittel zur Weiterfahrt ein. Es gab keinen Grund für uns dort so lange zu verweilen. Da die Unterkunft ihre angebotene Leistung nicht erbringen konnte, wollten wir unseren Aufenthalt verkürzen und natürlich anteilig Geld erstattet bekommen. Die Diskussion darum mit einem der Mitarbeiter war zäh und langwierig. Doch Nik ließ sich nicht abwimmeln und bekam abends vom Manager ohne weitere Diskussion das Geld zurück.
Bei Kabsa und Mutabbaq auf dem Teppich hockend zwischen Bett und Wäscheleine, war es Zeit für den zweiten Teil von Indiana Jones.
Tag 284 (21.03.2023)
18 °C

Bei den Straßen gab es echt nichts zu meckern. Genug Platz und Material zum Straßenbauen haben sie ja.

Nach einer Herde erwachsener Dromedare folgte plötzlich eine Herde Jungtiere mit zwei oder drei erwachsenen Tieren. Das wirkte wie ein Kindergarten. 😄

Von Ha'il nach Faid
100,0 Kilometer | |
224 Minuten |
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160 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Es ging den gesamten Tag nur den Highway entlang. Das war richtig öde. Aber der Kamelzaun wenige Meter neben der Straße war viel schlimmer. Als Frau konntest du mal eben nicht weiter in die Landschaft laufen, um weniger bis gar nicht gesehen zu werden. Wenigstens gab es hervorragenden Rückenwind.
An einer Kreuzung fuhren wir vom Highway ab auf eine kleinere Straße. An einer Stelle hielten wir an und entschieden uns dort zu zelten. Verena war total erschöpft und ihr Knie schmerzte bereits seit einigen Kilometern. Doch für Nik war es unmöglich jetzt aufzuhören. Es fehlten noch genau 400 Meter, um die 100 Kilometer Tagesstrecke voll zu machen. Er fuhr 200 Meter weiter, drehte um und zurück an Verenas Seite betrachtete er mit müden aber glücklichen Augen seine 100 auf dem Navi. Glückwunsch! 🥳
Wir zelteten genau neben einem Gehweg. Nur war das gleichzeitig hinter einer kleinen Erdkante und damit etwas mehr als einen Meter tiefer als der Weg. Wir waren von der Straße aus nur stehend zu sehen. Das war ok. 😊
Tag 285 (22.03.2023)
24 °C

Wer braucht schon einen Wecker, wenn er vom Getappel vorbeiziehender Schafherden geweckt werden kann?

Von Faid nach Highway 65
80,3 Kilometer | |
223 Minuten |
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70 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Geweckt wurden wir von Viehglocken, die morgens dicht an unserem Zelt vorbeizogen. Nik war noch nicht ganz wach, da bekam er eine Nachricht und musste kurz arbeiten. In unserer Nähe stand ein kleiner Strauch. Er setzte sich mit seinem Campingstuhl in den spärlichen Schatten und versuchte bei dem grellen Sonnenschein irgendwas auf dem Bildschirm zu erkennen. In seinem Programmupdate hatte sich ein S eingeschlichen und damit einiges lahmgelegt. So schnell kann das gehen …
Es ging zurück auf den Highway. Irgendwann rief Nik von hinten schreiend eine Pause aus. Verena sollte ihr Rad in den Schatten eines Pavillons schieben, definitiv nicht fahren. Denn sie verlor hinten Luft. Sie dachte sie verliere wieder nur ihre Kraft, aber nein, ein Dorn war schuld. Wahrscheinlich stammte der vom letzten Campingplatz. Nachdem der Schlauch gewechselt war, nutzten wir den Schatten und vertilgten die Reste der gut gewürzten Linsen vom Vortag auf arabischem Brot. Einfach genial! 🤤
Zum Campen fuhren wir wieder vom Highway ab auf eine kleinere Straße. Ein Gelände mit unzähligen Schutthaufen sah attraktiv aus. In einer Art kleinen Kuhle war der Boden eben und die Schutthaufen fungierten als Sichtschutz. Dort wuchsen überall kleine Sukkulenten, die sich wie ein Teppich über einen Großteil des Bodens erstreckten. Schon bei leichten Berührungen gingen sie kaputt und wurden regelrecht matschig.
In der Nähe, irgendwo zwischen diesen Schutthaufen, begann ein Hund jämmerlich zu jaulen. Es dauerte sehr sehr lange, bis er verstummte. Erst dachte Verena an ein Gerangel. Am Ende wirkte es eher wie ein verletzter Hund, der sich langsam über den Platz bewegte.
Tag 286 (23.03.2023)
26 °C

Von Highway 65 nach Al Qaraa
72,3 Kilometer | |
281 Minuten |
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220 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Morgens waren keine Hunde mehr zu hören. Und so matschig wie einige der Sukkulenten durch uns geworden waren, so matschig fühlte sich auch Nik. Zudem plagten ihn Kopfschmerzen. Doch es half nichts, wir mussten weiter. Zurück auf dem Highway tauchte plötzlich ein Polizeiwagen auf. Er verlangte gleich zweimal unsere Pässe und ab jetzt hatten wir wieder eine Eskorte... Nachdem die Eskorte gewechselt hatte, brauchten wir eine Pause. Da der Ramadan begonnen hatte, wollten wir beim Trinken nicht gesehen werden und bogen auf eine Straße ab runter vom Highway. Das verstand unsere Eskorte nicht. Sie wussten, dass wir nach Buraida wollten. Nun bogen wir für sie falsch ab. Wir sollten zurück auf den Highway. Nik versuchte ihnen zu erklären, dass wir eine Pause brauchten. Und zum Ramadan ist es verboten tagsüber zu trinken und zu essen, erst recht in der Öffentlichkeit. Das stellt eine Provokation gegenüber den Fastenden dar. Das respektierten wir und wollten uns dementsprechend verhalten. Unsere Eskorte bestand in dem Moment aus zwei Männern. Einer der beiden war sehr bestimmend. Er verstand, dass wir eine Pause brauchten und fragte, ob wir was essen wollten. Wir wollten nur verschnaufen und mussten dringend bei der Hitze was trinken. Er war damit einverstanden, wollte uns aber im Auge behalten. Und das meinte er auch genau so. Wir stellten uns neben der Fahrbahn an einen Zaun. Sie setzen ein paar Meter zurück, und parkten ebenfalls neben der Fahrbahn, aber den Wagen direkt auf uns ausgerichtet. Was sollte das denn? Am Ende setzten wir uns einzeln hinter die Räder, um beim Trinken nicht direkt gesehen zu werden. Denn auch vor diesen Polizisten wollten wir aus Respekt nicht offensichtlich trinken.
In einer Ortschaft direkt am Highway gab es als ausgewiesene Sehenswürdigkeit eine alte Stadt. Wir bogen also wieder ab. Am Eingang angekommen verließ uns unsere Eskorte. In der Stadt waren wir alleine unterwegs. Bis auf einen jüngeren Mann, der plötzlich auftauchte, uns ansah und wieder verschwand. Die Stadt war ein wenig interessant aber kein Highlight. Zurück auf dem Parkplatz am Eingang stand ein Wagen mit dem jungen Mann drinnen. Wir setzten uns auf den Bordstein und ruhten noch ein wenig aus. Er war unsere neue Eskorte in zivil. In dem Ort hielten wir an einem Supermarkt. Wir hatten nicht mehr genug Wasser. Der Supermarkt wurde gerade verschlossen, weil die Mitarbeiter zur Moschee gingen. Unsere Eskorte rief sie zurück, damit wir noch schnell einkaufen konnten und nicht auf ihre Rückkehr warten mussten. Man war das eine unangenehme Situation. Da wollten wir ganz schnell weiter.
Alles um uns herum wurde landwirtschaftlich genutzt. Das war schlecht zum Zelten. Neben einem großen Gebäude hielten wir an und diskutierten miteinander. Nik hatte aus vielen Gründen schlechte Laune. Verena wollte endlich einen Platz zum Zelten finden. Sie ging mit dem Übersetzer zur Eskorte und fragte, ob wir auf dem eingezäunten Grundstück vom ungenutzt aussehenden Gebäude zelten durften. Sie waren einverstanden. Als wir die Räder zum Gebäude schoben mussten wir leider feststellen, dass es ein Missverständnis gab. Wir sollten auf das ungenutzte Feld daneben gehen, nicht auf das Grundstück. Na gut. Dann eben dahin. Wir gingen so weit es möglich war weg von der Straße, bis an den Zaun einer Plantage heran.
Das Zelt stand, da kamen alle drei Männer mit dem Jeep über das Feld zu uns gefahren. Der Mann in zivil fing an sich aufzuregen und sagte, dass wir hier nicht zelten dürften. Nik rastete aus. Was für eine Scheiße sollte das werden? Zum Glück konnte niemand von ihnen Deutsch und verstand das Gefluche von Nik. Der ältere Polizist begann zu intervenierten. Angeblich gäbe es hier Schlangen. Das war uns egal. Wir mussten auf alles mögliche aufpassen. Dann eben hier nun auch auf Schlangen. Danke für die Info! Kein Grund im Dunkeln umzuziehen. Irgendwann kam raus, dass der zivile Mann uns dort eigentlich nicht haben wollte, weil die Bewohner es nicht mochten, wenn Fremde auch nur in der Nähe ihrer Grundstücke „rumlungerten“. Aha! Irgendwann platze dem älteren Polizisten aus dem Jeep anscheinend der Kragen, wurde lauter und bestimmender gegenüber dem zivilen. Wir durften dort bleiben, sollten aber wegen der Schlangen aufpassen. Außerdem würden wir nachts kontrolliert werden. Was auch immer das bedeuten sollte.
Bevor sie uns verließen sollten wir noch sagen, wann wir am nächsten Tag weiterfahren wollten. Wir nannten eine Uhrzeit. Daraufhin gab es eine klare Ansage vom Zivilen erneut in einem unfreundlichen Befehlston. Wir haben nicht früher zu fahren! Alles klar! Und Tschüss! Die anderen beiden blieben freundlich und wir wünschten uns allen einen schönen Abend!
Tag 287 (24.03.2023)
29 °C

Von Al Qaraa nach Buraida
32,7 Kilometer | |
138 Minuten |
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90 Höhenmeter |
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Route als GPX-Datei |
Nachdem wir aufgestanden waren stand leicht versteckt ein Fahrzeug am Straßenrand. Unsere Eskorte! Na herzlichen Willkommen zu einer neuen Runde! Auf den Straßen fielen uns an diesem Tag die vielen überfahrenen Tiere auf. Sie sahen aus wie Igel. Eine Recherche ergab, dass es dort tatsächlich Wüstenigel gibt.
Es war ein Krampf mit der Eskorte, weiteren, undefinierbaren Geleitfahrzeugen, der uns unverständlichen Straßenführung in unserem Zielort Buraida. An einer Stelle wurde unsere Eskorte rasend schnell überholt. Nur leider waren wir so gut von der Eskorte verdeckt, dass der Überholende uns nicht sah. Und da der direkt nach dem Überholvorgang rechts in eine kleinere Straße abbiegen wollte, schaffte er es bei dem Tempo nur um Haaresbreite Verena nicht zu erwischen. Er verfehlte zudem die Ausfahrt, an der Verena gerade noch zum Stehen gekommen war, um einige Zentimeter. Bei den hohen Bordsteinen wäre der Wagen hinüber gewesen. Die Eskorte rührte sich nicht. Der Raser setzte zurück und fuhr in die Ausfahrt. Es war egal ob Verena im Weg stand. Vielleicht wäre sie bei einer Kollision auch rechtlich selbst schuld gewesen. Wir waren in einem Land, das noch sehr viel mehr als Deutschland ein Autoland ist und bleiben wird. Sie haben einfach keine Alternativen.
Die Eskorte verstand nicht, warum wir einen Schlenker über kleinere, weniger befahrene Straßen machen wollten und wies uns an zurück auf die fetten Straßen zu fahren. Sie hatten keine Ahnung, wie wir zu unserem Hotel kommen sollten. Dadurch endeten wir an der fettesten Straße, die mitten durch die Stadt führte. Nur mussten wir auf die andere Seite. Das ging aber nicht einfach so. Es gab keine Unterführung oder eine Brücke hinüber. Wir sollten tatsächlich auf dieser schnell befahrenen, mehrspurigen Straße ein ganzen Stück fahren, um dann auf die linke Spur für einen U-Turn zu wechseln und den ganzen, beschissenen Weg wieder zurück zu fahren. Geht´s noch? Es gab von niemandem auch nur den Hauch von Verständnis dafür, was es bedeutete mit solchen Reiserädern unterwegs zu sein. Als uns Passenten anhielten und versuchten zu helfen, wurden wir auch noch von der Polizei dazu angehalten das zu beenden und weiterzufahren. Nicht schön! 🤬
Und aus irgendeinem Grund verfolgte uns ein weiteres ziviles Fahrzeug. Es wurde immer unangenehmer. Als wir endlich an unserem Apartment-Hotel ankamen ging Nik zu dem Wagen und fragte, was das solle. Wie immer gab es nur die Antwort „Zu ihrer Sicherheit!“. Wir hatten sowas von die Schnauze voll und waren froh, jetzt ein paar Tage ausruhen zu können.
Tag 288 (25.03.2023)
32 °C
Am Abend zuvor wurde Verena schon seltsam. Die Tage vorher lief ihr schon die Nase. Jetzt brach die Erkältung richtig aus. 😩 Wir wollten nur drei Nächte bleiben. Aber das sollten dann wohl doch mehr werden...
Nik brachte von seinem ersten Spaziergang durch Buraida Kabsa mit einem Klecks Kürbispürree und einem Wurf Nudeln drauf mit.
Tag 289 (26.03.2023)
27 °C
Verena war weiter krank. Wir verlängerten unseren Aufenthalt direkt um drei weitere Tage, damit sie genug Zeit bekam zum Auskurieren, aber auch damit Nik zu seinem Geburtstag Internet zum Videotelefonieren hatte. Wegen des Ramadans mussten wir auch noch genau rausbekommen, wann die Restaurants um uns herum öffneten. Denn zum Fastenbrechen bei Sonnenuntergang war alles vorübergehend geschlossen. Wir könnten davor und danach Essen besorgen. Wobei einige nach dem Fastenbrechen gar nicht mehr öffneten. Oder teilweise ausverkauft waren.